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Warum manche Babys kein Vitamin D vertragen...
Bei Fachleuten heißt die Erkrankung „Idiopathische infantile Hyperkalzämie“. Sie wurde erstmals in den 1950er Jahren beschrieben, als Säuglinge in Großbritannien zum Schutz vor Rachitis große Mengen an Vitamin D erhielten. Dieses Vitamin steuert im menschlichen Organismus vor allem den Kalzium-Haushalt, und der wiederum ist für einen gesunden Knochenbau wichtig. Einige der Babys jedoch entwickelten Erbrechen, bekamen Fieber, schieden zu viel Urin aus und nahmen an Gewicht ab. Die Ärzte stellten fest, dass sich in Blut und Nieren zu viel Kalzium angesammelt hatte.
Die Vermutung früherer Forscher, dass die an Hyperkalzämie erkrankten Babys eine besondere Empfindlichkeit für das Vitamin haben, konnte Prof. Konrads Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Team des Biochemikers Prof. Glenville Jones von der Queen’s University in Kingston (Kanada) bestätigen: Die Wissenschaftler entdeckten bei erkrankten Kindern Mutationen im Gen CYP24A1.
Dieses Gen kodiert für das Schlüsselenzym des Abbaus von aktivem Vitamin D im menschlichen Körper. Die Mutationen führen zu einem Ausfall des Enzyms, wodurch der Vitamin-D-Spiegel ansteigt. Die Idee für die Studie stammt von den Münsteranern, die auch sämtliche klinischen Untersuchungen und Gentests durchführten. „Die Kooperation mit Prof. Jones ergab sich, weil er zurzeit als einziger Forscher weltweit in der Lage ist, die Abbauprodukte des Vitamin D-Stoffwechsels nachzuweisen. Und dieser Nachweis war nötig, um zu zeigen, dass das betreffende Enzym tatsächlich nicht mehr funktioniert“, so Konrad.
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Wenn jemand aufgrund eines Gendefekts Vitamin D nicht verträgt, so gilt dies ein Leben lang. Prophylaxe ist sinnvoll, man darf es aber nicht übertreiben.“
Wenn das Vitamin nicht abgebaut werden kann wegen des Dyp 24A1-Defekts, entsteht auch eine Hypervitaminose D:
Hypervitaminose DEine Vitamin-D-Überdosierung führt zu einer überstimulierten Calcium-Absorption im Darm und Calcium-Resorption aus den Knochen und daher zu einer Hypercalciämie (Calcium im Serum > 2,75 mmol/l) und zu einer Hypercalciurie (Calcium-Ausscheidung > 10 mmol/24h). Dies führt zu folgenden Wirkungen:[2]
Die Nieren werden geschädigt durch Kalkablagerungen, das führt zu einer verringerten glomerulären Filtrationsrate. Andererseits können die Nierentubuli den Urin nicht mehr so gut konzentrieren, was vorübergehend zu einer Polyurie und einer sekundären Polydipsie führen kann. Beides führt zu einer funktionellen Niereninsuffizienz.
Die längerfristige Hypercalcämie kann ferner zu Calciumeinlagerungen in Weichgewebe wie Blutgefäßen, Herz, Lungen, Muskeln und Sehnen führen.
An den Knochen resultiert eine Osteoporose.[10]
Weitere Symptome insbesondere chronischer Überdosierung sind:
Anorexie und Gewichtsverlust, Erbrechen, Verstopfung, Bauchkrämpfe, Bluthochdruck, Psychosen
Muskel- und Sehnenschmerzen, Kopfschmerzen
bei Kindern: Wachstumsstörung, persistierende Körpertemperaturerhöhung, Irritabilität
Starke Überdosierungen können zum Tod führen.
Grüsse,
Oregano