Unklare Testergebnisse

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27.12.13
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Hallo allerseits,
ich wollte mal fragen was ihr von meinen Ergebnissen haltet. Bin ziemlich verunsichert.
Ich leide seit Jahren unter unklaren Gelenksbeschwerden und ebenfalls unter einer ganzen Reihe zusätzlicher
merkwürdiger Symptome wie zum Beispiel Sehstörungen (Flimmern,Zittern,Glaskörpertrübungen,Funkensehen) ,
die ich früher nicht hatte und die tendenziell immer schlimmer werden. Ich war deswegen schon beim Neurologen und bei verschiedenen Augenärzten und niemand konnte mir helfen. Ein Gedanke, den ich im Hinterkopf hatte war, ob solche seltsamen Probleme eventuell durch Borreliose erklärt werden könnten.

Ich war vor 3 Jahren schon einmal bei einem Rheumatologen und dort wurde ebenfalls ein Test auf Borreliose gemacht IgG und IgM, die beide negativ waren.

Was mich jetzt um so mehr verunsichert sind die aktuellen Ergebnisse von einem Besuch beim Rheumatologen im Dezember, bei denen nun plötzlich der IgG grenzwertig ist!
Es wurde ebenfalls ein Western Blot Test gemacht, bei dem alles negativ war.
Der Arzt meinte nur, dass alles in Ordnung sei, aber den grenzwertigen IgG hat er nicht kommentiert.
Für mich scheint es so als würde der grenzwertige IgG darauf hinweisen, dass ich auf jeden Fall mit dem Erreger in Kontakt gekommen bin, was mich jetzt noch mehr verunsichert, da bisher ja alle Tests immer negativ waren.

Borrelien- AK IgG = grenzwertig 18 / IgM = negativ

Borrelien-Western Blot AK IgG= negativ / IgM = negativ
 
Hallo zopi

Das mit den Tests ist so eine Sache. Jedes Labor verwendet einen eigenen Testkit und kocht damit sein eigenes Süppchen. So kannst du am selben Tag mehrere Blutproben in verschiedene Labors schicken und bei jedem kommt ein anderes Ergebnis. Ergebnisse von verschiedenen Labors können deshalb nicht miteinander verglichen werden. Es können nichtmal Ergebnisse vom selben Labor verglichen werden, wenn die aktuelle Blutprobe nicht zusammen mit der Früheren getestet wird, denn bereits klimatische Bedingungen im Labor können Einfluss auf die Testergebnisse haben.

Bei dir war der erste Suchtest IgG grenzwertig. IgG werden in der Regel erst später im Verlauf einer Borreliose gebildet. Beim ersten Suchtest sind aber Kreuzreaktionen möglich. Das heisst, der Test kann auch positiv ausfallen, wenn andere Erreger am Werk sind wie z.B. nicht humanpathogene (krankmachende) Borrelia-Arten sowie andere Spirochäten wie Treponema pallidum (Syphilis) oder Treponema denticola, Leptospiren, aber auch durch das Epstein-Barr-Virus oder das Zytomegalievirus.

Wegen der möglichen Kreuzreaktionen wird deshalb bei positivem ersten Suchtest ein Bestätigungstest (Blot) gemacht. Bei entsprechend nachweisbaren Banden kann man dann sehen, dass dein Immunsystem schonmal gegen den Erreger aktiv war (immer vorausgesetzt, der Test und das Labor taugt was). Ob die Infektion noch aktiv ist oder nicht, kann der Test nicht beantworten.

Rein labortechnisch bedeutet dein Ergebnis, dass dein Immunsystem noch nie mit Borrelien in Kontakt kam, da der Blot negativ ist. Aaaaber: Das "Negativ" in deinem Blot ist nur die Interpretation des Labors. Im IgG Blot braucht es mehrere hochspezifische (erregertypische) Banden, damit er als positiv interpretiert wird. Da beim Ergebnis die Banden nicht aufgelistet sind, kann man nicht wissen, ob nicht doch hochspezifische Banden nachweisbar waren - einfach zuwenig oder zu schwach markierte für eine positive Interpretation. Und man kann natürlich nicht wissen, wie gut das Labor arbeitet, wie gut der verwendete Testkit ist und ob "dein" Borrelienstamm damit abgedeckt ist.

Kurz und gut: Ein Antikörpertest auf Borrelien ist nicht geeignet eine Borreliose sicher zu bestätigen oder auszuschliessen. Die Diagnose basiert auf Vorgeschichte, Krankheitsverlauf, Symptome, Ausschluss anderer möglicher Krankheiten und Tests. Am Schluss resultiert eine Wahrscheinlichkeit für oder gegen eine Borreliose, der nur mit einem Therapieversuch begegnet werden kann. Ein allfälliges Ansprechen auf Antibiotika wäre ein weiterer Hinweis auf eine Borreliose. Ein anderer bakterieller Infekt wäre aber auch möglich.

Deine Symptome sind nicht borreliosetypisch im Sinne geltender Lehrmeinung. Einige Borreliosespezis sehen das anders, aber die sind (noch) in der Minderheit. Nach geltender Lehrmeinung darf nur Borreliose haben, wer entsprechende Symptome und positive Testergebnisse hat.

Für dich bedeutet das, dass du Borreliose haben könntest, es aber nicht beweisen kannst und deshalb keine Therapie bekommst. Ob du Borreliose hast oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne nicht dein gesamtes Dossier. Ich habe damals auf zehn Jahre zurück alle Arztberichte und Laborbefunde eingefordert, die ich bekommen konnte. Danach alle Arztberichte und Laborbefunde überprüft, um mir selbst ein Bild zu machen, welche Krankheiten schon ausgeschlossen wurden. Zudem habe ich recherchiert, welche Krankheiten noch in Frage kämen. Am Schluss blieb nur noch die Borreliose übrig. Oder die Psyche, die ja für alles herhalten muss, was medizinisch nicht geklärt werden kann. Wegen meiner Hautveränderung gelang dann ein Direktnachweis von Borrelien mittels PCR. Weitere Erklärungen zu möglichen Tests findest du im Einsteigerbeitrag:
https://www.symptome.ch/threads/borreliose-infos-fuer-einsteiger.15526/

In Anbetracht der Gelenk- und Augenbeschwerden würde ich allenfalls mal schauen wollen, ob Ebbstein Barr Virus (EBV) und/oder Zytomegalievirus (CMV) ein Thema bei mir sind. Bei diesen Viren bedeuten positive IgG nichts. Andere Antikörperklassen (IgM, IgA) müssen da mit positiv sein, damit von einer aktiven Infektion ausgangen wird. Inwieweit dieses Vorgehen bei der Diagnose aktiver EVB-/CMV-Infektionen mit der Realität vereinbar ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wenn bei dir schon Vieles ausgeschlossen wurde, musst du dich entscheiden, ob du einen Therapieversuch mit Antibiotika machen möchtest. Wenn du dich dafür entscheidest, musst du einen Arzt finden, der das macht. Das ist manchmal gar nicht so einfach, aber nicht unmöglich. Wenn du aufgrund deiner Überprüfung eine Borreliose als möglich betrachtest, wäre es vielleicht auch sinnvoll, dir von der Selbsthilfe einen Spezi empfehlen zu lassen.

LG, Mungg
 
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Hallo Zopi,

zu dem Geschriebenen meiner Vorschreiberin bleibt mir noch die Frage zu stellen, ob du einen wissentlichen Zeckenstich, gar Bremsenstich, hattest ? Kann auch Jahre/Jahrzehnte zurückliegen ?

Viele Grüße Quittie
 
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