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https://krank.de/krankheiten/tuberkulose/

In Deutschland und Europa galt die Tuberkulose (TBC) lange Zeit als fast ausgestorben. Durch die Migrationsbewegungen in der Welt ist sie Zahl der
Erkrankungen aber wieder am Ansteigen.
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Bei einer Tuberkulose (tbc) handelt es sich um eine ernstzunehmende infektiöse Erkrankung, die primär die Lungen des Betroffenen befällt. Die Weg der Ansteckung von einer Person zur andern ist zumeist der der sog. „Tröpfcheninfektion“. Andere Arten der Übertragung sind faktisch auszuschließen.
Man findet diese Krankheit vornehmlich in weniger entwickelten Teilen der Erde. Nichtsdestotrotz bricht sie bisweilen auch in unseren Breiten aus. Insbesondere in solchen Personen, die zusätzlich bereits mit hiv infiziert sind. Eine eher besorgniserregende Entwicklung ist diese, dass viele der für die Krankheit verantwortlichen Bakterien Resistenzen gegen die gängigen Medikamente entwickeln konnten. Hierdurch kommt es zu teils schwerwiegenden Problemen bei der Behandlung von Betroffenen und es dauert teilweise Monate, bis man imstande dazu ist, die Krankheit halbwegs gut in den Griff zu bekommen.
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Die Tuberkulose (TB) ist eine Infektionskrankheit, die durch Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. Es können dabei verschiedenste Organsysteme betroffen sein, insbesondere manifestiert sich die Erkrankung aber in der Lunge. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt aerogen durch Tröpfcheninfektion oder andere Sekrete wie Speichel, Schleim oder Sputum. Die Verbreitung der Erreger in der Luft erfolgt hierbei in erster Linie durch Niesen, Husten oder Schneutzen. Bei einem Großteil der Infizierten ist das Immunsystem in der Lage, die Infektion durch Abschottung der Mykobakterien mit einem Schutzwall aus Leukozyten lokal einzudämmen. In diesen sog. Tuberkulomen können die Bakterien in inaktiver Form mehrere Jahre überdauern. Diese latente TB-Infektion geht normalerweise nicht mit stärkeren Krankheitserscheinungen einher, so dass sie auch lange Zeit unbemerkt bleiben kann. In dieser Latenzphase ist der Patient nur wenig oder gar nicht infektiös und in den meisten Fällen bleibt auch die Reaktivierung der TB aus. Allerdings kann es besonders bei immunsupprimierten Patienten unmittelbar nach der Primärinfektion zu einer aktiven Tuberkulose mit starken Krankheitserscheinungen kommen. In weiteren 10 % der Fälle kann es auch noch nach einer längeren Latenzphase zu einer Reaktivierung und systemischen Streuung der Mykobakterien kommen.
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Eine latente Tuberkulose ist hierbei besonders gefährlich. Diese kann über Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte hinweg bestehen, ohne dass das betroffene Individuum etwas davon bemerkt. Die Krankheit manifestiert sich gradual und somit nimmt man die sehr langsam einstehenden Symptome nicht wirklich als solche wahr, sondern hält sie schlicht, aufgrund der Gewöhnung, für normale körperliche Vorgänge, bis es schließlich zu spät ist. Dann, wenn das Immunsystem des Körpers, warum auch immer, besonders geschwächt ist, bricht die Krankheit plötzlich in vollem Maße aus. Es kommt sehr schnell zu den klassischen Symptomen wie starkem Husten, Blut im Sputum, unfreiwilligem Gewichtsverlust und so weiter. Aufgrund des letzten sich einstellenden Symptoms bezeichnete man die TB in früheren Jahrhunderten auch als „Schwindsucht“.
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Ein riesiges und relativ rezentes Problem stellen hierbei die sogenannten multiresistenten Keime dar. Bei diesen handelt es sich um Erreger, die gegen eine Behandlung mit Antibiotika immun sind. Diese Art von Erregern findet man immer häufiger. Das erschwert nicht nur eine Behandlung, sondern kann unter anderem auch zur Folge haben, dass überhaupt keine Medikamente, die irgendeine Aussicht auf Erfolg liefern, zur Verfügung stehen. Ein Graus für die medizinische Fachwelt. Somit ist es nämlich durchaus möglich, dass dieses beinahe totgeglaubte Leiden auch in unseren Breiten eines Tages wieder eine Renaissance erleben kann.
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Jegliche Tuberkulose ist auf Tuberkel-Bakterien zurückzuführen. Am häufigsten zählen die Erreger zum Stamm Mycobacterium tuberculosis. Es handelt sich hierbei um ein säurefestes Bakterium, das sich nicht selbstständig bewegen kann und stäbchenförmig ist. Typisch für diese Tuberkel-Bakterien ist ihr sehr langsames Wachstum (15-20 Stunden vergehen bis zum nächsten Teilungsprozess); außerdem können ihnen schwächere Desinfektionsmittel nicht schaden. Es kommt durchaus vor, dass sich Personen zwar mit dem Bakterium infizieren, es aber trotzdem nicht zum Ausbruch von Tbc kommt. Davon abgesehen kann der Zeitraum zwischen Aufnahme des Bakteriums und dem Ausbruch der Krankheit Tuberkulose sehr unterschiedlich sein: zwischen wenigen Wochen und mehreren Jahren. Vor allem tritt Tbc bei Personen auf, die über unzureichende Abwehrkräfte verfügen. Das heißt, insbesondere Ältere und chronisch/schwer Erkrankte tragen ein größeres Risiko, an Tbc zu erkranken. Eine Primärtuberkulose bricht normalerweise binnen 6-8 Wochen nach der eigentlichen Ansteckung aus. Für den Zeitraum, in dem sich die Tuberkel-Bakterien mikroskopisch nachweisen lassen, gilt der Patient als hochgradig ansteckend. Erfolgt jedoch beizeiten die Behandlung mit wirksamen Medikamenten, gelten die an Tuberkulose Erkrankten nach 2-3 Wochen nicht mehr als potentiell ansteckend. Da unter anderem auch Rinder an Tuberkulose erkranken können, ist als ein weiterer Weg der Ansteckung der des Genusses von nicht-pasteurisierter Milchzu nennen. In diesem Fall ist das Bakterium Mycobacterium bovis der Erreger. Glücklicherweise gilt der mitteleuropäische Rinderbestand als nahezu komplett tuberkulosefrei, sodass der Genuss von Milch nur in Ausnahmefällen eine Tuberkulose-Infektion mit sich bringt.
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Die Symptome bei einer aktiven Verlaufsform der Tb hängen wesentlich davon ab, welche Organsysteme betroffen sind.
Die klassischen Symptome, die in erster Linie mit einer pulmonalen Manifestation assoziiert sind, umfassen: Chronischer Husten, manchmal mit Blutbeimengungen im Auswurf Fieber Schüttelfrost Gewichtsverlust Schwäche
Eine extrapulmonale Manifestation kann mit nur wenigen bis hin zu ausgeprägten Symptomen einhergehen.
Dazu gehören:
Rückenschmerzen und Lähmungserscheinungen (spinale Tb) Schwäche infolge einer Anämie (Tb-Infiltration des Knochenmarks) Gelenkschmerzen, Schmerzen im Bereich der Genitalien oder der Fortpflanzungsorgane mit möglicher Infertilität, Abdominelle Schmerzen, Fieber und Dyspnoe bei Befall des Herzbeutels (Perikard) bei hämatogener Streuung im Rahmen einer Miliar-Tb Verwirrung, mentale Veränderungen, Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma (Tb-Befall des ZNS) Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass all diese Symptome unspezifischen Charakter haben und somit auch mit anderen Erkrankungen assoziiert sein können. Die Diagnose einer aktiven Tb wird letztendlich nur durch einen positiven Erregernachweis aus Körperflüssigkeiten oder Gewebeproben gesichert.

Quelle: https://krank.de/krankheiten/tuberkulose/

https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/32-41_19_StateTBC_med.pdf

Grüsse,
Oregano
 
.... Durch die Migrationsbewegungen in der Welt ist sie Zahl der
Erkrankungen aber wieder am Ansteigen....

In Afrika gibt es sehr viele Tuberkuloseerkrankungen, Tuberkulose ist aber auch eine Rinderkrankheit, man kann sich bei Kühen oder Milchprodukten anstecken und umgekehrt können Kühe auch von Menschen angesteckt werden.

In dem Link steht zwar, dass der mitteleuropäische Rinderbestand als nahezu komplett tuberkulosefrei gilt, sodass der Genuss von Milch nur in Ausnahmefällen eine Tuberkulose-Infektion mit sich bringt.
Aber wenn es viel mehr Menschen gibt, die latent erkrankt sind als offiziell Erkankte, dann wird es wohl auch bei Rindern so sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mehr Informationen zur Tuberkulose:

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Übersicht
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Epidemiologie
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Diagnostik und Umgang mit Probenmaterial
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Prävention und Bekämpfungsmaßnahmen
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Welttuberkulosetag

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Weitere Informationen
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Grüsse,
Oregano
 

Ein langer Artikel berichtet über die Tuberkulose:

Vorkommen

Die Tuberkulose ist weltweit verbreitet und gehört neben HIV/AIDS und Malaria zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung soll mit Tuberkulose-Erregern infiziert sein, wobei ca. 5–10% der infizierten Erwachsenen im Laufe ihres Lebens – sofern sie immunkompetent sind – eine behandlungsbedürftige Tuberkulose entwickeln. Bei Infizierten mit einer eingeschränkten Immunabwehr (z.B. bei HIV-Infektion) liegt das Erkrankungsrisiko jedoch deutlich höher. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich fast 9 Millionen Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,4 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Krankheit, oftmals aufgrund einer unzureichenden Behandlung.1 Damit ist die Tuberkulose auch heute noch weltweit die häufigste zum Tode führende behandelbare bakterielle Infektionskrankheit bei Jugendlichen und Erwachsenen sowie die führende Todesursache bei HIV-Infizierten. Besonders im südlich der Sahara gelegenen Afrika ist die Situation problematisch, da durch die hohen HIV-Infektionsraten der Tuberkulose-Epidemie besonderer Vorschub geleistet wird. Rund 85% aller an Tuberkulose Neuerkrankten leben in Afrika, Südostasien und der westlichen
Pazifikregion.1

Hauptursachen für die weltweite Tuberkulosesituation und für die Schwierigkeiten bei der Elimination der Tuberkulose sind die TB/HIV-Koinfektionen und das zunehmende Auftreten resistenter Tuberkulosebakterien. Daneben spielen demografische Faktoren wie Bevölkerungswachstum und zunehmende Lebenserwartung, eine vielerorts schlechte medizinische Versorgung sowie globale Migrationsbewegungen eine Rolle.

Auf Europa entfallen schätzungsweise 5% aller weltweit auftretenden Tuberkulose-Neuerkrankungen (durchschnittliche Inzidenz der europaweit erfassten Fälle: 42/100.000 Einwohner im Jahr 2010)2, wobei deutliche regionale Unterschiede vorhanden sind und ein ausgeprägter Ost-West-Gradient erkennbar ist. So lag die durchschnittliche Inzidenz in den westeuropäischen Ländern* unter 15 Erkrankungen/100.000 Einwohnern, in den Balkanstaaten** bei etwa 20 und in Osteuropa*** bei über 100 (Angaben für 2010 nach1,2). Insbesondere in den Neuen Unabhängigen Staaten (NUS) ist die Situation problematisch, auch hinsichtlich der Resistenzsituation.2
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Am 24. März 2021 war Welt-Tuberkulose-Tag.
Bei uns ist diese Krankheit nicht mehr so stark im Bewußtsein der Bevölkerung, was u.a. daran liegt, daß sich die hygienischen Verhältnisse sehr gebessert haben seit dem letzten Krieg. Aber in anderen Ländern ist sie immer noch eine bedrohliche Krankheit. Durch die "Völkerwanderung", die wir gerade erleben, sind auch hier die Zahlen am Ansteigen.

Grüsse,
Oregano
 
Im übrigen gibt es auch Tuberkulose bei Vögeln, die auf den Menschen übergehen kann (Zoonose).-

In Osteuropa ist Tuberkulose weit verbreitet. U.a. durch den unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika sind hier besonders Antibiotika-resistente Stämme entstanden.
Ein Problem hier ist auch, dass Kinder Medikamenten-Dosen bekommen, die eigentlich für Erwachsene bestimmt sind, aber es gibt keine für Kinder geeigneten Medikamente.
Ich kann mir gut vorstellen, dass wir hier in Mitteleuropa über kurz oder lang in Kontakt mit diesen resistenten Keimen kommen (Stichwort: "Völkerwanderung").

LG von andra
 
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Tückischer Erreger macht es Forschern schwer

Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit. Sie wird durch stäbchenförmige Bakterien aus der Familie der Mykobakterien ausgelöst. Diese sind überall auf der Welt zuhause. Mykobakterien wachsen besonders langsam, Tuberkulosebakterien teilen sich nur etwa einmal am Tag. Zum Vergleich: Darmbakterien teilen sich alle zehn Minuten. Deswegen verläuft die Erkrankung in der Regel schleichend und entwickelt sich langsam über viele Wochen. Das langsame Wachstum der Tuberkulose-Erreger wirkt sich auch auf die Therapie aus: Um wirklich alle Bakterien abzutöten, müssen Patienten über mehrere Monate eine Kombination aus verschiedenen Medikamenten einnehmen. Tuberkulose-Erreger können lange Jahre im Körper schlummern, ohne zu einer Erkrankung zu führen. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem – etwa durch immunsuppressive Therapien (z.B. bei HIV) im Alter oder durch Erkrankungen des Immunsystems – kann eine Tuberkulose auch nach Jahre noch ausbrechen.

Tuberkulose kostet Geld und Leben

Weltweit kostet eine Tuberkulose (TB) fast 1,5 Millionen Menschen das Leben. Damit gehört die Infektion zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Viertel der Menschheit mit Tuberkulose-Bakterien infiziert ist und damit die Krankheit weitergeben kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 2018 zehn Millionen Menschen weltweit an TB erkrankt sind. Nahezu die Hälfte der Betroffenen kämpft bereits mit multiresistenten Erregern, bei denen die wichtigsten Medikamente nicht mehr wirken. Allein in Deutschland steigt die Zahl solcher multiresistenter TB-Erkrankungen jedes Jahr um 20 Prozent an. Um Tuberkulose weltweit zukünftig effektiv zurückzudrängen, bedarf es neuer Strategien gegen Multiresistenzen. Experten fordern auch mehr Forschung für eine effektive, nebenwirkungsarme Impfung. Laut WHOfehlen dafür pro Jahr ganze 1,2 Billionen US-Dollar.

Tuberkulose in Deutschland - die Fallzahlen

Seit dem Jahr 2012 mit 4.239 Tuberkulosefällen nahm die Zahl der Erkrankungen hierzulande wieder zu. 2015 wurden 5.964 Erkrankungen registriert, 2016 waren es 6.114 Fälle, 2017 nahm die Zahl der Erkrankungen mit 5.641 zum ersten Mal wieder leicht ab. Seitdem geht die Zahl der registrierten Tuberkulosefälle hierzulande zurück. Für 2020 registrierte das RKI 4.127 Erkrankungen (2019: 4.812 Fälle). ...

Grüsse,
Oregano
 
... Während Covid-19 bisher rund sechs Millionen Menschenleben gefordert hat, sind in derselben Zeit rund drei Millionen an Tuberkulose gestorben. Die Fortschritte im globalen Kampf gegen Tuberkulose seien durch die Pandemie zunichtegemacht und um Jahre zurückgeworfen worden, teilt die Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) mit. Seit Ausbruch der Pandemie werden zwar weltweit bedeutend weniger Fälle von Tuberkulose diagnostiziert – aber nicht, weil es nun tatsächlich weniger Erkrankte gäbe. Die Menschen suchen nur seltener Ärzte auf – aufgrund von Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen oder der Sorge, sich in Gesundheitseinrichtungen mit SARS-CoV-2 anzustecken. Das werde nicht ohne Folgen bleiben, betonen die Experten der ÖGP, denn die Heilungschancen stehen nur bei rechtzeitiger und kontinuierlicher Therapie sehr gut.

Darüber hinaus werden Familienmitglieder und andere enge Kontakte ebenfalls angesteckt. Die Infektionsketten werden immer länger und die Gefahr, dass sich multiresistente Formen der Tuberkulose ausbreiten, gegen die immer weniger Medikamente wirksam sind, wird größer. Die ÖGP sprach in einer Aussendung von einer bedrohlichen Entwicklung, da Tuberkulose als „Killer“ unter den Infektionskrankheiten gilt. So liege der weltweite Therapieerfolg bei einer multiresistenten Tuberkulose bei nur rund 50 Prozent. ...

... Ebenso Sorgen bereitet die Lungenkrankheit Tuberkulose: So verzeichnet die Ukraine eine der weltweit höchsten Belastungen durch multiresistente Tuberkulose (MDR). Schätzungsweise 32'000 Menschen entwickeln dort jedes Jahr aktive TB. Rund ein Drittel aller neuen TB-Fälle sind arzneimittelresistent. Und: Zweiundzwanzig Prozent der an TB erkrankten Menschen in der Ukraine sind auch noch mit HIV infiziert. ...


Grüsse,
Oregano
 
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