Verzeihen war für mich immer schwierig, denn als Kind habe ich viel Schwieriges erlebt, das auch immer wieder mit einer PTBS-Symptomatik, auch mit Derpis und nervösen Reaktionen angeklungen ist. Ich habe viel Prozess gemacht und viel aufgearbeitet. - Mein grösster "Entwicklungshelfer" ist wahrscheinlich mein (Pflege)-Sohn. - Bei ihm konnte ich vieles neu lernen, was mir bei meinem Bruder und bei meinem Vater nicht möglich war. Dafür bin ich ihm dankbar.
Heute habe ich mich wieder mal geärgert, aber ohne in die alte Ohnmacht zu stürzen, nur ganz gewöhnlicher Ärger über doofes Verhalten... :smile: Nicht schlimm. - Ich bin in mich gegangen, habe in mir nach den gedanklichen Ursachen gesucht, nach den damit ausgelösten Gefühlen und nach den konkreten Dingen, die ich tun will. - Als ich das hatte, spürte ich noch immer Ärger, fragte mich, welches Bedürfnis da noch dahinter steckt und kam auf
VERZEIHEN
Plötzlich spürte ich, dass ich verzeihen will, all das alte loslassen. Plötzlich konnte ich auch wahrnehmen, dass ich viel Gutes bekommen habe (immer im weltlichen Sinne): Meine Mutter hat mich 9 Monate im Bauch getragen, hat mich als Baby und Säugling versorgt, ist nachts für mich aufgestanden, hat mich gewickelt, gefüttert, Geld für mich verdient, essen eingekauft und gemacht, hat mit mir gespielt, mir geholfen, dass ich meine Erstausbildung machen konnte. - Ok. - es gab ein paar Dinge, von denen ich mich verletzt fühlte, die auch wirklich nicht ok. waren. Doch.... ich verdanke mein Leben ihr - und auch meinem Vater und all ihren Vorfahren.
UND ... da ich jetzt so gerne lebe und mein Leben wirklich als Geschenk erlebe, spüre ich Dankbarkeit. Ich könnte das alles ohne sie alle nicht erleben. Und deshalb spüre ich auch das Bedürfnis nach Verzeihen und Loslassen all der alten Verletzungen. SIE SIND VORBEI! Nicht vergessen, aber vorbei - und nicht mehr wirklich wichtig, ausser, dass ich - zugegebenerweise - auch viel gelernt habe daraus, das ich jetzt in meiner Praxis, die ich am Aufbauen bin, auch weiter geben kann. Das hoffe ich wenigstens.
Und es ist auch wichtig, meinem Vater zu verzeihen und meinem Pflegesohn und meiner Pflegetochter..., dass sie nicht so sind oder waren, wie ich sie mir gewünscht habe.
In einem nächsten Schritt wird es mir vielleicht auch möglich sein, mir selber zu verzeihen, dass ich mir das alles in mein Leben geholt habe. - Aber das ist erst der nächste Schritt. Es ist JETZT gut mal einfach mit dem Verzeihen. - Damit kommt auch wirklich Dankbarkeit für das, was ich bekommen habe. Dankbarkeit ist eine mir sehr liebe Form von LIEBE. - Danke!
Ja, und ich habe gemerkt, dass ich in der Depression und Resignation nicht Leben wollte, nicht Freude am Leben fühlen konnte - und deshalb auch nicht dankbar war für das Leben. Ich fühlte mich eigentlich als "Opfer des Lebens" - somit als Opfer meiner Eltern, die mich auf die Welt gestellt haben....
Verzeihen wird mich noch mehr erleichtern und befreien und auch die Beziehung zum (Pflege)-Sohn und zur (Pflege-)Tochter freier machen.