Vorgestern habe ich wahrscheinlich das für mich schwierigste Thema zu behandeln begonnen:
Meine Reaktionen auf die unterschwelligen oder offen gezeigten Gefühle von Wut, Hass, Ärger, Ablehnung, sich lustig machen, mobben anderer Menschen. Ganz vollautomatisch übernehme ich die ganze Verantwortung und suche den "Fehler" bei mir. - Angst, Panik, Druck.
Eine Seite von mir möchte dann alles perfekt machen, so dass die anderen keine Probleme mehr haben müssen. Ganz schwierig sind auch Konflikte anderer Menschen miteinander. Da ist dann kein Platz für mich und meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Ich ziehe mich liebe zurück, schotte mich ab. - Früher hatte ich ein Bild von einem Bunker in mir, ein Hochsicherheitstrakt.
Ja, und nach den guten Erfahrungen mit dem Stressprogramm habe ich am Sonntag die Zeichen für dieses Stressmuster erforscht. - Es ging mir dann nicht mehr gut.
Deshalb machte ich eine zweite Runde und übte den Stress zu neutralisieren. - Dies funktionierte zum Teil, aber Angst und Panik machten sich breit. Ich konnte nicht mehr schlafen, nicht mal mehr einschlafen. Nach rund drei Stunden Schlaf musste ich an meinen 12h-Stunden-Tag... - Nach einer schlechten Nacht bin ich normalerweise nicht mehr in diesem Stresszustand. - ich musste da aber durch. Punkt.
Irgendwann unterwegs in die Schule spürte ich, dass das eigentlich von meinem inneren Assistenten gesteuert sein könnte. Fühle ich mich sofort stressfrei, überschätze ich mich, nehme mich selber nicht mehr wahr.
Das Muster meine Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben zurückzustellen und selber nicht mehr wahrzunehmen ist so zu einer unbewussten Gewohnheit geworden, dass ich in einem guten Zustand sehr blind dafür bin.
Es war gestern gar nicht so schlecht, so schlecht drauf zu sein: Der Tag funktionierte trotzdem. Mit einer Klasse machte ich tolle Experimente, mit einem Kind buk ich einen Kuchen. Es konnte nachher alle Wörter auf Deutsch sagen... - Normalerweise lernt es nur sehr schlecht Deutsch. - Auch die beiden nächsten Stunden verliefen sehr entspannt. - Ab halb vier war einfach die Energie nicht mehr da, da wurde es dann schwieriger. Aber es ging irgendwie.
Vor der Teamsitzung bekam ich einen kleinen Rüffel des Chefs, weil ich mich noch kurz mit einer Kollegin unterhalten habe, wie wir einen Schüler besser fördern können - ungefähr 30s nach Sitzungsbeginn waren wir erst fertig, sassen aber schon am Tisch.
"Durchzug" funktionierte prima. Ich war dem Chef fast dankbar, dass er rüffelte. So konnte ich nochmals die Erfahrung machen, dass ich höchstens staune, wie harsch er reagiert, wie wenig Offenheit und Gelassenheit er wirklich hat... - HAT NICHTS MIT MIR ZU TUN!
Solche Tage mag ich nicht wirklich. - Er war anstrengend. Immerhin konnte ich vergangene Nacht gut schlafen. Ins Yoga mochte ich um 20 Uhr einfach nicht mehr gehen. Nun kann ich die Lektion morgen Vormittag nachholen. Darüber freue ich mich.
Jetzt werde ich mich nochmals mit dem Online-Programm daran machen, das Muster weiter zu neutralisieren und auch den darunterliegenden Aspekt, meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse auszublenden, statt wahrzunehmen und zu leben. - Nur schon beim Schreiben dieser Sätze geht mein innerer Stresslevel hoch. Der Körper reagiert ganz stark. - Unangenehm, aber eigentlich ein gutes Zeichen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dieses "Selbstschutzprogramm" loslassen oder verändern oder erweitern kann, so dass ich nur noch den Nutzen, nicht aber mehr den Schaden habe. - Mein Magen rebelliert, im Hals geht ein Knoten zu, Tränen hinter den Augen, Flattern im Gehirn. - Aber ich werde trotzdem ans Programm gehen. - Es gibt kein Zurück! Es gibt nur ein Entweder - Oder!
Entweder, ich muss mich wieder ins Haus zurück ziehen und verfalle in diese depressiven Zustände oder ich lerne dazu und schaffe es entspannt meine Lektionen zu unterrichten, meinen Platz im Team einzunehmen und im Sommer in einem Jahr mich ernsthaft daran zu machen, mit Selbstvertrauen (!!!!!) meine Praxis (wieder) aufzubauen.