Schadstoffe in Regenjacken (Outdoorjacken)

Kate

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Hallo zusammen,

eine Monitor-Sendung, in die ich zufällig hineingeriet: DasErste.de - Monitor - Outdoorjacken und Imprägniersprays: Gefahr für Umwelt und Gesundheit berichtet, dass Outdoorjacken nach wie vor, trotz entsprechender Öko-Tests vor einigen Jahren, stark schadstoffbelastet sind. Kritisch ist dies wohl besonders deshalb, weil sie nicht selten mit Schweiß in Kontakt kommen, was die Schadstoffe dann verstärkt löst.

Genannt wurden in der Monitor-Sendung vorrangig Perfluoride wie PFOS und der "Ersatzstoff" PFOA. Wirkungen von PFOS sind vor allem aus Tierexperimenten bekannt, wurden aber teilweise auch am Menschen festgestellt: Tumore, Leberkrebs, Wirkungen auf das Immunsystem, Hormone, Entwicklung und Reproduktion.

Das erstaunliche Ergebnis: obwohl die Jacken angeblich PFOS-frei sind, finden wir in allen Jacken den verbotenen Stoff. Bei einer Jacke knapp unter dem Grenzwert, bei zweien darüber und bei einer sogar extrem. Das macht uns neugierig. Wir recherchieren weiter und finden schließlich heraus, auch andere, noch unveröffentlichte Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Trotz Verbots also hochgiftige Stoffe in Jacken? Roland Weber ist Chemiker und berät die Vereinten Nationen. Dass diese gefährlichen Stoffe überhaupt noch im Handel sind, hätte er nicht gedacht.
DasErste.de - Monitor - Outdoorjacken und Imprägniersprays: Gefahr für Umwelt und Gesundheit

Da ich gerade auf der Suche nach so einer Jacke bin, habe ich etwas weiter recherchiert. Bei Öko-Test stößt man auf weitere in diesen Jacken verbreitete Schadstoffe, z.B.:
  • Diisocyanate in Jacken mit PUR (Polyurethan)-Beschichtung
  • zinnorganische Verbindungen (TBT, DBT) in Jacken mit PUR-Beschichtung
  • PFOA und PFOS - wie von Monitor gefunden - in Goretex-Jacken
  • Schwermetalle wie Cadmium, Blei oder Chrom in Kinderregenjacken
  • Weichmacher in Kinderregenjacken
  • PVC u.a. chlorierte Kunststoffe in Kinderregenjacken, dadurch auch Weichmacher wie DEHP und DINP
  • krebserregend eingestufte Farbstoffe in Kinderregenjacken
  • PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) in fast allen Kinderregenjacken im Test von 2011
Quellen:
www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Leserfragen Kleidung mit Polyurethan
www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Testberichte Gore-Tex-Jacken (von 2006, kompletter Test ist kostenlos abrufbar)
emedien.oekotest.de ÖKO-TEST eMedien Testergebnisse - Regenjacken, Kinder (von 2007, kompletter Test ist kostenlos abrufbar)
www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Testberichte Regenjacken, Kinder (von 2011, kompletter Test ist kostenpflichtig abrufbar)

Bezüglich Fleecejacken - die ja oft mit Regenjacken kombiniert und teilweise auch zusammen mit diesen als "3 in 1"-Lösung angeboten werden - habe ich auch kurz geschaut, dort fand Öko-Test:

  • halogenorganische Verbindungen
  • optische Aufheller
  • die phosphororganische Verbindung Triphenylphosphat (u.a. als
    Weichmacher eingesetzt) in Plastikanhängern an Reißverschlüssen
  • zinnorganische Verbindungen und PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in Klettverschlüssen und deren Beschichtungen
emedien.oekotest.de ÖKO-TEST eMedien Testergebnisse - Fleecejacken (von 2009, kompletter Test ist kostenpflichtig abrufbar)

Hier sieht das Ergebnis allerdings etwas besser aus, es werden einige Jacken mit "gut" bewertet.

Auf der Suche nach einer aktzeptablen Lösung stieß ich auf das Bluesign-Siegel. Hierfür werden "in erster Linie Produktions- und Arbeitsabläufe bei der Textilveredlung – also beim Färben, Bedrucken oder Beschichten von Textilien – kontrolliert" (Öko-Test, Quelle siehe unten), chemische Analysen am Endprodukt gibt es dagegen nur stichprobenartig. Ausführliche, öffentliche Listen mit den relevanten Chemikalien und zulässigen Grenzwerten stehen unter bluesign: Home zum Download. Die Produktionsstätten werden von Bluesign Technologies kontrolliert. Produkte, die bestimmte Bedingungen erfüllen, können mit einem entsprechenen Label ausgezeichnet werden.

Bewertung: Das Label bietet einen sehr umfassenden Ansatz und will auf vielen Ebenen für schadstoffarme, umweltfreundlichere Produktionsabläufe sorgen. Es ist aber kein Garant für absolut schadstofffreie Endprodukte. Zum Teil sind die Bluesign-Grenzwerte sehr streng, häufig aber weniger streng als die Abwertungsgrenzen, die ÖKO-TEST anlegt.
www.oekotest.de ÖKO-TEST Online News Label

Auf meiner weiteren Recherche fand ich u.a. von The North Face und Vaude einige zertifizierte Produkte:
  • The North Face Stratos Jacke
  • The North Face Stratos Parka
  • etliche von Vaude (auf der Firmenwebsite einfach "Bluesign" in die Suche eingeben und diese ggf. noch spezifizieren)

Auch von Fjäll Räven gibt es laut Aussage eines örtlichen Outdoor-Händlers Bluesign-zertifizierte Produkte.

Auf dass es bald Frühling werde...
Kate

EDIT:
Noch ein Link zu den "BESTEN ÖKOLOGISCHEN OUTDOOR NEUHEITEN": https://www.ac-outdoorcenter.de/content/30-oko-neuheiten
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Macpilzi

wichtig hierzu, dass viele Outdoorprodukte auch Nanopartikel enthalten.
Könntest Du da noch mal ein paar Worte spendieren? :) Wo und wofür werden diese eingesetzt? Inwiefern können sich die Partikel lösen und in den Körper gelangen? Hast Du Quellenangaben? Beim Öko-Test fand ich dazu nichts.

Gruß :wave:
Kate
 
Bluesign-Zertifizierung bei Patagonia

Hallo zusammen

Auf der Suche nach einer aktzeptablen Lösung stieß ich auf das Bluesign-Siegel. Hierfür werden "in erster Linie Produktions- und Arbeitsabläufe bei der Textilveredlung – also beim Färben, Bedrucken oder Beschichten von Textilien – kontrolliert" (Öko-Test, Quelle siehe unten), chemische Analysen am Endprodukt gibt es dagegen nur stichprobenartig. Ausführliche, öffentliche Listen mit den relevanten Chemikalien und zulässigen Grenzwerten stehen unter bluesign: Home zum Download. Die Produktionsstätten werden von Bluesign Technologies kontrolliert. Produkte, die bestimmte Bedingungen erfüllen, können mit einem entsprechenen Label ausgezeichnet werden.


www.oekotest.de ÖKO-TEST Online News Label

Auf meiner weiteren Recherche fand ich u.a. von The North Face und Vaude einige zertifizierte Produkte:
  • The North Face Stratos Jacke
  • The North Face Stratos Parka
  • etliche von Vaude (auf der Firmenwebsite einfach "Bluesign" in die Suche eingeben und diese ggf. noch spezifizieren)

Auch von Fjäll Räven gibt es laut Aussage eines örtlichen Outdoor-Händlers Bluesign-zertifizierte Produkte.

Auch Patagonia hat Bluesign-zertifizierte Produkte, es gestaltet sich per Web allerdings schwierig, diese zu identifieren. Daher habe ich dort angefragt und eine sehr präzise Antwort erhalten:

Demnach gibt es bisher noch keine wasserdichten Jacken aus Bluesign zertifizierten Materialien. Aus Bluesign-zertifizierten Textilien sind dagegen u.a. die Softshell-Jacken Simple Guide Jacket & Hoody (nicht zu 100% wasserdicht, sondern nur wasserabweisend, dafür aber deutlich atmungsaktiver), die Funktionsunterwäsche aus Polyester und Merinowolle und der größte Teil der Fleeceprodukte. An der Entwicklung von Regenjacken aus Bluesign-zertifizierten Materialien werde derzeit gearbeitet.

Vertan hat sich hier wohl der Otto-Versand: https://www.otto.de/Outdoorjacke-Da...luesign&stype=N&FromSearch=true&BundlePage=46, der (Stand von heute) eine Patagonia-Regenjacke als bluesign-zertifiziert darstellt. (Falschinformationen von Händlern gibt es aber nach meiner Erfahrung ab und an mal.)

Gruß
Kate
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

kürzlich hat Greenpeace getestet: Greenpeace findet Schadstoffe in Jack-Wolfskin-Regenjacken | WAZ.de

Leider stehen dort nicht die genauen Ergebnisse (nicht mal, welche 14 Jacken getestet wurden).

Ich komme im Moment immer wieder auf Vaude zurück. Bei denen scheint fast alles Bluesign-zertifiziert zu sein, es wird kbA-Baumwolle verwendet, zum Teil Fasern aus recyclten PET-Flaschen. Bei Letzterem frage ich mich allerdings, wie unbedenktlich - den Umweltaspekt der Abfallvermeidung in Ehren - es für die Gesundheit ist.

PET enthält häufig Zusatzstoffe wie UV-Stabilisatoren und Flammschutzmittel. Bei der Herstellung von PET kommt eine Reihe von Substanzen zum Einsatz, welche die Augen und die Atemwege reizen. Es gibt Hinweise auf leicht überhöhte Krebsraten im Zusammenhang mit der PET-Produktion. Zudem werden in der Produktion häufig Schwermetalle als Katalysatoren eingesetzt, die in die Umwelt gelangen können.
Quelle: https://isybe.de/wp-content/uploads/greenpeace_Giftigkeit-von-kunststoffen.pdf

Gut finde ich, dass Vaude (dazu noch recht schicke) PVC-freie Fahrradtaschen anbietet.

Gruß
Kate
 
Etwas mehr Infos zum Greenpeace-Test hier: www.br.de/themen/ratgeber/inhalt/verbrauchertipps/outdoor-kleidung-schadstoffe-100.html

Gruß
Kate
 
Was lange währt (sucht :D), wird endlich gut - hier der volle Greenpeace-Report: www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/chemie/gp_outdoor_report_2012_fol_final_neu_03_es_01.pdf (pdf-Datei, 3,3 MB).

Grüße :wave:
Kate
 
Hallo zusammen,

hier nochmal ein kleiner Bericht von mir. Da ich relativ viel draußen bin, bei fast jedem Wetter, und mir in den letzten Wintern oftmals den H*** abgefroren habe (ging jetzt schon wieder langsam los), wollte ich mir nun wohl oder übel zu meiner (wasser-/winddichten/atmungsaktiven) Sommer-Outdoorjacke, noch eine gefütterte und etwas längere für den Winter zulegen. Es scheint mir für meine Gesundheit sehr gut, regelmäßig draußen zu sein, und entspricht sogar einer ärztlichen Verordnung von Dr. Kuklinski :)

Ich habe also ein bisschen mit Vaude kommuniziert und sie auch auf die Ergebnisse der Greenpeace-Untersuchung, bei der 2 Vaude-Jacken dabei waren, angesprochen.

Ich fragte dabei speziell auch nach den zinnorganischen Verbindungen (Bericht, S. 19). Dabei werden mit 13 mg/kg MOT und 4,8 mg/kg DOT auch die von Vaude selbst gesetzen Grenzen von 2 bzw. 1 mg/kg überschritten. Wie gelangten diese dort hinein? Werden von Vaude selbst Schadstoffuntersuchungen beauftragt?

Auch nach Isocyanaten habe ich gefragt, in einer der Vaude-Jacken wurde auch das u.a. als krebserregend verdächtige https://de.wikipedia.org/wiki/Toluol-2 gefunden - auch hier wurden die von Vaude selbst gesetzten Grenzwerte überschritten. Die Isocyanate sind vermutlich auf die Polyurethan-Beschichtung/Membran zurückzuführen und lassen sich dabei nicht ganz vermeiden. Aber warum kann der Gehalt dennoch so unterschiedlich ausfallen? Und warum ist nur teilweise TDI dabei?

Greenpeace schreibt (S. 21), "Als Isocyanatquelle kommen Polyurethan-Wärmeisolierungen wie Organozinnverbindungen und PU-Membranen in Frage." Setzt Vaude Organozinnverbindungen als Wärmeisolierung ein?

Ich wurde zunächst auf eine allgemeine Stellungnahme auf der Vaude-Seite hingewiesen: VAUDE | Stellungnahme zu Detox

Von dort gelangt man zu den Vaude-eigenen RSL (Restricted Substances List, auf deutsch in etwa: Liste der eingeschränkten Substanzen): https://www.vaude.com//out/documents/uploads/03_VAUDE_RSL_January_2012.pdf

Demnach sind zinnorganische Verbindungen teils "gebannt" und teils auf "Spuren" beschränkt. So ganz eindeutig finde ich die Aussage nicht bezüglich der Frage, ob so etwas (die Verbindungen, bei denen "Spuren" erlaubt sind) bewusst bei der Produktion eingesetzt werden darf oder nicht. Deshalb habe ich nochmals nachgehakt. Ich bekam auch nochmals eine Antwort, nach Rücksprache mit der Qualitätssicherung, was ich Vaude (nach allerlei Erfahrungen, die ich schon gemacht habe in diesem Bereich) hoch anrechne. Nach dieser Antwort zu schließen werden zinnorganische Verbindungen allesamt nicht bewusst eingesetzt. Isocyanate sind - wenn ich es richtig verstehe ("Free content applies to sum of all: 1.0") - frei anwendbar bis zu einem Summengrenzwert von 1 mg/kg.

Im Rahmen ihres Schadstoffmanagementes versuchen sie laut eigener Aussage auch, die Einhaltung der Grenzwerte systematisch zu überprüfen.

Letztlich bleiben also die o.g. Fragen bislang offen - für mich hier insbesondere, wie derartig auffällige Werte bei den zinnorganischen Verbindungen entstehen können, ohne dass diese bewusst eingesetzt werden und nur bei einzelnen Jacken. Es könnte nach meiner Vermutung an Produktionsanlagen liegen, auf denen auch die Produkte anderer Firmen hergestellt werden, die eine andere "Schadstoffpolitik" haben.

Ich hoffe, dass die Greenpeace-Untersuchung den Herstellern zu denken gibt.

Gruß
Kate
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Kate,
du schreibst:

Ich komme im Moment immer wieder auf Vaude zurück. Bei denen scheint fast alles Bluesign-zertifiziert zu sein, es wird kbA-Baumwolle verwendet, zum Teil Fasern aus recyclten PET-Flaschen. Bei Letzterem frage ich mich allerdings, wie unbedenktlich - den Umweltaspekt der Abfallvermeidung in Ehren - es für die Gesundheit ist.

Zitat:
PET enthält häufig Zusatzstoffe wie UV-Stabilisatoren und Flammschutzmittel. Bei der Herstellung von PET kommt eine Reihe von Substanzen zum Einsatz, welche die Augen und die Atemwege reizen. Es gibt Hinweise auf leicht überhöhte Krebsraten im Zusammenhang mit der PET-Produktion. Zudem werden in der Produktion häufig Schwermetalle als Katalysatoren eingesetzt, die in die Umwelt gelangen können.
Quelle: isybe.de/wp-content/uploads/g...nststoffen.pdf

Ich habe hier ISYbe Trinkflaschen und Getränkeflaschen | Spielzeugbox.de noch weitere Infos gefunden:

Im Gegensatz zu PET-Flaschen können die Flaschen von ISYbe nicht ausgasen, verändern so weder Geschmack noch Geruch des Getränks. Die Innenbeschichtung der Flaschen von ISYbe ist resistent, auch Fruchtsäfte können ihr nichts anhaben. Gerade bei Flaschen aus Aluminium ist das nicht der Fall und es können sich sogar Bestandteile des Aluminiums lösen und ins Getränk gelangen.
Ideal wären natürlich Glasflaschen, doch die Bruchgefahr ist doch sehr hoch. Die Trinkflaschen von ISYbe sind nahe an diesem Vorbild und dennoch sicher.

Gerade, dass auch Aluminium Flaschen nicht optimal für die Gesundheit sind, hat mich aufhorchen lassen. Kennst du entsprechende Studien dazu?

Ganz liebe Grüße
Nadine
 
Hallo Nadine,

nein, dazu kenne ich keine Studien.

Falls ich Dich richtig verstehe, hat Deine Frage mit Regenjacken nicht direkt etwas zu tun. Ich würde Dir daher raten, dazu einen neuen Thread mit einem aussagekräftigen Titel aufzumachen (Du kannst ja trotzdem meinen Beitrag als "Aufhänger" nehmen - einfach rüberkopieren und Link setzen) :)

Vielleicht weiß ja jemand anders etwas dazu.

Gruß :wave:
Kate
 
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