Isothiazolinon u.a. - auch bei Naturfarben nicht immer deklariert

Kate

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Hallo zusammen,

ich stieß auf folgende Information im Zusammenhang mit Wandfarben:
Der Naturfarbenhersteller Livos machte auf uns, was die Deklaration der Inhaltsstoffe angeht, zunächst einen guten Eindruck, doch bei den Laborprüfungen zeigte sich: Er setzt Isothiazolinone ein, verschweigt dies aber auf dem Etikett.
Quelle: www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Testberichte Wandfarben (Ökotest: Test 14. Oktober 2011 / Jahrbuch 2012, Hervorhebung von mir)

Dazu folgende Reaktion von Livos:
Der Naturfarbenhersteller Livos erklärte, man setze seit Jahren Silberchlorid als Konservierungsmittel ein und habe vorübergehend bei einigen Chargen aufgrund eines akuten Schimmelproblems zusätzlich 0,1 Prozent Acticide MBS beigefügt. Dabei handelt es sich laut Sicherheitsdatenblatt um eine Mischung aus BIT und MIT. Die Serviceabteilung sei zugleich Hotline für Allergiker.
Quelle: www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Testberichte Wandfarbe (Ökotest: Test 25. Februar 2011)

MIT steht für Methylisothiazolinon, BIT für Benzisothiazolinon. Weitere Informationen findet man leicht im Web, z.B. die Grundinformationen bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Isothiazolinone). Auch im Forum (Suche benutzen) finden sich einige Threads dazu, dies habe ich mal an anderer Stelle geschrieben:
Nach einer Kurzrecherche handelt es sich bei Isothiazolinon um eins der Top-10-Allergene und in Foren tauschen sich Menschen aus über heftige Reaktionen auf diesen Stoff. Da er in kleineren Mengen wohl öfter mal in Wandfarben enthalten ist, entsteht durch eine Sensibilisierung eine sehr unkomfortable Situation.

Eine weitere Frage ist für mich, wie es zu dem Schimmelproblem kam und ob es sinnvoll ist, eine betroffene Farbe zu verkaufen.

Bei einer Ökotest-Folgerecherche fand ich weiterhin folgendes:
Die Livos Dubron Natur-Dispersionsfarbe Art. Nr. 400 überschreitet den erst ab 2010 geltenden verschärften VOC-Grenzwert von 30 Gramm VOCs pro Liter. Bemerkenswert, dass der Anbieter die Farbe trotzdem als "lösemittelfrei nach Umweltzeichen Eco-Label" deklariert und das, obwohl bei diesem Label das VOC-Limit ebenfalls bei nur 30 Gramm pro Liter liegt.
www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Testberichte Wandfarben (Ökotest: Test 26. Februar 2007, Hervorhebung von mir)

Auch mit plausibel klingender Begründung:
Nach Auffassung von Livos haben Wandfarben mit Naturharzen, die in einem Lösemittel vorgelöst sind, den Vorteil, einwandfrei zu trocknen und dadurch schnell geruchsfrei zu sein. Dagegen könnten Produkte mit Pflanzenölen "unter schlechten Trocknungsbedingungen Gerüche freisetzen". Um die Innenräume dann wieder bewohnbar zu machen, müssten unter Umständen die Wände komplett abgeschliffen oder mit einem sperrenden Anstrich versehen werden. Deshalb nimmt Livos "die kleine Menge unbedenklicher Lösemittel" in Kauf.
... rechtfertigt dies in meinen Augen nicht eine inkorrekte Deklaration. Ich habe die Farbe vor einigen Jahren verarbeitet und erinnere mich dunkel, dass mir die Ausdünstungen im Vergleich zu anderen Wandfarben auffielen.

Persönlich erlebt habe ich, dass Livos (die Chefin selbst) eine Information zu einem Öl zur Holzbehandlung verweigerte. Es seien "Betriebsgeheimnisse" und "für die Verträglichkeit ohne Bedeutung". Dabei handelte es sich um etwas, das andere (Natur-)Farbenhersteller ohne weiteres sogar auf ihrer Website preisgeben (www.naturhaus.net/naturfarben/philosophie/rohstoffe/#Carnauba). Ich denke, man könnte dies auch selbstbewusst tun, sofern man Rohstoffe bewusst und kritisch ausgewählt hat - ohne dabei in Details des Produktionsprozesses zu gehen, Herstellernamen preiszugeben etc..

Der Hintergrund meiner Nachfrage war diese Aussage über ein mögliches Bleichen von Carnaubawachs: Carnaubawachs - Datenbank Zusatzstoffe. Laut Aussage eines Schellack-Fachmannes wird beim Bleichen von Schellack Natriumhypochlorit verwendet, was dazu führt, dass dieser chlororganische Verbindungen enthält. Dies sei teilweise den Verwendern (z.B. einer Naturkosmetikfirma, die durch Ökotest darauf gestoßen wurde) nicht bewusst. Auch die Fa. L. musste auf meine diesbezügliche Nachfrage vor einiger Zeit hin erst beim Lieferanten nachfragen, gab in diesem Fall die (entwarnende) Information auch an mich weiter, so dass ich den Schellack beruhigt verwenden konnte. Mir scheint es nicht ausgeschlossen, dass auch zum Bleichen anderer Stoffe Chlorverbindungen benutzt werden.

In punkto Verträglichkeit wurde im Schreiben von Livos Bezug genommen darauf, dass ich ein kleines Stück Holz mit einem Pröbchen gestrichen habe, um Geruchsbildung, Verarbeitung, Aussehen und Haptik des behandelten Holzes zu testen. Dies reicht für mich nicht, um eine Unverträglichkeit festzustellen, da sich diese nicht immer zeitnah und signifikant äußert (multiple Allergien, häufig gereizte Schleimhäute, Kopfschmerzen etc.). Zudem versuche ich wegen einer chronischen Immunaktivierung, CFS etc. jeden überflüssigen, potenziell schädlichen oder reizenden Stoff zu meiden. Soweit ich weiß, bin ich nicht die einzige, der es so geht. Eine entsprechende Rückmeldung meinerseits half leider nicht.

Die Chefin ist laut Livos-Website (https://www.livos.de/produkte/livos-neutral/hintergruende-was-sie-noch-wissen-sollten.html) selbst Allergikerin und geruchssensibel und verallgemeinert womöglich ihre Art, auf Unverträgliches zu reagieren und durch "in vivo-Kurztests" über die Verträglichkeit von Stoffen entscheiden zu können. Schade.

Fehler und Versäumnisse gibt es überall, wo Menschen beteiligt sind, das möchte ich keinesfalls verurteilen. Für mich als Verbraucher ist vor allem wichtig, dass ich den Eindruck habe, dass ein Interesse besteht, diese aufzuklären und dass mir offen begegnet wird (was nicht bedeutet, dass Einzelheiten über Produktionsprozesse preisgegeben werden müssen, sondern nur Grundinformationen).

Gruß
Kate
 
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Isothiazolinon u.a. - auch bei Naturfarben nicht immer deklar

Hallo zusammen,

auf einer weiteren Suche bei Ökotest fand ich dies:

Alle konventionellen Abtönfarben - mit Ausnahme des Alpina Sensan Color Abtönkonzentrates - sowie das Leinos Pigment-Konzentrat sind mit Isothiazolinonen konserviert. Diese Stoffe, insbesondere die chlorierten Vertreter, können Allergien auslösen. Deshalb fordern sowohl der Blaue Engel als auch die Richtlinien des Verbandes der Lackfarbenindustrie (VdL) die Angabe einer Hotline für Isothiazolinon-Allergiker, wenn Isothiazolinone eingesetzt werden. Darauf verzichten jedoch acht Anbieter, darunter Leinos. Das Leinos Pigment-Konzentrat ist laut Deklaration "auch für Allergiker nach Befragen des Arztes geeignet". Wie ein Arzt oder der Verbraucher die enthaltenen Isothiazolinone erkennen soll, ist jedoch schleierhaft.
Quelle: www.oekotest.de ÖKO-TEST Online Testberichte Wandfarben, abgetnte (Ökotest: Test 22. Oktober 2007 / Jahrbuch für 2008)

Wobei ich hier nicht ganz verstehe, ob es nun deklariert ist oder nicht. Falls das der Fall sein sollte, müsste der Arzt oder Verbraucher es ja nicht mehr "erkennen". Und ob das "Befragen" nun eine Allergie zum Verschwinden bringt... ? ;)

Aus dem gleichen Artikel:
Schwermetalle, die aus natürlichen oder künstlich erzeugten Pigmenten stammen können, waren in mehreren Abtönfarben nachzuweisen, vor allem in den Naturfarben. Meist sind die Schwermetalle in den Pigmenten fest gebunden, nur aus dem Leinos Pigment-Konzentrat lösten sich problematische Mengen an Antimon.

Bezüglich Auro (um einen dritten der großen Naturfarbenhersteller zu nennen), fand ich auf die Schnelle keine Hinweise auf die Verwendung von Isothiazolinonen. Hier gibt es aber wohl bei einigen Produkten Probleme mit Terpenen (auch Limonen), ohne entsprechenden Hinweis (Gefahrensymbol). Laut Website scheinen sie Silber als Konservierungsstoff für "normale" Wandfarben (außer: Silikatfarbe, Kalkfarbe - die funktionieren wohl aufgrund des PH-Wertes ohne Konservierung?) zu verwenden. Ich habe in meinem Schlafzimmer Profi-Kalkfarbe Nr. 344 und Profi-Kalkfeinputz Nr. 345 verwendet und bin sehr zufrieden.

Gruß
Kate
 
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