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Ritalin - Medizin, die krank macht?Ritalin - Medizin, die krank macht?
Ritalin steigert die Konzentrationsfähigkeit. Das ist unbestritten. Die schulischen Leistungen von Kindern, die unter Unruhe leiden, werden durch Ritalin meistens besser.
Auch bei Erwachsenen wirkt das Medikament und sorgt dafür, dass man sich weniger verzettelt und Aufgaben entschlossener angeht. Angesichts dieser Erfolge werden die Nebenwirkungen des Medikaments gerne verdrängt: Ritalin hemmt den Appetit, führt zu Einschlafproblemen, kann Depressionen hervorrufen und bei Kindern das Wachstum beeinträchtigen.
Krank macht es aber noch in einem ganz anderen Sinne. Denn seit durch die Einnahme von Ritalin wibbelige Kinder schleunigst beruhigt und zerstreute Eltern im Handumdrehen zielstrebig werden, boomt die Diagnose ADHS regelrecht.
Fast scheint es, es gäbe die Krankheit vor allem, weil es das Medikament dazu gibt. Werbekampagnen in den USA fordern dazu auf, mentale Missstände beim Kind nicht länger zu verleugnen, sondern durch Medikamente endlich zu beheben.
Lebhafter Charakter? Da ist eine Krankheit schon besser, denn die kann man, anders als den Charakter, mit Tabletten behandeln. Der Film von Fabienne Clément und Myriam Gazut zeigt, wie schmal die Trennlinie zwischen "krank" und "gesund", "auffällig" und "normal" heute geworden ist, wenn es um ADHS geht. Und er zeigt den Trend bei Ärzten und Eltern im Zweifelsfall lieber "krank" zu diagnostizieren, weil die Lösung gleich zur Hand ist - ganz im Sinne der Pharmaindustrie.
Die Sendung wird am 20.4.,14 Uhr, wiederholt. Es lohnt sich, die Sendung anzusehen. Evtl. ist sie auch über die Mediathek nachzusehen.
Grüsse,
Oregano