Antikörper gegen Citrullin:
Ein neuer Labortest für die frühe Diagnose der Rheumatoiden Arthritis
Seit langem ist die Untersuchung von Rheumafaktoren im Blut der wichtigste labormedizinische Test zur Diagnose einer Rheumatoiden Arthritis. Rheumafaktoren sind Autoantikörper, die mit Immunglobulin G reagieren, das in großen Mengen in unserem Organismus vorkommt. Das Problem der Bestimmung von Rheumafaktoren zur Diagnose der Rheumatoiden Arthritis (RA) ist, dass nur etwa 75 Prozent der Patienten, die nach klinischen und röntgenologischen Kriterien eine Rheumatoide Arthritis haben, Rheumafaktoren im Blut haben und dass der Nachweis von Rheumafaktoren für die RA nicht spezifisch ist. Das heißt, Rheumafaktoren kommen in unterschiedlicher Häufigkeit auch bei anderen rheumatischen Erkrankungen vor, z.B. beim Lupus Erythematodes oder beim Sjögren-Syndrom, aber auch bei nicht rheumatischen Erkrankungen wie bei chronischen Leberkerkrankungen, chronischen Lungenkrankheiten und chronischen Infektionskrankheiten. Hinzu kommt, dass sie relativ häufig auch bei älteren Personen nachgewiesen werden, ohne dass eine entsprechende Krankheit vorliegt. Mitte der sechziger Jahre wurde ein weiterer Autoantikörper, der so genannte perinukleäre Faktor, bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis bekannt. In der Folge hat man mit anderen Methoden Autoantikörper bei der Rheumatoiden Arthritis nachgewiesen, deren einheitliche Identität in den letzten Jahren als Antikörper gegen Citrullin erkannt wurde.
Citrullin ist eine Aminosäure, also ein Eiweißbaustein, der in verschiedenen Körpereiweißen wie dem Gerinnungsstoff Fibrin vorkommt. Fibrin wird bei Entzündungen insbesondere auch im Gelenk in großer Menge gebildet. Die Methoden zum Nachweis von Citrullin- Antikörpern wurden dadurch verbessert, dass hoch empfindliche ELISA-Techniken entwickelt wurden und dass das Citrullin im Test in einer besonderen Anordnung als Teil eines ringförmigen Moleküls verwendet wird. Daher kommt der Name Antikörper gegen zyklisches citrulliniertes Peptid Anti-CCP.
Über 90 Prozent der RA-Patienten mit Rheumafaktoren haben auch CCP-Antikörper. CCP-Antikörper finden sich jedoch auch bei bis zu 60 Prozent der rheumafaktor- negativen Polyarthritiker. Für die Diagnostik noch bedeutsamer ist, dass CCP-Antikörper wesentlich spezifischer sind als Rheumafaktoren, d.h., sie finden sich nur ausnahmsweise bei anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen, bei nicht rheumatischen Erkrankungen oder auch bei älteren gesunden Menschen. Ihr Einsatz in der Diagnostik der Rheumatoiden Arthritis ist also ein wesentlicher Gewinn in Bezug auf die Sicherheit der Diagnose.
Es hat sich nämlich gezeigt, dass die CCP-Antikörper wie auch die Rheumafaktoren - dem Ausbruch einer RA um Monate, manchmal Jahre vorausgehen können. Menschen mit einer neu aufgetretenen Arthritis, die sowohl Rheumafaktoren als auch CCP-Antikörper im Blut haben, haben eine sehr, sehr hohe Wahrscheinlichkeit, im weiteren Verlauf eine Rheumatoide Arthritis zu entwickeln. Der Nachweis von CCP-Antikörpern verbessert also die Frühdiagnose der RA.