Ich sehe das ganz genauso und reagiere selbst äußerst sensibel auf Übergriffigkeit. Auch bei einem sterbenden sehr engen Angehörigen, der igendwann von sich aus anfing Entscheidungen uns zu "übergeben", habe ich immer noch informiert (z.B. was Palliativmedizin ist und wieso das nicht der Hausarzt ohne Zusatzausbildung kann) und gefragt (z.B. "wäre es Dir recht, wenn ich mal mit Deinem Arzt rede"). Erst als er sich nicht mehr äußern konnte, haben wir "übernommen".
Du schilderst für mich einen Optimalerverlauf.
Sehr wertschätzend von Dir/euch und menschlich mWn top.


Ich selbst reagiere zwar auch tlw. hypersensibel auf "Übergriffigkeit", hab umgekehrt (leider/zum Glück - je nachdem aus welcher Perspektive man es sieht...) nicht so Hemmungen...
Die Frage ist auch immer, wann ist es eine Grenzüberschreitung/ein Übergriff und wann ist es "notwendig" (obwohl es als Grenzüberschreitung empfunden wird).
(allein wenn ich mich daran erinnere, wie viele Grenzüberschreitungen mein Kind wahrgenommen hat - und sei es in Situationen, wie daran gehindert zu werden über eine vielbefahrene Straße zu rennen/zu düsen. Auch da hab ich mir mal von Eltern massiven Shitstorm eingehandelt, weil ich ihr Kind an der Kapuze gepackt habe, um es am Rausfahren auf die Straße zu hindern. Statt einem Dankeschön wurde ich beschimpft (Eingriff in die Autonomie ihres Kindes. Die waren wohl schon komplett am erleuchteten Pfad - ich muss nicht jeden verstehen

). Ich steh weiterhin zu dem "Übergriff"

).
Das Gefühl in seiner Autonomie beschnitten zu werden, mag kaum jemand (außer dahingehend "konditioniert" und Sicherheitsgefühl daraus ziehend - hmmm, über Letzteres muss ich mal nachdenken. Ist wieder mal - so ein subjektives Thema).
Was an einem Tag ein Übergriff ist, kann am nächsten eine willkommen Intervention sein.
Oder bei Person A willkommen und bei Person B als Übergriff ankommen.
Zum Glück kann man ja einfach kommunizieren und schauen, was dabei rauskommt.
(auch so generell "simple" Situationen - wenn jemand (grad im Pflegeheimkontext) nicht mehr trinken möchte. Darf man mal rescher überreden? Oder einfach "vertrocknen lassen"?
Quasi die Automomie respektieren, auch wenn diese zu massiven Schäden/zum Tod führen kann?
Und wie handhabt man das in den eigenen 4 Wänden? Wenn man unter dem was der andere für sich entscheidet, leidet, weil dann nicht nur die Person mit den Konsequenzen leben muss, sondern alle um sie herum mit beeinflusst. (simple Beispiele: Diabetiker, der sich mit Zucker vollstopft und dann entsprechende Krankheitsbilder aufpoppen, die einen als Angehörigen dann ev. massiv belasten/zur pflegenden Person "machen". Raucher, der die Bude vollqualmt usw... Bei Alkoholikern spricht man von "Co-Abhängigkeit", wenn man zu viel investiert. Bei vielen anderen Verhaltensformen, die gesellschaftlich akzeptierter sind, finden imho gleiche Prozesse statt.)
War ja im Grunde auch die letzten Jahre der Kern der hitzigen Diskusson (wo hört meine Autonomie auf...).
Und ja, das Thema kann man endlos - für sich und kollektiv - betrachten/diskutieren. Ich denk mir da muss jeder für sich einen passablen Weg finden/von Situation zu Situation individuell entscheiden.
An der Stelle habe ich die Erfahrung von "null" Zugänglichkeit. Für die meisten Menschen scheint es unvorstellbar zu sein, auch nur auf Brot zu verzichten (nicht mal auf Kartoffeln). Dann lieber Insulin spritzen, ab und zu in bedrohliche Unterzuckerungen rauschen etc.
Bezügl. Keto: ja, geht auch in meinem Umfeld in Richtung 0. Relativ unabhängig vom Alter. (tlw. massiver Leidensdruck durch dutzende Kilo zu viel, Entzündungen von Kopf bis Fuß, kaum Lebensqualität.... Permanent diesbezüglich am Jammern, aber nicht mal 3 Wochen testen wollen).
Da lässt mein "Missionierungsbedürfnis" auch schnell nach. Ich versuch dann alle paar Wochen oder Monate wieder anzuknüpfen (so quasi: steter Tropfen höhlt den Stein). Ich werde berichten, wenn es mal funktionieren sollte

! (ok, war ein Scherz. Manchmal macht es doch "Klick" bei den Personen. Oft genug aber nicht. Das seh ich auch bei Vitaminen - entweder jemand lässt sich rel. schnell darauf ein, oder dann gar nicht. Schalter werden umgelegt, wenn die Person Anknüpfungspunkte findet. zB eine Bekannte, die erst als sie gecheckt hat, wie viel sie beim Tierarzt für div. Vitamine für ihr Katzi liegen lässt, auch bereit war sich diesen "Luxus" gönnen. (davor war es "blöde Tablettenschluckerei")
Frauen sind mWn noch offener, vA wenn sie eine lange Diätvergangenheit hinter sich haben und zB Atkins gemacht haben. Daran kann man anknüpfen.
Aber wenn die Spiegelneuronen die ganze Zeit "das ist falsch" feuern, kann man es vergessen, bzw. ich seh ich es als "Samen säen". Wenn was draus wird: gut. Wenn nicht, na dann hab ich es zumindest versucht.
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Insofern nochmals: Du hast es versucht. Der ältere Herr weiß, wo er Dich findet, falls er Hilfestellung benötigt - aus meiner Sicht aktuell das Optimum.

lg togi