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Und er bewegt sich doch - Tinnitusfrequenz lässt sich durch Neuro-Musiktherapie verändern...
In einer aktuellen Untersuchung wurde nun nachgewiesen, dass durch die Musiktherapie eine zuverlässige Verbesserung der Tinnitusfrequenz (Tonhöhe der Ohrgeräusche) erreicht wird. Bei insgesamt n=204 Probanden wurde die Tinnitusfrequenz im Therapieverlauf täglich ermittelt.
Obwohl die Patienten im Vorfeld ihren Tinnitus als sehr gleichbleibend beschrieben, konnte durch die Musiktherapie eine rasche und eindeutige Bewegung in den Tinnitus gebracht werden:
Insgesamt veränderte sich die Tinnitusfrequenz während der Therapiewoche um knapp zwei Oktaven. Dabei war im Durchschnitt ein deutlicher Abwärtstrend der Tonhöhe zu verzeichnen.
Weiterhin kam es bei rund 15% der Patienten im Laufe der Therapiewoche zu "Aussetzern" des Tinnitus, bei dem der Tinnitus über einen Zeitraum von mehreren Stunden oder gar Tagen nicht mehr hörbar war.
Diese Ergebnisse untermauern die Erkenntnisse aus den bildgebenden Verfahren, dass eine schnell eintretende Veränderung der festgefahrenen Tinnitus-Netzwerke im Gehirn durch die Musiktherapie möglich ist.
BEi dieser Studie bzw. dem Konzept des Instituts in Heidelberg geht es nicht nur um Neuro-Musiktherapie sondern um ein Zusammen von verschiedenen Ansätzen:
https://dzm-heidelberg.de/files/MT bei chronischem Tinnitus im Jugendalter.pdf...Das Heidelberger Konzept zur musiktherapeutischen Behandlung von Tinnitus bei
Jugendlichen
Die Spezifika der neuro-musiktherapeutischen Intervention sind:
1. Kurze Behandlungsdauer von 10 Therapieeinheiten, kompakt innerhalb von fünf Tagen (z.B. in
den Schulferien)
2. Psychoedukatives Tinnitus-Counseling mit besonderem Schwerpunkt auf individuellen
Tinnitusanfälligkeiten („Tinnitus-Landkarte“)
3. Pädagogisches Rahmenprogramm zwischen den musiktherapeutischen Behandlungseinheiten
(Analyse und Verhaltensmodifikation des Hör- und Lernverhaltens in Schule und Freizeit)
4. Aktive Mitarbeit der Patienten während der musiktherapeutischen Interventionen in Verbindung
mit pädagogisch angeleiteten Übungen zwischen den Therapiesitzungen zur Vertiefung
individuell erarbeiteter Inhalte
5. Aktive und rezeptive Arbeit mit dem Tinnitus-Ton (kein „Weghören“ oder „Wegdenken“) durch
spezifische neuro-musiktherapeutische Interventionen („Resonanzübung“, „Neuroauditive
Kortexprogrammierung“, „Tinnitusdekonditionierung“)
6. Kurative Behandlung der neurophysiologischen Ursachen für Tinnitus und parallele Bearbeitung von individuellen, tinnitusauslösenden Risikofaktoren.
...
So ganz eindeutig scheinen die Erfolge der Neuromusiktherapie aber nicht zu sein:
Summen im Ohr: Hilft die Neuro-Musiktherapie?...
Zweifel an der Wirksamkeit der Neuro-Musiktherapie gegen das Summen im Ohr
Allerdings ist fraglich, ob diese tatsächlich gegen das Summen im Ohr hilft. Von den 206 Probanden, die ursprünglich an der Studie teilgenommen haben, liegt nur 107 Fragebögen komplett ausgefüllt vor. Das belastbare Datenmaterial beträgt also kaum mehr als 50 Prozent. Trotzdem sprechen die Heidelberger Forscher von einer "soliden Verringerung" der Beschwerden. Tatsächlich reduzierten sich die Fälle, in denen das Summen im Ohr sehr stark war, um 32 Prozent. Allerdings vergrößerte sich die Gruppe der Patienten, die leichte Tinnitus-Beschwerden hatte, entsprechend. Eine komplette Genesung vom Summen im Ohr gab es nicht.
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Experte Gerhard Hesse, der in der Tinnitus-Klinik in Bad Arolsen tätig ist, versucht, die widerstreitenden Fakten zusammenzuführen. Wirksam sei nur das Paket der Behandlung, die in Heidelberg durchgeführt worden sei, erklärt der Mediziner. Damit das Summen im Ohr tatsächlich verringert werde, seien Stressmanagement und die psychosoziale Beratung unverzichtbar. Welchen Anteil die Sound-Schulung an der Verbesserung von dem Summen im Ohr tatsächlich hat, könne man nicht verlässlich sagen.
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Grüsse.
Oregano