Musik für die Seele

  • Themenstarter Kassandra
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Arnold Schönberg (1874 - 1951)
Gurre-Lieder (1911)
"Du sendest mir einen Liebesblick"
Text: Jens Peter Jacobsen (1847 - 1885)




Jessye Norman, Sopran
Boston Symphony Orchestra
Leitung: Seiji Ozawa


Du sendest mir einen Liebesblick
Und senkst das Auge,
Doch der Blick presst deine Hand in meine,
Und der Druck erstirbt;
Aber als liebeweckenden Kuss
Legst du meinen Händedruck mir auf die Lippen.
Und du kannst noch seufzen um des Todes willen,
Wenn ein Blick auflodern kann
Wie ein flammender Kuss?
Die leuchtenden Sterne am Himmel droben
Bleichen wohl, wenn's graut,
Doch lodern sie neu jede Mitternachtszeit
In ewiger Pracht.--
So kurz ist der Tod,
Wie ruhiger Schlummer
Von Dämm'rung zu Dämm'rung.
Und wenn du erwachst:
Bei dir auf dem Lager
In neuer Schönheit
Siehst du strahlen
Die junge Braut.
So lass uns die goldene
Schale leeren
Ihm, dem mächtig verschönenden Tod:
Denn wir gehn zu Grab
Wie ein Lächeln, ersterbend
Im seligen Kuss!
 



Selige Sehnsucht​

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling, verbrannt.

Und solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
 
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Hi Kathy, wunderschönes Video und die Musik passt gut dazu. Was für eine fantastische Landschaft!

Hier auch was vom Wasser, aber ganz anders und nur das Meer, ein paar Füße und eine Planierraupe machen die "Musik". Nichtsdestowenigertrotz: das Leben und die pure sinnliche Freude!

 
Hi Kathy, wunderschönes Video und die Musik passt gut dazu. Was für eine fantastische Landschaft!

Hier auch was vom Wasser, aber ganz anders und nur das Meer, ein paar Füße und eine Planierraupe machen die "Musik". Nichtsdestowenigertrotz: das Leben und die pure sinnliche Freude!

Morning Meditation - YouTube

Hi Aurinko

Leider sind die Landschaften ja nicht vom Comer See, aber beim ersten Video, das ich wählte (bessere Tonqualität!), war das Embedding nicht erlaubt. :eek:) Dieses kleine Stück finde ich so lieblich, und ich hatte noch nie von Giselle Galos gehört.

:kraft: Kathy
 
Hi Kathy, weißt Du, welche Landschaft auf dem Video zu sehen ist?

 
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Hi Kathy, weißt Du, welche Landschaft auf dem Video zu sehen ist?

]

off topic

Hallo Aurinko

leider weiss ich es nicht. Die Niagara Fälle scheinen dabei zu sein. Das letzte Strandfoto könnte der Pacific sein, vielleicht nördlich von Bodega Bay (Hitchcock`s "Die Vögel"), aber sicher bin ich nicht. Einige Aufnahmen könnten auch Schweizer Landschaften sein. :confused:
 
"Gibt ein kein Hinüber?
Sind wir schon da?"

Richard Strauss (1864 - 1949)
Ariadne auf Naxos​
Text:
Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)


Erste Fassung 1912
Endgültige Fassung 1916




ARIADNE
Ein Schönes war: hieß Theseus - Ariadne
Und ging im Licht und freute sich des Lebens.
Warum weiß ich davon? ich will vergessen!

Dies muß ich nur noch finden: es ist Schmach,
Zerrüttet sein wie ich!
Man muß sich schütteln: ja, dies muß ich noch finden:
Das Mädchen, das ich war!
Jetzt hab ich's Götter! daß ich's nur behalte!
Den Namen nicht - der Name ist verwachsen
Mit einem anderen Namen, ein Ding, wächst
So leicht ins andere, weh!

Nicht noch einmal! Sie lebt hier ganz allein.
Sie atmet leicht, sie geht so leicht,
Kein Halm bewegt sich, wo sie geht,
Ihr Schlaf ist rein, ihr Sinn ist klar,
Ihr Herz ist lauter wie ein Quell:
Sie hält sich gut, drum kommt auch bald der Tag,
Da darf sie sich in ihren Mantel wickeln,
Darf ihr Gesicht mit einem Tuch bedecken
Und darf drinnen liegen
Und eine Tote sein.





HARLEKIN
Lieben, Hassen Hoffen, Zagen,
Alle Lust und alle Qual,
Alles kann ein Herz ertragen
Einmal um das andre Mal.

Aber weder Lust noch Schmerzen,
Abgestorben auch der Pein,
Das ist tödlich deinem Herzen,
Und so mußt du mir nicht sein!

Mußt dich aus dem Dunkel heben,
Wär es auch um neue Qual!
Leben mußt du, liebes Leben,
Leben noch dies eine Mal!




ARIADNE
Es gibt ein Reich, wo alles rein ist:
Es hat auch einen Namen: Totenreich.

Hier ist nichts rein!
Hier kam alles zu allem!
Bald aber naht ein Bote,
Hermes heißen sie ihn.
Mit seinem Stab
Regiert er die Seelen:
Wie leichte Vögel,
Wie welke Blätter
Treibt er sie hin.
Du schöner, stiller Gott! sieh! Ariadne wartet!

Ach, von allen wilden Schmerzen
Muß das Herz gereinigt sein.
Dann wird dein Gesicht mir nicken,
Wird dein Schritt vor meiner Höhle,
Dunkel wird auf meinen Augen,
Deine Hand auf meinem Herzen sein;
In den schönen Feierkleidern,
Die mir meine Mutter gab,
Diese Glieder werden bleiben,
Stille Höhle wird mein Grab.
Aber lautlos meine Seele
Folget ihrem neuen Herrn,
Wie ein leichtes Blatt im Winde,
Folgt hinunter, folgt so gern.

Dunkel wird auf meinen Augen
Und auf meinem Herzen sein,
Diese Glieder werden bleiben
Schön geschmückt und ganz allein.

Du wirst mich befreien,
Mir selber mich geben,
Dies lastende Leben,
Du nimm es von mir.
An dich wird ich mich ganz verlieren,
Bei dir wird Ariadne sein.





(Bacchus tritt hervor, steht vor Ariadne, die in jähem Schreck die Hände vors Gesicht schlägt)

ARIADNE
Theseus!

Nein! nein! Es ist der schöne stille Gott!
Ich grüße dich, du Bote aller Boten!

BACCHUS
Du schönes Wesen! Bist du die Göttin dieser Insel?
Ist diese Höhle dein Palast? Sind diese deine Dienerinnen?
Singst du am Webstuhl Zauberlieder?
Nimmst du den Fremdling da hinein
Und liegst mit ihm beim Mahl,
Und tränkest du ihn da mit einem Zaubertrank?
Und ach, wer dir sich gibt, verwandelst du ihn auch?
Weh! Bist du auch solch eine Zauberin?

ARIADNE
Ich weiß nicht, was du redest.
Ist es Herr, daß du mich prüfen willst?
Mein Sinn ist wirr vom vielen Liegen ohne Trost!
Ich lebe hier und harre deiner, deiner harre ich
Seit Nächten, Tagen, seit wie vielen, ach ich weiß es nicht mehr!

BACCHUS
Wie? kennst du mich denn?
Du hast mit einem Namen mich gegrüßt.

ARIADNE
Nein, nein, der bist du nicht.
Mein Sinn ist leicht verwirrt,

BACCHUS
Wer bin ich denn?

ARIADNE
Du bist der Herr über ein dunkles Schiff,
Das fährt den dunklen Pfad.

BACCHUS
Ich bin der Herr - über ein Schiff.

ARIADNE
Nimm mich! Hinüber! Fort von hier mit diesem Herzen! Es ist zu nichts mehr nütze auf der Welt.

BACCHUS
So willst du mit mir gehen auf mein Schiff?

ARIADNE
Ich bin bereit. Du fragst? Ist es, daß du mich prüfen willst?

(Bacchus schüttelt den Kopf)

Wie schaffst du die Verwandlung? mit den Händen? Mit deinem Stab? Wie, oder ist's ein Trank, den du zu trinken gibst? Du sprachst von einem Trank!

BACCHUS
Sprach ich von einem Trank,
Ich weiß nichts mehr.

ARIADNE
Ich weiß, so ist es dort, wohin du mich führest!
Wer dort verweilt, der vergißt gar schnell!
Das Wort, der Atemzug ist gleich dahin!
Man ruht und ruht vom Ruhen wieder aus;
Denn dort ist keiner matt vom Weinen,
Er hat vergessen, was ihn schmerzen sollte:
Nichts gilt, was hier gegolten hat, ich weiß -

BACCHUS
Bin ich ein Gott, schuf mich ein Gott,
Starb meine Mutter in Flammen dahin,
Als sich in Flammen mein Vater ihr zeigte,
Versagte der Circe Zauber an mir,
Weil ich gefeit bin, Balsam und Äther
Für sterbliches Blut in den Adern mir fließt.
Hör mich, Wesen, das vor mir steht,
Hör mich, du, die sterben will:
Denn sterben eher die ewigen Sterne,
Als daß du stürbest aus meinen Armen!

ARIADNE
Das waren Zauberworte! Weh! So schnell!
Nun gibt es kein Zurück. Gibst du Vergessenheit
So zwischen Blick und Blick?
Entfernt sich alles von mir?
Die Sonne? Die Sterne?
Ich mir selber?
Sind meine Schmerzen mir auf immer, immer
Genommen? Ach!
Bleibt nichts von Ariadne als ein Hauch?





(Alles versinkt, ein Sternenhimmel spannt sich über den Zweien.)

BACCHUS
Ich sage dir, nun hebt sich erst das Leben an
Für dich und mich!
(Er küßt sie)

ARIADNE
(entwindet sich ihm, unbewußt, sieht mit bangen Staunen um sich)
Lag nicht die Welt auf meiner Brust? Hast du,
Hast du sie fortgeblasen?
(zeigt auf die Höhle)
Da innen lag die arme Hündin,
An' Boden gedrückt, auf kalten Nesseln
Mit Wurm und Assel, und ärmer als sie.

BACCHUS
Nun steigt deiner Schmerzen innerste Lust
In deinem und meinem Herzen auf!

ARIADNE
Du Zauberer, du! Verwandler, du!
Blickt nicht aus dem Schatten deines Mantels
Der Mutter Auge auf mich her?
Ist so dein Schattenland! also gesegnet?
So unbedürftig der irdischen Welt?

BACCHUS
Du selber! du bist unbedürftig,
Du meine Zauberin!

ARIADNE
Gibt es kein Hinüber?
Sind wir schon da?
Wie konnte es geschehen?
Sind wir schon drüben?
Auch meine Höhle, schön, gewölbt
Über ein seliges Lager,
Einen heiligen Altar!
Wie wunder-, wunderbar verwandelst du!

BACCHUS
Du! Alles du!
Ich bin ein anderer, als ich war!
Der Sinn des Gottes ist wach in mir,
Dein herrlich Wesen ganz zu fassen!
Die Glieder reg ich in göttlicher Lust!
Die Höhle da! Laß mich, die Höhle deiner Schmerzen
Zieh ich zur tiefsten Lust um dich und mich!

(Ein Baldachin senkt sich von oben langsam über beide, sie einschließend)

ARIADNE
Was hängt von mir
In deinem Arm?
Oh, was von mir,
Die ich vergehe,
Fingest du Geheimes
Mit deines Mundes Hauch?
Was bleibt, was bleibt von Ariadne?
Laß meine Schmerzen nicht verloren sein.

BACCHUS
Deiner hab ich um alles bedurft!
Nun bin ich ein anderer, als ich war.

ARIADNE
Laß meine Schmerzen nicht verloren sein,
Bei dir laß Ariadne sein!

BACCHUS
Durch deine Schmerzen bin ich reich,
Nun reg ich die Glieder in göttlicher Lust!
Und eher sterben die ewigen Sterne,
Eh denn du stürbest aus meinem Arm!

(Der Baldachin schließt sich über Ariadne und Bacchus)
 
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"Wo war ich schon einmal
und war so selig . . ."​



Carlos Kleiber (1930 - 2004)​
Richard Strauss (1864 - 1949)




www.justsomelyrics.com/1606481/Richard-Strauss-Rosenkavalier---Akt-2-Lyrics


Ein Dirigent, der nicht eigentlich dirigiert sondern Musik - in diesem Fall ihre Freude - verkörpert. Jedenfalls schlägt er nicht den Takt (kaum senkrechte Bewegungen) sondern gibt Spannungsbögen Phrasen, Gebärden (Horizontale, liegende Achten, differenzierteste Zeichen . . .) Manchmal lacht er, manchmal singt er mit. Er verlangte extrem lange Probezeiten (arbeitete u.U. mit den Musikern einzeln). Je älter er wurde, desto mehr schränkte er sein Repertoire ein, vertiefte das Verbleibende, lehnte Engagements ab (z.B. die Nachfolge Karajans). Carlos Kleiber (Sohn von Erich Kleiber) gilt vielen als der bedeutstende Dirigent der zweiten Hälfte des 20. Jh. Er starb überraschend, wenige Monate nach dem Tod seiner Frau.

Die Steigerung zu Beginn dieses Akts (2:00 - 5:30) ist vielleicht die am weitesten gespannte der Opernliteratur, zugleich mit vielen Raffinessen. Wenn man genauer zuhört, merkt man, wie flexibel sich Metrum und Tonart dem Gehalt der Szenen anpassen. Die nachfolgende Szene (die erste Begegnung des Paars, 5:00 - 12:00) hat in jedem Satz ein neues Mysterium. (Kleiber horcht nur noch, manchamal mit geschlossenen Augen. Darauf das immer noch magische Alltagsgeplauder das Paars (12:00 - 16:30). Die zweite Hälfte fällt musikalisch etwas ab - wie fast immer, wenn auf der Bühne mehr action ist.

Der Link zum Text oben - wenn man ihn nicht kennt, versteht man zu wenig davon. Ein von Hugo von Hofmannsthal erfundenes Wienerisch, das es so nie gab. Vielleicht das am stärksten funkelnde Libretto überhaupt. Strauss (der mit Lob nicht freigiebig war) schrieb an den Dichter u.a. "Schlußszene herrlich, wird sich wie Öl und Butter komponieren; ich wollt, ich wär schon so weit. Da ich aber der symphonischen Einheit wegen der Reihe nach komponieren muß, heißt es halt Geduld haben. Aktschluß entzückend; kurz und gut, Sie sind ein Prachtkerl. Alle Figuren sind famos, wir brauchen leider wieder sehr gute Schauspieler . . ."

Innerhalb weniger Wochen nach der Uraufführung in Dresden Premieren an knapp 30 Theatern - heute nicht mehr denkbar.
 
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