Medizinische Wissenschaft - Fehler in Design und Auswertung von Studien
Kritische Studien findet man nach meiner Erfahrung immer dann, wenn man sie gezielt sucht.
Eine Methode, um fĂĽndig zu werden, ist zum Beispiel das Gegenteil eines
Worts zu verwenden. So verbrachte ich einmal einen lustigen Abend, weil ich mit dem Wort 'Krankheitsreform' auf Kamelopedia gelandet war.
Eine systematische Analyse der Häufigkeit von Studienfälschungen hat Danielle Fanelli 2009 zur Veröffentlichung gebracht
How Many Scientists Fabricate and Falsify Research? A Systematic Review and Meta-Analysis of Survey Data
Darin geben 2 % der Befragten zu selbst Studienergebnisse manipuliert zu haben und ein Drittel der Befragten hatten von unakzeptablem Verhalten von Kollegen bei der Durchführung und Auswertung von Studien gehört.
Am interessantesten für mich ist die Art und Weise wie mit Studien zur Erforschung der Wirkung von ( Mikro- ) Nährstoffen umgegegangen wird.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz formen die Gesellschaften für Ernährung ein sehr effektives Nadelöhr. Jahrelang waren die Empfehlungen der DGE für mich in Stein gemeisselt. Selbst als ich während meiner Berufstätigkeit eine Tabelle vor die Augen bekam, in der die Empfehlungen für die minimalen Tagesmengen an Nährstoffen für Mensch, Hund und Katze nebeneinander aufgelistet waren, schaute ich da ungläubig drauf - weil die Empfehlungen für den Menschen pro Kilogramm Körpergewicht nur bei einem Viertel der empfohlenen Mengen für Hund und Katze lagen, aber der Groschen fiel noch nicht. Ich hatte jahrelang ein unbestimmtes Gefühl, dass mit den Empfehlungen etwas nicht stimmen konnte. Die 75 Milligramm Vitamin C pro Tag passten einfach zu gut zur Verzehrsempfehlung einer Kiwi. So richtig plausibel wurden die "Empfehlungen" der DGE, als ich dies fand
"Dem Beirat der DGE Sektion Hessen gehören an:
...
- Landesvereinigung fĂĽr Milch und Milcherzeugnisse Hessen e.V. (...)
- Marketinggesellschaft GUTES AUS HESSEN e.V.
(gegrĂĽndet auf Initiative des Hessischen Bauernverbandes, veranstaltet u.a. Tierausstellungen, Schnitzelfest, zertifiziert 2 Metzgereien und Zerlegebetriebe...)
Dem Beirat der DGE Sektion Thüringen gehören an:
...
- Landesinnungsverband des Fleischerhandwerkes ThĂĽringen e.V.
- Interessenverband der Milcherzeugerbetriebe e.V.
Dem Beirat der DGE Sektion Niedersachsen gehören an:
...
- Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (...)
- Verbände der Bäcker- und Fleischerinnungen "
Wie "wissenschaftlich" werden Empfehlungen eines Hauses mit solchen Beiräten sein?
Studien, die nachweisen sollen, dieser oder jener Mikronährstoff eigne sich nicht zur Prophylaxe von Krebs, Alzheimer, Multipler Sklerose, Fehlendes bitte nachtragen, werden wie folgt durchgeführt:
es werden einzelne Mikronährstoff-Formen aus einer Familie herausgenommen und in der Studie verwendet, Beispiel beta-Carotin als eines der Mitglieder der Familie von ca. 300 Carotinoiden.
Es wird die synthetische Form anstelle der natürlichen Form verwendet.Für die Versuche mit "beta-Carotin" gibt es ein speziell nur für Studien hergestelltes Präparat der Firma mit dem grossen B.
Es werden sehr niedrige Mengen an Mikronährstoffen verwendet. Mengen, die bekanntermassen keinen positiven Effekt haben können.
Es werden sehr hohe Mengen an synthetischen Mikronährstoffen verwendet.
Es werden unsinnige Nährstoffkombinationen verwendet.
Es werden mehrere Variable in eine Studie eingeschlossen, zum Beispiel Mikronährstoffe an sehr kranke oder sehr alte Menschen ausgegeben, die zugleich auch Arzneimittel erhalten. Die Todesfälle werden dann den Mikronährstoffen zugeordnet wie in einer der Vitamin E Studien geschehen, die für ein grosses Rauschen im Blätterwald sorgte, Vitamin E sei die Ursache für das vorzeitige Ableben von Studienteilnehmern gewesen und wirke lebensverkürzend. Was den Lesern nicht mitgeteilt wurde, war, dass synthetisches alpha-Tocopherol eingesetzt wurde und nicht die Vitamin E Familie aus acht Isomeren.
Und als Krönung: es werden Metaanalysen vorhandener Studien durchgeführt, für die vorhandene Studien gemeinsam statistisch "neu" ausgewertet werden. Bei zwei Meta-"Analysen" von Mikronährstoffstudien an der Universität von Kopenhagen wurden dabei Studien zusammengefasst die 28 Tage bis 14 Jahre gedauert hatten. Die Ergebnisse waren, dass Mikronährstoffe unwirksam sind bzw. das Sterberisiko erhöhen.
Sie werden hier kritisch bewertet
ANH rebuts latest anti-vitamin meta-analysis | ANH International
Was auffällt bei vielen Studien ist, dass am Ende festgestellt wird, es würden weitere Studien benötigt, um eine gesicherte Aussage machen zu können. Und inzwischen sterben die Menschen wie die Fliegen, die von den Ergebnissen von ehrlich, offen und sachgerecht durchgeführten Studien über ( Mikro- ) Nährstoffe profitieren könnten. Diese Ergebnisse gibt es seit Jahrzehnten, nur wird ihr Auffinden erschwert. Die Herausgeber des 'Journal of Orthomolecular Medicine' waren so frustriert, dass die Veröffentlichungen ihrer Fachzeitschrift nicht in der MedLine Datenbank gelistet werden, dass sie ihren eigenen Pressedienst ins Leben gerufen haben. Der hier abonniert werden kann
https://www.cihfimediaservices.org/...Q=&l=-http--orthomolecular.org/subscribe.html
Das Archiv des Journal of Orthomolecular Medicine kann kostenlos hier durchsucht werden
Orthomolecular.org - Journal Of Orthomolecular Medicine - Archives
Wer noch nicht die erfrischende Art von Dr. Andrew Saul kennt, den Nutzen von Nährstoffen zu beschreiben, dem sei ein Besuch auf doctoryourself.com wärmstens ans Herz gelegt. Sauls Gesetz der Medien lautet übrigens:
Die Presse- und TV- Berichterstattung ĂĽber eine Vitaminstudie ist umgekehrt proportional zum klinischen Nutzen der Studie.
Sorry war jetzt länger..
vG. H.
P.S. Übrigens ist der Ausdruck 'medizinische Wissenschaft' ein Widerspruch in sich. Die Medizin ist keine Wissenschaft, auch wenn sie es so gern sein möchte. Die Ausübung des Heilens ist eine Kunst. : D