Schätzung: Bis zu einer Million Patienten infizieren sich jährlich
Die MRSA-Infektionsrate hat in den vergangenen Jahren zugenommen, bestätigt die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Konkrete Statistiken fehlen allerdings, weil nach dem Infektionsschutzgesetz nur das "gehäufte Auftreten" dem Gesundheitsamt zu melden ist. Krankenhausmanagern, die ihre Keimprobleme lieber verschweigen, um nicht ins Gerede zu kommen, droht keine Strafe.
Klaus-Dieter Zastrow, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) in Berlin, schätzt, dass sich jährlich bis zu einer Million Patienten wegen "wahnsinniger Hygiene-Schlamperei in den Kliniken" mit Keimen infizieren. An den Folgen wie Blutvergiftung, Harnwegsinfektionen, Wundbrand oder Lungenentzündung sterben 40.000 bis 50.000 Menschen. Also zehnmal soviel wie jährlich im deutschen Straßenverkehr. "Das ist ein Skandal, kein Kavaliersdelikt", empört sich Zastrow.
MRSA trifft nicht nur ältere Menschen wie Werner M., sondern auch junge Gesunde. Der Wuppertaler Hobby-Fußballer Sven Kaiser beispielsweise wollte 2005 nur eine gerissene Sehne im Knie reparieren lassen. Die Wunde infizierte sich, Fieber und Ausschlag folgten. Das Bein musste mit drei weiteren Eingriffen nachbehandelt werden. Oder die Handballerin Tanja Koppmann, die sich bei einem Routineeingriff in einer Sportklinik die Keime einfing und zig-mal nachoperiert werden musste. Heute ist die 39-jährige Mutter arbeitslos und leidet unter chronischen Schmerzen.
Für Opfer und Angehörige von Verstorbenen ist es eine Sisyphos-Aufgabe, das Krankenhaus zu verklagen. "Die Kliniken und ihre Versicherungen mauern, vertuschen, wiegeln ab", schimpft der Dortmunder Patientenanwalt Christian Koch. Er betreut seit zwei Jahren den Fall von drei Witwen, deren Ehemänner nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation des örtlichen Klinikums im Sommer 2005 kurz nacheinander verstarben. Die Frauen sind überzeugt, dass ihre Männer aufgrund gravierender Hygienemängel mit MRSA angesteckt wurden. Klägerin Kornelia Gallas sagte vor dem Landgericht aus, das Pflegepersonal habe sich oft weder die Hände gewaschen noch Mundschutz getragen noch die Kittel gewechselt, bevor sie von einem Isolations-Bett zum anderen gingen. Auch ein mobiles Röntgengerät sei ohne Zwischen-Desinfektion von Patient zu Patient geschoben worden. Ein Klinikums-Sprecher nannte die Vorwürfe unhaltbar. Der nächste Gerichtstermin mit Aussagen von Krankenschwestern ist für den 29. April angesetzt.
Quelle: Auszug aus Stern.de , Link:
Hygiene-Schlamperei : Der Tod lauert im Krankenhaus - Wissenschaft - STERN.DE
MfG,
James