Katzen

Difi: Die Filous


Idefix war kaum entwurmt, geimpft und hatte seinen Gesundheits-Check hinter sich, da maunzten schwache Töne zu uns herauf. Unsere Jagthündin nahm die seltsam aussehende Sphinx-Haltung ein und erschnupperte den neuen Geruch. Obbelix verzichtete auf die Vorsteh-Haltung aber reckte sein Gesicht in die gleiche Richtung und platzte heraus, dass ein winziges schwarzes Wesen am Mandelbaum rumwuseln würde. Ich sah gar nichts. Lag aber nicht an meinen Augen, sondern an meiner Körpergröße. Bevor mein Mann mich wie ein (altes) Kind hochheben konnte, sauste ich auf unsere Hausterrasse um mich selber zu überzeugen. Obelix fuchtelte mit den Armen herum und sagte unterdrückt:“ Zwei Kat…nein drei Katzen.“ „Nein, vier!!!“ schrie ich zurück. Vor Schreck versteckten sich die Kleinen in den Mandelbaum. Mein Mann brummelte was von. „Lass die bloß da, wo die sind!“ „Natürlich, brummelte ich zurück.“ Und war schon mit Wasser und Trockenfutter unterwegs.
Hinter mir noch ein – NICHT SCHON WIEDER- Flehen, oder war es nur der Wind?
Am Baum angelangt, sahen mich Babykatzenaugen fassungslos an. Keine bewegte sich. So was auf zwei Beinen mit neuem Geruch begegnete ihnen wohl zum ersten Mal. Ich zog mich langsam zurück und ließ meine Köstlichkeiten am Baumstamm stehen. Mit einem Fernglas konnte ich beobachten, wie sie die Plastikdosen beschnupperten aber nichts anrührten. Dann verschwanden sie im Untergehölz. Mein Angetrauter atmete sichtbar auf und ging wieder fröhlich ans Tageswerk.
Idefix hatte von alledem nichts mitbekommen. Er lag in seinem Fernsehpappkarton und schlief sich größer. Der kleine Kerl hatte sich in unsere Herzen geschlichen. Liebevoll hatte Obelix den Karton mit Tüchern ausgefüttert, ein Mini-Näpfchen für Wasser und eine blaue Lackrollen-Plastikschale, gefüllt mit Katzenstreu, reingestellt. Zum Schluss wurde ein Stofftier an einer Schnur am Rand befestigt. Diese Luxuseinrichtung stellte er neben dem Bett und nahm es in Kauf fast akrobatisch ins Bett zu kriechen. Diese Schutzbehausung wurde schon in der ersten Nacht geknackt. Idefix krabbelte mit Hilfe seiner spitzen Krallen über Obbelix hinweg und legte sich zufrieden zwischen uns. Tagelang konnte mein Mann nur unter Schmerzen aufstehen, weil er aus lauter Angst, den Zwerg zu erdrücken, in den unmöglichsten Haltungen schlief.
Idefix kümmerte das nicht. Er machte sich von Nacht zu Nacht zwischen uns breiter. Nuckelte mal am nächtlichen T-Shirt oder machte seinen Milchtritt und schnurrte dabei wie eine Nähmaschine.

Fortsetzung folgt.
 
Hallo Nelly !

Von wegen kein Mäusealarm. Heute hat Mau-Mau zwei Mäuse angebracht. Hatte aber keine Chance sie in die Wohnung zu schaffen. Diesmal haben wir so :zunge: gemacht.

Liebe Grüsse von
 
Hallo Nelly !

Von wegen kein Mäusealarm. Heute hat Mau-Mau zwei Mäuse angebracht. Hatte aber keine Chance sie in die Wohnung zu schaffen. Diesmal haben wir so :zunge: gemacht.

Liebe Grüsse von

Abend Grete,

na da habt ihr ja mächtig was zu tun mit eurer fleißigen Katze. :popcorn: :kraft: :lolli:


Liebe Grüsse NellyK
 
Hier die Fortsetzung! Muss dazu sagen haben seit ein paar Stunden einen Neuzugang haben. Viel Arbeit. Unsere Tiere müssen den Knirps akzeptieren.

2

Zwei Tage später, wir hielten gerade eine anstrengende Siesta, selbst der Gang zum Kühlschrank war schweißtreibend, durchzog ein aufdringlicher Klagelaut die heiße Luft.
Wie auf ein geheimes Kommando standen zwei Menschen, ein Hund und eine Babykatze am Terrassengeländer und schauten in den Hinterhof. Die Durst- und Hungertöne kamen von einem ausgemergelten, rabenschwarzen Kätzchen. Fassungslos lauschten wir den Jammervariationen. Obbelix schubste mich in die Seite: „Nun tu doch endlich was!“ Unter Beobachtung der restlichen Familie stellte ich ein Drei-Gänge-Menü, bestehend aus Wasser, Dosen- und Trockenfutter in die Nähe des Schreihals. Im Zeitlupentempo entfernte ich mich ein paar Meter und konnte das Zögern der schnuppernden Katze beobachten. Wir hielten alle den Atem an. Ich spürte wie mir der Schweiß aus den Haaren schoss. Das hatte nichts mit den Wechseljahren zu tun. Dann nach einer kleinen Ewigkeit tauchte die Kleine in ein Näpfchen. Eine Forderpfote stand im Futter und der Schwanz befand sich im Wasser. Es sah mehr als ungeübt aus. Dann sah ich die Verletzungen auf dem Kopf. Da fehlten ganze Fellstücke und es klafften offene Wunden.
Mein Mann machte ein pfeifendes Geräusch eines Asthma-Anfalls. Seine Hand ruderte in die Richtung der Holzpaletten. Da kroch eine graugetigerte Katze hervor. „Diese Filous“, rutschte mir heraus. Alles erstarrte. Die schwarze sprang einen Meter zurück und lies die getigerte ans Futter und behielt alles im Blick. Jederzeit bereit uns anzugreifen. Ein Pfiff von mir kündigte ein drittes Kätzchen an. Wieder eine grau getigerte. Diesmal blieb mir die Luft weg als ich sah, dass ihr der halbe Schwanz fehlte. Noch nie konnte ich so deutlich den Knochenaufbau eines Katzenkörpers sehen. Und dann stolzierte eine schwarze Katze mit weißen Pfoten zum Fressplatz. Das Fell war im erstaunlich gutem Zustand. Man konnte sich sogar so was wie Glanz einbilden. Die beiden grauen machten Platz und nach ein paar Sekunden begann die Schlacht am kalten Buffet. Sie kippten teilweise um, fielen halb in die Schüsseln, beleckten sich gegenseitig und wussten gar nicht, wohin sie sich zuerst wenden sollten. Die Schwarze beobachtete alles wie ein Bodygard.
Ich weiß nicht wie oft ich die Näpfe gefüllt habe, aber irgendwann fraß auch der Bodygard bis zum umfallen.
Inzwischen rutsche Obbelix auf allen Vieren um die Holzpaletten und legte den Kopf auf den Boden als wollte er Trommelgeräusche erlauschen, aber da kamen keine Überraschungen mehr auf vier Beinen hervor. Dabei trommelte er: “Die Katzen bleiben draußen!“


Jet weiter!
 
Hallo Nelly !

Das kann man wohl laut sagen, dass wir mächtig was zu tun haben mit der fleissigen Katze. Gestern war sehr schönes Wetter und Mau-Mau fast nur draussen. Kam uns auch gut, denn wir hatten Kaffeegäste. Mama ist jetzt ein Jahr hier und das wollten wir ein bisschen feiern. Mau-Mau wollte das wohl auch.


Liebe Grüsse von
 
Puh, Difi! Dat is ja richtig spannend!!!:schock: Wie das wohl weitergeht???

Liebe Grüße :wave:
Sonora
 
Und hier geht es weiter...

3

„Natürlich bleiben die Kätzchen draußen, aber zuerst müssen sie wieder zu Kräften kommen“, und stellte im Geiste ein Aufbauprogramm zusammen. Mein Mann sah mich seltsam von der Seite an und begann fieberhaft an einer hunde-fuchssicheren Außenstation zu arbeiten. Es wurde gehämmert, gesägt und geschraubt. Zwischendurch presste mein Obbelix Sätze durch die Zähne: “Was brauche ICH eine Bodega?! Kann ja auch warme Getränke trinken. Ist man schneller knülle, der einzige Schattenplatz!“ der Rest ging im Baulärm unter. Meine klügere Hälfte hatte sich einen kühlen Platz bauen lassen für Flaschenvorräte. Wie klug das war sollte sich jetzt herausstellen. Die Babys hatten einen ausgepolsterten, schattigen Platz in luftiger Höhe. Wir brauchten nicht mal große Überredungskunst. Einen Teller mit Leckerlis, ein in die Hände klatschen mit dem Ausruf „Tapa“! und schon kletterten die Kleinen todmüde in die neue Höhle und fielen in eine Art Koma. Nur die Schwarze behielt ein Auge offen. Ich nannte sie Filou.
Wir konnten davon ausgehen, dass es keine Mutter mehr gab. Die Kleinen waren höchstens drei Wochen alt und in dem Alter sorgt das Muttertier noch für ihre Jungen. Hier gibt es Füchse, die ihr Revier verteidigen. Es wäre nicht die erste Katze, die zum Schutz ihrer Kinder das Leben verloren hätte.
Am nächsten Morgen, so um 6 Uhr, jaulten die Skelette in Richtung Terrasse. Das hatte schon mal funktioniert. Mein Mann stöhnte nur und kroch unters Kopfkissen. Aus Temperaturgründen war keine Decke zum Kriechen vorhanden. Idefix sah verdutzt auf den kopflosen Mann und bearbeitete das Kissen.
Ich klatschte in die Hände und rief „Tapa!“ Das „O mein Gott, wie ideenreich!“ überhörte ich und schleppte Futter in den Hof. Idefix sauste um die Ecke und machte erstmal eine Vollbremsung. Da standen sie sich gegenüber. Nichts geschah. Mir wurde bewusst, dass ich mit zwei Näpfen in den Händen mitten in der Schusslinie stand. Fehlte eigentlich nur noch die Hündin. Aber die freute sich gar nicht über das neue Mutterglück und hatte bestimmt auch ihren Kopf unter das Kissen geschoben.
Vorsichtig stellte ich die Schüsseln auf den Boden und brachte meine nackten Beine in Sicherheit. Idefix fraß sich sofort durch. Mir fiel auf, wie groß er schon war. Die Getigerte kam heran und machte erstmal einen geschmeidigen Bogen um Idefix. Und dann fiel sie fast in den Napf. Ich nannte sie Tigger.


Als nächstes kam der Stummelschwanz schüchtern aus der Bodega sin botella. Ihr Restschwanz sah aus wie ein zerfranster Pinsel. Sie erhielt den Namen Puschel.
Idefix schlabberte sich unterdessen im Wechsel der Futtersorten den Wams voll. Unterbrochen von Belecken der Neuankömmlinge, die gar nicht so richtig wussten, warum ihnen dauernd das Gesicht gewaschen wurde. Man sah Idefix an, wie glücklich er war. Vor ihm ein riesiger Fressberg und viele Spielkameraden , die kein Wauwau machten. Filou hielt sich immer noch zurück. Ihr Körper blieb sprungbereit.
Dann kam endlich auch die schwarz-weiße Katze angeschlendert. Es sah fast so aus, als hätte sie einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd an und trüge dazu weiße Gamaschen. Das wurde ihr Name. Gamasche.
Gamasche setzte sich leicht gelangweilt hin und sah unschlüssig zum Futter. Idefix hatte bereits die dreifache Portion der gewohnten Menge in sich hineingestopft. Sein Kugelbauch, sah etwas anders aus, als die eingefallenen Seiten der Vierlinge. Gamasche beobachtete Idefix abschätzend und machte dann umständlich den einen Schritt zum Frühstücksdiner.
Erst jetzt kam Filou hinzu und ich sah aus dem Augenwinkel wie ein Hund und ein Mensch uns beobachteten. Beide hatten die Körpersprache: „Lass die bloß draußen!“

Da ich außer von Idefix keinen Beistand in der Familie fand, gingen wir zu Tierschutzorganisationen, in der Hoffnung auf Hilfe. Wir schafften nirgends unser Anliegen komplett vorzutragen. Jedes Mal wurden wir mit anderen Variationen unterbrochen: kein Platz, geht nicht, überbelastet, der Zuständige nicht da, wo denken sie hin?! Man behandelte uns als hätten wir einen unsittlichen Antrag gestellt. Mein Mann fragte mit leicht belegter Zunge, warum solche Institutionen überhaupt existierten? Seine Ader an der Stirn trat etwas hervor als wir kommentarlos abgewiesen wurden. oder beschimpft wurden, mehr Platz zu haben als die Vereine. Als dann der dritte Tiersnichtschutzverein uns eine verbilligte Kastration der Tiere anbot, falls wir Mitglieder würden, bebten auch seine Nasenflügel. Wir schmissen alle Anmeldeformulare mit wunderschönen Tierfotos und Spendenaufrufe in den Mülleimer, da wir nicht überzeugt waren, das den dreiwöchigen Kätzchen mit einer verbilligten Kastration geholfen werden konnte. Jedenfalls nicht jetzt. Mein letzter Blick fiel auf eine Ankündigung einer Gala-Benefiz- Veranstaltung für „ Herrenlose Tiere, die im Stich gelassen wurden“. Ich fühlte mich im Stich gelassen.

Da war unser Tierarzt kooperativer. Wir stapelten die vier Katzen in die Hundebox und fuhren in die Praxis. Alle Untersuchungen und Behandlungen waren umsonst, wir mussten lediglich die Medikamente bezahlen. Und natürlich bekämen wir die Kastrationen zum selben Preis wie der Tierschutz. Man stellte fest, dass alle Winzlinge Katerchen waren. Arzt und Assistentin schüttelten uns freudig die Hände und gratulierten uns zu den Vierlingen.
Nun machte Obelix ein Gesicht als hätte er fürchterliche Zahnschmerzen bekommen. Zu Hause empfing uns eine enttäuschte Hundedame, die beim Anblick der Katzen sogar das Begrüßungs-Schwanzwackeln vergaß. Ihr verzweifelter Blick sagte alles. Nur Idefix sauste voller Freude um die Transportkiste und machte einen Indianertanz.
„Aber die kommen mir nicht ins Haus!“ war der letzte Versuch einer Auflehnung gegen die neuen Mitbewohner. Und damit stapfte Obelix grinsend in die Küche und holte Gambas aus dem Kühlschrank, klatschte in die Hände und rief: “Tapas für alle!“
 
Hallo Nelly !

Das kann man wohl laut sagen, dass wir mächtig was zu tun haben mit der fleissigen Katze. Gestern war sehr schönes Wetter und Mau-Mau fast nur draussen. Kam uns auch gut, denn wir hatten Kaffeegäste. Mama ist jetzt ein Jahr hier und das wollten wir ein bisschen feiern. Mau-Mau wollte das wohl auch.


Liebe Grüsse von


@ Grete:

Hallo Grete

Ich freu mich das ihr euch so sichtlich klasse an Mau-Mau erfreuen könnt! Und das jeden Tag aufs Neue!

Da passt der Satz-"Katze sein ist schön!", wie der Deckel auf den Topf! :)


@ Difi

Hallo Difi:

Wir haben uns die letzten Postings ein paar mal überschnitten :D. Ich kam noch nicht dazu mir deine Texte durchzulesen. Wollt sie mir aber nicht entgehen lassen.
Du schreibst wirklich toll!


Liebe Grüsse NellyK
 
Guten Morgen Nelly !

Gestern war ne Bekannte bei Mama zum Kaffee und als sie Mau-Mau sah meinte sie:"Das könnte ein Ableger von unserem Tiger von damals sein!" Der muss sich laut ihren Erzählungen genauso verhalten haben. Wäre ja witzig. Später kam von der Bekannten der Sohn noch vorbei und nachdem sie ihn "abgenommen" hatte, durfte er sie streicheln.

Liebe Grüsse von
 
Hallo Difi!

Ich kriege nicht genug!!! Du schreibst einfach toll! Danke für die Mühe, ich habe großen Spaß!!! :kiss:

Liebe Grüße :wave:
Sonora
 
Danke Sonora....alles ist wahr! Etwas überzeichnet aber im Kern wahr. Nichts erfunden!
NellyK ist auch für mich eine Überschneidung. Versuche einfach den Faden nicht zu verlieren.;)


Difi: Der Fuchs


Die Katzenvierlinge hatten sich gut eingelebt. Die Bodega war ihre Schlafhöhle, in der auch Iddefix teilweise ein geduldeter Untermieter war. Ich brauchte nur in die Hände zu klatschen und die kleinen Katzenkörper wuselten mir alle entgegen. Tigger war fast immer der erste, dicht gefolgt von Filou. Puschel hechelte drei Meter hinterher und irgendwann kam dann auch Gamasche ruhigen Schrittes angeschlendert. Sein Fell war wie immer hochpoliert, gestriegelt und geplättet. Ich schätze er hat den Morgen mit einer ausgiebigen Maniküre begonnen.
Iddefix wuselte freudig mit. Wenn ich „Tapa“ rief, rannten alle in Richtung Näpfe. Selbst Gamasche legte einen Schritt zu. Ich kam mir vor wie ein erfolgreicher Dompteur. Fünf Paar Katzenaugen blickten mich in freudiger Erwartung an. Die Vierlinge stopften alles in sich hinein. Ich hätte Schmierseife mit Tabascosoße servieren können. Sie machten vor nichts halt. Jeder Käfer, Ameise, Heuschrecke, Küchenabfall oder Grashüpfer wurden verputzt. Filou leckte sich dann mit seiner rosa Zunge das Schnäuzchen und schaute mich verschmitzt von der Seite an, als wollte er sagen: Proteine…Wichtig!!
Iddefix war da etwas wählerischer oder vielleicht betrachtete er die Krabbeltiere auch nur als willkommenes Spielzeug.
„Du sollst nicht mit dem Essen spielen!“ raspelte zärtlich Obbelix auf seinen kleinen Findling ein. Dabei streichelte eine riesige Männerpranke das Katzenköpfchen.
Unsere Hundedame Floh hielt sich immer noch dezent zurück. Zwar schnupperte sie an den Kleinen, blieb aber distanziert. Vielleicht ist man mit 1 ½ Jahren noch nicht reif für die Mutterrolle.
Der Einzug der Katersippe begann schleichend, fast unmerklich. Da wir tagsüber die Türen überall offen halten, war es nur eine Frage der Zeit, dass die Kleinen auf Entdeckungstour gingen.
„Die Vierlinge kommen mir nicht ins Schlafzimmer!“ ertönte es autoritär. „Natürlich nicht mein Liebling!“ säuselte ich zuckersüß zurück und schleppte den Hundekorb vom Schlafzimmer in den Wohnraum und drängte dabei Gamasche von der Couch weg, der gerade seinen Krallen an der Armlehne den letzten Schliff geben wollte. „Aber die Nacht verbringen sie draußen,“ setzt die männliche Stimme nach und übersah im Eifer der Anordnungen wie ich Tigger hastig von der Gardine pflückte. „Natürlich mein Liebling,“ und versuchte dabei hinter meinem Rücken Tiggers zweiten Versuch zu vereiteln. Ich versprach es und hatte ein paar Kratzspuren mehr an meinen Händen, da Tigger überhaupt nicht einsehen wollte, warum man in der Gardine nicht schaukeln darf.
Es begann eine wunderbare Zeit. Iddefix war das Verbindungsglied aller Parteien. Er stiefelte in unser Bett und schmuste mit Obbelix, der wie auf Knopfdruck freudige Grunztöne von sich gab und seinen Liebling automatisch kraulte. Dann drückte der kleine Kater sich kurz an mich, um dann ins Hundekörbchen zu klettern. Floh atmete hörbar durch und akzeptierte die Pelzrolle. Ich glaube sie wartete schon auf den Besuch. Manchmal blieb Iddefix draußen bei den Vierlingen. Floh versuchte dann mit dem Trick „Katze am Hinterbein ins Haus ziehen“, zu überzeugen. Aber es klappte nicht immer.
Es war ein Paradies……. bis der große Regen kam.
 
Hallo Difi!

Mittlerweile ist es schon so, dass ich auf meine tägliche Dosis warte! Du verwöhnst mich echt! :kiss:

Liebe Grüße :wave:
Sonora
 
Sorry das es an der Stelle gleich nicht so humorig:eek:) ist....aber es gehört dazu.

2

Der Regen kam ohne Vorwarnung. Wir wurden von Wassergeprassel geweckt. Die dicken Tropfen sprangen etwa einen Meter hoch und brachten Steine zum Singen. Unter den Geräuschen mischte sich ein Scharren und Kratzen mit lang gezogenen Katzentönen. Ich lief in die Richtung des Jammerns und überhörte die Bodegahinweise meines Mannes. Da stand Filou mit triefnassem Fell und sah aus, wie ein zitterndes Gerippe. Sie hatte wohl auf die komfortable Bodega-Luxus-Behausung verzichtet und es sich vor der Tür auf der Bank bequem gemacht. Das Kissen lag wie ein zerplatzter Wasserballon auf dem Boden und arbeitete sich langsam auf den Abfluss zu.
Filou lies sich mit einem Handtuch abrubbeln und schnurrte so laut er konnte. Ich drückte den kleinen Körper ganz fest an mich und spürte den schnellen Atem des Winzlings.
Der Regen verzog sich wieder und die Wassermengen wurden vom Land aufgesogen. Obbelix setzte Filou schweigend in die schwarze, nasse Nacht und verschloss die Eingangstür mit Nachdruck.
Angesäuert schlief ich mit der größtmöglichsten Entfernung zum Katzenrausschmeißer wieder ein, um kurz darauf vom lauten Flohgebell geweckt zu werden. Floh raste mit aufgerichtetem Nackenfell zur Eingangstür. Wie von Marionettenfäden gezogen saßen wir senkrecht im Bett und lauschten. Nichts!! Allerdings haben unsere Lauscher schon einen beträchtlichen Altersverschleiß und lassen korrekte Angaben bezweifeln. Aber soviel wir uns auch anstrengten, nichts! Floh tänzelte unterdessen in Richtung Innenhof. Wir versuchten es mit Licht und mussten lachen, da keiner von uns eine Brille parat hatte. Die Hundedame beruhigte sich und wir lauschten uns, eng aneinander geschlungen, wieder in den Schlaf.
Am Morgen saß nur Filou vor der Tür und rührte sich nicht. Das Kissen befand sich schlaff, in einer Wasserlache, einige Meter entfernt. Irgendwas stimmte nicht. Ich lief zur Bodega. Es war niemand da. Normalerweise streichen 24 Tierbeine um mich herum und lauern auf Futter. Floh schnupperte an Filou und war sichtbar erregt. Iddefix blieb im Haus und weigerte sich einen Schritt nach draußen zu machen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magenecke klatschte ich in die Hände und krächzte „Tapa“. Nichts geschah.
Dann nach einer kleinen Ewigkeit ertönte ein klägliches Mautzen. Die beiden Tiere sahen nach oben. Ich folgte dem Blick und entdeckte Tigger auf dem Dach. Unfassbar wie er da hoch gekommen war. Er hatte ja noch Schwierigkeiten den Küchentresen zu erklimmen. Ungläubig sah ich zur Dachspitze. Obbelix stand gähnend in der Tür und holte kommentarlos die große Leiter für eine Rettungsaktion. Obbelix versuchte Tigger zu überreden das ungastliche Dach zu verlassen. Irgendwie begriff der Kater nicht. Mein Mann säuselte seinen Namen, bettelte er solle doch kommen, befahl, redete – Tigger blieb wie angewurzelt sitzen und traute der unausgeschlafenen Hilfe nicht. Obbelix setzte zum Rücktritt an, um sich etwas anderes einfallen zu lassen. Und schon stand Tigger an der Dachkante zum Innenhof und maunzte steinerweichend. Der zweite Versuch klappte sofort. Das Tier lies sich vom luftigen Aufenthaltsort ergreifen und landete glücklich unter Floh, die ihn gründlich ableckte. Tigger genoss die Zuwendungen und leckte Floh die Hängeohren ab. Wir hätten bestimmt noch den ganzen Morgen darüber diskutiert, wie der kleine Kerl das wohl geschafft hat, aber es fehlten noch zwei Katzen.
Keiner dachte ans Essen. Filou und Floh führten mich durch den Garten zum Gemüsebeet. Ich hörte Obbelix die Katzennamen rufen. Seine Hände mussten vom Klatschen schon gerötet sein.
Filou blieb stehen und schaute auf ein Dränagerohr aus Kunststoff. Es war zerbissen!! Flohs Nase nahm eine Witterung auf. Dann bewegte sich das ganze Rohr und eine fremde Stimme schrie und schrie. Erst als mein Mann vor mir stand hörte ich auf. In dem Moment krauchte aus dem zerfetzten Rohr ein Lehmverkrustetes Wesen. Nur mit Mühe konnte man Gamasche erkennen. Da saß der kleine Kerl vor uns und reckte den verklebten Körper als wollte er uns sagen: „Pah, hier bin ich, ABER; ICH BIN DRECKIG!!!!! TUT WAS.“ Er muss sich klatschnass ins lehmverschmierte Rohr gerettet haben. Mein Mann untersuchte die zerbissene Dränage: „Entweder ein größerer Hund oder ein Fuchs?!“ sprach er mehr zu sich. „Ein Wunder das der Kleine das überlebt hat.“
Aber zwei Wunder an einem Morgen war zu viel für ein drittes. Wir fanden gegen Mittag Puschel. Er hat es nicht geschafft. Die Tierlaute eines Fuchses gaben die Antwort auf das Unglück.
„Die Tiere kommen in den Innenhof bis sie groß genug sind!“ entschied mein Mann.
Schweigend richteten wir das neue Domizil ein. Unter dem Tisch stellten wir Flohs Hundebox, die groß genug war für alle Babys. Da war es trocken und sicher. Ein Katzenklo musste eingerichtet werden. Bei dem Gedanken, dass es nur noch Drillinge waren, kämpfte ich mit den Tränen. Ich wagte meinen Mann nicht anzusehen, der sich umständlich räusperte und schniefte.
Floh übernahm von dem Tag an die Mutterrolle. Sie blieb in der ersten Nacht bei ihnen.
Und im Garten gab es eine traurige neue Stelle mit frischer Erde und Blumen.
 
Difi Patio der Verwüstung


Etwas schepperte im Innenhof. Fremde Geräusche ließen mich aus dem Bett springen. Die Sonne schickte gerade ihre ersten Strahlen. Mein Blick traf auf einen friedlich schlafenden Mann, der sich in der Rem Phase befand. Vielleicht ritt er gerade heldenhaft auf den Weltmeeren oder träumte von wunderschönen Feen, die ihn umschwärmen. Es zuckte in meinen Händen ihn aufzurütteln und ihm in die Ohren zu tröpfeln: „Kannst du jetzt auch nicht mehr schlafen, LIEBLING!“ Aber ich ging mutig alleine in Richtung Patio. Schreien konnte ich ja immer noch.
Und da sah ich die Bescherung! Kleine Katzen hingen wie reife Früchte in den Pflanzen und tobten im neuen Spielbereich. Ich hatte die Umquartierung der Miezen total vergessen. Zerfetzte Blätter und Blüten lagen auf dem Boden, Töpfe waren umgekippt. Gamasche buddelte im Basilikum und pullerte genüsslich hinein. Beim Versuch des Zuscharrens flog die halbe Blumenerde durch die Luft. Das Katzenklo stand unberührt da. Tigger versuchte die Spitze des Jasmins zu erreichen. Idefix turnte in der „Dama de la noche“ und brach mit seinem Köpergewicht die kleinen Zweige ab. Ich suchte Filou. Sie saß auf dem Boden und kellerte mit der Pfote Trockenfutter. Die Schüssel die ich am Vorabend auf den Tisch gestellt hatte lag nun eine Etage tiefer, ein paar Meter weit entfernt. Dafür hatte sich das Trocken - in Feuchtfutter verwandelt, da das meiste in die Wasserschüssel geflogen ist.
Gamasche schärfte sich inzwischen seine Krallen am Holzständer vom Sonnenschirm und versuchte dran hochzuklettern. Für einen Moment war es ganz still.
Floh tauchte aus der Transportkiste auf und streckte sich. Machte einen vorbildlichen Katzenbuckel, schleuderte ihre Schlappohren und fing mit Gebell an, die kleinen Katzen zu jagen. Es ging rauf und runter. Hinter mir brüllte eine Männerstimme: „RUHE!“ Der krönende Abschluss bestand aus dem Zerbersten eines Tonkruges.
Ich stand da mit Gesichtszügen , die die Intelligenz längst verlassen hatte. Meine Arme hingen schlaff an mir runter. Mein Verstand weigerte sich die Verwüstung meiner aufgepäppelten Pflanzen zu akzeptieren. „Du wolltest ja die Katzen!“ klang es schadenfroh aus dem Schlafzimmer.
Vor meinem Innerem Auge sah ich die Überschrift in den Costa del Sol Nachrichten „ CSN“: Grausamer Fund im Patio!
Deutsche Frau(verlogene 50ig) erschlug ihren Ehemann (nicht ganz 100). Der Todeskampf im Patio der Verwüstung…..
Das immer lauter werdende Gebell von Floh holte mich in die Wirklichkeit zurück. Sie musste dringend raus zum Morgengassi. Ich machte die Tür zum Innenhof auf und wurde schlichtweg überrannt. Die Schlafzimmertür wurde zugeknallt und ich landete auf dem Teppich. Irgendeine raue Tier-Zunge leckte mir durch das Gesicht. Etwas biss mich zärtlich in die Wade. Ich kroch zur Eingangstür und öffnete sie. Die Invasion war vorbei. Da war niemand mehr, nur das Gefühl der Ohnmacht.
 
Difi: Die Mäuseweitwurfdisziplin


Wir hatten fast den ganzen Tag damit verbracht den Patio katzenfest zu machen. Die Blumentöpfe wurden mit Kieselsteinen vom Meer abgedeckt um das Erdbuddeln der Samtpfoten zu verhindern. Eine große Stein-Sammlung, gedacht für eine Außendusche als Fußbodenbelag, sortiert nach Farbe, Form und Größe, barfußgerecht, Marke wohlfühlrund – FUTSCH!!!
Das hob Obelix Laune in den Souterrain.
Die Pflanzen würden eingekürzt, abgebrochene Zweige entfernt. Die Näpfe bekamen einen sicheren Standort und das Katzenklo wurde zum zentralen Mittelpunkt des Innenhofes.
Obelix wurde richtig zickig. Er versuchte mich zu parodieren: „Ohhhhh wie schön, ein Patio. Ich habe mir iiiiimmmmer einen Innenhof gewünscht.“
So langsam bezweifelte auch ich meine Entscheidung, die Katzen aufgenommen zu haben.
Ich spürte den Blick meines Mannes. „Es ist ja nur für die Nacht“, versuchte er mich zu trösten.
Ich drehte mich zu den 4 Katzen, die spontan ihre letzten Bewegungen unterbrachen und gelangweilt in alle Richtungen blickten. Ich hätte schwören können, dass die Biester sich gegenseitig auf die Schulter geklopft haben unterstützt mit Siegeszeichen. Aber das waren wohl nur meine angespannten Nerven.
Irgendwie meinten die Mautzebrüder, sie müssten uns auch mal was Gutes tun und heiterten uns mit kleinen Mäuschen auf. Falls sie noch mit schrillen Tönen um ihr Leben rannten, kam der Familien-Rettungsdienst um die Knopfaugen vor dem sicheren Tod zu bewahren. Gar nicht so einfach!
Wichtigste Ausrüstung war Kehrschaufel, Handfeger und ein eingespieltes Team. Wenn einer schrie: „Ich hab sie“! Musste der andere losspurten und die Türen aufreißen und Tiere, die zufällig in der Schusslinie waren, temperamentvoll entfernen. Diese Technik galt ausschließlich den Rennmäuse, die noch am Atmen waren.
Die andere Sorte, die nicht mehr lief und das Atmen garantiert aufgegeben hatte, dienten zu einer neuen sportiven Tätigkeit.
Der Mäuseweitwurfdisziplin!
Wieder nimmt man die Kehrschaufel nebst Handfeger und setzt in aller Ruhe zum Schaufel-Schleuder-Wurf an. Mit viel Schwung fliegen die Mäuse zu letzten Ruhe!
Wir waren innerhalb kürzester Zeit gut im Training. Die größeren nicht so hübschen Exemplare, ließen sich am weitesten werfen. Sogar über das Hindernis „Mandelbaum“ hinaus. Etwas gewöhnungsbedürftig waren die halben oder nur etwas angenagten Mäuse. Waren den Katzen wohl nicht aldente genug. Sie erzielten die schlechtesten Wurfergebnisse. Die süßen Erdmäuse mit den spitzen Gesichtern landeten meistens in den Mandelbaum, wo vielleicht die Familie gerade an den leckeren Wurzeln knabberte. Obwohl wir langsam den Verdacht hatten, dass die Katzensippe das eigene Grundstück längst abgegrast hatten und sich in Nachbars Gärten umsahen. Zumindest blieben sie jetzt immer länger weg um ein Souvenir anzuschleppen.
Wir gewöhnten uns daran immer ein Auge auf dem Boden zu haben, um nicht auf die Geschenke zu treten. Es klappte ganz gut. Wir nahmen die Wurfdisziplin in den Alltagsrhythmus auf und es wurde zur täglichen Routine.
Bis auf ein Erlebnis!
Ich duschte mich und stand auf einem Holzrost. Beim trällern eines Liedchens, quiekte etwas. Da sah ich wie eine kleine Maus unter meinen Füßen hervorkroch und kurz vor dem Ertrinken war. Ich trällerte nicht mehr, sondern sah fassungslos das Tierchen an, dass das Mäulchen immer wieder öffnete um Luft zu bekommen. Nun quiekte ich - nach Obelix. Aber dieses Knopfaugentier rührte sich keinen Millimeter von meinem Fuß. Das war auch für mich zuviel. Nur Obelix amüsierte sich köstlich.
Ansonsten schlich sich die Schmusebande immer weiter ins Haus. Jetzt verbrachten sie alle Abende mit uns vor dem Fernseher. Die Couch, eigentlich mein Platz, wurde einfach belegt. Und wenn einer aufstand um sich was zu trinken zu holen wurde der Sitz beschlagnahmt. Also daran mussten wir noch arbeiten. Aber solange man flötete. “Ach ist das süüüüß!“ wurde nichts daraus.
Bevor wir ins Bett gingen kamen die Kleinen mit einem Gutenachtgeknuddel in den Innenhof. Floh machte ihr Abendgassi. Wir hatten immer das Gefühl sie macht den letzten Kontrollgang. Und wenn wir dann endlich das Licht ausmachten, lagen die Katzen in der Hundekiste, der Hund in dem Katzenkörbchen und wir alleine in unseren Betten.
Manchmal hörten wir den Fuchs jaulen, aber Floh hob dann nur noch ein Schlappohr und schlief weiter. Die Familie war in Sicherheit.
 
Hi Difi,

ich amüsier mich köstlich über deine Katzengeschichte. Dein Schreibstil ist superklasse. Du schreibst so bildhaft, dass ich euch, die Kätzchen und Floh richtig vor mir sehen kann. Du solltest daraus wirklich ein Buch machen.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

LG
Brigitte
 
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