Hypochonder und Somatisierer – oder: Ärzte können nix

  • Themenstarter Paula3
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Für alle, die sich diesen Artikel in der ZEIT von Jan Schweitzer antun möchten:

Hypochonder: Die Krankheitskranken | ZEIT ONLINE

Ich konnte ihn leider nicht bis zu Ende lesen, habe mich nur dazu überwinden können, ihn zu suchen und die ersten Absätze zu lesen...

Traurig, wirklich sehr traurig. Da lobe ich mir doch die ME/CFS-Initiative aus Rheinland-Pfalz:

News-Detailansicht


Minister Schweitzer - Lost Voices Stiftung - Hilfe für Menschen mit ME/CFS

Der aktuelle Gesundheitsminister in RLP heißt zufälligerweise auch Schweitzer (Alexander Schweitzer).
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht doch nochmal der direkte Link zum Positionspapier der
Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, das diese zusammen mit Fatigatio
und der Lost-Voices-Stiftung veröffentlicht hat, da es - denke ich - einen wirklichen Fortschritt darstellt:

https://www.in-engen-grenzen.de/weitere-informationen/positionspapier-rlp/

Hört sich sehr differenziert an und könnte mit dazu beitragen, die Pauschalanklage zu entkräften, "die Psycholobby" würde ME/CFS psychologieren um sich so eine umfangreiche Klientel zu sichern.

Zitat:
"ME/CFS-Kranke brauchen Psychotherapeuten und Ärzte
Bei allen Unklarheiten und Unsicherheiten besteht aber auch Konsens, dass ME/CFS eine schwere und chronische Erkrankung ist. Auch bei ungeklärter Ätiologie und fehlenden Standarttherapien sind die Betroffenen auf fachliche Hilfe angewiesen. Um die Krankheit zu bewältigen, um Erleichterungen und um Besserungen zu erreichen, brauchen die Kranken Therapeuten, die ihnen auf unsicherer Basis und mit begrenzten Mitteln helfen. Ein Teil der erforderlichen diagnostischen und therapeutischen Leistungen kann und sollte von Psychotherapeuten erbracht werden. Gemeinsam mit Ärzten können sie 1. die Diagnose sichern, 2. ME/CFS von anderen Störungen wie Depression, Burnout, Ängsten oder somatoformen Störungen abgrenzen und 3. komorbide Störungen identifizieren."
 
Zuletzt bearbeitet:
...einen wirklichen Fortschritt darstellt
Einen Fortschritt kann ich nicht erkennen.

Unterschlagen sollte man in diesem Zusammenhang vor allem nicht die maßgebliche Passage aus dem Positionspapier.
Anfang Zitat:
“CFS ist keine psychische Störung, aber diese Krankheit hat als Auswirkung, dass die betroffenen Personen extrem in ihren Möglichkeiten, aktiv zu sein, eingeschränkt sind, in ihrem Erleben von Kontrolle und Selbstkontrolle über das eigene Erleben und insofern hat diese Erkrankung, schwere und schwerste Konsequenzen für die Lebensführung. Und dafür sind dann psychotherapeutische und psychologische Unterstützungsmöglichkeiten sehr indiziert. Aber es geht nicht darum, die eigentlich somatisch begründete Störung, dieses neuro-immun Störung ursächlich zu behandeln.”
(Zitat Alfred Kappauf, in einer Szene aus “In engen Grenzen - Leben mit CFS, 2012)

Mit diesem Statement beschreibt Alfred Kappauf (Präsident der LPK Rheinland-Pfalz) in der Dokumentation „In engen Grenzen“ die Auswirkungen von ME/CFS und die Aufgaben von Psychotherapie und Beratung. Sie entsprechen denen anderer chronischer Erkrankungen. Im Einzelnen sind dies:

1. Umfassende Aufklärung uber die Krankheit,
2. Anleitung und Einübung von Pacing und Strategien zum Energie-Management,
3. Förderung der Krankheits-Bewältigung,
4. Erlernen von Entspannungs- oder Meditationsverfahren als Hilfe zur Reduktion von Schmerzen und Schlafstörungen sowie
5. ggf. Therapie komorbider Störungen.

(Ende Zitat)
Hört sich sehr differenziert an und könnte mit dazu beitragen, die Pauschalanklage zu entkräften, "die Psycholobby" würde ME/CFS psychologieren um sich so eine umfangreiche Klientel zu sichern.
Ich interpretiere das so, dass die Psychotherapeuten mit diesem Feigenblatt krampfhaft versuchen, sich weiterhin wenigstens einen Krümel des Kuchens zu sichern. Das ist angesichts der angeblich knappen Ressourcen rausgeschmissenes Geld.

Die fünf Punkte oben sind ein alter Hut; dafür braucht niemand Psychotherapeuten.
 
Einen Fortschritt kann ich nicht erkennen.

Wenn man so tief in der Thematik drin steckt wie Du, mag das aus Deiner Perspektive sicherlich so wirken und ganz Unrecht wirst Du auch nicht haben.

Aber es ist aus meiner Sicht dennoch eine "mutige" Initiative, die zumindest den Weg dafür bereitet, dass irgendwann vielleicht einmal alle auf Deinem Wissensstand sind :)

Und ehrlich gesagt, bin ich sehr froh um jeden, vor allem auch aus dem Bereich des Gesundheitssystems in Deutschland, der sich hinstellt und sagt: "Ich sehe das anders!" Damit riskieren sie auf jeden Fall auch ihr eigenes Ansehen (im selbigen System).

1. Umfassende Aufklärung uber die Krankheit,
2. Anleitung und Einübung von Pacing und Strategien zum Energie-Management,
3. Förderung der Krankheits-Bewältigung,
4. Erlernen von Entspannungs- oder Meditationsverfahren als Hilfe zur Reduktion von Schmerzen und Schlafstörungen sowie
5. ggf. Therapie komorbider Störungen.

(Ende Zitat)


Ich interpretiere das so, dass die Psychotherapeuten mit diesem Feigenblatt krampfhaft versuchen, sich weiterhin wenigstens einen Krümel des Kuchens zu sichern. Das ist angesichts der angeblich knappen Ressourcen rausgeschmissenes Geld.

Das sehe ich ganz und gar nicht so, zumal sie in Deutschland keinerlei Probleme haben, Patienten mit anderen Befindlichkeiten zu finden, die vielleicht sogar einfacher zu betreuen und ggf. zu therapieren sind. Die Wartelisten sind sehr lang, Plätze schwer zu bekommen.

Da bin ich froh um jeden Therapeuten, der die diese Krankheit als schwere "chronische Erkrankung" wie viele andere einstuft und entsprechend mit den ME-Patienten, die das Glück haben auf so einen Therapeuten zu stoßen, behandelt und akzeptiert.

Und nur wenige mit ME/CFS haben das Glück im Laufe der Jahre nicht zu einem Psychotherapeuten gehen zu müssen (entweder weil sie selbst psychisch am Ende sind oder weil sie von Ämtern und Ärzten müssen!)

Die fünf Punkte oben sind ein alter Hut; dafür braucht niemand Psychotherapeuten.

Ja, sie sind ein "alter Hut", aber der Punkt ist ja der, dass sie aufgeführt werden, damit den Kollegen klar wird, dass ME/CFS eben eine somatische, schwere chronische Erkrankung ist (und keine psychische). Punkt.

Es wäre doch toll, wenn sich mal Psychotherapeuten auf ME/CFS-Patienten spezialisieren würden. So was gibt es bei Diabetes, bei HIV, bei Herzgeschichten etc. (Ab und an sollten sie dann aber vielleicht auch mal wirklich depressive und andere Patienten vor sich haben, damit sie den Unterschied weiterhin erkennen können)

Grüße

hitti
 
Es wäre doch toll, wenn sich mal Psychotherapeuten auf ME/CFS-Patienten spezialisieren würden.
Unter zwei Bedingungen:
1. Sie sollten eine fundierte ärztliche Ausbildung, gepaart mit wissenschaftlicher Neugier haben.
2. Sie müssen bereit sein, ihre abweichenden Erkenntnisse auch durch entsprechendes Handeln umzusetzen - und bläst der Wind noch so stark von vorne!

Was kommt dabei zwangsläufig raus? Ein gutes Beispiel ist Dr. Annedore Höck. Sie hat irgendwann erkannt, dass Psychotherapie bei ME/CFS nicht zum Erfolg führt und beschreitet fortan den medizinischen Weg (Stichwort: Hochdosis Vit. D). Das funktionierte in ihrem Fall aber nur, weil sie über die intellektuellen Grundlagen verfügt. Der gemeine Psychotherapeut wäre damit komplett überfordert. Es fängt ja schon beim Erkennen der eigenen Grenzen an. Und dann wird der "Freibrief" (die fünf Punkte) zur Gefahr.

Grüße
 
Unter zwei Bedingungen:
1. Sie sollten eine fundierte ärztliche Ausbildung, gepaart mit wissenschaftlicher Neugier haben.
2. Sie müssen bereit sein, ihre abweichenden Erkenntnisse auch durch entsprechendes Handeln umzusetzen - und bläst der Wind noch so stark von vorne!

Super!

Das funktionierte in ihrem Fall aber nur, weil sie über die intellektuellen Grundlagen verfügt. Der gemeine Psychotherapeut wäre damit komplett überfordert. Es fängt ja schon beim Erkennen der eigenen Grenzen an.

Auch da stimme ich Dir vollkommen zu. Aber ich bedenke eben leider auch immer mit, dass es nicht allzu viele Menschen (und darunter auch Therapeuten und Ärzte) gibt, die über die von Dir geforderten Bedingungen bzw. Grundlagen verfügen :) :) :)

Das "Psycho-"Problem besteht ja auch darin, dass man als mutiger Patient dem Behandler seine persönlichen und ausbildungstechnischen Grenzen aufzeigt. Und diese damit natürlich nur so umgehen können, dass sie uns erst recht als "verrückt" erklären. Da beißt sich die Katze immer wieder in den Schwanz.

Daher auch mein ausdrücklicher Wunsch (an den "lieben Gott"): Bitte mehr fähige und mutige Persönlichkeiten auf dieser Erde!
 
Der gemeine Psychotherapeut wäre damit komplett überfordert. Es fängt ja schon beim Erkennen der eigenen Grenzen an. Und dann wird der "Freibrief" (die fünf Punkte) zur Gefahr.

Das sehe ich genau so.

Ich habe mir auf Empfehlung meines Arztes einen Psychotherapeuten suchen müssen. Natürlich bin ich auf der Suche einigen begegnet, die mich psychotherapeutisch von CFS/ME "heilen" wollten.
Ich habe mich dann für einen entschieden, der verständnisvoll war, den ich aber erst mal über die vielen Besonderheiten und Schwierigkeiten informieren musste. Er war offen dafür, aber es war einfach anstrengend in meinem ohnehin geschwächten Zustand.
Letztendlich hat mir die Psychotherapie zur Verbesserung im Umgang mit der Krankheit kaum geholfen.
 
Wurde heut von einem Arzt in der Uni Klinik untersucht. Als ich ihm von meinem Verdacht auf HIT und der bestätigten verminderten DAO berichtet habe und wissen wollte, ob das im Zusammenhang mit den Symptomen stehen könnte, wurde ich mit großen Augen angeschaut. Bei mir wurde natürlich rein körperlich nichts gefunden und wieder mal der Verdacht auf vermeintlich psychische Probleme geäußert, also psychosomatisch.
Ist das inzwischen eine Standarddiagnose für alles, was schulmedizinisch nicht im Lehrplan stand? :confused:
Und die Psychologie ist so unkonkret, schwammig, keine wirklichen Zusammenhänge, lediglich freie Interpretationen, Mutmaßungen... das hilft mir null weiter, beseitigt nicht ein Symptom. :mad:
 
Hallo WerniMD,

psychische Probleme geäußert, also psychosomatisch.

Welches Antidepressiva hatte man dir angeboten? Meinem Opa hatte man nichts psychisches anhängen können, trotzdem hat er zu den Schmerztabletten noch ein Antidepressiva dazu bekommen, weil das angeblich die Wirkung des Schmerzmittels verbessert.

Er hatte übrigens auch gar keine Schmerzen, sondern ist mit seine 89 Jahren wegen seinem Husten zum Arzt gegangen und als ich dann geschaut habe, was der Arzt verschrieben hat, lagen da ein Hustenmittel, Schmerztabletten und Antidepressiva auf seinem Tisch.

Ich lasse meine Frau oder meinen Sohn nicht alleine zum Arzt gehen. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihre Gesundheit bei unserem Gesundheitssystem. Das gilt nicht nur in Deutschland oder der Schweiz. Wir leben in Schweden und hier scheint es mir noch schlimmer.

Für das westliche Gesundheitssystem steht die Beseitigung der akuten Symptome im Vordergrund. Gezahlt wird nur bei Krankheit, also akuten Störungen. Eine dauerhafte Behebung der krankmachenden Ursache ist wirtschaftlich nur selten profitabel.
Zitat von Dr. med. Bodo Kuklinski

Grüsse
derstreeck
 
Hallo derstreek,

im Moment hat man mir nichts angeboten. Habe aber schon jahrelange Erfahrungen mit ner Menge ADs. Inzwischen weiss ich auch, warum ich z.B. Amitriptylin so schlecht vertragen habe.

ADs sind teuer und die "Wunderwaffe" bei psychischer Diagnose, also werden sie schnell und häufig verschrieben. Gibt ja eine starke Lobby. Sie helfen manchmal auch ein Stück weit, beseitigen das Grundübel aber nicht, denn sie verschieben die aus dem Gleichgewicht geratene Biochemie im Körper nur in eine andere Richtung.

Man ist ja kein Arzt und ist auf diese leider angewiesen, wenn man mehr hat als nur Schnupfen.

Grüße
Werni
 
Ä r z t e a u s b i l d u n g

Deutsches Ärzteblatt: Medizinischer Fakulttentag besorgt ber Studien-Franchising
20. Juni 2014
Besorgt über das steigende Angebot von Medizin-Studiengängen, das private Bildungsträger als Franchisenehmer meist ausländischer Hochschulen in Deutschland anbieten, ist der Medizinische Fakultätentag (MFT). In Europa sei „zwar der Inhalt jeder Biersorte genau definiert, bei der Gesundheitsversorgung aber lässt man in Europa offen, was genau im Medizinstudium vermittelt werden muss“, kritisierte der MFT-Präsident Heyo Kroemer auf dem 75. ordentlichen Medizinischen Fakultätentag in Frankfurt.

Diese Lücke nutzten private Medical Schools und böten teure Medizinstudiengänge an den universitären Fakultäten vorbei an. …..

„Das Auftreten von Medical Schools als Anbieter eines nach ihrem Curriculum durchgeführten Medizinstudiums im Inland im Verbund mit kommunalen oder privaten Krankenhausträgern und Fachhochschulen ist dagegen ein neues Phänomen“, heißt es in einem begleitenden Hintergrundpapier.

In der Regel handele es sich um Medizinische Fakultäten, die bisher in ihren Herkunftsländern im Zulassungsverfahren für Studienplätze gescheiterte deutsche Studierende aufnähmen. Grenzüberschreitende Franchising-Studiengänge nutzen laut dem Positionspapier eine rechtliche Grauzone. Die Fakultäten fordern die Bundesländer daher auf, Gesetze zur Qualitätssicherung bei staatenübergreifenden Ausbildungsvorhaben zu erlassen. …..
 
Ich würde das Thema gerne noch mal nach vorn bringen und aus eigener Erfahrung heraus folgende These aufstellen:

Somatisierer und Hypochonder gibt es gar nicht. Menschen mit solchen Diagnosen bekommen diese nur aus Mangel an Wissen seitens der Ärzte, da sie keine organische Ursache finden können oder wollen.

Welchen jahrelangen Kampf hatte ich, eh ich die Diagnose Hashimoto und Nebennierenschwäche bekam. Ich war auch fast ein Jahr im absoluten CFS. Antidepressiva, Neuroleptika, Benzodiazepine, Psychotherapie, Rehas ... Nichts half wirklich! Somatisierungsstörung, Panikstörung bis hin zu Körperaufmerksamkeitsstörung waren phantasievolle psychische Diagnosen, die ich in den Jahren so erhalten habe. Dabei hätten die Ärzte nur mal nicht nur den TSH, sondern auch die freien Schilddrüsenwerte anschauen und mit dem Symptomkomplex in Beziehung bringen müssen.

Meiner Meinung nach stecken immer organische Ursachen dahinter. Sie lassen sich nur mit den Standardmittel und -Untersuchungen und mit dem Wissen der Schulmedizin nicht einfach finden. Warum ist z. B. Eine Nebennierenschwäche schulmedizinisch nicht anerkannt, obwohl es sie tatsächlich gibt?

Die Psychologie ist in meinen Augen nur ein Vehikel, ein Erklärungsversuch für organisch nicht erklärbare Dysfunktionen. Keine Ahnung, warum die Psychologie so gepusht wird, statt auf medizinischem Gebiet mehr zu forschen und an schneller Wissensverbreitung zu arbeiten.
 
Die Psychologie ist in meinen Augen nur ein Vehikel, ein Erklärungsversuch für organisch nicht erklärbare Dysfunktionen. Keine Ahnung, warum die Psychologie so gepusht wird, statt auf medizinischem Gebiet mehr zu forschen und an schneller Wissensverbreitung zu arbeiten.

Psychologische Theorien werden immer so lange gepusht bis man eine konkrete Erklärung für das Problem gefunden hat. Das kann leider sehr lange dauern.

Deshalb gibt es in der Medizin entweder eine Erklärung für das Problem ODER man schiebt die Schuld auf den Patienten damit man weiter der Experte sein kann.

Die dritte Möglichkeit dass der Arzt keine Ahnung hat was los ist, die wird von Anfang an ausgeschlossen.

Keine Ahnung, warum die Psychologie so gepusht wird, statt auf medizinischem Gebiet mehr zu forschen und an schneller Wissensverbreitung zu arbeiten.

Weil es einfach und billig ist. Wenn der Patient schuld ist, steht man auch nicht mehr unter Druck eine Lösung finden zu müssen.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu auch interessantes Interview mit einem Arzt und "Gesundheitspsychologen" aus Innsbruck:

Psychoneuroimmunologie: Die Heilkraft der Seele - Onmeda.de

GESUND: Könnte Psychotherapie somatische, also körperliche Erkrankungen heilen?

Prof. Schubert: Ja, weil die psychischen, die psychosozialen Ebenen einen viel größeren Einfluss auf chronische Erkrankungen ausüben als die allein auf die molekulare Ebene beschränkte Schulmedizin annimmt. Autoimmunerkrankungen etwa gelten in der Medizin als klare somatische Erkrankungen, da wird überhaupt nicht daran gedacht, dass Stress und die Psyche auslösende Faktoren sein können.

GESUND: Gibt es Hinweise, dass Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose eine psychosoziale Ursache haben könnten?

Prof. Schubert: Ja, erste Hinweise. Studien, die ein integratives Einzelfall-Design benutzen, weisen darauf hin, dass Patientinnen, die an einem systemischen Lupus Erythematodes, einer Autoimmunerkrankung, leiden, eigentlich an einer Art Somatisierungsstörung erkrankt sind. Das würde bedeuten, dass Psychotherapie als einziges fähig wäre, diese körperlichen Erkrankungen zu heilen. Die Biomedizin bietet uns ja keine Heilungsmöglichkeiten, sondern nur eine reine Symptombehandlung.

Es ist sicher was an seinen Thesen dran, allerdings sehe ich es als ein Puzzleteil im System "Krankheit-Gesundheit".

GESUND: Kann Psychotherapie das Leben von Krebspatienten verlängern?

Prof. Schubert: Einige wenige Studien zeigen das. Aber hier müssen wir aufpassen. Es gibt Psychotherapien, die sehr oberflächlich sind und auch gar nicht von einer Heilungsaussicht ausgehen.

GESUND: Welche Art von Psychotherapie brauchen wir dann?

Prof. Schubert: Zum Beispiel psychoanalytische und tiefenpsychologische Verfahren. Ein Ansatz, der tiefer geht, der existenzieller ist als die hauptsächlich verwendete kognitiv-behavoriale Psychotherapie. Bei der Verbindung von Krebs und Psyche geht es vermutlich um fundamentale Zusammenhänge, um biographisch verwurzelte, ganz tiefliegende schwere Dysfunktionen. Und die Psychotherapie hat ein viel reicheres Werkzeug, das leider selten benutzt wird. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel nicht nur in der Medizin, sondern auch einen in der Psychologie und Psychotherapie.

Zitate sind Auszüge aus dem Interview.

Grüße

hitti
 
Ich habe inzwischen eine sehr schlechte Meinung von der Psychotherapie. Mir wurde empfohlen, meinen Job zu wechseln und meine Frau zu verlassen. Alles wegen leichter Unzufriedenheit. Ich bin die Wege gegangen, weil ich daran geglaubt habe, dass die Psyche wirklich solche extremen Symptome hervorrufen kann, wie ich sie durchleben musste und ich dann wieder gesund werde. Heute weiß ich, das war alles quatsch! Und mein Leben ist kaputt.

Wieviel leid die Psychotherapie somit zusätzlich erzeugen kann, nur weil die Psyche falsch eingeschätzt wird! Alles schwammig, ohne echte Zusammenhänge und Abhängigkeiten...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wieviel leid die Psychotherapie somit zusätzlich erzeugen kann, nur weil die Psyche falsch eingeschätzt wird! Alles schwammig, ohne echte Zusammenhänge und Abhängigkeiten...

Ja, da stimme ich völlig zu. Wenn man trotz Psychotherapie nicht auf sich selbst oder sein innerstes hört, kann es so ähnlich wie bei Dir kommen.

Auch ich habe keine positive Einstellung zu Psychotherapie, vor allem wenn es um sog. "Somatisierungsstörungen" geht. Dennoch ist es manchmal sinnvoll, wenn Patienten auch auf dieser Ebene einen Ansprechpartner haben, um das alles, was ja immens das Leben belastet, auch außerhalb von Familie und Freunden besprechen zu können. Leider sehen sich die meisten Psychotherapeuten allerdings nicht als Zuhörer und Begleiter, sondern als "Ich weiß, wie Du Dein Leben zu ändern hast, damit es Dir jemals besser gehen kann...". Wie es dann endet, ist ihnen herzlich egal, sie haben ja "professionell" gehandelt.

Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg!

LG

hitti
 
Hi Hitti,

Ja, da stimme ich völlig zu. Wenn man trotz Psychotherapie nicht auf sich selbst oder sein innerstes hört, kann es so ähnlich wie bei Dir kommen.

Ich war ja angeblich organisch völlig gesund. Daher blieb nur noch die Psyche. Und dann habe ich halt auch wieder den Ärzten geglaubt und gehandelt. Es war damals auch nicht leicht für mich, das überhaupt zu verstehen und zu glauben. Skeptisch war ich immer. Doch nun, 3 Jahre weiter habe ich mir so viel medizinisches Wissen angeeignet, aneignen müssen. Das hätte ich damals haben sollen!

Klar, kann Psychotherapie begleitend auch helfen und unterstützen. Die Seele und der Körper müssen ja im Einklang sein. Doch heilt Psychotherapie allein keine organischen Erkrankungen.

Danke, mal sehen, was der Weg so bringen wird...

LG
Werni
 
Wieviel leid die Psychotherapie somit zusätzlich erzeugen kann, nur weil die Psyche falsch eingeschätzt wird! Alles schwammig, ohne echte Zusammenhänge und Abhängigkeiten...
Ja, das ist schlimm. So viel Leid.

Ich hoffe, Du findest irgendwann einen Weg, auch diese Erfahrungen zu verarbeiten und Frieden zu schließen. Hochachtung, daß Du nicht aufgegeben hast, daß Du es geschafft hast, den Irrweg - neulich las ich: den „Psychobabble“ - zu verlassen und wesentliche Teile der organischen Ursachen gefunden hast!
Meiner Meinung nach stecken immer organische Ursachen dahinter. Sie lassen sich nur mit den Standardmittel und -Untersuchungen und mit dem Wissen der Schulmedizin nicht einfach finden.
Sehe ich genauso. Immer eine organische Ursache.

Von Herzen alles Gute! Luft
 
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