Extrasystolen seit über 24 Jahren - Fragen zum Umgang damit und zur Medikation

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Hallo! Ich habe seit 1999, also seit über 24 Jahren, Probleme mit Extrasystolen (ES). Lange Zeit unerkannt lösten diese ES Panikattacken aus. 12 Jahre später wurde erst der Auslöser bekannt. Bis dahin hatte sich das Problem leider generalisiert und ich überlebte bis dahin mit verschriebenem Valium, was die Situation deutlich verschlimmert hatte (low-dose-Abhängigeit), aber das ist ein anderes Thema....

Erst einmal meine Anerkennung für ALLE, die sich mit diesen Herzsensationen herumschlagen müssen und sich immer wieder dem Kampf stellen! Es gibt Menschen, die jede Veränderung spüren, zu diesen gehöre ich auch, leider!
Jeder erlebt es anders. Aber wer damit nicht gut zurecht kommt, kann ein tiefgreifendes Problem haben, was die Lebensführung sehr verändert und die Lebensqualität sehr vermindern kann.

Beneidenswert die Menschen, die so großes Vertrauen in die Ärzte und in ihren Körper haben, dass sie es gut verarbeiten können. Beneidenswert auch die Menschen, die diese Veränderungen des Herzschlags gar nicht wahrnehmen; beneidenswert zumindest so lange es harmlose Veränderungen sind.

Ich bin sicher, dass ich nur einer von vielen bin, die mit Extrasystolen und "ungefährlichen" Herzrhythmusstörungen, trotz positiver Untersuchungsergebnisse, ihre Probleme haben.
Wohl denen, die diese Veränderungen des Herzrhythmus gar nicht wahrnehmen. Für mich ist es, als ob mich einer ohne Vorwarnung ab und an mal mit einem Elektroschocker in meiner Herznähe schockt. Manchmal auch viele Male und einige Extrasystolen gehen durch und durch (Kopf bis Fuß mit Sekundenschwindel, Hitzewallung,...).
In diesen Momenten ist der Glaube an "harmlos" ziemlich schwach ausgeprägt und die Anspannung steigt. Manchmal bis zur Angst und Panik.
Da kommen die immer wiederkehrenden Fragen ohne Antworten auf: Warum jetzt? Was ist das? Wird das schlimmer? Was kann ich tun, damit ich mich beruhige? Wenn es schlimmer wird, wann muss ich handeln (RTW, Notarzt,...).
Und da gibt es ja auch die Aussagen der Ärzte, dass man nicht generell sagen kann, dass man es nur aushalten muss....
Wenn es stärker ist als üblich, wenn es anders ist oder länger dauert bzw. nicht aufhört, wenn Symptome dazukommen, dann ist der Arzt doch sinnvoll. Manchmal schwierig für mich einzuordnen, da die innere Alarmanlage da ab und an eine andere Meinung hat und sich in dem Moment nicht so richtig daran erinnert, was und wie es schon war.

Manchmal kommt es in Situationen, in welchen man das überhaupt nicht gebrauchen kann (Besuch, Besprechung, Schiff, Restaurant, anstehen, Weihnachtsmarkt, und viele Situationen, in welchen man sich nicht einfach mal zurückziehen kann).

Meine Extrasystolen (ES):
Größten falls dürfte es bei mir um SVES gehen (RR-Intervall <2, ohne kompensatorische Pause). Gibt aber auch VES, die sehr beeindruckend sind. Aber auch Tachykardien können vorkommen (meist nur ca. 7-10 Sekunden, aber auch mal mehrere Minuten). In den letzten 3 Wochen einige Tage mit sehr vielen ES und auch wieder Tage mit sehr wenigen. In der Regel nicht mehr als 15-20 ES am Tag. Aber an schlechten Tagen sicherlich auch mal bis zu 100 oder mehr, teils bis zu 15 in der Minute (aber zum Glück selten).

Historie/Verlauf
Im Laufe der letzten 12 Jahre gab es immer wieder mal Phasen, in welchen es mehr ES und weniger ES gab. Es gab wenige Tage, da hatte ich über Stunden vereinzelte ES und es gab wenige Vorfälle, da hatte ich innerhalb weniger Minuten sehr viele ES und Aussetzer. Herzrasen in der Nacht bis zu 20 Minuten kam auch vor. Zuletzt auch Stunden mit bis zu 10 oder mehr Extrasystolen.
Fast alle längeren Herzrhythmus-Sensationen traten in Ruhe auf.
Viele einzelne und kurze ES-Phasen wurden durch Konflikte oder Ängste ausgelöst.
Teils reichte ein Gespräch darüber oder nur daran zu denken. Stress spielt mit Sicherheit auch eine große Rolle. Ein gut funktionierendes zentrales Nervensystem ist sicherlich von Vorteil, daran arbeite ich.

Innerhalb der 24 Jahre gab es geschätzte 5 Einsätze des RTW, ca. 4 x Notaufnahme mit Krankenhausaufenthalt, ca. 3´4 x Notaufnahme ohne Krankenhaus, viele Untersuchungen im Krankenhaus, Kardiologe, Hausarzt.
2011 erstmals die ES und somit den Auslöser für Panikattacken im Krankenhaus entdeckt.
Hier wurde auch eine kleine Verengung eines Seitenasts des Herzes entdeckt, die aber keine Rolle dabei spielt. Ansonsten habe ich Bluthochdruck, der aber meist eingestellt ist (<140/<90 im 24-Stunden-Profil). Okay Ablagerungen in den Halsschlagadern und der Bauchaorta, aber das spielt wohl auch keine Rolle.

In den letzten 3 Wochen vermehrte ES, auch mal wieder im KH. Aber alles in Ordnung (Ultraschall, LZ-EKG, Elektrolyte).
2 Tage nach der Entlassung wieder einmal abends erneute starke ES und direkt angeschlossen Tachykardie (ca. 110 Schläge). Diese Phase konnte ich mit der Apple-Watch aufnehmen und bekam von der Uhr den Hinweis, dass es Hinweise für Vorhofflimmern gibt. Nach 2 Minuten erneute Messung mit der Uhr, hier der Puls hoch, aber kein Hinweis auf Vorhofflimmern....also wie gut diese Uhr die Diagnose stellen kann, ist fraglich.

Mit diesem EKG wieder in der Notaufnahme. Der Arzt würde das EKG der Uhr auch als VHF interpretieren, aber der Hinweis: Bin ja erst untersucht, so dass ich nicht in Gefahr bin, Herz ist ja gesund und belastbar. Kann nach Hause. aber ich soll meine Medikament umstellen. Anderer Betablocker und stärkerer Blutverdünner.

Medikation:
Bis dahin: Nevbivolol 2,5 mg, Ramipril 10 mg, ASS 100 mg und täglich Magnesium (3/4 Magnerot classic).
Neu: Metoprolol 47,5 mg, Ramipril 10 mg, Eliquis 2x 5 mg, täglich Magnesium (3/4 Magnerot classic)

Im Schnitt nehme ich seit ca. 10 Jahren alle 4 Tage eine 1/2 Zopiclon (seit Diazepam-Entzug, Nervensystem ist sehr sensibel - Symphatikus überaktiv).

Aktuelles:
Seit der Umstellung am letzten Samstag hatte ich am Sonntag Abend für ca. 6 Stunden extrem viele ES (schätze bis zu 20x pro Minute, aber nicht jede Minute). Am Sonntag Nachmittag war ich 20 Minuten joggen / der Arzt gab keinen Hinweis, dass ich mich irgendwie schonen müsste). Ab Montag Vormittag nur noch vereinzelte. Aber gestern Abend wieder vermehrte ES bis in die Nacht und auch morgens, nach dem Aufstehen wieder fast weg.

Seit 3 Wochen immer wieder mal vermehrte ES, teils mit Herzrasen. Seit der Umstellung des Betablockers 2x abends/nachts sehr viele ES über Stunden.

Langsam ist das Nervenkostüm sehr dünn und nachdem ich die letzten 2 Abende mit je einer halben Zopiclon Ruhe finden konnte, hoffe ich, dass die kommende Nacht besser verläuft.
Ansonsten womöglich wieder Notaufnahme...... :-(

Fragen:
Hat jemand eine Idee, wie lange so eine Betablockerumstellung dauert?
Hat jemand ähnliche Beschwerden?
Wie geht ihr damit um?
Zu oft Zopiclon ist sicherlich auch keine Lösung.
Hat jemand Erfahrung, wie oft man das nehmen kann, ohne in eine Abhängigkeit zu fallen?
Wie erwähnt, bisher im Schnitt alle 4 Tage (mal alle 2 für kurze Zeit, dann auch mal 1x in der Woche).
Verwendet jemand Isodon (Opipramol) nach Bedarf? Empfehlung meines Arztes; könnte ich mal versuchen, hab mich bis jetzt aber nicht getraut.....
 
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Etwas spät, aber besser spät als nie hm?

Ich nehme seit 3-4Wochen Nebivolol 2,5mg wegen recht ähnlicher Beschwerden. Was mich überrascht ist, dass du von Nebivolol auf Metroprolol umgestellt worden bist. Nebivolol ist der selektivste Beta-Blocker den es aktuell gibt, d.h. vom Nebenwirkungsprofil zumindest laut den Ärzten und Doctor Google am verträglichsten.

Probleme mit dem Sympathikus habe ich ebenfalls. Meine Herzfrequenzvariabilität liegt ohne Nebivolol bei 15ms (deutet auf eine überaktivierung des Sympathikus hin), mit Nebivolol auch gerade mal bei 30-50ms.

Palipitationen betreffend sind es bei mir mehr die PVC , also die Präventrikulären Extrasystolen die im EKG genau verkehrt rum aussehen wie eine normale QRS welle. Tachykardie ohne Betablocker kenn ich auch. Wollte von 2,5 aug 1,25 runter und bekam direkt mal 155 puls. Mit sind es direkt nurnoch 60-80...

Aktuell versuche ich Weißdornextrakt als zusätzliche Maßnahme, da dieser Anti-arrythmetisch wirken soll. Obs was bringt wird sich zeigen. Vielleicht magst dus ja auch mal versuchen.

Magst du mal deine Elektrolytwerte teilen? Bei mir war immer das Problem: Magnesium niedrig,Calcium grenzwertig zu hoch. das stört natürlich die erregunsleitung auch....

LG
 
Meine Herzfrequenzvariabilität liegt ohne Nebivolol bei 15ms (deutet auf eine überaktivierung des Sympathikus hin), mit Nebivolol auch gerade mal bei 30-50ms.
Meinst du RMSSD oder auf welchen Wert beziehst du dich? Was interessant wäre, aber vermutlich nicht untersucht ist: Betreibt man mit dem Betablocker nur HRV-Kosmetik oder hat man damit dann effektiv das Risikoprofil wie jemand mit 30-50ms?

Ich hab nen RMSSD von 30 (im Sitzen) bis 50 (im Liegen), aber auch mit Betablocker. Ich vermute, ohne wäre es deutlich schlechter. Man muss aber auch die starke Altersabhängigkeit der Normwerte beachten.
 
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