hallo Joh70
Humanismus... Ethik... Schöne Worte ohne Inhalt.
Ein kleines Fragespiel zum Thema:
Die Situation: Jemand geht durch die Stadt und sieht einen Passanten vor einem Schaufenster stehen, aus seiner Hosentasche schaut eine 100er-Note heraus. Man könnte sie ihm ganz leicht entwenden. Was denkt der Vorbeigehende?
A) "Die klau ich ihm, er ist schliesslich selber schuld, so fahrlässig mit seinem Geld umzugehen."
B) "Ich lass die Finger davon, da hinten stehen Polizisten und die könnten mich beobachten."
C) "Die klau ich ihm nicht, denn stehlen widerspricht meiner Überzeugung."
Wie sind diese verschiedenen Verhaltensweisen einzustufen? Wer handelt ethisch und wer nicht?
A ist die typische Ausrede von Menschen mit krimineller Energie, kein ethisches Verhalten.
B beruht allein auf der Angst vor den Folgen. Zwar tut die Person nichts "böses", aber dieses Verhalten wurde von aussen, von einer Autorität (die Polizisten) bewirkt. Auch hier kann man m.E. nicht von ethischem Verhalten sprechen.
C zeigt das Elementare am ethischen Verhalten: es erfolgt aus freien Stücken, aufgrund eigener Vorstellungen davon, was gut und schlecht ist. Oft steht dahinter die Überlegung: "was mir selber weh tun würde, tu ich auch keinem anderen an."
Nun möchte ich noch eine Variante D ins Spiel bringen:
D) "Ich klau die ihm nicht, denn in den Zehn Geboten steht 'Du sollst nicht stehlen', und ich will ja nicht in der Hölle enden".
Steht dahinter ethisches Verhalten? Ich denke: nein. Vielmehr handelt es sich einfach um eine Abwandlung von Version B: ich tue nichts Böses aus Angst vor Bestrafung. Das "gute" Verhalten wurde von aussen, von einer Autorität, hier von Gott, bewirkt.
An dieser Stelle will ich noch erwähnen, dass ein Grossteil der Menschen, die sich als Christen bezeichnen, die Bibel nicht mehr gar so ernst nehmen, und also auch schon eigene Überlegungen zu gut und nicht gut angestellt haben. Hier liegt also ebenfalls ethisches Verhalten vor. Dieses Ablösen von der biblischen bzw. kirchlichen Autorität war ein entscheidender Prozess auf dem Weg zu unserer heutigen, relativ humanen und vergleichsweise friedlichen Gesellschaft.
Wer oder was legt denn fest, was human ist?
...auf welchen Grundsätzen aufgebaut?
Wie oben angedeutet: Ethik beginnt damit, dass der Einzelne sich Gedanken macht, welches Verhalten im Umgang mit anderen er gut oder nicht gut findet. Sobald diese Ansichten von aussen diktiert werden, handelt es sich nicht mehr um Ethik sondern um Zwang.
Das Nachdenken über Ethik geschieht natürlich nicht isoliert im stillen Kämmerlein. Erst der (meist unbewusste) Austausch in der Gruppe führt nach und nach zu einem Konkretisieren der eigenen ethischen Vorstellungen. Man kann beobachten, dass innerhalb einer Gemeinschaft die Vorstellungen von Ethik sich mehr oder weniger angleichen.
Wer oder was darf entscheiden, was ethisch einwandfrei ist und dies allen anderen verbindlich vorschreiben?
Die Angleichung der ethischen Vorstellungen führt letztlich zu einem Konsens, und dieser führt zur Gesetzgebung in der Gruppe (Staat, Kanton usw.).
Wer kann und darf einen Verstoß ahnden? Wer oder was hat die Macht dazu, das Recht auch überall durchzusetzen?
Der aufgrund oben ausgeführter Vorgänge entstehende Rechtsstaat.
Humanismus und Ethik ohne Gott funktionieren nicht. Das ist pure Illusion.
Im Gegenteil: Humanismus und Ethik existiert nur
ohne äussere Autorität. Aufgezwungenes "gutes" Verhalten beruht auf
Angst.
Die Menschheit hat es so oft versucht und ist immer wieder gescheitert. Die letzten Jahrtausende sind voller Blutvergießen und Leid.
Die letzten Jahrtausende wurden bestimmt durch Religion und anderen Aberglauben. Richtig: eine Zeit voller Blutvergießen und Leid...
Aber ich sehe eine Entwicklung zum Positiven: je mehr Menschen ethische Prinzipien verinnerlichen, je mehr der Aberglaube in den Hintergrund rückt, umso humaner wird unsere Gesellschaft. Man sollte sich da mal nicht täuschen lassen von Schlagzeilen, sondern die Entwicklung über einen längeren Zeitraum betrachten: alles wird besser. Wir leben hierzulande inzwischen relativ friedlich und in Wohlstand.
Wissenschaft ist gut, aber sie löst die Probleme auch nicht. Wissen ist begrenzt und viel zu verstandeslastig.
Die Wissenschaft ist nicht
die Lösung, aber Teil der Lösung. Wissenschaft führt zu denkenden Menschen, und die braucht es für eine positive Entwicklung der Gesellschaft.
Außerdem sind ihre Schlußfolgerungen auch nur Wahrscheinlichkeiten, die Glauben erfordern.
Das ist falsch, Wissenschaft hat nicht das Geringste mit Glauben zu tun. Man trifft Annahmen, und diese werden verworfen, wenn sie sich als falsch erweisen. Der Glaube hingegen ist ein Dogma.
Funktioniert dein Computer, dein Handy, dein Auto? Diese Dinge beruhen auf Wissenschaft. Die Erkenntnisse der Wissenschaft weisen vielleicht noch Mängel im Detail auf, sind aber offensichtlich nicht völlig falsch.
Wie soll Wissenschaft das Heil bringen?
Nur indirekt, indem Wissenschaft den Aberglauben ablöst.
Wie naiv muß man sein, von Wissenschaft und Politik eine echte Lösung für Krieg, Naturkatastrophen, Hunger, Krankheit, Altern und Tod zu erwarten?
Wie naiv muss man sein, dies von der Religion oder von Gott zu erwarten?
Entweder macht jeder was er will, dann haben wir bald Anarchie.
Oder es gibt ein vollkommenes Gesetz, daß die Minimalstandards festlegt und die Instanz, die das auch wirklich immer und überall durchzusetzen vermag.
Ausser Anarchie und Gottesdiktatur gibt es noch die Demokratie, welche auf dem Konsens der menschlichen Vorstellungen beruht. Demokratie muss sich entwickeln, und das tut sie.
Eher schlecht, als recht.
Immer besser.
Gott dagegen macht keine halben Sachen. Er wird alle menschlichen Regierungen zunichte machen.
Gott = Gewalt. Ist aus der Geschichte wohlbekannt.
Die Vorstellung im Gottesstaat zu leben, ist sicher gewöhnungsbedürftig. Aber es ist die einzige Chance für die Menschheit auf echtes Glück.
Meine Vorstellungen von "echtem Glück" sehen anders aus. Will mir "dein" Gott vorschreiben, wie für mich Glück aussieht?
Aber keine Sorge, du bist mit deiner Haltung nicht allein.
Stimmt, es werden immer mehr. "Gott sei Dank"
Gruss - BunnyDog