Fluorchinolone ( Gyrasehemmer) - Gefahren und Risiken

Auch, weil viele Kranke gegen andere ABs längst resistent geworden sind.

Das Problem ist denke ich eher, dass speziell bei Frauen und Blasenentzündung viel zu selten ein Antibiogramm gemacht wird. Gerade bei Blasenentzündung gibt es ein ganzes Arsenal an Antibiotika, da sollte FC eigentlich die Ausnahme sein.
 
Hallo Oregano,

danke für deine Einschätzung.:)
Du erwähnst, dass viele Patienten mittlerweile Resistenzen ggü. anderen AB entwickelt haben. Aber trifft das Resistenzproblem nicht speziell auf die Fluorchinolone zu? Nur zwei Beispiele:

Anscheinend fördert vor allem Ciprofloxacin Krankenhausinfektionen mit Sepsiserregern wie MRSA.
https://www.n-tv.de/wissen/Antibiotikum-foerdert-Erreger-article7363961.html

Aus einem ähnlichen Grund hat die FDA in den USA das Fluorchinolon Baytril (Enrofloxacin) aus der Geflügelzucht verbannt:
"Die Behandlung von Geflügel mit dem Medikament Baytril habe es Ärzten immer schwieriger gemacht, infizierte Menschen zu behandeln, erklärte die FDA."
https://www.n-tv.de/wirtschaft/meldungen/FDA-verbietet-Medikament-article155182.html

Wenn also Fluorchinolone schlecht therapierbare Infektionen verursachen, statt diese zu bekämpfen, sind sie nach meinem Verständnis ein Teil des Problems. Nimmt man jetzt noch die schweren NW hinzu...

Aber da sag ich dir wohl nichts Neues...;)

LG - Vernon
 
Wer Marcumar einnimmt, sollte besonders zurückhaltend mit der Einnahme von Fluorchinolonen sein:
...
Wechselwirkungen

Vor dem gemeinsamen Einsatz von Phenprocoumon und anderen Wirkstoffen muss der behandelnde Arzt sorgfältig die Vielzahl möglicher Wechselwirkungen beachten:

Eine erhöhte Blutungsgefahr ergibt sich mit:
Acetylsalicylsäure, bestimmten nicht-steroidalen Antirheumatika, Cholesterinsenkern aus der Gruppe der Fibrate, Mitteln gegen Pilzerkrankungen wie Imidazole und Triazole, Heparin oder Abkömmlingen desselben, dem Gichtmittel Allopurinol, dem Alkoholentwöhnungsmittel Disulfiram, mit Androgenen, Antiarrhythmika wie Amiodaron und Chinidin sowie Propafenon, mit Schilddrüsenhormonen, Ammoidin (innerlich gegen Schuppenflechte), mit trizyklischen Antidepressiva, dem Zytostatikum Tamoxifen. Besondere Vorsicht erfordert die Kombination von Antibiotika mit Phenprocoumon. Vor allem Chinolone zeigen einen starken Effekt. So erhöht Ofloxacin das Risiko auf das Fünffache, andere wie Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin auf das Dreifache. Bei Cotrimoxazol wird eine vierfache Steigerung beobachtet.
...
https://www.onmeda.de/Medikament/Marcumar--nebenwirkungen+wechselwirkungen.html

Grüsse,
Oregano
 
...
WEITERE ANWENDUNGSBESCHRÄNKUNGEN FÜR GYRASEHEMMER

Der europäische Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) empfiehlt weitere Anwendungsbeschränkungen* für Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin (CIPROBAY, Generika) und Levofloxacin (TAVANIC, Generika). Hintergrund sind sehr seltene mit Behinderung einhergehende und potenziell lang anhaltende Störwirkungen hauptsächlich an Muskeln, Sehnen, Knochen und Nervensystem. Ganz allgemein sollen Fluorchinolone demnach nicht verwendet werden für Infektionen, die sich auch ohne Therapie bessern, sowie für leichte oder mäßig schwere Infektionen, solange andere üblicherweise empfohlene Antibiotika eingesetzt werden können. Auch zur Prophylaxe von Reisediarrhö oder rezidivierenden unteren Harnwegsinfektionen sollen sie nicht mehr angewendet werden sowie bei Patienten, bei denen zuvor eine schwerwiegende Störwirkung unter einem Gyrasehemmer auftrat. Der PRAC empfiehlt darüber hinaus, diese Antibiotika insbesondere bei älteren Patienten und solchen mit Nierenproblemen, nach Organtransplantation oder bei Therapie mit systemischen Kortikosteroiden mit Vorsicht zu verwenden, da diese Patienten ein höheres Risiko für Sehnenschäden durch Gyrasehemmer aufweisen.1
Patienten sollen zukünftig darüber informiert werden, die Behandlung zu beenden, wenn „erste Anzeichen einer Störwirkung an Muskeln, Sehnen oder Knochen auftreten (wie entzündete oder gerissene Sehne, Muskelschmerzen oder -schwäche, Gelenkschmerzen oder -schwellung) oder am Nervensystem (wie Gefühl von Nadelstichen, Müdigkeit, Depression, Verwirrtheit, Suizidgedanken, Schlaf-, Seh-, Hör-, Geruchs- oder Geschmacksstörungen).“
...
Quelle:blitz-a-t 08. Oktober 2018
Redaktion arznei-telegramm®

A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH
Bergstr. 38 A, Wasserturm, D-12169 Berlin

Schade nur, daß diese Warnungen und Beschränkungen erst jetzt ausgesprochen werden, obwohl sie schon lange bekannt sind. Da hätten sicherlich viele Schäden vermieden werden können.

Grüsse,
Oregano
 
...
• Systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone können das Risiko für Aortenaneurysmen und -dissektionen erhöhen, insbesondere bei älteren Personen.
• Bei Patienten mit einem Risiko für Aortenaneurysmen
und -dissektionen sollten Fluorchinolone nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und Berücksichtigung anderer Therapiemöglichkeiten angewendet werden.
• Prädisponierende Faktoren für Aortenaneurysmen
und -dissektionen sind unter anderem: Aneurysma-Erkrankung in der Familienanamnese, vorbestehendes Aortenaneurysma oder vorbestehende Aortendissektion, Marfan-Syndrom, vaskuläres Ehlers-Danlos-Syndrom, Takayasu-Arteriitis, Riesenzellen* Arteriitis, Morbus Behc;et, Hypertonie und Atherosklerose.
• Patienten sollten über das Risiko für Aortenaneurysmen
und -dissektionen informiert werden und dazu aufgefordert werden, bei plötzlich auftretenden schweren Bauch-, Brustkorb* oder Rückenschmerzen unverzüglich in der Notaufnahme ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

...
https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/RHB/Archiv/2018/20181026.pdf

Grüsse,
Oregano
 
... Vorsicht: Seltene, aber gefährliche Nebenwirkungen bei Fluorchinolon-Antibiotika

Die Einnahme von Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone – wie zum Beispiel Moxifloxacin – kann in seltenen Fällen Sehnenrisse, Nervenschmerzen, Sensibilitätsstörungen oder psychiatrische Symptome wie Angstzustände, Halluzinationen oder Depressionen zur Folge haben.

Schon nach wenigen Tabletten können diese zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen auftreten. Diese unerwünschten Wirkungen können innerhalb von Stunden bis Wochen nach Anwendung von Moxifloxacin auftreten. Außerdem können die genannten Nebenwirkungen unter Umständen nach dem Absetzen des Antibiotikums über Monate hinweg oder sogar auf Dauer anhalten.

BfArM schränkt Anwendung von Moxifloxacin ein
...
Studien zufolge haben Patienten, die systemisch oder inhalativ mit Fluorchinolonen behandelt werden, ein etwa zweifach höheres Risiko für Aortenaneurysmen und -dissektionen im Vergleich zu Patienten, die keine oder andere Antibiotika einnehmen. Dieses gilt vor allem für ältere Personen.

Daher sollten Patienten mit einem Risiko für Aortenaneurysmen und -dissektionen Fluorchinolone nur nach sorgfältiger Abwägung und unter Berücksichtigung anderer Behandlungsmöglichkeiten einnehmen.

Bei plötzlichen Schmerzen im Bauch, Brustkorb oder Rücken sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Mehr zum Thema: https://www.gesundheit.de/medizin/w...oxacin&utm_medium=email&utm_source=newsletter

Grüsse,
Oregano
 
Ich habe vor einigen Monaten Ohrentropfen von der Ärztin in Weiterbildungen bei meinem HA verschrieben bekommen. Für diese eigentlich sehr liebe Frau sind Nebenwirkungen so etwas Fremdes, als hätte sie noch nie davon gehört.
Ich hatte einmal etwas von Nebenwirkungen in einem anderen Zusammenhang gesagt und sie hat mich erschrocken mit großen Augen angeschaut und mir gesagt, das könne nicht sein. Das ist der wohl Nachteil daran, dass wir zunehmend Ärzte anderer Nationalitäten bei uns einarbeiten. In den östlichen Ländern scheinen Nebenwirkungen noch weniger Thema zu sein.
Sie hat mir Ohrentropfen verschrieben. Ciprofloxacin und Floucinoloacetonid.
Ich habe sie nicht genommen, sondern die Wala meines Mannes. Haben prima geholfen.
Die Cipro habe ich gerade im Bad gefunden und mich geärgert, dass ich den Mist überhaupt geholt habe. Ich hab sie mittlerweile entsorgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe eine sehr große Seite zu Flourchinolonen gefunden. Leider in englisch. Da ich es es auch über den Translator eingestellt habe, auch in deutsch.
Aber ich denke ausserordentlich gut zusammengefasst.
Mit einer sehr umfassenden und erschreckenden Zusammenstellung aller Nebenwirkungen.

Ich stelle sie mal hier ein, Oregano. Kannst ja mal schauen.
https://www.levaquinkills.com/levaquin-levofloxacin-fluoroquinolone-antibiotics-kills/wikipedia/
https://translate.google.com/transl...lone-antibiotics-kills/wikipedia/&prev=search

Ich wünschte mir, die Menschen würden das lesen, bevor sie ein solches Medikament nehmen.:eek:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf der vorher geposteten Seite ist die Seite flexiehope.com verlinkt.
https://floxiehope.com/
Dort findet man viele weitere Infos und 98 Genesungsfälle. So dass es möglicherweise für manchen Betroffene hilfreich sein könnte, dort zu stöbern.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es gab mal eine sehr informative deutschsprachige Seite fluorchinolone.org

Leider ist die Seite seit geraumer Zeit aus dem Netz genommen, weshalb weiß ich nicht. Allerdings kann man übers Internetarchiv noch darauf zugreifen:

Levofloxacin-Ciprofloxacin-Moxifloxacin-Norfloxacin-Ofloxacin-Fluorchinolone (fluorchinolone.org/)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo exMarkus,
ich denke, das Thema darf man nicht aus den Augen verlieren. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso Ärzte diese AB ohne spezielle Auflagen einfach so verschreiben dürfen und wieso die Verordnung dieser AB nicht zumindest streng begrenzt wird.

Wenn man z.b. die .pdf von 2015 www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/AVP/vorab/Harnwegsinfektionen.pdf anschaut, dann spielen die ganzen schweren Nebenwirkungen dieser AB mal gar keine Rolle und es sind gleich mehrere dieser AB zur Behandlung der harmlosen unkomplizierten Harnwegsinfektionen empfohlen. Es wird sogar geschrieben, dass Cipro früher die Standardmedikation war und dies wegen der hohen Resistenzbildungen heute nicht mehr ist.:eek:
Ich bezweifle, dass eine ausgeheilte unkomplizierte Blasenentzündung die möglichen schweren Nebenwirkungen auch nur annähernd rechtfertigt.
Gleichzeitig wird ein AB erwähnt, dass noch schlimmere NW haben soll. Ich weiß schon, warum ich mir lieber Angocin reinhaue.
Aber ich kapiers net. Wenn man aktuell googelt, herrscht im Netz schon länger Unverständnis und es ist voller Warnungen. Wie kann es sein, dass so lange nix passiert?
Wieso dürfen die überhaupt gleich beim ersten Mal verschrieben werden.
Da fehlt es ganz offensichtlich an einem Qualitätsmanagement.

Laut dem Spiegelartikel waren es 2016 insgesamt 33,7 Millionen oder fast 10% aller AB-Verordnungen.
Antibiotika Fluorchinolone: Schreckliche Nebenwirkung - SPIEGEL ONLINE

Ich denke und hoffe, dass es nach Jahrzehnten, in denen die Patienten mit dem Risiko leben mussten, und sicher schon unzählige Menschen unerkannt an den Folgen litten, bald zu einem Verbot kommen wird.
 
Fluorchinolone werden bei unkomplizierten HWI laut aktueller Leitlinie m.W. nicht mehr empfohlen.
 
Fluorchinolone werden bei unkomplizierten HWI laut aktueller Leitlinie m.W. nicht mehr empfohlen.
Das kann ich jetzt anhand der Empfehlungen von 2017 nicht bestätigen.:schock:
www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/WA/Archiv/Antibiotika-HWI.pdf

Zudem ist der Thread in 2013 erstellt. Es geht doch vielmehr darum, dass auch lange, nachdem die schweren Nebenwirkungen öffentlich wurden, weiterhin mit diesen AB am Patienten gearbeitet wird und höchstens die mögliche Resistenzbildung als Einschränkung thematisiert wird.
 
Die haben 1998 schon festgestellt, dass mit der Einnahme von Flourchinolonen ca. 100 erfasste starke Suizidwünsche und durch andere unterbrochene versuchte Suizide stattfanden. Schon damals war ihnen also klar, dass es jährlich etliche Suizide durch die Einnahme geben muss.:eek:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/4...er-Behandlung-mit-5-Fluorchinolon-Antibiotika

Die nehmen also ganz bewusst 20 Jahre lang eine Vielzahl schwerer Nebenwirkungen und auch von Suiziden in Kauf, anstatt den Stoff zu verbieten bzw. auf das Notwendige zu begrenzen.

Andererseits hatten wir schon mal die Möglichkeit Einfluss zu nehmen und haben es verpasst. https://www.openpetition.de/petitio...chlussfassung-ueber-fluorchinolon-antibiotika
 
Ohne dass ich diese Antibiotika schönreden will, will ich dennoch den gerade erlebten Fall meiner Mutter mit Tavanic schildern:
Sie lebt im Altenheim und hatte schon mehr als 2 Wochen Husten, Rasselgeräusche beim Atmen, usw. Allerdings Temperaturen unter 38 Grad.
Da sie bereits mehrere Lungenentzündungen hatte, die ähnlich verliefen und da die Pfleger im Altenheim nicht den Arzt riefen bzw. das Rufen des Arztes durch mich sogar verhinderten, fuhr ich mit ihr zum Lungenfacharzt.
Der stellte nach Röntgen und CRP-Bestimmung eine schwere Lungenentzündung fest und wies sie sofort ins KH ein. Er hatte Zweifel, dass sie es überlebt.
Sie bekam dort - wie in den Vorjahren bei ähnlichem Verlauf auch - Tavanic.
Im KH war das CRP anfänglich 35-fach erhöht. Die Leukozyten lagen bei 16 (normal bis 10).
Unter Tavanic gingen beide Werte deutlich zurück. Die Leukozyten waren schon 2 Tage später wieder unter 10. Das CRP war nach 11 Tagen noch ca 2,5-fach erhöht, also fast normal.
Die Beschwerden waren nach 11 Tagen auch so gut wie weg.
Tavanic hat ihr also eindeutig geholfen.

Man ging von einer atypischen Pneumonie aus, weil sie kaum Fieber hatte. Die Bakterien, die eine atypische Pneumonie verursachen, sind meist Mykoplasmen oder Chlamydien und Tavanic hilft gegen diese Keime.
Makrolide hatten bei meiner Mutter nie richtig geholfen und es wurde zuvor jedes Mal dann auf Tavanic umgestellt.
Es scheint also, das bei ihr Chinolone die einzigen wirksamen AB sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Chinolone sind zweifellos sehr effektive Wirkstoffe vor allem bei speziellen Indikationen wie der Prostatitis. Auch weil sie so breit wirksam sind, werden sie wohl inflationär eingesetzt.

Bei schweren Infektionen, noch dazu wenn der Erreger nicht bekannt ist und somit kein Antibiogramm gemacht werden kann, halte ich die Gabe auch für gerechtfertigt, so wie eben bei Margies Mutter.
 
Schön margie, dass Du die Lungenentzündung deiner Mutter erkannt hast, als die Blindflansche im Pflegeheim, die es eigentlich hätten merken sollen, komplett versagt haben. Schön, dass Du die richtigen Schritte unternommen hast und es deiner Mutter ohne Nebenwirkungen geholfen hat.:)

Allerdings halte ich es für zweifelhaft ein umstrittenes AB, das nicht Mittel der ersten Wahl ist, damit zu begründen, dass vorher ein anderes AB, das heute schon längst nicht mehr als Mittel der ersten Wahl bei Lungenentzündung geführt wird, nicht geholfen hat.;)
Die Handlungsanweisung für die AB-Vergabe bei älteren Menschen mit Lungenentzündung ist aktuell wie folgt (wobei das erste aufgeführte das Mittel der ersten Wahl ist): Lungenentzündung bei *alten Menschen - MedMix
 
Oben