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Schockierende Doku über Energiesparlampen
von Barbara Block
Glühbirnen zerstören für die Umwelt:
Greenpeace hat die Einführung der Energiesparlampe regelrecht gefeiert. Mit einem Trecker zerstörten Aktivisten Tausende Glühbirnen. Doch über die Gefahren für die Gesundheit von Energiesparlampen hat bislang kaum jemand gesprochen. In seinem Dokumentarfilm "Bulb Fiction" zeigt nun der Regisseur Christoph Mayr erschreckende Ergebnisse.
Das Märchen von der guten Energiesparlampe
Die Einführung der Energiesparlampe sollte ein großer Erfolg für den Umweltschutz sein. Die Doku "Bulb Fiction" liefert nun erschreckende Erkenntnisse für unsere Gesundheit.
Giftiges Quecksilber in Energiesparlampen
In einem Dorf in Oberbayern ist der vierjährige Max schwer erkrankt - nur weil eine brennende Energiesparlampe zerbrach. Das Haus ist seither unbewohnbar, die Familie lebt bei Nachbarn, und Max ist heute noch nicht gesund. "Es wurden immer mehr kahle Stellen am Kopf, bis hin zum kompletten Haarverlust", erzählt sein Vater, Christian Laus. "Es ging dann Wochen später so weit, dass er immer Zitterschübe bekommen hat." Von einem Spezialisten erfahren die Eltern, dass das Quecksilber aus der kaputten Lampe schuld ist - gasförmig ist es extrem giftig.
"Quecksilber ist verboten. Es gibt aber natürlich die Ausnahme Kompaktstofflampe", berichtet Mayr. "Als Argument wird gebracht, die Menge sei so gering. Wenn wir jetzt aber wissen, dass der Bruch, und das hat das deutsche Bundesumweltamt untersucht, einer einzigen brennenden Kompaktstofflampe die Grenzwerte für Innenraumbelastung um das Zwanzigfache überschreiten lässt, und dass das teilweise stundenlang so anhält, dann muss man sich schon fragen, was die Verantwortlichen sich gedacht haben, das zuzulassen."
Quecksilber schädigt Organe
Hohe Dosen Quecksilber können tödlich sein. Schon geringe Mengen lassen Nervenzellen schrumpfen und schädigen andere Organe. "Dieses Element wird in andere Körperorgane eingeschleust, vor allem in die Niere, die Drüsen und das Gehirn", erklärt Umweltmediziner Joachim Mutter. "Und dort bleibt es mehrere Jahrzehnte oder noch länger." "Und jedes kleinste bisschen Quecksilber macht ein klein bisschen dümmer, weil es das Gehirn angreift", fügt Chemiker Gary Zörner hinzu.
Die Energiesparlampen sind ein globales Problem. Auch in Indien werden Lampen für den EU-Markt produziert. Der gesetzliche Grenzwert von fünf Milligramm Quecksilber wird oft überschritten. Und der Gefahr ist sich keiner bewusst.
"Das Problem von Quecksilber ist, dass sich das weltweit verbreitet. Was in Indien passiert, was in China passiert, ist uns nicht egal, kann uns nicht egal sein. Quecksilber verbreitet sich durch die Atmosphäre weltweit. Und das kommt auch bei uns runter. Und je mehr ich davon in Umlauf bringe, desto problematischer wird die Situation." (Christoph Mayr)
Flimmern und Elektrosmog
Auch die vielgepriesene Lebensdauer von Sparlampen entspricht nicht unbedingt dem Packungsaufdruck. Tests haben gezeigt, dass höchstens die Hälfte der Lampen so lange durchhält. Mediziner und Biologen sehen auch das sogenannte hochfrequente Flimmern dieser Lampen kritisch. Es ist gar nicht erforscht, ob es den Menschen krank macht. Die Elektrosmog-Werte sind um ein Vielfaches höher als bei Computerarbeitsplätzen. Bei der guten alten Glühlampe gibt es kein Flimmern, keinen Elektrosmog. Das Licht der Glühlampe entspricht übrigens dem natürlichen Sonnenlicht. Anders das Kunstlicht der Sparlampe: der Blau-/Grünanteil ist extrem hoch und schlechter für die Augen.
Die Energieersparnis - ein Märchen?
Die viel gelobte Energieersparnis ist komplett umstritten. Das besagte schon eine Studie, die Greenpeace vor 20 Jahren in Auftrag gab. Davon will heute bei der Umweltorganisation niemand etwas wissen. "Ich habe noch nie von dieser Studie gehört", sagt Mahi Sideridou, Klimabeauftragte Greenpeace Europa. "Sie ist von 1991, und ich bin erst seit zehn Jahren bei Greenpeace. Meine Erinnerung reicht also nicht bis 1991 zurück."
Bei der EU hat die Lichtindustrie kräftig am Glühlampenverbot mitgewirkt. Bis auf wenige Parlamentarier waren alle überzeugt - auch Greenpeace. "Die saßen da am Tisch, und sie begrüßen euphorisch derartige Produktregulierungen", erzählt EU-Parlamentarier Holger Krahmer. "Und deswegen haben sie sich an der Stelle zu nützlichen Idioten von Wirtschaftsinteressen gemacht." Wirtschaftsinteressen beeinflussten die Lichtindustrie schon in den 20er-Jahren - auch das zeigt der Film "Bulb Fiction". Aus Profitgier verkürzten große Hersteller die Lebensdauer der Glühbirne künstlich auf 1.000 Stunden - von 5.000 Stunden und mehr. "Phoebus" hieß ein geheimes Kartell von Herstellern wie Osram und Philipps.
Das große Problem der Entsorgung
Bei der Energiesparlampe ist die Entsorgung ein weiteres großes Problem, das von Umweltverbänden, Industrie und Politik kleingeredet wird. Die Lampen sind Sondermüll, doch eine Studie hat ergeben: 80 Prozent werden nicht korrekt entsorgt, das bedeutet 80 Prozent des Quecksilbers landen in der Umwelt, belasten unser Ökosystem, das Trinkwasser. Mehr als 100 Tonnen pro Jahr! "Einen Hoffnungsschimmer gibt es vielleicht", sagt Regisseur Mayr. "Im Artikel 7 der Verordnung 244, dem sogenannten Glühlampenverbot, ist festgeschrieben, dass die Verordnung überprüft werden muss, fünf Jahre nach Inkrafttreten, das wäre im Jahr 2014. Da könnte die Kommission zurückrudern, wenn sie denn die Fehler zugeben würde."
Doch ändern wird sich nur etwas, wenn die Bürger etwas tun. "Bulb Fiction" ist ein wichtiger Film, der jeden Einzelnen zum verantwortungsvollen Handeln aufruft. Noch ist es nicht zu spät für die richtige Entscheidung.