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Das Forschungsteam kontaktierte
zwischen Ende Oktober und Ende November 2020 mit Hilfe der französischen Krankenkasse per E-Mail alle Menschen, die als Covid-Fälle gemeldet wurden, und fragte sie nach Aktivitäten und Kontakten in den zehn Tagen vor Krankheitsbeginn. Rund 42 000 Menschen gaben Auskunft. Dieselben Fragen beantwortete eine Kontrollgruppe von rund 1700 Personen, die so ausgewählt wurden, dass sie den Covid-Fällen in Geschlecht, Alter und Wohnort entsprachen. Indem sie die Häufigkeiten von vermuteten Risikofaktoren zueinander ins Verhältnis setzten, konnten die Forscher berechnen, wie viel diese Faktoren zum Ansteckungsrisiko beitrugen.
Wie die Gruppe um den Mediziner Simon Galmiche berichtet,
nahm die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion mit jeder weiteren Person im Haushalt zu. Ein Kind in Tagesbetreuung, im Kindergarten oder in der Schule steigerte das
Risiko ebenfalls, mit Ausnahme der Grundschule. Und fast doppelt so hoch war es,
wenn ein Haushaltsmitglied in der Kindertagesbetreuung arbeitete. Arbeitslose infizierten sich nur rund halb so oft wie Menschen, die im Büro (vor Ort) arbeiteten. Vollzeit im Homeoffice zu sein, reduzierte die Wahrscheinlichkeit fast auf die von Arbeitslosen.
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Ebenso trugen private Treffen, Bar- und Restaurantbesuche zum Ansteckungsrisiko bei – nicht aber Einkäufe, religiöse Zusammenkünfte, Kultur- und Hochschulveranstaltungen. Allerdings war das öffentliche Leben in Frankreich zu diesem Zeitpunkt bereits stark eingeschränkt, geben die Autoren zu bedenken und wollen deshalb keine Entwarnung für den uneingeschränkten Besuch von Kirchen, Kultur und Universitäten geben. Ähnliches galt für öffentliche Verkehrsmittel: Hier war das Infektionsrisiko kleiner als etwa bei Fahrgemeinschaften, doch das lasse sich leicht dadurch erklären, dass die meisten Menschen im privaten Auto keine Maske tragen.
Wie sehr die Masken schützen, zeigen auch vorläufige Ergebnisse einer Studie der City University of New York. Der
Epidemiologe Dennis Nash und sein Teamtesteten rund 4500 Erwachsene in den USA zwischen Mai 2020 und Januar 2021 zweimal auf Sars-Cov2: Zirka 300 hatten beim ersten Test noch keine Antikörper im Blut, beim zweiten Test jedoch schon. Auch hier verglichen die Forschenden die Aktivitäten der Infizierten mit denen der Nichtinfizierten. Wer sich privat mit Freunden oder Familie aus anderen Haushalten traf und dabei nie eine Maske trug, verfünffachte das Risiko einer Ansteckung. Mit Maske war es noch rund zweieinhalbmal so hoch wie bei einem Verzicht auf solche Treffen. Der gleiche Effekt, nur ein wenig schwächer, zeigte sich beim Aufenthalt am Arbeitsplatz.
... Wie frühere Studien deuten auch diese Befunde darauf hin, dass
Ansteckungen oft im privaten Umfeld stattfinden. Ende 2020 hatte auch das
Institut Pasteur bereits gemeldet, dass Betroffene die Ansteckungsquelle überwiegend im eigenen Haushalt oder im weiteren Familienkreis vermuteten, gefolgt von Arbeitsplatz und Freunden. Gemeinsames Essen spiele eine Schlüsselrolle.
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