Schon im Frühjahr war Spanien stark betroffen, das Gesundheitssystem geriet an sein Limit - und darüber hinaus. Es folgte ein harter Lockdown. Menschen durften ihre Häuser nur noch verlassen, wenn sie zur Arbeit wollten oder einkaufen mussten. Im Juli kehrte das Leben dann langsam zurück - und nun mit Wucht auch die Pandemie. Zunächst gab es heftige lokale Ausbrüche in Gemüseanbaugebieten, wo viele Erntearbeiter in provisorischen Massenunterkünften leben. Jetzt sind auch weitere Landesteile betroffen, darunter die Hauptstadt Madrid.
Der spanische Thinktank Real Instituto Elcano hat die Gründe untersucht, warum Spanien bereits im Frühjahr so viele Infizierte und Tote zu beklagen hatte. Das Ergebnis:
Mit Madrid und Barcelona gibt es zwei weltweit stark vernetzte Städte. Dort leben Menschen auf engem Raum zusammen. Außerdem würden die Menschen in Südeuropa eine geringere Distanz zueinander einhalten als etwa in Deutschland - Küsse und Umarmungen gehörten bei Begrüßungen dazu. Viele Menschen lebten zudem mit drei Generationen unter einem Dach.
Coronavirus-Karte Welt
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Wissenschaftler kritisieren Behörden
Die zweite Welle habe nun mit Versagen der Behörden zu tun. "Während des Lockdowns hätte man sich vorbereiten können, wie man künftig Infektionswege besser nachvollziehen kann. Das ist nicht passiert. Es fehlt Personal", sagt der Wissenschaftler Miguel Otero-Iglesias. Außerdem sei der Druck aus dem Tourismus-Bereich groß gewesen, Bars und Kneipen zu öffnen. "Das war möglicherweise zu früh und wird jetzt wieder zurückgenommen."
"Hammer und Tanz" nennt sich ein Konzept der Pandemie-Forschung. Nach drastischen Maßnahmen folgt eine Phase der Lockerung. "Wir müssen noch herausfinden, wie wir mit dem Virus tanzen können", sagt der spanische Experte Miguel Otero-Iglesias.
Das ist vor allem für Millionen Menschen eine Herausforderung, die in Hotels, an Stränden und in Bars arbeiten. An den Stränden Mallorcas und Ibizas, auf den Balearen, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei 32.