Hallo Elessar,
ich würde es anpassen in CFS artige Symptome und Mandeln, dann kann jeder für sich selbst entscheiden, ob die Mandeln mit CFS zu tun haben, oder nicht. Wenn man CFS artige Symptome hat, sollte man aus meiner Sicht zumindestens alle möglichen Herde, hauptsächlich im Kopfbereich wie Zähne, Nase(nnebenhöhlen) und auch Mandeln gründlich abgeklärt haben.
Ich wurde erst vor 2,5 Wochen an den Mandeln operiert und war mir auch sehr unsicher, ob ich es tun sollte. Da alles noch so frisch ist und ich in dem Thema momentan etwas tiefer drinstecke, hole ich mal für Dich und andere mögliche Betroffene etwas weiter aus.
Für die Mandel-OP sprach bei mir:
-das sich bei meinen eigentlich mit 7 Jahren (nicht gründlich genug) operierten Mandeln neue Verwachsungen gebildet hatten, besonders auf einer Seite
-ein dauerhaft erhöhter ASL = Antistreptolysintiter, der auf einen chronischen Infekt schließen lässt, Streptokokken können sich tief in den Mandeln(resten) einnisten.
-diese Stelle kam mir wärmer als andere Stellen am Hals vor und ich hatte dort ein leichtes Druckgefühl, im Nachhinein wäre eine Aufnahme mit einer Wärmebildkamera interessant gewesen, falls Du jemand mit so einem Gerät kennst...
-ebenfalls stark zerklüftete Mandelreste
-chronische Hals- und Schluckbeschwerden, trockene Nase, chronische Ohrenschmerzen und Geräuschempfindlichkeit
-trotz mehrmalige Nasenscheidewand und Nasenmuscheln OPs und konsequente Sarnierung aller Kieferherde keine deutliche Besserung im HNO Bereich
-chronische Muskel-/Gliederschmerzen und rheumatische Beschwerden
-etwa 10 Jahre lange häufige Anginaerkrankungen mit massivem Antibiotikaeinsatz, danach chronischer Krankheitsverlauf: 15 Jahre lang bis auf 1x gar keine Angina mehr, da wahrscheinlich Immunsystem im Dauereinsatz, dadurch starke Erschöpfung und Müdigkeit
-In einem Klassiker der Herdliteratur "Herdgeschehen" von M.Glaser und R.Türk heißt es:
Ursache für den Untergang gesunden Tonsillengewebes können Blockaden des
Mesenchyms durch Antibiotika sein: Dadurch unterbleibt die reaktive Entzündung mit dem Ausscheiden der Toxine und der Schadstoffe durch die Ducti excretori und die Crypten.
Durch die daraus resultierende Entzündung innerhalb der Tonsille geht weiteres gesundes lymphatisches Gewebe zugrunde und wird durch Narbengewebe ersetzt. Zurück bleiben Mikroabzesse, Zysten und lokale Entzündungen
-Berichte über einen chronischen Verlauf der Mandelentzündung, der keine akuten Symptome wie eine starke Angina aufweisen muß, sondern mit geringeren Symptomen dauerhaft anhalten kann und Herdcharakter hat, also den Organismus dauerhaft schwächt und an seiner Regulierungsfähigkeit hindert. Hier ist wie ich finde ein sehr empfehlenswerter Bericht eines bekannten HP:
Chronische Tonsillitis = Chronische Mandelentzuendung mit Herdcharakter
Dieser Artikel deckt sich zu großen Teilen mit den glaubwürdigen Erfahrungen eines HNO (kenne diesen nicht und weiß auch nicht, wie gut er operiert), die sich mit den Erfahrungen meines HNO decken:
Zum Thema Nachweisbarkeit:
Abstriche von den Tonsillen nehme ich selten, da die Erreger- und Resistenzbestimmung Zeit braucht und die meisten Erreger auf die meisten Breitspektrumantibiotika ansprechen. Letztendlich sind Abstrichergebnisse immer mit etwas Vorsicht zu „händeln“: es gibt ja auch eine „physiologische Standortflora“. Irgendwelche Keime findet man also immer. Wenn die Patienten aber klinisch keine Entzündungszeichen bieten, dann werden sie möglicherweise durch das Abstrichergebnis verunsichert und wollen vielleicht eine unnötige (und dann auch unwirksame) Antibiotikumtherapie. (Wenn keine Entzündung vorliegt, dann kann unter Antibiotika auch keine Entzündung weggehen.) Nimmt man aber doch mal Abstriche, dann findet man neben den Streptokokken auch noch z. B. Hämophilus oder auch mal Anaerobier sowie Pilze (Candida).
Zum Thema Antibiotikabehandlung bei einer chronischen Mandelentzündung, hier ist der einzige größere Unterschied zum Bericht des HPs. Doch selbst wenn wie der HP meint, bestimmte Antibiotika doch Zugriff haben, so löst das meines Erachtens das Problem nicht, da sich die Baktieren sich immer wieder in den Mandeln(resten) einnisten können:
Bei einer chronischen Mandelentzündung aber sitzen die Bakterien so „tief“ im Gewebe der Tonsillen (in den Lymphfollikeln), dass man die Unwirksamkeit der antibiotischen Therapie einfach emotionslos feststellen muss! Und dann hilft nur noch eins: die operative Entfernung der Mandeln. Unterstellt man mal, dass die Amerikaner „irgendwie schon weiter sind als wir“, so muss man aber doch auch feststellen, dass selbst sie noch Mandeloperationen durchführen – also auch nicht im Besitz operationsvermeidender Medikamente sind.
Zum chronischen Geschehen, das man vor Organtransplantationen o.ä. im Zweifel zuvor sowieso die Mandeln operieren muß:
Die chronische Tonsillitis führt zu häufigen Schüben akuter Entzündungen. Die in den Mandeln „wohnenden“ Bakterien können dann erstens auf der Schleimhautoberfläche auf- und absteigen, d. h. irgendwo in den Atemwegen zwischen Nasenspitze und letztem Lungenbläschen eine Entzündung verursachen; zweitens können sie über das Lymphgefäßsystem verschleppt werden und drittens auch über das Blutgefäßsystem. Letzteres ist besonders unangenehm, da dann überall im Körper Folgeentzündungen (Fokalgeschehen, Herdgeschehen) auftreten können: vom akuten rheumatischen Fieber über eine Regenbogenhautentzündung im Auge bis hin zur Glomerulonephritis (eine schwere Nierenentzündung) oder Myocarditis (Herzmuskelentzündung). Bei bevorstehender Nierentransplantation wird vom Transplantationszentrum immer ein „Tonsillenstatus“ verlangt und oftmals eine vorgeschaltete Mandeloperation zur Bedingung gemacht!
Problem einer sicheren Diagnostik einer chronischen Mandelentzündung, man sollte besonders auf die Symptome und Krankheitsschwere achten:
Eine chronische Mandelentzündung ist klinisch nicht sicher zu erkennen, d. h. es gibt kein „pathognomonisches“ Symptom („pathognomonisch“ nennt man Symptome, die nur bei einer einzigen Krankheit vorkommen und deshalb nicht mehrdeutig (wie z. B. Fieber), sondern eindeutig sind und sofort zur Diagnose führen). Auch der „Antistreptolysin-Titer“ (ASL oder AST – ein Laborwert, der bei Streptokokken-Infektionen ansteigt) beweist die chronische Mandelentzündung nicht! Das schwierigste ist deshalb die Diagnosestellung. Sie ergibt sich lediglich aus der Krankengeschichte (Anamnese):...
Fazit dieses HNO:
Ich habe mal gehört, dass der Anteil der Mandeln am Immunsystem weniger als 1 % ausmachen solle. Es ist sicher eine Schätzung. Wie der genaue Wert ist, weiß ich nicht – und wie man das gemessen hat, weiß ich auch nicht! Aber der Wert ist sicher so, dass man um die OP-Indikationsstellung nicht jahrelang ringen muss. Bei vorliegendem Verdacht auf ein Fokalgeschehen (vielleicht sogar mit drohenden schweren Komplikationen) stelle ich die OP-Indikation sehr großzügig, selbst wenn ich nicht sicher bin, ob die Mandeln „wirklich“ chronisch krank sind: es ist in diesen Fällen viel schlimmer, kranke Mandeln nicht zu operieren als gesunde zu entfernen (Grundsatz: lieber falsch positiv als falsch negativ! Die Annahme des „worst case“ ist für die Sicherheit der Patienten die beste Strategie!)
Quelle:
Fragen aus Foren: Chronische Mandelentzündung - Praxis Dr. med. W. Vahle HNO-Arzt Paderborn
-Zuletzt gab es eine neue finnische Studie über den Nutzen bei Mandel-OPs bei Erwachsenen:
Wiederkehrende Halsschmerzen: Mandel-OP nützt auch Erwachsenen - Wissenschaft aktuell
Nach Rücksprache mit meinem HNO, der Erfahrung mit chronischen Fällen und den Mandeln mit Herdcharakter hat, kann es nun noch einige Zeit dauern, bis sich alles regeneriert, ich habe ja die Krankheit seit mehreren Jahrzehnten. Alleine die Wundheilung dauert 6 Monate und spätestens nach der OP und bsp. sehr starken Ohrenschmerzen merkt man, wie alles im HNO Bereich zusammenhängt. Ich spüre schon einige Veränderungen nach der OP, kann es aber noch nicht ganz Zuordnen und habe nach Jahrzehnten der Krankheit und Enttäuschungen noch Angst schon zu sagen, dass die Mandeln ein Hauptgrund meiner Krankheit sind/waren.
Eines war mir jedoch vor der Operation klar: es kommt nur ein HNO in Frage, der auch mit 100%tiger Sicherheit wirklich alle Mandel(reste) entfernt, so dass ein für alle Mal Ruhe ist und in diesem Bereich keine Zweifel mehr aufkommen. Aus diesem Grund habe ich auch 200km Entfernung ohne Krankenhausbesuch meiner Angehörigen auf mich genommen, da ich nur von diesem HNO wußte, dass er es gründlich macht.
Bei mir war es der Herderfahrene Zahnarzt, der all seine Patienten nur zu einem HNO schickt und sich bei diesem sicher sein kann, dass dieser gründlich operiert. Da die Patienten zwecks Zahnbehandlungen immer wieder zu ihm kommen sieht er auch als erfahrener Zahnarzt (obwohl kein HNO), wie gut an den Mandeln gearbeitet wurde.
Es gibt genügend Berichte, wonach der HNO nicht alle Mandeln(reste) restlos entfernt hat, die Beschwerden andauern und die Leute dann noch einmal diese wirklich nicht angenehme Prozedur über sich ergehen lassen müssen, da nicht gründlich gearbeitet wurde. Eine Mandel-OP ist alles andere als angenehm, in den letzten Jahren habe ich viele große Zahn-OP hinter mir, gegen die langwierigen und starken Schmerzen einer Mandel-OP waren die Beschwerden nach einer Zahn-OP schwindend gering. Von der Belastung für meinem Körper ganz zu schweigen, möchte ich auch mir keine weitere OP in diesem Bereich mehr zumuten. Es ist schlimm genug, dass es beim ersten Mal nicht richtig gemacht wurde und ich dadurch wahrscheinlich zu 2/3 meines Lebens (sofern man das noch so nennen kann) schwer gelitten habe.
VG & Alles Gute,
Mingus