Alles Irrtum?

  • Themenstarter MisterX
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MisterX

Man muß das Wahre immer wiederholen,weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten. Überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.

Goethe zu Eckermann

Er müsste doch eigentlich gewusst haben wovon er spricht, oder :confused:
 
Wer will denn schon wissen, was das Wahre ist? War Goethes Wahrheit das Wahre? Und ist, was für den einen wahr ist, für den andern ebenso wahr?

Kann Wahrheit überhaupt mit-geteilt werden oder kann sie nur wahr-genommen werden? Ist sie überhaupt mit-teil-bar oder ist sie in-dividuell, also unteilbar?

Ist, wer aus Büchern lernt, auf Meinungen anderer aufbau,t der Wahrheit nahe, oder entfernt er sich von ihr?

Gibt es DIE EINE Wahrheit und ist sie wahrnehmbar? Wenn ja, wäre dann alles andere unwahr, also gelogen? Fragen über Fragen, wovon sprach nun Goethe wirklich?

Phil
 
Hallo,

da wir im Thread "Philosophie..." gerade bei Aristoteles angelangt sind, hier ein bisschen aristotelische Logik:


1. Axiom: Der Satz der Identität

Alles ist mit sich identisch und verschieden von anderem.
"Alles was ein Begriff nicht einschließt, schließt er aus."*


2. Axiom: Der Satz vom Widerspruch

Von zwei Sätzen, von denen einer das Gegenteil des anderen aussagt, muss einer falsch sein.

3. Axiom: Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten

Von zwei Sätzen, von denen einer das vollständige Gegenteil des anderen aussagt, muss einer richtig sein.


4. Axiom: Der Satz vom zureichenden Grunde

Alles hat seinen Grund, warum es so ist, wie es ist.


https://www.hcrs.at/DENKEN.HTM


Herzliche Grüße von

Leòn
 
Philosophen sind wie Zahnärzte, die Löcher aufbohren, die sie dann nicht schließen können.

Hab ich vor ein paar Tagen irgendwo gelesen und fand's ganz witzig.

Ganz spontan würd ich mal sagen: Es gibt nur eine Wahrheit, die jeder anders wahrnimmt. Wenn ich die Farbe "grün" sehe, wer sagt mir, dass alle anderen das gleiche sehen, wie ich? Und noch einen Schritt weiter. Ob ich die Farbe "grün" im nächsten Jahr noch genau so wahrnehmen werde, wie in diesem? Objektiv bleibt sie immer dieselbe, subjektiv ist es noch lange nicht die gleiche. Ob diese subjektive Wahrnehmung dann als Irrtum zu bezeichnen ist? Und ob es wichtig ist, an die (objektive) Wahrheit heranzukommen? Ob das überhaupt möglich ist? Vielleicht ist man ja zu sehr in seiner subjektiven Wahrnehmung "G(B)EFANGEN"?


Und wieder sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen...


Licht und Liebe,

Sanne
 
Leiser Zweifel.

Viele Grüsse
Wero

Hallo Wero,

in der Tat? auch INNERHALB des oben skizzierten aristotelischen Logiksystems?

Von zwei Sätzen, von denen einer das vollständige Gegenteil des anderen aussagt, muss einer richtig sein.

Aber dann könnte ja auch

Von zwei Sätzen, von denen einer das Gegenteil des anderen aussagt, muss einer falsch sein.

nicht gelten, oder?

Hallo Sanne,

Es gibt nur eine Wahrheit, die jeder anders wahrnimmt. Wenn ich die Farbe "grün" sehe, wer sagt mir, dass alle anderen das gleiche sehen, wie ich? Und noch einen Schritt weiter. Ob ich die Farbe "grün" im nächsten Jahr noch genau so wahrnehmen werde, wie in diesem? Objektiv bleibt sie immer dieselbe, subjektiv ist es noch lange nicht die gleiche. Ob diese subjektive Wahrnehmung dann als Irrtum zu bezeichnen ist? Und ob es wichtig ist, an die (objektive) Wahrheit heranzukommen? Ob das überhaupt möglich ist? Vielleicht ist man ja zu sehr in seiner subjektiven Wahrnehmung "G(B)EFANGEN"?

Indeed: Mit der Einführung der veränderbaren subjektiven Wahrnehmung verlässt Du nach meinem Verständnis das System der aristotelischen Logik. Da kommt der alte Herr nicht mit.

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Hallo alter Herr,

der Zweifel gilt nur für das 3. Axiom. Nimmt man z.B. 2 völlig gegensätzliche Standpunkte innerhalb eines Themas, das von vornherein Unsinn ist ...

Viele Grüsse
Wero
 
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