... Meist sind es auch zwischenmenschliche Konflikte, die Frauen zum Arzt führen. Doch obwohl PMDS leicht zu diagnostizieren ist, finden viele Betroffene jahrelang keine Hilfe. Oft attestieren ihnen Ärzte eine «Impulskontrollstörung» oder bagatellisieren ihre Beschwerden als Stimmungsschwankungen, die zum «Frausein» dazugehören. Was man ihnen nicht einmal vorwerfen kann: PMS gilt generell als nicht behandlungsbedürftig und PMDS ist im deutschen Sprachraum nur unzureichend bekannt. So taucht die Störung nicht in der gängigen Diagnosebibel auf, der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten). Vor zwei Jahren aber wurde PMDS als eigenständige Krankheit im DMS-5, dem diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen, aufgenommen, was die Diagnosestellung in Zukunft erleichtern sollte.
3 bis 8 Prozent betroffen
90 Prozent aller Frauen im reproduktiven Alter bemerken in der zweiten Zyklushälfte körperliche und psychische Veränderungen wie Wassereinlagerungen, Brustspannen, Niedergeschlagenheit oder Reizbarkeit, die schlagartig nach dem Einsetzen der Periode aufhören (On-off-Phänomen). Die Bandbreite und Schwere der PMS-Symptome variiert dabei stark.
Zur Diagnosesicherung muss die Frau mindestens zwei Monate lang ein Zyklustagebuch führen. «Damit lässt sich PMDS leicht diagnostizieren und von anderen psychischen Krankheiten abgrenzen», sagt Tschudin. Für Betroffene ist das Tagebuch oft eine grosse Hilfe: Sie erkennen, dass ihre Symptome klar mit ihrem Zyklus zusammenhängen und sind oft erleichtert, dass es eine biologische Grundlage für ihre Beschwerden gibt.
Wie PMS in all seinen Ausprägungen genau entsteht, ist noch unklar. Dass die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron eine Rolle spielen, ist sicher: Frauen, die diese Hormone nicht mehr produzieren, etwa nach den Wechseljahren oder der Entfernung der Eierstöcke, haben kein PMS. Die verbreitete Meinung, dass bei Frauen mit PMS die «Hormone verrückt spielen», trifft allerdings nicht zu ...