Anne, guten Morgen!
Ich komme gerade zurück von einem 10-Kilometer-Trainingslauf! Es ist das zweitemal, daß ich diese Strecke seit der Explantation (vor vier Wochen) geschafft habe, so gut wie keine Schmerzen mehr, weder im Oberschenkel, noch im Knie, noch in der Schulter! Noch etwas Luftnot, aber das kann auch vom Temesta kommen, das ich doch in den letzten Monaten immer wieder genommen habe.
Ich werde wieder gesund! Seit Tagen hellt sich meine Stimmung auf, ich fühle Kraft und Lust zum Leben, bin dauernd auf Trab, muß mich nicht mehr hinlegen und weine nicht mehr - auch wenn hin und wieder ein kleiner (!) Anfall kommt. Diese Schmerzanfälle in der linken Körperhälfte nehmen an Häufigkeit und Intensität ab, ich fühle mich immer häufiger fit und gesund und plane schon einen Radurlaub mit meinem Mann. Ich habe das ganze Haus aufgeräumt, viel weggeworfen, geputzt und im Garten gewühlt! Es ist soviel vernachlässigt worden in den vergangenen Monaten. Ich komme mir vor, als tauchte ich durch einen Tunnel ans Licht.
Gestern sprach ich mit einer Frau, die mit ihrem Hund denselben Kurs in der Hundeschule besucht wie ich mit meinem Vierbeiner. Sie hat einen Bruder, der ebenfalls durch Implantate sehr krank gewesen ist. Er hat alle vier Implantate aus dem Oberkiefer entfernen lassen. Danach ging es ihm wieder gut. Außerdem berichtete mir die Frau - sie ist Krankenschwester - von einer Freundin, die ebenfalls Implantate entfernen hat lassen, weil sie diese nicht vertrug. Es kommt dies gar nicht so selten vor, und die Krankenschwester lächelte wissend, als ich meinte, die Zahnärzte meinten, Implantate seien völlig inert.
Wegen des Schwundes an Kiefersubstanz solltest Du Dir nicht zu viel Sorgen machen. Was hat man mir im Vorjahr nicht alles an furchtbaren Warnungen, ja an Drohungen erzählt, der Kiefer werde zerstört, keine Prothese werde mehr halten blabla. Alles nicht wahr. Natürlich ist der Kieferkamm nun kleiner, ideal ist das nicht. Aber ich trage zur Zeit noch die provisorische Prothese von vorher, lege Salbeiblätter ein oder verwende Kleber. Für die Übergangszeit, bis eine endgültige Prothese erstellt wird, geht es ganz gut. Kauen kann ich auch, zwar mehr schlecht als recht, aber sogar Nüsse kann ich essen.
Die Ärzte wollen halt nicht explantieren, sie haben Angst davor - das hat mir einer gestanden. Und weil ihnen die Erfahrung fehlt, stellen sie sich natürlich das Schlimmste vor. Ich möchte nicht wissen, wie viele Implantatgeschädigte sich dadurch von der Explantation abhalten lassen und ihr Leiden damit bis zum Ende des Lebens ertragen müssen.
Ich habe keinen Labortest machen lassen. Mein Körper hat mir auch so gesagt, daß ich vom Titan krank bin. Natürlich ist man immer wieder verunsichert, und wenn Rückfälle kommen (man muß dem Körper zur Genesung Zeit geben), melden sich Zweifel an, ob nicht doch die Warner recht haben mit ihrem Gesang: Das Titan ist es nicht, das Titan ist es nicht. Das liebe, harmlose Titan kann es nicht sein ...
Und dann spürst du, wie die Kraft in den Körper zurückfließt, wie das Leben wieder Farbe bekommt, wie deine Psyche sich erholt, du wieder lachen kannst, wie du plötzlich Lust hast, etwas zu unternehmen, wie die Schmerzen in den Gelenken und Sehnen verschwinden, das Zittern der Hände verschwindet, du wieder durchschlafen kannst ... Und dann weißt du, dein Körpergefühl hat dich nicht betrogen, und der Schritt, so folgenschwer und mutig er anfangs schien, war der richtige!
Das Titan in den Kieferknochen hätte mein Leben zerstört! Ich habe es entfernen lassen und werde leben! Ich freue mich so und mache Dir Mut, Anne, Deinen Weg zu gehen. Mache es so, wie es geplant ist. Bin gespannt, wie es Dir ergeht.
Katharina