Liebe Laurianna,
ich schrieb dir gerade sehr lange und dann war ich ohne Internet und meine Antwort, die ich noch nicht abgeschlossen hatte, ist nun weg.
Schade, ich hatte mit soviel Herzblut geschrieben und bekomme es jetzt nicht mehr so hin.
Erst einmal wünsche dir und deinem Partner/Mann einen schönen Sonntag miteinander.
Ich brauchte gestern das stundenlange Abtauchen in die Natur, nahm meine Erinnerungen und deine Sorgen mit und tauchte mit klarem Kopf wieder auf.
Liebe Laurianna, jeder von uns steht einmal vor Entscheidungen, die unsere Lieben betreffen und kann der Betroffene nicht mehr mitentscheiden, dann schmerzt es doppelt.
Wichtig ist doch und da spreche ich aus Erfahrung, dass das Wohl des Erkrankten immer weiter im Mittelpunkt steht und er nicht vergessen wird und es immer und immer wieder spürt.
Die Liebe zueinander/ miteinander ist ein ganz starkes Band und hält zusammen, egal an welchem Ort.
Sollte eine Entscheidung irgendwann anstehen, würde ich darauf achten, ob die Einrichtung auch offen für Demenzkranke ist und etwas in der Nähe von deiner Mutti. Egal welche Einrichtung es werden würde, bitte schaut mit offenen Augen und Ohren hin. Geht auch einmal, am besten vormittags hin, unangemeldet und beobachtet die Bewohner auf der Station. Dann hat der Ort einen Garten, der abgegrenzt ist, sonst kommen Demenzkranke dort nicht hin, eine Terrasse wo ein Pflegebett durch die Tür passt usw. Gleich von Anfang an rate ich ein Vertrauensverhältnis zum Pflegeteam aufzubauen, das ist so wichtig, denn eure gemeinsame Zusammenarbeit kommt auch deinem Vati zu Gute.
Patientenvollmacht ist ja da und ist auch ein Betreuer von euch bestimmt? denn dann gehen alle Entscheidungen über ihn.
Liebe Laurianna, jeder Demenzkranke befindet sich in seiner eigenen Welt, mal still und dann wieder lauter. Sie sind auch wie wir voller Gefühle, nehmen das Miteinander wahr, lachen und weinen und stecken oft in ihren Ängsten fest. So kann ich mir das Schreien deines Vatis in der Nacht erklären.
Ich saß oft in der Nacht am Bett meiner Mutti und bekam mit, dass einige Demenzerkrankte die Dunkelheit nicht aushielten und im Flur herumliefen. Oft brachte ich sie zurück ins Zimmer und sie beruhigten sich nur, wenn ich eine kleine Lampe anmachte, leise Musik und eine Weile ihre Hand hielt.
Von Medikamenten zur Ruhigstellung halte ich nicht viel, denn wer kontrolliert dann genau die Nebenwirkungen die gerade ein Demenzkranker nicht richtig zum Ausdruck bringen kann?
Ich habe oft bei den Zimmerbewohnerinnen meiner Mutti erlebt, wie die Tabletten in der Vase oder im Blumentopf verschwanden.
Liebe Laurianna, haltet weiter so zusammen, alles Liebe und Gute und bleib auch du gesund und weiterhin stark.


Liebe Grüße von Wildaster
