DasErste.de - Contergan - Film & Doku
Ich konnte mir damals manches gar nicht ansehen, insbesondere die Szenen im Gerichtssaal, weil ich mich so aufgeregt hab.
1958 schickte Grünenthal an rund 40.000 ÄrztInnen eine Broschüre, die folgenden Text enthielt: "In der Schwangerschaft und Stillperiode steht der weibliche Organismus unter großer Belastung. Schlaflosigkeit, Unruhe und Spannungen sind beständige Klagen. Die Gabe eines Sedativums- Hypnotikums, das weder Mutter noch Kind schädigt, ist oft notwendig...."
Das Mittel war zudem rezeptfrei erhältlich.
Bezüglich der Entschädigung der Contergangeschädigten war mir vor diesem Film nicht klar, dass wir als Steuerzahler seit über 10 Jahren für die monatliche Rente aufkommen und sich die Herstellerfirma hier vollkommen aus der finanziellen Verantwortung stielt. Daher ist sie hier wohl so niedrig. Wir sprechen in D von rund 10.000 betroffenen Menschen.
Gleichwohl Grünenthal auch heute zu den 30 Reichsten in D gehört.
Die englische Pharmafirma, die Contergan damals vertrieb, verhält sich da vorbildlich und zahlt den Geschädigten monatlich pro Person 2.200 Euro Rente. Allerdings sprechen wir hier von nur ca. 500 Personen.
Die Geschichte dieses Wirkstoffs war damit aber noch lange nicht zu Ende und ist es auch heute noch nicht.
In Südamerika laufen genügend neue Contergankinder rum, da das Mittel gegen Lepra hilft. Da es dort viele Analphabeten gibt, haben zudem viele der dortigen Frauen das Mittel eingenommen, weil sie das auf der Packung angebrachte Verbotssymbol mit der durchgestrichenen Schwangeren fehlinterpretierten und dachten, es wäre ein Verhütungsmittel.

Dazu gab es auch schon Dokus.
Ist aber mittlerweile dort verboten.
Zudem wurde es eine Zeit lang erfolglos gegen Krebs und AIDS eingesetzt.
2006 gab es dann eine Zulassung für Thalidomid in USA (die können wenigstens alle lesen) gegen MDS.
Analysten gehen für 2007 von "Thalidomid"-Umsätzen in Höhe von 367 Mio. USD aus.
Aber auch in etlichen anderen Ländern gibt es Zulassungen.
Thalidomid: Lexikon mit 49.794 Stichwörtern aus Biotechnologie, Medizin & Life Sciences.
Ganz blöd und eigentlich widersprüchlich fand ich damals übrigens, dass im Anschluss an den Film zwar über die Risiken neu eingeführter Medikamente gesprochen wurde, am Schluss der Sendung aber bei den hilfreichen Medikamenten ein völlig neuer und damals noch recht unbekannter Impfstoff (als wüsste man nicht, wie viele Impfstoffe schon wegen schlimmer Folgeschäden und sogar Todesfällen im Laufe von 2 Jahren ganz schnell wieder vom Markt genommen wurden

) angepriesen wurde.
Wer die an den Film anschließende Sendung nicht gesehen hat, kann dies immer noch via Web-TV tun. Obiger Link oder hier:
https://www.wdr.de/tv/hartaberfair/se...107.php5?akt=1
Insgesamt war diese Sendung zwar durchaus kritisch, aber man wollte wohl niemanden vor den Kopf stoßen, sonst hätte man die hier in D übliche Zulassungspraxis bei der Studien des Herstellers als Grundlage dienen, durchaus kritischer darstellen können. Denn es gibt sehr wohl Untersuchungen über geschönte und falsche Arzneimittelstudien.
Aus einem meiner alten Beiträge vom März 2006 entnommen:
Transparency International geht davon aus, dass im Jahr 2004 in Deutschland "mindestens 40 Prozent der zur Zulassung vorgelegten klinischen Daten geschönt oder gefälscht worden sind und dass Studien mit negativen Ergebnissen in der Regel unveröffentlicht bleiben."
So mancher Arzt oder Professor lässt sich ködern. Die Universität Kopenhagen hat 370 Medizinstudien analysiert und herausgefunden: Bezahlen Firmen die Medizinstudien, schneidet das neue Medikament in der Hälfte der Untersuchungen besser ab als das alte. Sind Geldgeber hingegen neutral, passiert dies nur in etwa jedem sechsten Fall.
Die entsprechenden Nachrichten findet man kaum noch, obwohl sie damals auf vielen Seiten und auch bei N24 zu lesen waren. Aber ich hab trotzdem was gefunden. Ab Seite 9:
www.hamburger-wirtschaftsforum.de/all/TI.../TI_PS_05_KW17_a.pdf
Manchmal wird auch was aufgedeckt, obwohl das Ganze ja nichts Neues ist:
05.04.02 / berall herrscht Verwahrlosung / Gesundheitskonomie: Die jngsten Skandale bei Krankenkassen und rzten offenbaren Mistnde im System
Wenn Du noch mehr zu Medikamentenskandalen wissen willst. Ich kann leider noch über ein paar weitere berichten.