Tierversuche - eine kritische Betrachtung

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Malve

Abgesehen von der ethischen Frage geht es darum, inwieweit Tierversuche überhaupt sinnvoll sind bzw. ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können; Fehlschläge gab es genug:

Die Kritik an den Tierversuchen ist so alt wie die Tierversuche selbst.
Der Tierversuch als wissenschaftliche Methode wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Franzosen Claude Bernard begründet.
Er war ein begeisterter Vertreter der Vivisektion, d. h. des „wissenschaftlichen“ Versuchs am lebendigen Tier. Um Erkenntnisse über das Leben gewinnen zu können, wurden Tiere bei lebendigem Leibe aufgeschnitten, um ihre Organfunktion beobachten zu können. Damit sie nicht weglaufen konnten, wurden sie auf Bretter geschnallt oder genagelt. Da Claude Bernard viele Versuche auch zu Hause durchführte, konnte seine Frau Augenzeugin des Tuns ihres Ehemannes werden. Aus Protest gegen sein barbarisches Treiben versuchte sie seine Versuche zu sabotieren und mit Hilfe des Pariser Tierschutzverein gegen die Vivisektion vorzugehen.
Nicht nur seine Ehefrau, sondern auch einige seiner Mitarbeiter wandten sich von Bernard aufgrund seines barbarischen Schaffens ab. Einige berichteten in der Öffentlichkeit und in der Presse über ihre Erfahrungen in dem Labor von Claude Bernard. Sie sprachen ihm jegliches Mitgefühl ab und bezweifelten die Wissenschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit seines Tuns. Die grundlegenden Thesen von Claude Bernard sind inzwischen längst vielfach widerlegt. So war ein Dogma seiner Forschung, dass „alles, was von Tieren abgeleitet ist, auch für den Menschen Gültigkeit hat“. Doch dies gilt nicht einmal zwischen einer Tierart und einer anderen Tierart. So kann ein Medikamentenwirkstoff bei einem Tier völlig harmlos sein, bei einem anderen Tier tödlich wirken und beim Menschen wieder ganz andere Auswirkungen haben. Obwohl das Wirken Claude Bernards mit vielen Widersprüchlichkeiten belegt ist, obwohl seine Einstellung zum Tier und sein Umgang mit den Tieren ein abschreckendes Beispiel für die Verrohung eines Wissenschaftlers ist und obwohl grundlegende wissenschaftliche Kernaussagen widerlegt sind, wird dennoch an dem „Vorbild Claude Bernard“ festgehalten. So gibt es von verschiedenen Universitäten Claude-Bernard-Ehrenpreise, Claude-Bernard-Medaillen u. ä.

Doch nicht nur die historische Grundlage der Tierversuche, sondern auch die aktuelle Praxis in den Tierversuchslaboratorien und der Tierversuch an sich, widerspricht dem, was man als „gute Wissenschaft“ bezeichnen kann. Bloße Behauptungen und Wiederholungen, Tierversuche seien unumgänglich für den wissenschaftlichen Fortschritt, sind inzwischen von den Fehlschlägen der Tierversuchsforschung eingeholt worden. So geht man beispielsweise davon aus, dass allein in Deutschland durchschnittlich alle 10 Minuten ein Mensch an den Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten stirbt, die zuvor im Tierversuch getestet worden sind. Obwohl die Presse und die Medien nicht allzu viel Aufmerksamkeit für dieses Thema übrig zu haben scheinen, reicht dennoch ein Pharmaskandal dem anderen die Hand.
Dazu einige Beispiele:

1) LIPOBAY
Als im August 2001 der Cholesterinsenker Lipobay wegen tödlicher Nebenwirkungen vom Markt genommen werden musste, erschütterte dies die medizinische Fachwelt. Ein Medikament, das lange Zeit als sehr zuverlässig und sicher eingeschätzt wurde, und das die Patienten mit erhöhtem Cholesterinspiegel vor den möglichen Folgen einer Gefäßverkalkung und eines Herzinfarktes schützen sollte, stellte sich als nebenwirkungsreich und tödlich heraus. Als völlig unerwartete Nebenwirkung, die im Tierversuch nicht vorher gesehen wurde, kam es zum Muskelschwund bei über 480 Patienten, wovon über 50 Patienten weltweit verstarben. Daraufhin musste die Firma Bayer das Medikament auf Druck der US-Amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA vom Markt nehmen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wies damals darauf hin, dass der Bayer-Konzern Lipobay nicht freiwillig vom Markt genommen habe, sondern erst auf Druck der FDA. Auch hier zeigt sich, was inzwischen an der Tagesordnung ist: Nicht der Tierversuch bringt Sicherheit, sondern erst die Anwendung am Menschen zeigt, wie der Mensch auf ein neues Präparat reagiert. Der Pharmakologe und Mitherausgeber des „arznei-telegramm“ Dieter Schönhöfer sagte in Verbindung mit dem Lipobay-Skandal: „Patienten werden zu Versuchskaninchen gemacht!“. Nach dem Verzicht auf den drittgrößten Umsatzbringer in der Medikamentensparte von Bayer verlor die Aktie des Leverkusener Chemiekonzerns erheblich an Wert. Auf die Kritik von Ärzten und Apothekervertretern, dass die Firma Bayer eine frühzeitige Information von Patienten verhindert habe, reagierte der Sprecher des Konzerns in einer Stellungnahme eines deutschen Nachrichtenmagazins. Er begründete, dass die Apotheker nicht vor den Börsianern informiert werden durften, um Schadensersatzklagen von Aktionären vorzubeugen. Da muss man sich die Frage stellen, ob dem Konzern die Interessen und Schadensersatzklagen der Aktionäre wichtiger waren oder sind, als die Interessen und das Wohl der Patienten.

2) VIOXX
Drei Jahre nach dem Lipobay-Desaster sorgte die Rücknahme des Schmerzmittels Vioxx für Aufregung. Es stellte sich damals heraus, dass Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei der Einnahme von Vioxx nahezu doppelt so häufig auftraten wie bei der Einnahme eines Scheinmedikamentes (Placebo). Seit Rückzug des Medikamentes im September 2004 bis zum März 2006 gab es nahezu 10.000 Klagen gegen die Firma Merck und Co. (in Deutschland MSD) von Patienten und von Angehörigen von Patienten, die nach der Einnahme von Vioxx verstorben waren. Nach der Marktrücknahme von Vioxx brach der ausgewiesene Quartalsgewinn von Merck um 29 % ein. Auch bei der Erforschung dieses Medikamentes wurden zahlreiche Tiere dem vermeintlichen Wohl des Menschen „geopfert“. Doch diese Tieropfer konnten die betroffenen Menschen nicht vor ihrem Herzinfarkt oder Schlaganfall bewahren und konnten auch der Herstellerfirma die Kursniederlage nicht ersparen. Aufsehen erregte ein Artikel, der in der Fachzeitschrift „The Lancet“ im November 2004 veröffentlicht wurde. Wissenschaftler der Universität Bern haben damals darauf hingewiesen, dass bereits Ende 2000 – also bereits 4 Jahre vor der Rücknahme von Vioxx – die Herz-Kreislauf-Risiken des Medikamentes belegbar gewesen wären, und dass die Risiken unabhängig von der eingenommenen Menge und der Dauer der Einnahme bestehen. Auch hier muss die Frage erlaubt sein, welche Interessen dazu geführt haben, dass das Medikament erst nach 4 Jahren und zahlreichen Todesfällen vom Markt genommen wurde.

3) Die Hormonersatztherapie
Obwohl Wissenschaftler seit 60 Jahren vor dem Einsatz von künstlichen Hormonen, die im Tierversuch erforscht wurden, gewarnt haben, wurden nach den Tieren in den Tierversuchen auch zahlreiche Menschen, die die Hormone eingenommen haben, für die Interessen der Befürworter der Hormontherapie „quasi“ geopfert. So wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts trotz deutlicher Warnungen das synthetische Östrogen „Stilböstrol“ an schwangere Frauen verabreicht, um einen „guten Schwangerschaftsverlauf“ zu gewährleisten. Die Folge war, dass bei den Mädchen, die von den mit Östrogenen behandelten Frauen geboren wurden, vermehrt Vaginalkrebs auftrat. Eine Krebsart, die sonst nur bei älteren Frauen vorkommt. Dies veranlasste im Jahr 1973 Dr. Miller, den damaligen Leiter der epidemiologischen Abteilung des nationalen amerikanischen Krebsforschungsinstitutes (NCI), einen Bericht über die krebsauslösende Wirkung von Stilböstrol zu veröffentlichen. Diese Veröffentlichung von Dr. Miller veranlasste daraufhin die WHO eine Warnung an die Ärzteschaft zu versenden, da es »fraglos erwiesen sei, dass das Hormonpräparat Stilböstrol beim Menschen Krebs verursacht habe«.Wer nun glaubt, die Hersteller hätten daraus eine Lehre gezogen, der hat nur teilweise Recht. Zwar wird das Medikament Stilböstrol nicht mehr in der Schwangerschaft eingesetzt, doch als neues Einsatzgebiet für die künstlichen Hormonpräparate wurden die Wechseljahre der Frau propagiert. Auch hier gab es schon lange warnende Stimmen, dass mit der Östrogengabe ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und andere Nebenwirkungen verbunden sein könnten. Doch diese wurden nicht gehört. Mehr als zwei Jahrzehnte wurden die Warnungen vor den möglicherweise negativen Folgen der Hormonersatztherapie nicht ernst genommen. Erst vor wenigen Jahren belegte eine große englische Studie - die »Million Women Study«- das erhöhte Krebsrisiko durch die Einnahme künstlicher Hormone. Von über einer Million Frauen, die über zehn Jahre lang beobachtet wurden, erkrankten etwa 20.000 Frauen an Brustkrebs aufgrund der Hormoneinnahme. Bereits ein Jahr zuvor ergab eine große Bevölkerungsstudie aus den USA - die so genannte WHI-Studie (Women`s Health Initiative), dass durch eine bestimmte Hormonkombination (Gestagen-Östrogen-Kombination) das Herzinfarktrisiko um 29 % ansteigt.

Noch einmal kurz zusammengefasst: nachdem im Tierversuch künstliche Hormone ausprobiert wurden, gab es bereits warnende Stimmen, dass der Einsatz dieser Präparate für den Menschen gefährlich sein könnte. Allen Warnungen zum Trotz gab es zwei große, über lange Jahre hinweg beobachtete schwere Nebenwirkungsskandale beim Einsatz künstlicher Hormone in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren. Nicht also die Tierversuche waren von Bedeutung für die Gesundheit des Menschen, sondern epidemiologische Studien am Menschen selbst, die aufzeigen konnten, welche Nebenwirkungen der Einsatz von Medikamenten am Menschen hat. Während die in Tierversuchen erforschten Hormone als sicher eingestuft wurden, konnten erst durch die Anwendung am Menschen und deren sorgfältige Beobachtung die tödlichen Nebenwirkungen festgestellt werden.

4) TGN1412
Im Frühjahr 2006 ereignete sich in England ein Zwischenfall der weltweit Beachtung fand. Bei der Erprobung eines neuen Wirkstoffes an freiwilligen Probanden kam es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen. Der Wirkstoff TGN1412 der Würzburger Firma TeGenero, die auf Initiative von Professor Thomas Hünig vom Institut für Virologie und Immunologie der Universität Würzburg gegründet wurde, führte bei allen Versuchspersonen, die den Wirkstoff erhalten hatten, zu akuten Beschwerden. Sie mussten zum Teil tagelang auf einer Intensivstation behandelt werden. Einige leiden noch immer unter den Spätfolgen. Mindestens ein Patient ist zwischenzeitlich an Krebs erkrankt. Nach genauer Untersuchung führten die britischen Experten die massiven Nebenwirkungen auf das Medikament selbst zurück. Verunreinigungen und Produktionsfehler wurden ausgeschlossen. Die vorher erfolgten Tierversuche waren mit wesentlich größeren Mengen des Wirkstoffes durchgeführt worden, als sie den Versuchpersonen verabreicht wurden. Trotzdem gaben die Tierversuche keinen Hinweis auf zu erwartende Nebenwirkungen beim Menschen und damit auch keine Sicherheit für die Versuchspersonen. Selbst das Deutsche Ärzteblatt räumte aufgrund der Auswirkungen von TGN 1412 ein, dass Tierversuche doch nicht die Sicherheit geben würden, die man sich von ihnen erhofft hätte. Die Firma TeGenero hat sich von den finanziellen Folgen dieses Skandals nicht erholt. Sie hat im Sommer 2006 Konkurs angemeldet.

5) ZYPREXA
Nachdem im Dezember 2006 bekannt wurde, dass der US-Pharmariese „Eli Lilly“ einem Zeitungsbericht zufolge wissentlich Gesundheitsrisiken, die durch die Einnahme seines wichtigsten Verkaufsschlagers „ZYPREXA“ auftreten, über Jahre hinweg heruntergespielt hat kam es zum Skandal. Obwohl offensichtlich nicht im Tierversuch vorhersagbar, kam es zu extremer Gewichtszunahme und zum Auftreten von Diabetes mellitus bei Patienten, die das
Psychopharmakon ZYPREXA eingenommen hatten. Bis Februar 2007 musste die Firma in etwa 28.500 Fällen insgesamt 1,2 Milliarden Dollar außergerichtliche Entschädigungsleistungen zahlen.

6) Gentechnik
Die Manipulation am Erbgut von Tier und Mensch scheint den „Zauberlehrlingen“ allzu verlockend zu sein. Der Vorstellung, die Natur nach eigenem Gutdünken manipulieren zu können und sozusagen zum „Schöpfer“ von gentechnisch veränderten Lebensformen zu werden, scheinen viele unkritische Wissenschaftler zu erliegen. Unkontrollierter Forscherdrang, die Aussicht auf Ansehen, Ruhm, Titel und Geld veranlassen denn auch so manchen Wissenschaftler, Versprechungen loszulassen, was die Gentechnik alles leisten könne, wenn man sie erst voll beherrsche. Natürlich müsse man um das „hohe Ziel“ erreichen zu können, viele Grundlagenforschungen an Tieren durchführen. Nur so könne man das Risiko für den Patienten minimieren und in den Griff bekommen. Doch auch dies sind nur Versprechungen, wie sie ähnlich bereits seit über 100 Jahren bei der Bekämpfung z. B. von Krebserkrankungen gemacht werden. Die Wirklichkeit sieht meist ganz anders aus: „Versuch gelungen, Patient tot“ ist der Titel eines Artikels, der in der „Zeit“ im Jahr 2006 veröffentlicht wurde. Darin wird von einem Patienten berichtet mit einem genetisch bedingten Immundefekt, der mit einer neu entwickelten Gentherapie behandelt wurde. Obwohl die Behandlung mit der Gentherapie zunächst erfolgsversprechend aussah, verstarb der Patient aufgrund seiner Immunschwäche an einer schweren Blutvergiftung.

LIPOBAY, VIOXX, TGN 1412, ZYPREXA, die Hormonersatztherapie und die Gentechnik sind nur die berühmte „Spitze des Eisberges“. Wie bereits gesagt, gibt es Hochrechnungen, dass allein in Deutschland ca. alle 10 Minuten 1 Patient an den Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Medikamenten verstirbt, die zunächst im Tierversuch erforscht wurden. Anhand dieser Pharmaskandale und der täglich zu beklagenden Opfer straft sich die Aussage „Tierversuche seien zum Wohl des Menschen unerlässlich“ selbst Lügen.

Die Menschen, die von der Durchführung der Tierversuche profitieren, behaupten gerne, wir hätten das Recht, Tiere zum Wohl des Menschen zu opfern. Doch anhand der gerade aufgeführten Beispiele sieht man, dass nach dem Tier inzwischen auch der Mensch selbst zum Opfer der Tierversuche geworden ist. Wer dennoch am Tierversuch festhalten will, handelt verantwortungslos. Er übersieht in seinem Eifer die Zeichen der Zeit. Diese sprechen eine klare Sprache. Sie sagen uns, dass die Zeit, in der man Tiere geopfert hat in der Hoffnung, damit dem Wohl des Menschen zu dienen, vorbei ist. Auch die Zeit, in der man Menschen geopfert hat, um anderen Menschen damit zu helfen, ist vorbei. Die Zeit des Tierversuches als „wissenschaftliche Methode“ ist abgelaufen.
Diese Behauptung allein auf die Fehlschläge und Kursverluste der Arzneimittelhersteller zu stützen, wäre vielleicht etwas gewagt. Doch nicht nur die Fehlschläge der Tierversuchsforschung, sondern auch die zunehmende Kritik aus den eigenen Reihen der Wissenschaftler belegt, dass das Ende der Tierversuche angebrochen ist. In den letzten Jahren gibt es zunehmend wissenschaftliche Untersuchungen und Forschungsergebnisse, die den Tierversuch als Forschungsmethode grundsätzlich in Frage stellen und ein Stopp der Tierversuche fordern. Dies ist umso bemerkenswerter, da es sich hierbei ja um Kritik aus den Reihen der Wissenschaftler handelt. Einige Forschungsergebnisse beziehen sich auf die Leidensfähigkeit der Tiere, andere auf grundsätzliche, methodische Fehler im Tierversuch.

Dazu einige Beispiele:

1) „Von Mäusen und nicht von Menschen: Unterschiede zwischen dem Immunsystem von Maus und Mensch“ - So lautet sinngemäß übersetzt ein Artikel der im „Journal of Immunology“ im Jahr 2004 erschienen ist. Obwohl die Autoren als Mitarbeiter des Zentrums für Immunologie und Molekulare Biologie der Universität Kalifornien nicht so weit gehen, Versuche an Mäusen grundsätzlich in Frage zu stellen, gehen sie doch in diesem Artikel ausführlich auf die Unterschiede im Immunsystem von Mensch und Maus ein. Sie machen dies an mehreren Beispielen deutlich bei denen Therapieansätze bei Mäusen gut wirksam waren, jedoch nicht auf den Menschen übertragen werden konnten. So haben Mäuse z. B. ein ausgeprägtes Immunsystem im Bereich der Bronchien, das bei den Menschen weitgehend fehlt. Es bestehen auch große Unterschiede zwischen der Verteilung und Funktion des Abwehrzellen bei Maus und Mensch. Nachdem die Wissenschaftler über neun Seiten hinweg ausführlich die Unterschiede zwischen dem Immunsystem von Maus und Mensch darlegen, kommen sie abschließend zu dem Schluss, dass unbedingt berücksichtigt werden muss, dass eine Immunreaktion die bei der Maus beobachtet wird, beim Menschen ganz anders ablaufen kann. Wie gesagt halten die Wissenschaftler noch am Tierversuch mit Mäusen fest, dennoch spricht diese Studie dafür, dass bei allen Tierversuchen mit Mäusen, die dazu durchgeführt werden, Aussagen über die Immunität, Krebsentstehung und –bekämpfung gewinnen zu können, stets ein unkalkulierbares Restrisiko für den Menschen übrig bleibt. Wie hoch dieses Restrisiko ist, kann letztendlich erst durch den Einsatz am Menschen herausgefunden werden. Dies ist von großer Bedeutung, da viele Tierversuche an Mäusen durchgeführt werden. Auch die Notwendigkeit der neuen Tierversuchszentren in Würzburg, Erlangen, Freiburg und Jena wird mit der Behauptung begründet, man wolle an Mäusen Erkenntnisse über die Bekämpfung von Krebserkrankungen gewinnen. Sind hier nicht schon neue Fehlschläge und Enttäuschungen vorprogrammiert?

2) Prof. Ian Roberts und sein Team von der „London School of Hygiene and Tropical Medicine“ veröffentlichten im Frühjahr 2004 im British Medical Journal - einer der weltweit anerkanntesten medizinischen Fachzeitschriften – ihre wissenschaftlich begründete Kritik an der Durchführung von Tierversuchen. Sie legten dar, dass die Ergebnisse von Versuchen, die an Tier und Mensch durchgeführt werden, sich oft ganz erheblich voneinander unterscheiden, manchmal sogar genau gegenteilige Ergebnisse liefern. Das zeigt die mangelnde Übertragbarkeit der Versuchsergebnisse zwischen Mensch und Tier auf. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Tierversuche oftmals nicht vor den klinischen Studien am Menschen, sondern parallel dazu durchgeführt werden. Dadurch wird der vorgegebene Sinn der Tierversuche -nämlich als vorausgehender Test zur Sicherheit für die spätere Erprobung am Menschen zu dienen - von den Forschern selbst widerlegt und ad absurdum geführt. Prof. Roberts und Team kommen zu dem Schluss, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen zu ungenau sind und deswegen Patienten gefährden können. Auf Grund schwerwiegender Mängel sind Tierversuche nach Auffassung von Prof. Roberts eine Verschwendung von Steuergeldern. Entsprechend kritisierte er auch, dass trotz der offenkundigen Schwachpunkte immer noch mehr Geld in die sogenannte experimentelle Grundlagenforschung mit Tierversuchen investiert wird, als in klinische Studien, die den Patienten in den Mittelpunkt der Forschung stellen. Abschließend fordern Prof. Roberts und seine Mitarbeiter, dass alle bestehenden Forschungsergebnisse aus Tierversuchen systematisch überprüft werden sollten, bevor neue Experimente durchgeführt werden. Obwohl auch das „Deutsche Ärzteblatt“ über die Ergebnisse von Professor Roberts berichtete, wurden diese warnenden Hinweise in Fachkreisen bislang nicht ernst genug genommen.

3) Der amerikanische Verhaltensforscher Dr. J. Balcombe hat 80 verschiedene Veröffentlichungen zu Eingriffen an Versuchstieren untersucht. Er machte darauf aufmerksam, dass allein schon das Hochheben einer Maus bei dem Tier eine Reihe von Stressreaktionen hervorruft, die auch eine Stunde danach noch nachweisbar sind. Auf sogenannte Routine-Eingriffe - wie Blutentnahmen und Zwangsfütterung mit einer Magensonde - reagieren Versuchstiere mit Angst und Panik. Stresshormone im Blut steigen an, der Puls rast, der Blutdruck geht in die Höhe, die Immunabwehr sinkt. Dies geschieht schon vor dem eigentlichen Experiment und wirkt lange im Körper der Tiere nach. Daran wird deutlich, dass es keine humanen Experimente gibt und dass die Forschungsergebnisse durch Stressreaktionen wie Hormonausschüttung und Immunsuppression verfälscht werden können. Auch andere wissenschaftliche Studien bestätigen die Kritik von Dr. Balcombe. So konnten Untersuchungen der Universität Gießen und der University of California belegen, dass die reizarme Umgebung der standardisierten Käfighaltung bei Nagern wie Mäusen und Ratten zu Verhaltensstörungen und dauerhaften Hirnschädigungen führt. Auch dies kann zu falschen Versuchsergebnissen führen.

4) Wer die oben angeführten Beispiele von Fehlschlägen der Medikamentenentwicklung im Hinterkopf hat, der wird sich vielleicht fragen, ob und wieviel weitere Fehlschläge vorprogrammiert sind, solange man am Tierversuch festhält. Im Dezember 2006 veröffentlichten englische Wissenschaftler im „British Medical Journal“ einen Vergleich zwischen Therapiemethoden und deren Wirksamkeit bei Mensch und Tier. Sie kritisierten dabei unter anderem die schlechte Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen und die Voreingenommenheit der verschiedenen Wissenschaftler bei der Veröffentlichung. Sie wiesen darauf hin, dass Studien mit unerwünschten Ergebnissen oft nicht veröffentlicht werden. Von den Studien, die veröffentlicht und von den englischen Wissenschaftlern untersucht wurden, zeigte die Hälfte der Behandlungsmethoden keine Übereinstimmung zwischen Versuchstier und Mensch. Wenn also die Chancen 50 zu 50 stehen, dass die Ergebnisse, die im Tierversuch erzielt wurden, auf den Menschen zumindest in Teilen übertragen werden können, so entspricht dies wohl eher einer Zufallsverteilung. Damit ist man weit von dem entfernt, was man vorgibt durch Tierversuche erreichen zu können. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass sie aufgrund der ausgewählten Behandlungsmethoden kein pauschales Urteil über Tierversuche fällen können, aber dass die Grenzen bei der Übertragung von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen deutlich geworden sind.

Anhand der gerade aufgezeigten Beispiele von Wissenschaftskritik am Tierversuch wird deutlich, dass Argumente, die von vielen Tierversuchsgegnern seit Jahrzehnten immer wieder angeführt werden, nun von verschiedenen Wissenschaftlern in weltweit führenden medizinischen Fachzeitschriften sozusagen bestätigt werden. Dies ist schon eine kleine Revolution. Wenn nach Jahrzehnten engagierter Tierschutzarbeit die Wissenschaftler selbst die Argumente der Tierschützer anhand von Studien belegen, so ist dies ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Ende der Tierversuche angefangen hat. In dieser Zeit neue Tierversuchszentren zu bauen und am Tierversuch krampfhaft festhalten zu wollen, widerspricht dem gesunden Menschenverstand und ist nicht mehr zeitgemäß. Zeitgemäß ist es vielmehr das Tier als empfindsames, glücks- und leidensfähiges Lebewesen anzuerkennen, sein Recht auf Leben und Unversehrtheit zu achten und sich von der „mittelalterlichen“ Vorstellung, man könne Tiere zum Wohl des Menschen opfern, endgültig zu verabschieden. Die Zukunft ist tierversuchsfrei. Wer dies erkennt und dafür die Weichen stellt, handelt ethisch, medizinisch und wissenschaftlich verantwortungsvoll.
Tierversuchsfreie Medizin - Das Ende der Tierversuche

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Neues Chemieprogramm der EU: Qualen für 54 Millionen Tiere!

wuhu ;-)

heute 10-09-2009 in der größten ösi (print-) tageszeitung (krone) zu lesen:

***zitat***

(VON MARK PERRY)

Hilflose Kreaturen werden für "Sicherheits-Checks" geopfert:

Neues Chemieprogramm der EU: Qualen für 54 Millionen Tiere!

Die EU wird in den kommenden zehn Jahren entsetzliches Leid über die Tiere des Kontinents bringen. Denn wegen der von Brüssel verfügten Sicherheitsbewertung von Chemikalien sollen bis zu 54 Millionen Katzen, Kaninchen, Mäuse und Hunde entsetzlich gequält werden. Das enthült jetzt eine neue wissenschaftliche Studie.

"Die EU-Chemikalienverordnung ist die Wurzel allen Übels", klagt Mag. Romana Rathmanner vom Internationalen Bund für Tierversuchsgegner in Wien. Im Rahmen des von ihr heftig kritisierten Brüsseler Programms müssen sogar jene Stoffe getestet werden, die schon vor dem Jahr 1981 (!) ab einer Tonne jährlich in Verkehr gebracht wurden.
"Dafür werden dann eben hilflose Kreaturen gequält", bestätigt der renommierte deutsche Wissenschafter Thomas Hartung. Der deutsche Forsche rhat Insiderwissen direkt aus EU-Kreisen: Denn bis vor kurzem leitete Hartung in Brüssel jenes Büro, das für sanfte Alternativen zu den grausamen Tierversuchen zuständig war. Dort stand er den Machenschaften der riesigen Pharmakonzerne aber machtlos gegenüber. Jetzt schlagen Hartung und seine Kollegin Constanza Rodiva Alarm: Für alle Tests - an den hilflosen Geschöpfen werden 100.000 teils ätzende und andere aggressive Substanzen erprobt - werden 54 Millionen Katzen, Kaninchen, Hunde und andere Vierbeiner auf dem fragwürdigen Altar der Wissenschaft geopfert. Tierschützerin Romana Rathmanner: "In Österreich sind allein im Vorjahr 220.703 Wirbeltiere in Versuchen geopfert worden. Eine Steigerung im Vergleich zu 2007 um elf Prozent."
"Trotz aller Beteuerungen der EU steigt die Zahl der Tierversuche Jahr für Jahr immer dramatischer an."
Tierschützerin Romana Rathmanner

***zitat ende***


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