Themenstarter
- Beitritt
- 10.01.04
- Beiträge
- 73.891
Hypoglykämien (Unterzuckerung) beim Diabetiker sind bekannt und haben bestimmte Ursachen, u.a. Medikamente und zu viel Insulin.
Es gibt aber auch Unterzuckerungen bei Nicht-Diabetikern mit denselben Symptomen, aber eben aus anderen Gründen:
Grüsse,
Oregano
Es gibt aber auch Unterzuckerungen bei Nicht-Diabetikern mit denselben Symptomen, aber eben aus anderen Gründen:
HypoglykämieAndere Ursachen (für Hypoglykämien)
Auch Personen ohne Diabetes mellitus können Hypoglykämien bekommen – bei starker körperlicher Betätigung (z. B. Sport), hoher Stressbelastung und bei Mahlzeiten, die sehr starke Insulinausschüttungen veranlassen (hoher glykämischer Index).
Differentialdiagnostisch sollte man auch an eine Malabsorption (d. h. mangelnde Aufnahme) von Kohlenhydraten und Nährstoffen denken. Dies kann insbesondere mit einer (mitunter jahrelang unerkannt gebliebenen) Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) zusammenhängen, bei der die Dünndarmschleimhaut im Rahmen einer Autoimmunreaktion durch eine Aufnahme von Gluten (enthalten v. a. in Weizen, Gerste, Dinkel, Roggen und Hafer und in vielen Fertiggerichten sowie Fleischereiwaren) so stark geschädigt wird, dass Kohlenhydrate und Nährstoffe nicht in ausreichendem Maße verwertet werden können. Siehe auch postprandiale Hypoglykämie (früher auch als funktionelle oder reaktive Hypoglykämie bezeichnet).
https://www.symptome.ch/wiki/nahrungsbedingte_postprandiale_hypoglykaemie/
Medikamente wie Salizylsäure und ihre Derivate können durch Störung der körpereigenen Zuckermobilisierung aus der Leber eine Hypoglykämie verursachen. Das gegen Leishmaniose verwendete Medikament Pentamidin wirkt direkt toxisch auf die Insulin-produzierenden Zellen und kann durch deren Zerstörung eine körpereigene Insulinfreisetzung mit Unterzuckerung hervorrufen. Chinine und Sulfonamidantibiotika fördern ebenso die Insulinausschüttung. Ebenso werden Chinolonantibiotika und der heute nur noch selten verwendete Beta-Blocker Propanolol mit Hypoglykämien in Verbindung gebracht. Beta-Blocker können durch ihre Wirkung auf periphere Beta-Rezeptoren die Warnsignale einer Unterzuckerung maskieren.
In sehr seltenen Fällen können eine Nebennierenrindeninsuffizienz durch Ausfall des Nebennierenrindenhormons Cortisol wie auch eine Schilddrüsenhormonstörung oder eine Erkrankung der Hirnanhangdrüse zu Unterzuckerungen führen. Ebenfalls selten ist ein Insulinom, ein Insulin-produzierender Tumor.[5]
Eine Hypoglykämie kann nach Konsum von Alkohol entstehen, da Alkohol die Gluconeogenese (Neubildung von Zucker) in der Leber hemmt und dem Körper so die Möglichkeit zur Gegenregulation fehlt. Alkohol stört auch die Hypoglykämiewahrnehmung und die entsprechenden kognitiven Funktionen. Zur Vermeidung von Unterzuckerungen sollte der in alkoholischen Getränken enthaltene Kohlenhydratanteil bei der Insulindosierung nicht berücksichtigt werden.[6] Bei Nicht-Diabetikern kann es bei chronischer Unterernährung z.B. im Rahmen eines fortgesetzen Alkoholabusus zu einem mangelnden Glukoseinbau in die Leber und dadurch zu Unterzuckerungen kommen.
Bei Beginn einer Unterzuckerung veranlasst das Gehirn einen erhöhten Adrenalinausstoß, da die Freisetzung von Adrenalin zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führt (Sympathikusaktivität). Gleichzeitig wird die Leber zu einer erhöhten Freisetzung von Glukose (aus Glykogen, der Speicherform der Glukose) angeregt, und die Bauchspeicheldrüse stellt die Produktion von Insulin ein; im Gegenzug wird die Freisetzung von Glukagon erhöht. In der Regel reichen die körpereigenen Regulierungsmaßnahmen aus, um einer Unterzuckerung vorzubeugen. Durch die Unterversorgung des Gehirns mit Glukose sind neurologische Ausfälle die ersten Anzeichen einer akuten Unterzuckerung. Miteinhergehend können Wesensveränderungen, auch Aggressivität, sein. Im Stadium einer tiefen Unterzuckerung tritt die Bewusstlosigkeit mit den entsprechenden Gefahren ein.
Die sympatho-adrenerge Aktivierung während einer Hypoglykämie ist hauptverantwortlich für abnorme kardiale Repolarisation. Bei hohem Adrenalinspiegel durch akute Hypoglykämie gibt es intensive Effekte auf das kardiovaskuläre System. Es kommt zu erhöhter Herzfrequenz, erhöhtem systolischen und erniedrigtem diastolischen Blutdruck. Dadurch kann eine bestehende Herzinsuffizienz verschlechtert werden. Das Risiko einer kardialen Ischämie durch eine Hypoglykämie ist statistisch signifikant erhöht.
Die Hypoglycaemia factitia ist ein Krankheitsbild, bei dem es durch gezielte Selbstverabreichung von blutzuckersenkenden Mitteln zu einem gewollten Absenken des Blutzuckers kommt. Sie stellt eine wichtige Differentialdiagnose bei allen Hypoglykämien dar, die bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern auftreten.
Grüsse,
Oregano
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: