Nahrungsbedingte (postprandiale) Hypoglykämie

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Nahrungsbedingte (postprandiale) Hypoglykämie – Was ist das?

Hierbei handelt es sich um eine Fehlsteuerung des Zuckerstoffwechsels (genauer: Glukosestoffwechsels), die im zeitlichen Zusammenhang zur Nahrungsaufnahme und in Abhängigkeit von der Art der Mahlzeit auftritt. Diese «Störung» wird in der Medizin auch als funktionelle oder reaktive Hypoglykämie bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hypoglykämie

Hypoglykämie (wörtlich etwa «untersüßes Blut»; von griech. hypo für unter, glyko für süß, ämie für Blut), ist keine selbständige Krankheit, sondern ein Zustand, der durch verschiedene Grunderkrankungen (u.a. insulinproduzierende Tumoren, Leberfunktionsstörungen, Fruktoseintoleranz) oder Medikamente (z.B. Insulin) ausgelöst werden kann. Hypoglykämie ist in der Schulmedizin als akute Verminderung der Glukosekonzentration im Blut unter einen bestimmten altersabhängigen Wert definiert. Bekannt ist dieses Phänomen hauptsächlich im Zusammenhang mit Diabetes.

Nahrungsbedingte Hypoglykämie

Die nahrungsbedingte Hypoglykämie wird von Pfeiffer (3) beschrieben als chronisch niedriger Blutzuckerspiegel aufgrund bestimmter Mineralstoff- und Spurenelemente-Mängel, die zu einer Fehlsteuerung des Glukosestoffwechsels führen. Diese hat wiederum eine zu hohe Insulinproduktion und/oder eine zu geringe Produktion der Insulin-Antagonisten (Adrenalin, Glykokorticoidhormone) in der Nebenniere zur Folge. Andere Quellen (2, 6) betonen im Zusammenhang mit der nahrungsbedingten Hypoglykämie vor allem die Instabilität des Blutzuckerspiegels mit einer Neigung zu häufigen Blutzuckerabfällen. Charakteristisch für diese Art der Hypoglykämie ist in jedem Fall der zeitliche Zusammenhang zur Nahrungsaufnahme und die Abhängigkeit von der Art der Mahlzeit. Weitere Bezeichnungen sind funktionelle oder reaktive Hypoglykämie.

Postprandiale Hypoglykämie

Als veraltet bezeichnet die medizinische Fakultät der Universität Düsseldorf die Begriffe reaktive oder funktionelle Hypoglykämie. Sie spricht von postprandialen (nach der Nahrungsaufnahme auftretenden) oder alimentären (nahrungsbedingten) Hypoglykämien, wenn ein Absinken des Blutzuckerspiegels innerhalb von 2-4 Stunden nach Genuss einer standardisierten kohlenhydratreichen Testmahlzeit mit überwiegend rasch resorbierbaren Kohlenhydraten auftritt (ggf. im Vergleich zu einer eiweißreichen Testmahlzeit). Sie müsse bei ausschließlich vegetativen bzw. adrenergen (durch Adrenalin ausgelösten) Symptomen in Erwägung gezogen werden. Davon abzugrenzen ist das adrenerge postprandiale Syndrom (APS; Störung des vegetativen Nervensystems, bei der bereits vor Absinken des Blutzuckerspiegels eine heftige sympathische Gegenregulation stattfindet mit Symptomen wie Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Ängstlichkeit und Übelkeit).

Symptome

Es kommt bei einer Hypoglykämie zu einer chemischen Veränderung im Organismus infolge der Abnahme sofort verfügbarer Glukose. Die Symptome entstehen durch die hormonelle und nervale Gegenregulation und können individuell variieren. Sie können von vegetativen Beschwerden über neurologische Ausfälle bis zum hypoglykämischen Schock oder psychotischen Zuständen reichen. Insbesondere die Hirnfunktion wird durch Glukosemangel stark verändert, weil Hirnzellen keine Glukose speichern können und daher zur Energieerzeugung eine ständige Versorgung benötigen. Als typische messbare Anzeichen nennt Pfeiffer niedrigen Blutdruck und niedrige Körpertemperatur.

Symptome im Einzelnen:

  • Schwächezustände, Erschöpfung, kalte Hände und Füße, kalter Schweiß, Blässe
  • Zittern, Herzjagen, Schwindel, Sehstörungen
  • Nervosität, Hyperaktivität, Schlaflosigkeit
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Depression, Angst
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • ständiger Hunger, Heißhunger auf Süßes
  • Kopfschmerzen
  • Bewusstseinsstörungen

Ursachen und Einflussfaktoren

  • Verminderte Glucosetoleranz durch Mineralstoff- und Spurenelemente-Mängel, ernährungsbedingt oder in Folge von Kryptopyrrolurie; von Bedeutung sind Mängel an Zink, Mangan, Chrom, in der Folge auch Kalzium und Magnesium, Pfeiffer erwähnt auch Kalium und Phosphat
  • Ein niedriger TSH-Wert (< 2 mU/l), der nach Kamsteeg bei Kryptopyrrolurie häufig vorkommt und zu einem verringerten Serum-Gastrin-Spiegel oder einer Nebennierenunterfunktion führen kann
  • Hoher Konsum an isolierten Kohlenhydraten wie Zucker und Weißmehlprodukte
  • Stimulantien wie Koffein, Teein und Alkohol (Stimulation der Insulinproduktion)
  • Schnelle Magenentleerung, z.B. nach Magenoperationen, aber auch funktionell bedingt
  • Anhaltender Stress (Erschöpfung der Nebennieren durch permanente Adrenalinfreisetzung)
  • Umweltgifte (Störung der endokrinen Drüsen)

Diagnostik

Neben der oben beschriebenen standardisierten Testmahlzeit eignen sich die folgenden Laborwerte für die Diagnostik einer nahrungsbedingten Hypoglykämie:

  • Spermin im Vollblut: Laut Orthomedis ein klinisch zuverlässiger Labormarker, der wegen der ausgezeichneten Korrelation den sehr aufwändigen Glukosetoleranztest ersetzen kann und (wohl ausschließlich) von Orthomedis angeboten wird
  • Fructosamin im Vollblut: Von Kamsteeg / KEAC verwendeter Wert, macht eine Aussage über die Glukosestoffwechselsituation der letzten 2-3 Wochen; Kamsteegs Referenzbereich weicht dabei vom üblichen Referenzbereich ab (aus: «Entscheidungsbaum HPU»): < 210 µMol/l Hypoglykämie / 210 – 240 µMol/l Übergangsgebiet zur Hypoglykämie / 240 – 260 µMol/l Normalwert / 260 – 290 µMol/l milde Fructose-Intoleranz oder schleichende Diabetes / > 290 µMol/l starke Fructose-Intoleranz oder Diabetes (der Zusammenhang mit Fruktose wird beispielweise von der Luxemburger Diabetikervereinigung nicht gesehen, vermutlich ist dies darin begründet, dass Kamsteeg Fruktoseintoleranz hier anders als üblich definiert)

Nach Pfeiffer (3) kann auch eine Haarmineralstoffanalyse sinnvoll sein, die Ergebnisse sind jedoch fehleranfällig (Ernährungsfehler, hohe Kupferspiegel, niedrige Kaliumspiegel).

Siehe auch: Adressliste PyrrolurieLaboruntersuchungen Pyrrolurie

Therapie

Die in den verwendeten Quellen vorgeschlagene Behandlung besteht aus einer Kombination von Ernährungsmaßnahmen und orthomolekularer Therapie. Im Einzelnen beinhaltet sie:

  • Ernährung mit vielen Ballaststoffen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, d.h. komplexe Kohlenhydrate aus Gemüse, Nüssen, Samen, Vollkorn und Kartoffeln (Blutzuckerregulation, Verhinderung von Schwankungen, für Transport und Utilisation benötigte Minerale sind enthalten)
  • Einnahme so vieler Mahlzeiten, dass keine Unterzuckerungszustände auftreten (Mahlzeiten jeweils etwa eine halbe Stunde vor Auftreten der üblichen Symptomatik)
  • Berücksichtigung des Glykämischen Index bzw. der Glykämischen Last bei Auswahl der Lebensmittel
  • Einschränkung des Konsums von Koffein, Teein, Alkohol, isolierten Kohlenhydraten
  • Regelmäßige körperliche Betätigung
  • Mangan, nach Pfeiffer morgens und abends je 10 mg
  • Zink, nach Pfeiffer morgens und abends je 15 mg
  • Glukosetoleranzfaktor (ein Teil Chrom, zwei Teile Vitamin B3, je ein Teil Cystein, Glyzin, Glutaminsäure), nach Pfeiffer morgens und abends
  • Vitamin B-Komplex (ohne Kupfer, mit Inositol und Cholin)
  • Vitamin C und evtl. Calcium und Magnesium

Es dauert unter Umständen mehrere Jahre, bis ein Behandlungserfolg sichtbar wird.

Quellen

  1. KEAC: HPU-Information (deutsch), August 2002
  2. Pfeiffer, Dr. rer. nat. Dr. med. Carl C.: Nährstoff-Therapie bei psychischen Störungen, Karl F. Haug Verlag-Heidelberg, 1986, ISBN 3-7760-1343-5
  3. Prozcházka, Dr. Eleonore: Eine heile Psyche in einem gesunden Körper – Vortrag August 2000 in München (ursprünglicher Link durch Archiv-Link vom Februar 2005 ersetzt)
  4. Pschyrembel Klinisches Wörterbuch (CD-ROM), 258. Auflage, Version 2, Verlag de Gruyter
  5. Thome, Konrad: Nährstoffe zum Über-Leben – und ihre Bedeutung für Körper, Seele und Geist. Gesunde Ernährung für jeden, das Bauchhirn als 2. Intelligenz, Orthomolekulare Medizin für psychisch Kranke und bei ADHS, Optimal-Verlag, Kelkheim 2006, ISBN 3-921271-44-4 (Seite des Autors mit Bestellmöglichkeit, Thread «Nährstoffe zum Überleben» – Konrad Thomes neues Buch)
  6. Universität Düsseldorf, medizinische Fakultät: Postprandiale Hypoglykämie (die verwendete Quelle ist leider nicht mehr online verfügbar, einige der verwendeten Aussagen finden sich auch hier: Hypoglykämie)
  7. Wikipedia – Hypoglykämie

Siehe auch

Weblinks

Autor: Kate, Aktualisierung (Links): 08/2023

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