Schwindel

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Schwindel (Vertigo) ist ein sehr häufiges Symptom (ca. 10% der Beschwerden), dessen Ursache extrem vielfältig sein kann. Schwindelgefühle sind Kernsymptome. Sie werden durch zahlreiche Störungen oder Erkrankungen erzeugt, können jedoch auch rein psychischer Natur sein.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Neben dem durch Krankheit erzeugtem Schwindel kennt wohl jeder auch harmlose Schwindelattacken durch Drehbewegungen oder Schwanken (Seekrankheit). Die Ursache ist, dass visuelle Wahrnehmungen nicht mit den Körperbewegungen im Einklang stehen und so Irritationen im Hirn auslösen. Wenn das Zusammenspiel visueller Eindrücke, mit dem Gleichgewichtempfinden, der Muskelrezeptoren und der Tiefenwahrnehmung nicht richtig im Hirn interpretiert werden kann, ist das Ergebnis ein Schwindelgefühl. Im Gegensatz dazu kann Schwindel auch einen Notfall darstellen und auch ein Symptom eines Schlaganfalles sein, der umgehend behandlungsbedürftig ist. Dies ist besonders dann der Fall, wenn zeitgleich neurologische Symptome (Lähmumgen, Sprachstörungen, Doppeltsehen, Ertaubung [auch einseitig!], vertikaler Nystagmus [Augenzittern], ungewöhnlicher Kopfschmerz, Schluckstörung usw.) auftreten. Schwindel kann auch mit Tinnitus, Benommenheit, Übelkeit und weiteren Symptomen gekoppelt sein.Ursachen hinter dem Symptom Schwindel stehen in der Mehrzahl der Fälle trotz bedrohlich wirkender Anfälle mit den unangenehmen Begleiterscheinungen jedoch eher harmlose Ursachen. Diese Tatsache darf aber nicht missverstanden werden. Eine Abklärung ist auf jeden Fall notwendig. Das vorliegende Wiki soll Betroffenen Anregung und Hilfe zur Ermittlung der Ursachen geben und Therapiemöglichkeiten aufzeigen aber nicht den Gang zum Arzt ersetzen. Da Schwindel-Symptome die Lebensqualität heftig mindern kann, gibt es auch Fachärzte, Kliniken und Ambulanzen, die sich darauf spezialisiert haben.

Symptome

  • Stand- und Gangunsicherheit, Fallneigung (Ataxie)
    • Heftiger Schwindel führt dazu, dass keine koordinierte Bewegung mehr möglich ist und Betroffene nur noch liegen können. Typisch sind bei diesen Vermeidungsstrategien von Kopfbewegungen
  • Schweißausbruch (kalt), blasse Gesichtsfarbe, Herzrasen, Hyperventilation, Ohnmacht, Kollaps
    • Schwindelanfälle lösen zusätzlich Ängste aus. Besonders Erstbetroffene erleben oftmals Todesängste (phobische Symptome)
  • Übelkeit/Erbrechen, Benommenheit, Leere im Kopf
  • Nystagmus
    • Mit Nystagmus werden die ruckhaften, rhythmischen und schnellen unkontrollierbaren Augenbewegungen bezeichnet, die ein typisches Schwindelsymptom darstellen. Meist sind die Augenbewegungen horizontal, seltener vertikal ausgerichtet. Die Ausrichtung kann Hinweise auf die Ursache geben.
  • Druckgefühl im Ohr/ Ohrgeräusche
    • Tinnitus oder ein Druck im Ohr gekoppelt mit Schwindelgefühlen ist bei vestibulärer Ursache häufig und kann ein wichtiger Hinweis sein.
  • Sternchensehen, Schwarzwerden vor den Augen

Ursachen

Schwindelarten

Man unterscheidet

  • Trittunsicherheit
  • Schwankschwindel
  • Drehschwindel
  • Liftschwindel
  • Pulsion und Lateropulsion (heftige, unkoordinierte Körperbewegungen und Seitwärtssinken des Körpers)

gutartiger Schwindel

  • Seekrankheit (Kinetonosen)
  • Flugkrankheit
  • Reisekrankheit
  • Pseudokinetonosen (Erlebnis-Kino, Computersimulationen)
  • Lagerungsschwindel (Otolithenschwindel)

Auch gutartiger Schwindel erscheint Betroffenen bedrohlich, obwohl diese häufige, auch anfallsartige Schwindelform harmlos ist. Zwischen den, meist von Kopfdrehungen ausgelösten Attacken entstehen kaum oder keine Symptome. Während eines Anfalles tritt manchmal ein Nystagmus auf. Etwa 30% aller Menschen sind während ihres Lebens irgendwann, meist jedoch im Alter ab 50 vom Lagerungsschwindel betroffen. Die Ursache liegt bei den otokinotischen Kristallen, die im Labyrinth durch Kopfbewegungen sich nicht mehr an den dafür angelegten Plätzen aufhalten sondern Fehlinformationen auslösen. Dies kann der Facharzt durch ein spezifisches Lagerungsmanöver (nach Epley/Semont) feststellen und beheben. Leider wird in der Praxis statt der simplen diagnostischen Lagerungsprobe (Drehen des Kopfes nach einem Schema) oft eine Vielzahl teurer und unwirksamer Behandlungen durchgeführt. Da dann die Ursache der sehr unangenehmen Symptome weder erkannt noch beseitigt wird, bilden sich bei manchen Patienten durch die durchlittenen Ängste während der Attacken zusätzliche psychische Störungen aus. Fehl- oder unbehandelt klingen die Symptome in vielen Fällen in wenigen Wochen wieder ab. Oft werden Anfälle durch Lagerungsschwindel am frühen Morgen beim Aufstehen aus dem Bett ausgelöst.

psychisch bedingter Schwindel

  • Höhenangst
  • Angststörungen, Panikattacken
  • Depressionen

zerebral und neuronal bedingter (asystematischer) Schwindel

  • Gehirnerschütterung/Gehirnprellung
  • Schädelbruch
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Hirntumor
  • erstes Symptom eines drohendes Schlaganfalls oder Basilarthrombose (selten)
  • Schlaganfall
  • Multible Sclerose (MS)
  • basiläre Migräne
  • Epilepsie
  • Vestibularisparoxysmie
  • Zoster oticus (Sonderform der Gürtelrose)
  • Meningitis
  • Enzephalitis
  • Lues
  • Neuronitis vestibularis
    • (virale) Entzündung des Gleichgewichtsnerv. Extremer Drehschwindel, der durch Bewegung gesteigert wird. Der Patient ist idR. bettlägerig.
  • paroximaler Schwindel
    • seltene, chirurgisch behandelbare Erkrankung. Sie entsteht durch einen mechanischen Kontakt einer Arterie im Hirnstamm mit einem Vestibularnerv, der dadurch gereizt wird.

Schwindel durch Stoffwechselstörungen und Mangelerscheinungen

  • Diabetes (Typ 1 und 2), Unterzuckerung
  • Blutarmut
  • Hormonelle Störungen (Wechseljahre)
  • Hämochromatose, Eisenmangelanämie
  • Vitamin B12 Mangel
  • Vitamin D Mangel
  • Autoimmunerkrankungen
  • Funktionsstörungen und Erkrankungen der Schilddrüse bei Pyrrolurie
  • Laktose-Intoleranz
  • Fructose-Intoleranz
  • Histamin-Intoleranz
  • Nahrungsbedingte (postprandiale) Hypoglykämie
  • Mitochondropathie

Schwindel durch Herz- und Kreislauferkrankungen

  • Bluthochdruck, Blutniederdruck (Hypertonie/Hypotonie)
  • Herzerkrankungen/Herzklappenfehler/Rhythmusstörungen(AV-Block)

vestibulärer (systematischer) Schwindel

  • Mittelohrentzündung
  • Otosclerose
  • Morbus Menière
    • Erstbeischreiber war 1861 der franz. Arzt P.Menière. Das Syndrom wird bei Schwindelpatienten relativ häufig fehl-diagnostiziert. IdR. wird bei jedem Anfall das Gehör geschädigt, die Anzahl der Anfälle nimmt jedoch mit der Zeit ab, oftmals versiegen sie völlig. Viele Patienten spüren vor einen drohenden Anfall Druck im Ohr, eine Hörminderung, Tinnitus oder leichten Schwindel. Ein Anfall kann sehr schwer mit heftigen Angstgefühlen bis zur Ohnmacht verlaufen und dauert meist nur einige Minuten. Betroffene sind nach Anfällen oft sehr erschöpft.
  • Hörsturz
  • Akustikus-Neurinom
    • ein gutartiger und langsam wachsender Tumor ist hierbei die Ursache
  • Labyrinthfistel
  • bilaterale Vestibulopathie

Vergiftungen

  • Nebenwirkung von Medikamenten, Alkoholmissbrauch, Drogen
    • Antibiotika, Antidepressiva, Antikonvulsiva, Antiemetika, Anticholinerigika, Tranquillizer, Hypnotika, Antihypertensiva, Barbiturate, Aminoglykoside, Muskelrelaxantien……Bitte beachten Sie die Beipackzettel Ihrer Medikamente!
  • Amalgam
  • Elektrosmog
  • Umweltgifte
  • Wohn- und Arbeitsraumgifte

sonstige Ursachen

  • Schleudertrauma
  • Halswirbelsäule (Atlasfehlstellung)
  • Sehstörungen/Alterssichtigkeit
    • visueller Schwindel tritt auch im Zusammenhang mit Augenmuskellähmung, Schielen, Aniseikonie und Metamorphopsie auf, sobald zwischen den visuellen Wahrnehmungen und eigenen Bewegungen im Raum Unterschiede bestehen.
  • Fibromyalgie
  • Candida
  • Zahnherde
  • Exsikkose, Dehydration, gestörter Elektrolythaushalt

Diagnostik

Da es sehr vielfältige Ursachen gibt, ist oft eine genaue Anamnese unerlässlich. Kleine, manchmal vom Patienten als „Nebensächlichkeit“ empfundene Anzeichen können dem erfahrenen Therapeuten im Ausschlussverfahren den Weg zur richtigen Diagnose verkürzen. Manche der möglichen, aber eher seltenen Ursachen wie Tumore sind mittels MRT-Verfahren einzugrenzen. Bei anderen Verdachtsfällen wird das Innenohr gereizt um die Reaktionen (z.B. die Art des Nystagmus) auszuwerten. Das kann durch Veränderung der Kopfposition, abwechselnde Reizung mit warmen und kaltem Wasser, optische Reize usw. geschehen. Oft wird bei diesen Untersuchungsmethoden die Frenzelbrille als Hilfsmittel eingesetzt. Durch die Unzahl der möglichen Ursachen ist in manchen Fällen eine sichere Diagnose nur in enger Zusammenarbeit von Fachärzten (HNO, Neurologen, Internisten, Orthopäden) möglich.

Therapie

Durch die extreme Bandbreite möglicher Ursachen können keine allgemein gültigen Hinweise erfolgen, auch die Auswahl der Fachrichtung (HNO, Neurologie, Umweltmedizin,…) richtet sich nach der vermutlichen Quelle der Störung.

Quellen

Siehe auch

Relevante Wiki-Artikel

Relevante Foren-Beiträge

Weblinks

 


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