Unerklärliche Gewichtszunahme
Hallo amely
Meine Ernährung: wie gesagt, ich setze mich mit dem Thema mehr oder weniger hobbymäßig sehr viel auseinander und kenne natürlich die Risiken die bei Vegetarier entstehen können.
Eigentlich sehe ich da wenig Risiken, eher im Gegenteil.
Danke für die Info über deine Ernährung. Ich bewerte die Ernährung gerne mit Schulnoten, die dann aussagen, wie sehr die jeweiligen Nahrungsmittel zu einem Übergewicht (bzw. anderen Krankheiten) beitragen. Die Noten spiegeln dabei im Grunde den Verarbeitungsgrad der Nahrungsmittel wider. Je stärker ein Nahrungsmittel verarbeitet ist, umso weniger Vitalstoffe enthält es und umso mehr trägt es zu Stoffwechselstörungen und damit zur Entstehung eines ernährungsbedingten Übergewichts bei. Wie in der Note sind die Noten 1-3 in Ordnung, 4 geht gerade noch so, sollte aber nicht zu häufig vorkommen und 5 und 6 sollten garnicht vorkommen. Die Noten entsprechen auch den Spalten der Kollath Tabelle, wenn dir das mal begegnet ist. Ich kann das dann auch gerne noch näher erklären, wenn du möchtest. Jetzt aber erst mal zu dem, was du ißt:
Frühstück: meistens Müsli (ungezuckert!) oder hin und wieder Vollkorncornflakes mit Yoghurt (laktosefrei) und Kaffee mit Milch
Müsli: 6
Vollkornflakes: 6
Joghurt: 4
Kaffee: 4
Milch: 2-6 (je nach Sorte, wobei Rohmilch: 2, Kaffeesahne: 6)
Warum? Müsli und Vollkornflakes sind Fertigprodukte. Die Flocken werden unter Heißdampf gepreßt, wobei die meisten Vitalstoffe zerstört werden. Selbst, wenn das mal echtes Vollgetreide war - nach der Verarbeitung und Lagerung ist das Zeug tot wie ein Bierdeckel. Das Müsli enthält in der Regel auch einen Fabrikzuckerzusatz, die Industrie kennt da mittlerweile einige Tricks, wie man den trotzdem ins Produkt mogelt. Fabrikzucker und derart verarbeitete Flocken sind raffinierte Kohlenhydrate und damit eine Hauptursache des Übergewichts. Der Joghurt ist im Grunde relativ unkritisch, solange du nicht gerade an Allergien, Rheuma oder einigen anderen Krankheiten leidest, bei denen man tierisches Eiweiß meiden sollte.
Kaffee ist in Bezug auf Übergewicht auch eher unkritisch, allerdings hat er seine eigene Problematik (Koffein, Gerbsäuren, usw.). Für die Milch gilt das gleiche wie für den Joghurt. Im Grunde braucht man keine Milchprodukte in der Ernährung und sie schaden uns auch eher, aber solange es nur der Spritzer im Kaffee ist...
Vormittags: Apfel, Banane, manchmal ein Müsli, bei starkem Hunger ein Vollkornbrot mit Aufstrich
Apfel, Banane: 1
Müsli: 6 (s.o.)
Vollkornbrot: 6
Aufstrich: Hängt von den Zutaten ab - meist 4-6
Apfel und Banane sind unverarbeitet, so wie sie in der Natur vorkommen. Sie bringen deshalb alle Vitalstoffe mit, die dein Organismus zur Verarbeitung benötigt, deshalb die 1.
Das Müsli hatten wir ja schon.
Sicher wundert dich die 6 beim Vollkornbrot. Ich gehe dabei mal davon aus, daß das ein normales beim Bäcker oder im Supermarkt gekauftes Vollkornbrot ist. Warum aber die 6? Ganz einfach: Weil das in fast allen Fällen kein echtes Vollkornbrot ist - das ist ein Imitat. Für ein echtes Vollkornbrot muß der Bäcker eine eigene Mühle haben und das keimfähige(!) Getreide frisch mahlen und sofort zu Brot verarbeiten. Das normale Vollkornbrot beim Bäcker wird so aber nicht hergestellt, sondern aus Backmischungen mit allerlei lustigen Zutaten, die du bestimmt nicht wissen willst.

Teilweise wird da auch schon mal ein normales Auszugsmehl verwendet und einfach mit Zuckerkulör dunkel gefärbt, damit es gesund aussieht. Gerade dunkle Vollkornbrote sind daher meist solche Imitate. Der Bäcker kann auch einfach aus Auszugsmehl durch Zusatz von "Maggi fix für Vollkornbrot" (nein, eigentlich heißt das Nutravital

) ein Vollkornbrot backen. Es reichen auch 1/3 (vorbehandeltes) Vollkornschrot, damit der Bäcker es als Vollkornbrot verkaufen kann.
Das mit dem Auszugsmehl muß ich vielleicht erklären: Beim Auszugsmehl wird vor dem Vermahlen der Keim und die Randschicht entfernt. Das ist also ein fast reines Stärkemehl. Dummerweise sind in Keim und Randschichten aber genau die Stoffe enthalten, die der Organismus benötigt, um die Stärke verarbeiten zu können. Ißt man Auszugsmehl(brote), dann fehlen diese Stoffe und das führt dann zu Stoffwechselstörungen und die wiederum zu diversen Krankheiten, u.a. auch Gewichtsabweichungen.
Beim Aufstrich hängt es sehr von den Zutaten ab, aber käufliche Aufstriche enthalten sehr oft auch versteckten Fabrikzucker (und Gelatine *grummel*), minderwertige Fette, Auszugsmehle (Stärke) und einiges an E-Nummern.
Mittags: variiert sehr, weil ich als Studentin einen unregelmäßigen Tagesablauf habe... auf der Uni meistens ein gefülltes Weckerl und eventuell einen Salat oder eine Suppe dazu.
Weckerl: 6 (Auszugsmehl)
Salat: 2
Dressing: ? (Meist mit Fabrikzucker, dann 6)
Suppe: ? (Hängt von den Zutaten ab, 4-6)
Nachmittags: Obst, eventuell auch Vollkornbrot (aber nicht wenn ich schon vormittags eines gegessen habe), manchmal Kaffee
Obst: 1
Vollkornbrot: 6 (s.o)
Kaffee: 4 (s.o.)
Abends: Nudeln mit Tomatesoße (aber eher selten, wegen den vielen Kohlenhydraten), oft Bulgur, Quinoa oder Reis mit Gemüse, Tofu oder Bohnen. Manchmal auch Salat mit Bohnen, Linsen, Kichererbsen oder Feta.
Nudeln: 6 (Auszugsmehl)
Tomatensauce: 5 (6, wenn Fabrikzucker enthalten ist)
Bulgur, Quinoa: (hängt von der Verarbeitung ab, in jedem Fall >4)
Reis: 6 (normaler weißer Reis), als Naturreis: 4
Gemüse: 4
Tofu: 6
Bohnen: 4
Salat: 2
Linsen: 4 (gekeimt: 1)
Kichererbsen: 4 (gekeimt: 1)
Feta: 4
Dann kommt halt hin und wieder die Schokoladen"sucht" dazwischen, dann esse ich am Abend oder am Nachmittag Kekse oder Schokoloade.
Kekse, Schokolade: 6
Aber nicht in riesigen Unmengen. Und wie gesagt: es ist egal ob ich sie esse oder nicht, abnehmen tu ich so und so nicht...
Wenn du mal die Noten zusammenrechnest und eine Quersumme bildest, wirst du feststellen, daß das nicht allzu gut aussieht. Bei einer gesunden Ernährung, die zur Prävention geeignet ist, sollte mindestens 1/3 der Nahrung aus den Noten 1-3 bestehen, der Rest aus 4. Die Noten 5 und 6 sollten gar vorkommen. Bei bereits bestehenden Krankheiten - und dazu gehört ein ernährungsbedingtes Übergewicht - sollte sich das noch deutlicher in Richtung 1-3 verschieben.
Derzeit versuche ich auch wieder von den Milchprodukten wegzukommen und mehr Sojaprodukte zu essen.
Das bedeutet, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Weniger Milchprodukte ist sicher tendenziell richtig, aber wenn du die durch die noch stärker verarbeiteten Sojaprodukte ersetzt, tust du dir keinen Gefallen. Milch ist in der Regel eine Konserve (5), Sojaprodukte sind Präparate (6), die in konventioneller Form zudem immer gentechnisch verunreinigt sind. Spielt zwar für das Übergewicht keine Rolle, sollte man aber auch mal drüber nachdenken...
Alkohol trinke ich nur ein bis höchstens zwei Mal die Woche am Wochenende, unter der Woche absolut nie.
Das ist das geringste Problem...
Was ich leider zuerst noch vergessen habe: ich bekomme sehr leicht Blähungen... wie ihr wisst nicht gerade das tollste... Ich hab versucht durch Beobachtungen meines Essensverhaltens rauszufinden an welchen Lebensmitteln das liegen kann, ist aber auch ziemlich egal was ich esse, ich hab das einfach "immer".
Das wundert mich nicht wirklich. Das Problem ist, daß die Vollkornbrote, die du ißt, zwar vermutlich genauso minderwertig sind, wie Auszugsmehlbrote, aber sie bringen einen erheblichen Faseranteil mit. Außerdem enthält deine Ernährung mit Sicherheit noch diversen versteckten (und nicht versteckten: Schokolade, Kekse) Fabrikzucker. Das Problem liegt darin, daß Fabrikzucker selbst in geringsten Mengen faserreiche Nahrung (Vollkornprodukte, Frischkost) unverträglich macht - und genau das gibt dann Blähungen. Dazu muß man ihn nicht mal gleichzeitig verzehren, bei empfindlichen Menschen führt der Fabrikzucker noch nach Tagen zu Unverträglichkeiten.
Bezüglich Eiweiß: Ich bin mir natürlich dessen bewusst dass das als Vegetarier ein Problem sein kann.
Nein, kann's nicht. Das Märchen basiert auf einem früheren Mißverständnis bzw. einer ungenauen Formulierung in "Diet for a small planet" von Francis Moore Lappe. Darauf geht auch dieser Unsinn zurück, daß man Eiweiße kombinieren müsse.
Tatsächlich liegt der Eiweißbedarf des Menschen mit rund 2% des Gesamtkalorienanteils unter dem, was Pflanzen im Mittel liefern. Die 2% versteht man relativ leicht, wenn man weiß, daß Muttermilch nur rund 2,5% Eiweiß enthält - und davon verdoppelt ein Säugling innerhalb eines knappen Jahres sein Gewicht. Der erwachsene Mensch hat also einen nochmal deutlich geringeren Eiweißbedarf. In der Praxis gab es diverse Versuche, das Eiweißminimum zu ermitteln und es war schon erstaunlich, was da als Ergebnis herauskam. Man hat öfters versucht, im Labor eine Ernährung zusammenzustellen, die einen echten Eiweißmangel hervorruft, aber das ist praktisch unmöglich. Das schafft man nur mit künstlichen Nahrungsmitteln.
Darum versuche ich eben viel Bohnen, Tofu, natürlich Gemüse, und verschiedene Getreidearten wie Bulgur und Quinoa (was ja auch einfach genial schmeckt) dauernd einzubauen.
Tofu ist als Eiweißkonzentrat nicht wirklich empfehlenswert, der Rest ist in Ordnung. Bei Getreide wäre etwas mehr Abwechslung sicher gut, es müssen nicht diese eiweißreichen Sorten sein. Da du das sowieso erhitzt verzehrst, hast du wenig davon, denn beim Erhitzen denaturiert das Eiweiß und damit sinkt die Bioverfügbarkeit deutlich ab. Das native Eiweiß aus Salat, unerhitztem Gemüse und Obst ist da deutlich wertvoller.
Wie seht ihr das, reicht das? Und wie kann ich feststellen ob ich genug Eiweiß zu mir nehme?
Du nimmst genug Eiweiß zu dir, mach dir da mal keine Sorgen. Was deiner Ernährung fehlt, sind Vitalstoffe. Ich würde für den Anfang den Frischkostanteil deutlich erhöhen (Gemüse und Blattsalate), auf echte Vollkornbrote achten und generell Fabriknahrungsmittel und vor allem Auszugsmehle und Fabrikzucker meiden. Dann verschwinden auch die Heißhungerattacken (die immer ein Zeichen für einen massiven Mangel an Vitalstoffen sind). Und nein - man kann diesen Mangel nicht mit Nahrungsergänzungen ausgleichen. Das geht aus physiologischen Gründen nicht.
Interessanterweise fehlen in deiner Liste die Fette - die sind aber sehr wichtig, denn ohne ungesättigte Fettsäuren und fettlösliche Vitamine sind Stoffwechselstörungen garantiert. Ratsam sind da vor allem Butter, Sahne, Nüsse, Kerne, Saaten, usw. Und natürlich ein gutes natives Öl in Bioqualität (nativ extra bzw. extra vergine).
Was die Getränke angeht: Alles außer Wasser und Tee sind Nahrungsmittel, keine Getränke. Auch der Kaffee mit Milch.
Ein ganz wichtiger Aspekt bei einem ernährungsbedingten Übergewicht ist die Anzahl der Mahlzeiten: Man sollte sich da auf drei Mahlzeiten beschränken. Bei denen darf man sich sattessen, aber zwischen den Mahlzeiten darf nichts - garnichts! - gegessen werden. Das geht bei einer gesunden Ernährung problemlos, weil man dann sowieso pappsatt ist. Ich kenne viele, die sogar mit zwei Mahlzeiten problemlos auskommen. Der Hunger, der uns zu den häufigen Mahlzeiten treibt, ist ja normalerweise die Folge eines Vitalstoffmangels. Behebt man den durch eine gesunde Ernährung, fällt auch der ständige Hunger weg, man ist wieder satt und merkt das dann auch.
Wie gesagt, als Vegetarier mache ich eben einmal im Jahr einen Bluttest um sicher zu sein keine Mängel zu haben. Bis jetzt hat immer alles gepasst...
Ich bin seit über einem Jahrzehnt Vegetarier und war seitdem nie freiwillig beim Arzt. Warum sollte ich mich mit Bluttests verrückt machen? Zum Arzt gehe ich wenn ich (sehr) krank bin. Also nur in Notfällen. Und selbst dann haben die keinen Spaß mit mir...
Der ganze Beitrag dreht sich nun natürlich um Ernährung, aber Ernährungsfehler sind erfahrungsgemäß auch in den meisten Fällen die Hauptursache des Übergewichts. Das bedeutet nun aber nicht, daß nicht auch in den anderen genannten Bereichen (Schadstoffe bzw. belastende Lebenssituationen) etwas zu machen wäre. Man kann sich bspw. noch so gesund ernähren - wenn man bspw. seinen Frust in der Familie mit Essen kompensiert, dann nimmt man auch mit gesündester Ernährung zu.