Sprachliche Paradoxien

Themenstarter
Beitritt
13.03.11
Beiträge
850
Wie erklärt man einem Ausländer, der Deutsch lernt, dass Untat nicht das Substantiv vom Adjektiv untätig ist, dass also jemand, der ständig Untaten begeht, nicht ständig untätig ist? Einfach damit, dass das die berühmte Ausnahme der Regel ist?

Kennt ihr auch solche seltsamen Konstellationen in unserer Sprache?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Philia,

Deutsch ist wirklich eine schwierige Sprache, und ich bin immer mal wieder froh, daß ich sie von Anfang an gelernt habe :D.

Verb untätig ist
"untätig" ist kein Verb sondern ein Adjektiv, und es steht deshalb immer mit einem Zusatzverb da: untätig sein, untätig bleiben ... Allerdings ist es trotzdem verwirrend, wenn sich Untat dann ganz anderes defininiert als untätig. Das Substantiv dazu ist eben Untätigkeit :eek:).

Ich denke, viele sprachliche Eigenheiten kann man gar nicht wirklich erklären; man muß sie einfach lernen. Und das nicht nur im Deutschen sondern genau so in jeder anderen Sprache.

Rohheit - Rohling - roh - Raudi (?): auch da ergeben sich auseinander gehende Begriffe.

alt - älter - auch das ist schwierig zu erklären. - Ein älterer Mann ist nicht unbedingt ein alter Mann, obwohl "älter" die Steigerung von "alt" ist...

Grüsse,
Oregano
 
Wäre erstmal meine Frage, philia, welche Regel Du in dem Fall meinst?

Ich denke mal, zu Deinem Beispiel, Un-tat, Tat wie tu(e)n wahrscheinlich, dann wäre erstmal das Verb zu Untat 'un-tu(e)n', oder so ähnlich. Also etwas untu(e)n . . sagt natürlich niemand so. Antu(e)n gibt es ja . . .

Und die Art und Weise un-tätig zu sein ist dann das Un-tätig-sein, oder Un-tätig-keit. Tätigkeit, das ist auch nicht nur was für Täter. Zum Beispiel :rolleyes:

Aber trotzdem interessant, spannend und witzig, dass jemand, der Deutsch lernt, untätig und Untat versucht zusammen zu bringen. Ähnliche Beispiele findet man bestimmt auch in anderen Sprachen.

Gruß - Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Philia,

Deutsch ist wirklich eine schwierige Sprache, und ich bin immer mal wieder froh, daß ich sie von Anfang an gelernt habe :D.

"untätig" ist kein Verb sondern ein Adjektiv,

Danke Oregano, da habe ich mir ja ein kräftiges Eigentor geschossen! Ich änder das mal eben klammheimlich ab.
 
@Gleerndil

Ich dachte dabei nicht an eine bestimmte Regel. Vielleicht könnte man allgemein solche Wörter oder Ausdrücke zusammentragen.

Und wie ist das mit Tiefe und Untiefe z. B.? Auch da sehe ich einen gewissen Widerspruch, denn Untiefen sind ja nicht flach...
 
Aber vielleicht so:

Tat - tätig
Untat - untätig

eigentlich logisch, aber eben nicht sprach-logisch, oder wie nennt man das?

Dann aber auch

tun - Tat - Täter - Sanitäter

da gibt's auch einige positiv-negative Bedeutungswechsel . . .

Untiefe habe ich auch immer als un-heimliche Tiefe verstanden, aber es ist tatsächlich a u c h eine Bezeichnung für ein flaches, nicht tiefes Gewässer. Die flache Untiefe :rolleyes: ist laut Wikipedia sogar schon achthundert Jahre älter, als Wort.

Gerd
 
Wenn ich viel gegessen habe, bin ich satt.
Wenn ich viel (nicht Alkoholisches!) getrunken habe, bin ich was?

Das Wort für diesen Zustand vermisst man in unserer Sprache seit eh und je. Wie ist das in anderen Sprachen? Kennt sich da jemand aus?
 
Wenn ich viel gegessen habe, bin ich satt.
Wenn ich viel (nicht Alkoholisches!) getrunken habe, bin ich was?

Vor einigen Jahren wurde genau dafür mit großem Trara ein Begriff-Casting ausgerufen und es wurde auch einer gefunden. Gewinner war

SITT

für die flüssige Entsprechung von satt. Indes: Keiner kennt es, keiner braucht es, und es hört sich für mich auch idiotisch an. Man hat eben Durst oder nicht, unabhängig davon ob man gerade satt ist oder nicht.

Viele Grüße
Lealee
 
Hallo Oregano,

Deutsch ist wirklich eine schwierige Sprache, und ich bin immer mal wieder froh, daß ich sie von Anfang an gelernt habe :D.

Erst heute Morgen haben mein Mann und ich über dieses Thema geredet. Wir haben viel Respekt vor den kleinen Kindern, die in einer sehr kurzen Zeit ihre Muttersprache lernen und zwar nicht nur die Worte, sondern gleichzeitig die dazugehörenden Bedeutungen verschiedener Art. Sie bauen sofort Sätze und wenn ihnen das ausnahmsweise mal nicht gleich gelingt, kommen sie mit sprachlichen Variationen an, die einen oft zu schallendem Gelächter bringen. Daß Kinder die geliebt werden das dann nicht krumm nehmen, sondern mitlachen ist eine grandiose Leistung.

z.B. hat unsere Tochter im Kleinkindalter die Formel entdeckt, was Eltern bedeutet:
"Mama kochen, Papa essen.";)

und: "gell Mama, Eltern müssen ihren Kindern was zu essen geben!"

Zum Thema Haushalt wußte unser Sohn zu sagen: "Wenn der Papa früh aus dem Haus geht, geht er in die Wirtschaft (Witschaftsministerium) und am Anfang vom Monat holt er das Geld durch die Wand (Automat)von der Bank."

LG Rota
 
Paradoxon

Paradox ist aber auch

wenn ein Rechtsanwalt, links am Wald, leise zur Laute singt. :)

LG Rota
 
Wenn ich viel gegessen habe, bin ich satt.
Wenn ich viel (nicht Alkoholisches!) getrunken habe, bin ich was?

Das Wort für diesen Zustand vermisst man in unserer Sprache seit eh und je. Wie ist das in anderen Sprachen? Kennt sich da jemand aus?

Ich dachte hierbei eher daran, ob jemand weiß, ob es in anderen Sprachen dafür ein gebräuchliches, unmißverständliches Wort gibt, das es bei uns nicht gibt.
 
Ich habe gelesen, dass es in den skandinavischen Sprachen ein Wort dafür gibt. Dann habe ich aber auch gefunden, dass es im Englischen wohl kein wirklich eigenes Wort für das deutsche "satt" (gegessen) gibt, und in anderen Sprachen wohl auch nicht unbedingt. Wäre sicher mal interessant zu verstehen, woher diese Unterschiede stammen.

Gerd

.​
 
Eine Freundin von mir wurde von einem Austauschschüler vor einigen Jahren mal gefragt, warum sie so traurigsvoll sei. Nachdem sie ihn korrigiert hatte, fragte er " Warum gibt es kein traurigsvoll? Es heißt doch gefühlvoll und hoffnungsvoll" :D
 
Hallo philia,

auch aus der Praxis ist dies:
Wir hatten eine Austauschschülerin von der Insel Spitzbergen, die wunderte sich, als ich zwei Päckchen Puddingpulver gleichzeitig per Hand aufriß und sie fragte mich warum ich das mache.

Als ich ihr antwortete: "auf einmal zwei, das geht schneller" war sie völlig.
verwirrt". :confused:


Jetzt beim Schreiben nach 35 Jahren kommt mir der Gedanke, daß sie damals vielleicht ganz was anderes gemeint hat als sie mich fragte (frug :rolleyes:). Wurscht, meine Antwort ist aber vielleicht doch ein sprachliches Paradoxon, oder?

Uiuiui, Deutsch ist schon schwierig, mir tun die Kinder leid die das alles grammatikalisch erklären lernen müssen. :kiss:

LG Rota
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben