Es betrifft meinen Thread "Harnleiterstenose durch OP-Narbe", leider kann ich den Beitrag nicht verlinken. (?) Beitrag Nr. 6 jedenfalls.
Hallo Sally,
danke Dir sehr für die Information. Das Medikament, das hier kritisiert wurde (dazu gibt es hier noch weitere Threads) heißt Aniflazym. Da das Thema hier neuerlich aufgeworfen wurde, stelle ich hier weitere Informationen dazu ein. Dies war die Kritik zu Aniflazym beim arznei-telegramm, auf die Du Dich bezogen hast, der relevante Absatz lautet:
Über ein lebensbedrohlich verlaufendes LYELL-Syndrom bei einem 18jährigen Mann mit invalidisierenden Folgen (100%ige Sehuntüchtigkeit wegen Hornhautnarben) war Madaus 1987 informiert worden. Das Unternehmen weigerte sich, diesen Verdachtsfall an das Bundesgesundheitsamt weiterzuleiten, weil noch andere Pharmaka als Ursache in Frage gekommen wären. Der Madaus-Verantwortliche Prof. Dr. R. FRIEDEL empfahl statt dessen einen Provokationstest mit ANIFLAZYM unter Klinikbeobachtung – eine Maßnahme, die wir wegen nicht abschätzbarer Risiken als Kunstfehler ansehen.
Neues zu Serrapeptase (ANIFLAZYM) - arznei telegramm
Hier fehlt jegliche Angabe, ob das Lyell-Syndrom vor oder nach der Einnahme von Aniflazym entstand, welche weiteren Krankheiten vorlagen und vor allem welche Medikamente noch eingenommen wurden, denn es gibt viele, die das Lyell-Syndrom auslösen können. Dazu siehe hier:
In Abhängigkeit der
Ätiologie unterscheidet man:
- das staphylogene Lyell-Syndrom (SSSS) und
- das
medikamentöse Lyell-Syndrom (TEN)
Die medikamentöse Form kommt in Deutschland mit einer
Inzidenz von etwa 0,93, die staphylogene Form mit rund 0,12 auf 100.000 Einwohner vor.
Lyell-Syndrom - DocCheck Flexikon
Staphylococcal scalded skin syndrome
3 Ätiologie Die massive Ausschüttung der
Staphylokokken-Toxine Exfoliatin A und
Exfoliatin B führt zu einer
akantholytischen Spalt- und Blasenbildung durch Schädigung von
Desmoglein-1. Diese
epidermolytischen Bakteriengifte, die zu den
Serinproteasen gezählt werden, werden von
Staphylococcus aureus-Stämmen der
Phagengruppe II gebildet.
Staphylococcal scalded skin syndrome - DocCheck Flexikon
1 Definition Das
medikamentöse Lyell-Syndrom ist eine schwerwiegende
allergische Medikamentennebenwirkung, die durch eine
progrediente Blasenbildung der
Haut mit
konsekutiver Ablösung der Epidermis (
Epidermolyse) gekennzeichnet ist.
2 Ätiolopathogenese
Ein Lyell-Syndrom kann als Arzneimittelkomplikation bei verschiedenen Medikamenten auftreten. Auslöser sind
u.a.:
Dem Pathomechanismus nach entspricht das medikamentöse Lyell-Syndrom einer
Allergie vom
Immunkomplex-Typ (TypIII).
Medikamentöses Lyell-Syndrom - DocCheck Flexikon
Medikamente, die das Lyell-Syndrom auslösen können, sind also sehr viele und vor allem solche, die ständig verschrieben und eingesetzt werden. Welche Rolle haben sie also bei dem o.g. Fall gespielt?
Hinzu kommt, daß die Dosierung für Aniflazym mit 3x tägl. 1-2 Tabletten angegeben wird, mit je 10.000 IE Serrapeptase, die lt. Herstellungsprozess stark mit Mais versetzt ist.
https://imedikament.de/aniflazym
Diese Seite liefert von A-Z Informationen zu Medikamenten wie Herstellungsprozess, Inhaltsstoffe, Neben- und Wechselwirkungen, Dosierung usw.
Die REINE Serrapeptase Dosis, die hier viele verwenden, bis 5x tägl. und mehr, mit je 40.000 oder 80.000 IE, ist um ein Vielfaches höher. Evtl. Nebenwirkungen stehen dabei wahrscheinlich in Zusammenhang mit einer Herxheimer-Reaktion und sind mit niedriger Dosierung sehr einfach zu vermeiden.
Aniflazym war oder ist noch verschreibungspflichtig, was einer Warnung entspricht, sonst wäre es frei erhältlich. Es ist mit Mais vermischt. Einen Beipackzettel kann ich im Netz nicht finden. Gibt man bei der Suche Bezugsquellen ein, landet man auf fragwürdigen Seiten oder bei eBay. Vermute daher, daß es offiziell nicht mehr im Handel ist.
Die Apotheken-Umschau betitelt ihren Beitrag mit "Beipackzettel", der kaum Informationen liefert und schon gar nicht über Neben- und Wechselwirkungen, Preise fehlen ebenfalls:
ANIFLAZYM - Beipackzettel / Informationen | Apotheken Umschau
Generell halte ich sehr viel vom arzneimittel-telegramm, doch nur insoweit als es Medikamente der Pharma direkt betrifft.
Bei Enzymen und weiteren naturheilkundlichen Mitteln, ist mir schon sehr oft aufgefallen, daß im a-t sehr negativ, mit nicht weiter recherchierten Fällen und Vermutungen argumentiert wird, die einfach der Presse oder unvollständigen Berichten entnommen wurden - also mit "Hörensagen", einer verpönten Argumentationsform. Das wird verständlich, wenn man weiß, daß die Verfasser reine Schulmediziner sind, denen die Skepsis gegenüber der Naturheilkunde und deren angeblicher Unwirksamkeit bzw. Schädlichkeit schon bei der Ausbildung eingeimpft wurde. Auch der Bericht, Aniflazym bzw. Serrapeptase sei Schuld am Lyell-Syndrom fällt in diese Kategorie - entbehrt jeden Beweises und ignoriert alle weiteren möglichen Ursachen.
Also auch beim arznei-telegramm alles gründlich hinterfragen...

Die Behauptungen genau überprüfen. Ansonsten könnten wir am vielleicht, in bestimmten Fällen, einzigen hilfreichen Naturheilmittel vorbeigehen...
Gruß,
Clematis