Selbsttests bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten – wann sind sie sinnvoll?

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Ich stelle diesen Beitrag zur „Fruktose-Intoleranz“. Er könnte ebenso gut bei der Laktose-I., Histamin-, Salicylat- und anderen Intoleranzen stehen, soweit es dafür entsprechende Test zum Selbstmachen gibt.

Doris Paas beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und hat viel Erfahrung auf diesem Gebiet.
Hier geht es um diese Themen:

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Zu allererst ist vor der Auswahl eines geeigneten Tests zu bedenken, dass häufig nicht nur eine, sondern multiple Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten (mehrere Intoleranzen gleichzeitig) für Verdauungsprobleme verantwortlich sein können und dass die verschiedenen Unverträglichkeiten großteilig die gleichen oder zumindest sehr ähnliche Symptome hervorrufen. Dies kann dazu führen, dass mehrere Tests nacheinander durchgeführt werden müssen. Die Hersteller und auch die meisten Internet-Informationen klären den Probanden aber nicht ausreichend darüber auf, dass ein Test auf eine bestimmte Nahrungsmittel-Unverträglichkeit erst Sinn macht, wenn durch andere Methoden wie z.B. ein Ernährungs- und Symptomtagebuch ein tatsächlich begründeter Verdacht auf genau diese Intoleranz(en) besteht. So kann schnell ein erkleckliches Sümmchen zusammen kommen, wenn man zwei oder gar mehrere verschiedene Tests kaufen muss – Kosten, die die Krankenkasse übernehmen würde, wenn die erforderlichen Tests beim Arzt durchgeführt werden.
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Schon kleine Abweichungen bei der Vorbereitung und bei der Durchführung können entscheidende Änderungen der erzielten Werte bewirken. Somit ist die Belastbarkeit der Diagnose zumindest zweifelhaft.

Bei Atemtests kann sich ein weiteres Problem ergeben
, wenn sich bei der ersten Atemprobe ein zu hoher Basiswert (Nüchternwert) ergibt. Nur wenn der Basiswert unterhalb einer bestimmten Grenze liegt, kann die Fortsetzung des Atemtests zu einer korrekten Diagnose führen. Der Proband kann diesen Basiswert aber nicht selbst erkennen, bevor nicht der komplette Test durchgeführt und vom Labor ausgewertet wurde. Nicht nur die Kosten waren dann umsonst und der gesamte Test wertlos, vor allem auch die (dann unnötige) Belastung durch das Trinken einer eventuell unverträglichen Zuckerlösung war vergebens. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, muss der komplette Test in einem solchen Fall wiederholt werden – und dies kann frühestens nach einer Wartezeit von 2 Wochen geschehen, da sich die Darmflora erst von den durch die Testlösung hervorgerufenen Irritationen erholen muss. Bei einem Test in einer spezialisierten Praxis wäre ein erhöhter Basiswert sofort erkannt worden, denn hier wird in ein Messgerät gepustet, dass die Werte sofort anzeigt. Bei zu hohen Basiswerten wird dann die Testlösung gar nicht erst verabreicht, und der Test bereits kann schon nach wenigen Tagen erneut durchgeführt werden.

Bei den allerwenigsten der mir bekannten Atem- und vor allem Stuhltests werden übrigens vorherige Ernährungsgewohnheiten (z.B. eher eiweißbetont oder vegan oder kohlenhydratreich) abgefragt und in die Bewertung mit einbezogen, obwohl diese verschiedenen Vorlieben durchaus die Zusammensetzung der Darmflora und damit ein Messergebnis beeinflussen können, ohne gleich krankhaft zu sein.
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Von eigenverantwortlicher Selbstinitiative soll Patienten mit Verdauungsbeschwerden trotzdem in keinster Weise generell abgeraten werden – im Gegenteil: Informieren Sie sich im Vorfeld, gerne auch über das Internet. So erweitern Sie ihr Wissen und können Sie sich mit Ihrem Arzt auf Augenhöhe unterhalten. Sie können verstehen, welche Maßnahmen er Ihnen vorschlägt und können über Ihre Gesundheit mitentscheiden. Vor allem aber befähigt es Sie, sich ggf. einen geeigneten Facharzt zu suchen und von Ihrem Hausarzt dorthin überweisen zu lassen. Und sollten Sie hier länger auf einen Termin warten müssen, können Sie u.U. über Ihren Hausarzt oder auch mit Unterstützung Ihrer Krankenkasse einen Termin in kürzerer Zeit erhalten.

In der Wartezeit empfiehlt es sich dringend, ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen, in dem Sie alles, was Sie essen und trinken, genauestens protokollieren. Ebenso tragen Sie die Symptome mit Zeitpunkt und Intensität ein. Diese Informationen sind für den Arzt eine wertvolle Ergänzung und Entscheidungshilfe für einen geeigneten Test.
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Ich habe bei verschiedenen Praxen angerufen um zu fragen, ob sie einen Fruktose-Intoleranz-Test in der Praxis durchführen. Jedes Mal kam die Antwort: nein, wir geben Ihnen einen Test für zu Hause mit, den Sie dann an das entsprechende Labor einschicken. Warum das so ist, konnte oder wollte mir bisher noch niemand sagen. Ich nehme an, es geht um Kosten/Geld.

Grüsse,
Oregano
 
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