Pflichtbücher der Schule- Welche musstet ihr lesen?

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Hallo an alle (auch die Erwachsenen),

ziemlich ungern denke ich noch an die vielen Bücher, die wir für den Literaturunterricht der Schule lesen mussten.
Eigentlich las ich ja gern. Wir wurden aber zeitweise so vollgepackt mit Pflichtliteratur, dass ich kaum mal dazu kam, was "Vernünftiges" zu lesen. Bekamen wir ein neues Pflichtbuch war klar, dass ich mit großer Unlust ans Lesen gehen würde. Möglicherweise blieb mir dadurch die Schönheit des einen oder anderen Werkes verschlossen. Natürlich lag es auch an der Auswahl der Bücher, die uns "verordnet" wurde. Ich würde es sehr spannend finden, wenn wir uns austauschen würden, was ihr lesen musstet bzw. müsst.
Es wäre schön, wenn ihr dazu schreiben würdet, was das für eine Schule war oder ist und in welcher Zeit ihr in der Schule ward. Mich würde es z.B. interessieren, welche Bücher ihr im Westen Deutschlands auch lesen musstet oder müsst oder in der Schweiz oder in Österreich. Bzw. was früher gelesen werden musste und was heute. Deshalb wäre es schön, wenn ihr nicht nur ergänzt sondern auch aufschreibt, welche Bücher bei euch ebenfalls auf dem Lehrplan standen oder stehen.

Vielleicht wäre es auch gut zu wissen, ob es irgendein Buch gab, was ihr durch die Schule kennengelernt habt und welches euch gefallen hat. Bei mir hatte es eben oft eher die umgekehrte Wirkung. Musste ich es lesen, mochte ich das danach mit Sicherheit nicht.

Hier eine Liste von mir: Ich ging von 1972 -1982 in eine ganz normale ostdeutsche Polytechnische Oberschule (ohne Abitur)

Arkadi Gaidar: Die Feuertaufe
Horst Beseler: Käuzchenkuhle
Victor Hugo: Gavroche
Irma Thälmann: Erinnerung an meinen Vater
Günter Görlich: Den Wolken ein Stück näher
Benno Pludra: Die Reise nach Sundevit
Daniel Defoe: Robinson Crusoe
Heinrich Heine: Deutschland ein Wintermärchen
Heinrich Mann: Der Untertan
Friedrich Wolf: Professor Mamlock
Lessing: Nathan der Weise
Goethe: Faust 1. Teil
Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen
Michail Scholorow: Ein Menschenschicksal
Nikolai Ostrowski: Wie der Stahl gehärtet wurde
Thomas Mann: Mario und der Zauberer
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Anne,

na und folgendes habe ich als "Wessie" vorzuweisen:


6. Klasse: Hans Leip: "Ein Nigger auf Scharhörn" (!!!)

7. Klasse: Carl Stephenson: "Leiningens Kampf mit den Ameisen"

Dann Gott sei Dank: Deutschlehrer - Wechsel

8. Klasse:

Friedrich Schiller: Die Räuber

9. Klasse:

Max Frisch: Biedermann und die Brandstifter

Max Frisch: Der Jude von Andorra

10. Klasse:

Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür

Berthold Brecht: Der kaukasische Kreidekreis


Meine Erfahrungen waren folgende: die Literaturarbeit mit meinem rassistischen und Kolonialismus verherrlichenden ersten Deutschlehrer war furchtbar.
Danach, ab der achten Klasse mit dem neuen Deutschlehrer, hat es sehr viel Spaß gemacht. Sogar die "Räuber"!


Herzliche Grüße von

Leòn
 
Hallo Leon,

gabs bei euch wirklich keinen Goethe, Heine oder z.B. Lessing?

Bei uns hing die Wahl der Bücher nicht vom Lehrer ab. Es gab völlig feste Lehrpläne, die im ganzen Osten Deutschlands einheitlich waren. Da war kein Spielraum.

Anne
 
Liebe Anne,

wir haben ein paar Gedichte von Goethe auswendig gelernt, mehr war da nicht. Goethe, Lessing und Heine habe ich z.T. als Schüler, zum Teil später, selber gelesen.

Heine war in der BRD bis in die 70er Jahre nicht sonderlich "populär"!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Liebe Anne.
Hier in der Schweiz ist das wohl dem Lehrer überlassen.
Keine Ahnung mehr, was wir während der obligatorischen Schulzeit gelesen haben. ( Die Bücher scheinen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben...)
Der Deutschlehrer in der Gewerbeschule hat es mit dem " Glasperlenspiel " versucht. Ich glaube, nicht einmal die Hälfte der Klasse hat es geschafft, das Buch zu lesen. Das Projekt verlief im Sand.
Liebe Grüsse, Sine
 
Hallo Leon,

zu Heinrich Heine sind mir inzwischen natürlich die "Schlesischen Weber" eingefallen, was wir natürlich auch auswendig lernen mussten. Klar, das war sicher nicht das, was man im Westen den Schülern nahebringen wollte. Mir war das gar nicht mehr so bewusst, dass Heine dem Marxismus doch recht zugetan war.

Erstaunlich finde ich im Moment die Beobachtung, dass man im Westen offenbar vernünftig genug war, 15 jährigen Grundschülern nicht gerade Goethes Faust im Volltext vorzusetzen. Ich war damals schon der Meinung, dass es ausreichend gewesen wäre, mal paar Seiten zu lesen, um Sprachmelodie o.ä. zu studieren.

Es wäre schön, wenn noch paar andere was schreiben würden, um besser sehen zu können, wie sehr das Thema schul- und lehrerabhängig war. Angeblich wurden oder werden ja sogar fremdsprachige Bücher gelesen.?

Hallo Sine,

ich finde es etwas erstaunlich, dass die Schule es offenbar für nicht so wichtig hielt, die Kinder zum Lesen zu animieren. Hättest du es gut gefunden, wenn du mehr Anregung bekommen hättest?

Anne
 
Liebe Anne,

in Österreich bestand Literaturunterricht - zumindestens in der Zeit, als ich in die Schule ging - aus einem Eiertanz zwischen österreichischer und deutscher Literatur. Das war insofern schwierig, als sich deutschsprachige Literatur nicht an Staatsgrenzen hielt. Vergleiche mit der Situation in der DDR bieten sich an. Da die deutsch-österreichische Geschichte und Kulturgeschichte seit Jahrhunderten verwoben war, ließ sich eine Trennung aber nicht durchhalten. Der Umgang mit dem, was damals als Problem betrachtet wurde, hing wesentlich vom Lehrer ab.

Großer Wert wurde auf das dramatische Werk des österreichsichen "Staatsdichters" Franz Grillparzer gelegt. Und zur Freude der Schüler wurden die heiteren Stücke von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy intensiv besprochen. Um die Urgesteine, Goethe, Schiller und Lessing kam natürlich keiner rum. Wir lasen Teile des Urfausts, diskutierten ausführlich Schillers dramatische Werke, kamen natürlich nicht an Schillers Balladen vorbei, die wir fleißig auswendig lernen durften. Bei Lessings Nathan dem Weisen rollten dem Lehrer vor Begeisterung die Augen.

Mit einem neuen Lehrer näherten wir uns dann der "Moderne"; besprachen Heines Rolle bei der Entstehehung des Kommunismus, deuteten das Symbolische im Werk von Franz Kafka und die Gründe für den Zusammenbruch der Österreich-Ungarischen Monarchie am Beispiel von Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften".

Viele Grüsse, Horaz

Übrigens Anne, Heine war kein Marxist. Er hat Karl Marx eine Reihe von Anregungen geliefert. Von ihm stammt auch die Quelle, dass "Religion Opium für`s Volk" sei. Marx profitierte von Heine. Und Heine ging davon aus, dass dem Kommunismus wohl die Zukunft gehöre.
 
Liebe Anne.
Von klein auf war ich eine begeisterte Leserin.
Von da her habe ich das in der Schule nicht vermisst.
Was mir gut getan hätte wäre jedoch jemand gewesen, der meine Lesefreude
mit geeigneter Bücherauswahl gelenkt hätte.
Mit Deutsch tun sich die Schweizer ja schwer.
Schon zu meiner Zeit gab es viele Kinder, die einen Text nicht flüssig lesen konnten - und das auch noch im Teenageralter!
Heute ist das leider nicht besser.
Meine Kinder sind unterschiedlich begeisterte Leserinnen, aber beide tun es und man kann ihnen auch ohne Nervenzusammenbruch zuhören,wenn sie einen Text vorlesen.
Fast alle Bücher, die sie lesen, nehme ich mir auch vor.
So kann man wenigstens zu Hause etwas gegen diese Missstände tun.
Wie ist es denn unterdessen in Deutschland mit dem Lesen der Schulkinder?
Liebe Grüsse, Sine
 
Ohje.. Schullektüren...^^
was in der Grundschule war weiß ich nicht mal mehr
- Ein Schatten wie ein Leopard - ?
- Andorra - Max Frisch
- Der Schimmelreiter - Theodor Storm
- Wilhelm Tell - Friedrich Schiller
- Damals war es Friedrich - Hans Richter
- Kleider machen Leute - ?
- Der Besuch der alten Dame - Friedrich Dürrenmatt
- Faust I - Johann Wolfnang v. Goethe
- Kabale und Liebe - Friedrich Schiller
- Effi Briest - Theodor Fontane
- Faserland - Christian Kracht
- Schlafes Bruder - Robert Schneider
- Woyzeck - Georg Büchner
- Die Verwandlung - Franz Kafka
- Oberst Chabert - Honoré de Balzac
- Maria Stuart - Friedrich Schiller
- Der Sandmann - E.T.A. Hoffmann
- A streetcar named desire - Tennesee Williams
- The English patient - Michael Ondaatje
- The birds - Daphne du Marier
- Macbeth - Shakespeare
- The many voices of Englisch - Kurzgeschichtensammlung


1998 - 2007: sowohl schöne, als auch weniger schöne Bücher dabei gewesen...
 
Hallo Raja,

deine Liste ist ja auch ganz schön lang geworden. Du schreibst, dass du manche Bücher gut fandest und andere weniger gut. Welche haben dir denn richtig gut gefallen?

Frage nochmal auch an die anderen. Was würdet ihr als Lehrer denn heute am liebsten den Kindern zum Lesen geben?

Ich würde als erstes versuchen, etwas mehr Vielfalt reinzubringen um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Kinder an irgendwelchen Büchern vielleicht doch Freude finden könnten. Ich denke, dass unbedingt von allem was dabei sein müsste. Wenn ihr noch Lust dazu habt,könnten wir ja mal eine Bücherliste erfinden, die wir gut finden würden.

Mal ganz grob der Versuch einer Struktur, die man mit Autoren und Werken noch füllen könnte und müsste:

- Jugendbuch allgemein
- Satire
- Reiseberichte
- Comic (eins muss auch mal sein)
- Kinderkrimi
- Goethe usw.
- "Das Tagebuch der Anne Frank" oder was anderes aus der Zeit
- irgendwas in Richtung Philosophie

.....
.....
 
Liebe Anne.
In Richtung Philosophie gehört meiner Meinung nach unbedingt folgendes Buch auf die Liste:
Bücher von Amazon
ISBN: 3423125551



www.lesen.ch/taschenbuch/taschenbuch.cfm?BID=220738

Liebe Grüsse, Sine
 
Hallo Anne,

wenn ich Lehrer wäre, würde ich mit meinen Kindern alle sechs Harry Potter Bande lesen, und zwar in einem Jahr und sie anschließend den siebenten Band selber schreiben lassen!:D

Mal im ernst. Ich selbst war ein begeisterter Leser. Das hat sich, durch das Vorbild beider Elternteile, auf meine Tochter übertragen. Damit haben wir Glück.

In vielen Familien wird immer weniger gelesen.

Ich würde etwas tun, um die Freude der Kinder am freiwilligen Lesen zu wecken - oder vielleicht an Geschichten überhaupt. Das heißt, als Lehrer würde ich gerne gut erzählen und gut vorlesen können! - Mein Grundschullehrer hat immer in der letzten Unterrichtsstunde in der Woche eine Geschichte vorgelesen. (Das fand ich zwar viel zu wenig, aber es war der Höhepunkt der Woche für mich!:) )

Ich würde mich als Lehrer über die aktuellen Kinder- und Jugendbuch - Hits auf dem Laufenden halten und die vorstellen, bzw. von SchülerInnen vorstellen lassen. Ich würde "Gesprächsrunden" initiieren, nach dem Motto: wer mag erzählen, was er gerade liest ... .

Ich würde versuchen, Sachbücher und Belletristik in anderen Fächern als in Deutsch lesen zu lassen (Mir fällt gerade ein, dass mein früherer Englisch - Lehrer mit uns mal einen "Whodunnit" gelesen hat).

Es gibt inzwischen ganz viele gute Jugendbücher zu historischen Themen. Anstatt den Kindern den Spaß an Geschichte und Geschichten durch Zahlen, Schlachten und Königsnamen zu versauen, würde ich davon einiges in den Unterricht einbringen. So hat meine Tochter zum Beispiel neulich die Bücher "Hexenkind" und "Hexenschwester" , von Celia Rees, gelesen. Zwei ganz tolle, historisch authentische Jugendbücher um die britischen Auswanderer im 16. Jahrhundert, in den USA.

"Sophies Welt" haben wir im letzten Sommer zusammen gelesen, (Das Ergebnis findet man hier :D : https://www.symptome.ch/vbboard/nachdenken/4361-philosophie-geschichte-denkens.html ).

"Theos Reise" (auch von Jostein Gaarder) steht auch noch auf dem Programm.

herzliche Grüße von

Leòn
 
Jawoll, vor allem der "Herr der Diebe!" - Und der "Drachenreiter!" :freu:

Außerdem die "Brüder Löwenherz", von Astrid Lindgren!

Ja, macht Spaß!

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Ich füge noch drei Bücher hinzu, wobei ich Anne die Einteilung in Kategorien überlasse :D :

Gullivers Reisen von Jonathan Swift

Krabat von Ottfried Preussler

Stein und Flöte von Hans Bemmann


Liebe Grüsse, Sine
 
Leòn: Außerdem die "Brüder Löwenherz", von Astrid Lindgren!

Habt Ihr die Verfilmung gesehen (entstanden in den 70ern)? Das hat mich als Kind sehr mitgenommen, das langsame Sterben und Hinübergleiten des Bruders mit anzusehen. Da kriege ich Heute noch Gänsehaut und feuchte Augen. Der Film bewegt, Kinder sollten ihn mit Erwachsenen sehen und danach getröstet werden.

Noch ein wunderbares Kinderbuch, ich erinnere noch die damaligen Phantasien, die ich hatte, als mein Papi mir vorlas: "Der Wind in den Weiden" von Grahame. Auch wunderbar für die "Großen" geeignet.

Link zum "anfixen" :D : Der Wind in den Weiden - Wikipedia

LG, Bodo
 
wobei ich Anne die Einteilung in Kategorien überlasse :D :

Hallo Sema, vielleicht schaust du ja mal hier rein.Kannst du dir als "Bücherfrau" mal Gedanken zu einer guten Gliederung machen?
So richtig druckreif sind meine Gliederungsideen da bisher nicht.

Anne

Ihr anderen dürft natürlich auch darüber nachdenken.
 
Also ich würde, wenn ich Lehrer wärem das Buch "Die geheimnisvolle Insel empfehlen, weil es sehr spannend ist.

Andy
 
Hallo Everyone,hier ist nicht Horaz sonder der verschollen geglaubte il padrino auf dem PC von Horaz!!!
Nachdem ich gerade Ferien habe,kann ich gut darüber nachdenken was für Bücher ich in der Schule geleseen habe.

1.Deutsch:"About a Boy"(Nick Hornby),"Der dritte Mann"(Graham Greene),"Das Orangenmädchen"(Jostein Garder),"Garp"(John Irving),"Faust 1"(Johan Wolfgang von Goethe),"Der Schüler Gerber"(Torberg),"Feuerzangenbowle"(Spoerl)
2.Englisch:"The Body"(Stephen King, Kurzgeschichten),"Bend it like Beckham"(irgendeine indische Schriftstellertin)

Gruß il padrino
 
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