Mit Rheuma besser rauchfrei
Rauchen geht nicht nur auf die Lunge, sondern auch auf das Immunsystem und die Gelenke: Inhaltsstoffe des Tabaks begünstigen die Bildung von entzündungsfördernden Antikörpern und verschlechtern die Blutversorgung zum Gelenkknorpel. Auf diese Weise verschlechtert Rauchen das Krankheitsgeschehen bei entzündlichem Rheuma. Demzufolge haben Patienten, die rauchen, mehr Schmerzen und brauchen mehr Medikamente. Wissenschaftler diskutieren zudem, ob Rauchen eine rheumatoide Arthritis (RA), die häufigste rheumatische Gelenkerkrankung, auslösen kann.
Rauchen mindert die Chancen auf einen milden und kontrollierbaren Krankheitsverlauf, erläutert Prof. Ulf Müller-Ladner, Leiter der Abteilung Rheumatologie und klinische Immunologie an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim. Bei entzündlichem Rheuma bildet das Immunsystem Antikörper, die eine Zerstörung von körpereigenem Knorpelgewebe auslösen und verstärken können. Rauchende Rheumapatienten haben deutlich mehr von diesen so genannten Auto-Antikörpern im Blut. Studien aus Schweden zeigen, dass diese Patienten bis zu 30 Prozent höhere CCP-Werte haben. Das sind Antikörper, die sich gegen häufig vorkommende Eiweißbestandteile in der Gelenkflüssigkeit richten, erklärt Müller-Ladner. Rauchen befördere so die Entzündung, zunehmende Schmerzen und Funktionseinschränkungen können folgen. Gleichzeitig verengen sich beim Rauchen die Blutgefäße, so dass die Blutversorgung bereits entzündeter Gelenkareale vermindert wird. Reparaturvorgänge könnten laut Müller-Ladner daher kaum in Gang kommen. Gegensteuern lässt sich dann nur mit mehr oder anderen Medikamenten.
Inwieweit Rauchen das Risiko für eine rheumatoide Arthritis (RA) erhöht, konnten Forscher bislang nicht eindeutig klären. Empirisch zeigt sich, dass Rheumapatienten häufiger rauchen als die Normalbevölkerung. In einer Studie am Berliner Rheuma-Forschungszentrum rauchten 70 Prozent der männlichen RA-Patienten unter 50 Jahren. In der Bevölkerung sind es 40 Prozent. Das lässt jedoch nicht den Schluss zu, dass Rauchen zu Rheuma führt. Diskutiert wird vielmehr ein kompliziertes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen.
Bei erblicher Vorbelastung wirkt sich Tabakkonsum besonders negativ aus. Müller-Ladner vermutet noch einen anderen Grund: CCP-Antikörper sind bis zu zehn Jahre vor den ersten Symptomen im Blut nachweisbar. Rauchen erhöht die Menge und kann den Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis damit begünstigen. Müller-Ladner plädiert dafür, bereits erkrankte Patienten ausführlich über die negativen Wirkungen des Rauchens aufzuklären. Die Betroffenen sehen oft den Zusammenhang zwischen Rauchen und Rheuma nicht. Schließlich geht es meist um die Folgen für die Lunge. Betroffene könnten durch einen Rauchstopp aber nur profitieren, da die Krankheit dann milder verlaufe und die Medikamente besser helfen würden. Außerdem sinke das Risiko für Begleiterkrankungen an Herz und Niere, das bei rheumatischen Erkrankungen an sich schon deutlich erhöht sei und durch das Rauchen zusätzlich gesteigert werde.
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