Neues direktes Nachweisverfahren für Borreliose: Phagentest

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Sternenlicht

Leute, die schon einmal eine Zecke hatten, kennen das Dilemma: es gibt zig Tests auf Borrelien, aber die meisten (und von der Schulmedizin anerkannten) Tests sind indirekte, das heißt, sie prüfen nicht, ob der Erreger an sich vorhanden ist, sondern prüfen eine etwaige Immunantwort / Antikörperzahl.

Von den wenigen direkten Nachweisverfahren auf Borreliose gibt es neben der erkennbaren Wanderröte sonst nur noch eine PCR-Analyse einer Hautprobe, oder der in der Schulmedizin nicht (mehr) anerkannte Lymphozyten-Transformationstest (LTT) und die Dunkelfeldmikroskopie des Blutes.

Nun wurde die Sammlung direkter Nachweisverfahren erweitert: ein belgisches Labor bietet nun einen sogenannten Phagentest an. Wie genau funktioniert das und was genau sind Phagen?

Phagen gehören zur einfachsten und primitivsten Lebensform (Viren). Sie sind außerordentlich spezifisch für den bakteriellen Wirt, den sie infizieren, um sich zu vermehren. Sie können ihren Wirt schnell infizieren und sein genetisches Material in ihren Wirt einfügen. Infolgedessen produzieren sie eine große Anzahl von Kopien, die die Bakterien, die die Infektion verursachen, weiter infizieren (und in bestimmten Fällen dezimieren) können. Sie können die Bakterien auch für eine klassische Behandlung anfällig machen, indem sie ihr genetisches Material verändern. Am wichtigsten ist, dass Bakteriophagen eine Abtötungskapazität haben können. Phagen sind so klein, dass sie in bakterielle Biofilme eindringen und diese schließlich zerstören können. Solche Biofilme sind eine wichtige Barriere, die Bakterien gegen Antibiotika einsetzen, und tragen daher wesentlich zur Antibiotikaresistenz bei. Die Fähigkeit der Phagen, in Biofilme einzudringen, ermöglicht es ihnen, sich in den lokalisierten Zentren der bakteriellen Infektion auf ein hohes Niveau zu vermehren und die Bakterien in ihnen zu zerstören, um eine starke, aber stark lokalisierte therapeutische Wirkung zu erzielen.

Bakteriophagen sind allgegenwärtig und Teil des natürlichen „Ökosystems“ der Lebens- und Replikationszyklen der Bakterien. Wir haben beschlossen, uns auf Bakteriophagen als Ziel für den direkten Nachweis einer Infektion zu konzentrieren, da diese spezifisch sind und die Anzahl der pathogenen Bakterienpopulationen übersteigen.

Durch Zecken übertragene Infektionen nehmen weltweit zu - die Lyme-Borreliose gehört zu den am häufigsten durch Vektoren übertragenen Infektionen in den USA und in Europa und erreicht epidemische Ausmaße (Kugeler et al. 2015; Sykes et al. 2014). Während die meisten Zecken eine Reihe von Krankheitserregern übertragen können, die Krankheiten beim Menschen verursachen, ist die Lyme-Borreliose die bekannteste durch Zecken übertragene Krankheit und wird von Bakterien der Gattung Borrelia verursacht, typischerweise Borrelia burgdorferi, die gramnegative Spirochätenbakterien sind. Borrelien werden in "Genospezies" unterteilt; Zu den häufigsten gehören B. burgdorferi sensu stricto, B. garinii, B. afzelii, B. spielmanii, B. bavariensis und die neu identifizierten B. miyamotoi. Die insgesamt hohe Ausfallrate von Tests im Zusammenhang mit Zecken übertragenen Infektionen (TBI) unterstreicht die Notwendigkeit neuartiger Ansätze, d. H. Ohne Serologie und zweistufige Tests.

PCR-basierte Assays werden in klinischen Umgebungen häufiger verwendet und haben gegenüber der Serologie mehrere deutliche Vorteile. Sie erkennen das Vorhandensein von Infektionserregern direkt. Im Gegensatz zur Serologie sind sie nicht auf die Entwicklung von Antikörpern angewiesen, was mehrere Wochen dauern kann, und nicht alle Patienten können sie überhaupt entwickeln. Dennoch weisen PCR-Tests auch Einschränkungen auf: DNA-Tests unterscheiden nicht zwischen lebenden und toten Organismen.

Das neue Konzept am Phagentest ist, dass wir nicht mehr nach den Bakterien suchen, sondern nach ihren obligatorischen Bakteriophagen, die die Bakterien zum Überleben finden wollen. Das genetische Material des Bakteriophagen ist spezifisch für die Bakterien, mit denen sie assoziiert sind. Dies bedeutet, dass die verschiedenen Bakterienarten unterschiedliche Bakteriophagen aufweisen. Bakteriophagen sind nur bei aktiven bakteriellen Infektionen vorhanden; Daher ist ein phagenbasierter Test ein direkter Beweis für eine aktive Infektion.

Phagen sind im Blutkreislauf und suchen verzweifelt nach Bakterien, denn wenn sie sie nicht finden, sterben sie. Und sie sind viel zahlreicher als Bakterien (es gibt 10 bis 100 Bakteriophagen pro Bakterium). Dieser Ansatz bietet eine erhöhte Empfindlichkeit aufgrund der Tatsache, dass es im Vergleich zu Bakterien viel mehr zirkulierende Phagen gibt. Daher ist er genauer und empfindlicher als herkömmliche PCR-Tests, die aufgrund der geringen Bakterienkonzentration im Blut häufig negativ sind. Es ist auch ein DIREKTER Test, der im Gegensatz zu allen bestehenden indirekten Tests (ELISA, Western BLOT, LTT / ELISPOT-Test) das bakterielle eigene genetische Material im Körper nachweist. Zweitens ermöglicht es die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Subtypen von Bakterien (B. burgdorferi s.l., B. miyamotoi,…) sowie den rezidivierenden Fiebern. Schließlich ist dieser Test auch die beste Wahl für die Früherkennung (denken Sie daran, dass Antikörper mehrere Wochen brauchen, um sich zu zeigen…).


Klingt vielversprechend. Leider ist momentan dieses Labor in Belgien das bislang einzige, dass diesen Test anbietet. Man kann allerdings über einen behandelten Arzt eine Blutprobe dort hinschicken lassen zur Analyse. Mindestens ein auf Zecken spezialisierter Arzt in Deutschland verwendet diesen Test auch schon bereits.
 
Sehr interessant!
Mir war bisher nur bekannt, dass man mit Phagen bestimmt Bakterienstämme bekämpfen kann, aber der oben genannte Umstand war mir neu.
 
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Diese Privatpraxis in Pforzheim äußert sich ebenfalls zum Phagentest und außerdem zu Disulfiram:

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Einsatz von Disulfiram, ein Medikament, welches ursprünglich eingesetzt wurde, um alkoholabhängige Patienten, welche es geschafft haben Alkohol-abstinent zu werden, zu unterstützen. Die Wirkung von Disulfiram (Handelsname u.a. Antabus, Esperal) besteht darin, daß bei Konsum auch nur geringer Mengen von Alkohol es zu schlimmen Kopfschmerzen kommt, dadurch dass ein Enzym für den Abbau von Alkohol blockiert wird, sich dann aber Acetaldehyd accumuliert, welches genannten Kopfschmerz auslöst. Disulfiram soll über diesen Mechanismus Alkohol-abhängige Patienten davon abhalten, erneut Alkohol zu trinken.

Genanntes Disulfiram erwies sich nun in entsprechenden neueren Studien als äusserst wirksames Antiinfectivumes scheint gegen Borrelia wirksam zu sein, aber auch gegen den Malaria-Erreger (und damit auch gegen Babesia), gegen Staphylokokken, Streptokokken und Bartonella ! Dies ergibt sich aus einem Übersichtsartikel des amerikanischen Kollegen Daniel Kinderlehrer:

https://www.lymedisease.org/?s=disulfiram+breakthrough

Ein Behandlungsversuch mit Disulfiram erscheint mir in entsprechenden Fällen gerechtfertigt, zumal über wenig Interaktionen mit anderen Medikamenten berichtet wird – beginnend in niedriger Dosis wie in genanntem Artikel angegeben – dadurch kann die Verträglichkeit gut eingeschätzt werden.
...

Auch hier geht es um Disulfiram: https://www.symptome.ch/threads/disulfiram-bei-alter-borreliose.141204/

Grüsse,
Oregano
 
Diese Privatpraxis in Pforzheim äußert sich ebenfalls zum Phagentest und außerdem zu Disulfiram:

Den meinte ich auch oben als bislang einziger Arzt, der das anwendet: Hr. Kleemann. Bezüglich Disulfiram wäre ich eher noch zurückhaltend, bevor es da nicht genügend Testpersonen gemacht haben bzw. vielleicht auch Studien erhoben wurden. Anscheinend ist es doch nicht der heilige Gral, wie erhofft: zumindest im Lyme-Forum berichten die Leute Gemischtes: einige merken angeblich Verbesserung, andere nicht und/oder gar Verschlechterungen. Polyneuropathie soll wohl auch dadurch ausgelöst und/oder verstärkt werden.
 
Passend zum oben genannten Phagen-Test scheint analog dazu auch die Phagentherapie vermutlich die Behandlung der Zukunft bei bakteriellen Infektionen zu sein. Borrelien konnten innerhalb einer Woche restlos und anhaltend vernichtet werden:


 
Das Problem bei Phagen ist, dass sie sich nicht auf Vorrat und industriell -also gegensätzlich zu Antibiotika- von der Pharma herstellen und patentieren lassen. Deshalb ist das Interesse von dieser Seite nicht vorhanden. Solange wie diese Zustände nicht überwunden werden, bleibt es nur eine Niesche.
Leider....
 
Ich denke, dass dies mit der Zeit kommen wird. Das ist im Ostblock ja schon seit Jahrzehnten Gang und Gäbe. Auch der arrogante Westen wird mit zunehmenden Antibiotikaresistenzen umdenken müssen.


 
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