Hallo LieberTee,
Das hängt wohl von der Sensibilität des Vorgehens und der Bereitschaft des Gegenübers ab. Man darf nicht vergessen, dass eine Konfrontation einen echten emotionalen "Übergriff" bedeuten kann. Aber der Mensch hat auch einen "Selbstschutz". Viele werden dir sicherlich lieber die Augen auskratzen, als sich konfrontieren zu lassen.
Ich schätze auch, dass es so ist. Es ist schwierig, darüber allgemein etwas zu sagen, denn jeder Mensch ist anders und jede Situation ebenfalls. Ich habe Achtung vor den Menschen, die mit anderen auf dieser Ebene "arbeiten" und ich habe Achtung vor den Menschen, die sich "einlassen". Patentrezepte gibt es wohl nicht. Und schiefgehen kann es auch immer. Jede Veränderung ist mit einem Risiko verbunden. Entschuldige, es hört sich wahrscheinlich jetzt nach blabla an, aber ohne die konkrete Situationen kann ich nur allgemein etwas beitragen.
Die meisten Menschen wollen nur die Wahrheit hören, die sie auch hören wollen. Das ist dann kein Problem und es ist dann vermutlich besser, sich nicht einzumischen.
Jeder muss so oder so seinen eigenen Weg gehen. Du kannst Dich inspirieren lassen oder Dir Ratschläge anhören, mehr wahrscheinlich nicht. Du kannst es als Werkzeug nehmen, den eigenen Weg noch einmal anzuschauen, kannst eigene Einstellungen hinterfragen, auf ihre Nützlichkeit überprüfen oder überhaupt auf ihren Sinn. Welchen Sinn machten sie, welchen Sinn ergeben sie jetzt. Sind/waren sie tauglich, sind sie vor allem jetzt tauglich. Helfen oder hemmen sie? Die Konfrontation kann auch daraus bestehen, darauf hinzuweisen? Die Verantwortung bleibt bei jedem einzelnen, was daraus entsteht oder was man entstehen lassen will. Man kann sich auch entscheiden, einfach alles so weiter zu machen, wie man es gewohnt ist. Diese Entscheidung, nichts zu verändern, muss man sicher auch akzeptieren. Im Falle von "Tätern" ein Problem. Ich hatte noch nicht die Zeit, mich mit diesem Link von Oregano wirklich intensiv zu beschäftigen. Was da passierte, scheint ein Wunder...
Aber Konfrontation kann auch eine sehr wirkungsvolle und hilfreiche Möglichkeit sein. In manchen Situationen vielleicht sogar (leider) die einzig verbleibende. Ich liebe es z.B. konfrontiert zu werden, wenn ich dadurch vielleicht etwas erkennen kann, was ich bisher übersehen habe.
Dann gehörst Du zu den wenigen Menschen, die bereit sind, sich auf unsicheres Terrain zu begeben. Denn den eigenen Standpunkt zu verlassen bereit zu sein, ist möglicherweise Erdbebengebiet...dazu gehört viel Mut! Gut, wenn Du ihn hast. Es ist aber auch spannend. Und wenn Du das Gebiet durchquert hast und Dich wieder einigermaßen auf sicherem Boden fühlst, schaust Du zurück und freust Dich, eine Herausforderung angenommen zu haben. Vielleicht hast Du ein ganz neues Land entdeckt? Ist es nicht die Neugierde, das Kennenlernen wollen, die Entdeckerfreude, die uns Menschen neben der Angst zu eigen ist, die eine große Triebkraft und Freude sein kann?
Ist das so? Ja harte Arbeit ist oft notwendig, um zu leben und zu überleben. Aber ist das Problem nicht vielmehr die Angst vor dem, was passieren könnte, wenn...? Auch die Angst vor dem Verlust der eigenen Identifikation scheint eine Rolle zu spielen. Das eigentliche Annehmen und Akzeptieren empfinde ich dabei eher als Befreiung, Entlastung und Entspannung. Aber da erst einmal hinzukommen scheint das größere Problem. Kaum ein Mensch ist dazu bereit, erst einmal wirklich zu kapitulieren.
Hier sprichst Du viele verschiedene Aspekte an. Wenn Du die Arbeit meinst, die zum Überleben nötig ist, ist das eine andere Art von Arbeit, als die der seelisch/geistigen Veränderung, bzw. Erweiterung des eigenen Radius. Dabei kann sich beides überschneiden, wenn es z.B. darum geht, eine neue Arbeitsstelle anzunehmen oder ein neues Aufgabengebiet. Was siegt? Die Angst vor der Veränderung, der Herausforderung oder die Neugierde, die Freude am Neuen? In unserer Gesellschaft ist es nicht leicht, etwas Neues zu probieren. Der Leistungsdruck für die, die Arbeit haben, steigt und steigt und die Möglichkeiten, einfach ein neues Gebiet zu probieren, "sich darin und daran auszuprobieren", ohne die Konsequenz des Risikos des eigenen finanziellen Bankrotts..., da überwiegt dann wohl eher bei vielen Menschen die Angst. Gerade heute!
Jetzt wird mir meine Antwort langsam zu lang. Was meinst Du mit Kapitulation? Im Kriegsgeschehen bedeutet es, sich dem Feind auszuliefern, auf Gedeih und Verderb - auch ein Risiko. Das meinst Du aber sicher nicht. Was bedeutet dieses Wort für Dich im Zusammenhang dieses Threads?
Ja durch die Erfahrung der Individualität sind wir in der Lage, uns selbst und auch den anderen zu erkennen. Wir sind scheinbar getrennt und doch ist alles eins.
Ja, das sind wir, eins. Nur im Moment sind wir anscheinend in diesem "eins" nicht handlungsfähig. Handeln können wir nur als Individuen, allein oder im "ausgehandelten" Zusammenschluss. Mit ausgehandelt meine ich in diesem Fall, Akzeptanz der Grenzen des anderen, einschließlich der jeweiligen Vorstellungen und Finden der Gemeinsamkeiten und Kompromisse. Zumindest in Krisengebieten der Welt scheint dies ein bewährtes Konzept, wenn dem nicht egoistische wirtschaftliche Interessen der Waffen- und anderen Industrie und/oder Geschäfte entgegenstehen und eine Befriedung verhindern.
Ob dies bei Opfern und Tätern genauso möglich ist? Es gibt anscheinend auch hier verschiedene gute Konzepte (gewaltfreie Kommunikation, Mediation, Opfer-Täter-Ausgleich....)
Ein philosophische Denkweise wäre: Wo kann ich dich in mir erkennen? Welche Einstellung rufst du in mir wach? Welchen "Kern" erkenne ich? Ist er, der Kern, zu erkennen, gibt es keine Trennung. Wer das
immer schafft, hats anscheinend geschafft...Aber ist es noch ein Mensch?
Lieben Gruß vom
liebenTee