Hallo,
mir liegt daran, möglichst keine Panik und keinen Defätismus aufkommen zu lassen. Das beste Mittel ist, scheint mir, Abwehrmöglichkeiten aufzuzeigen. Bloßes Hinweisen auf die in vieler Hinsicht bestehende Unzumutbarkeit der Verhältnisse allein kann Depression erzeugen. Und den weit verbreiteten Irrtum: „da kann man ja doch nichts machen.“ Es wundert mich, daß andere mit mehr Kompetenz als ich dazu nicht nachhaltig beitragen.
In vielen Gesprächen stoße ich zunehmend auf Meinungen, die - m.A. voreilig - Panik ausdrücken und verbreiten können. Auf einige gehe ich im Folgenden ein
Mir liegt es dabei völlig fern, jemandes Leiden zu bagatellisieren. Ich will nur, im Rahmen meiner Möglichkeiten, zeigen, daß es nicht ausweglos sein muß.
Es wird z.B. gesagt:
1) Man habe schon soviel probiert (mit verschiedenen Abschirmmaterialien usw.) aber es habe nichts gebracht oder sei mindestens nicht ausreichend gewesen. Oft erweist es sich als hinderlich für das weitere Gespräch, wenn ich nachfrage: um welche Stoffe es sich handelte, wie und wo die angebracht waren, warum ausgerechnet dort und anderswo nicht, und welche Leistungsflußdichten vor und nach dieser Abschirmung gemessen worden seien. Häufig besteht ein Mangel an Grundkenntnissen.
2) Weiterhin die Auffassung, mit den LTE-Frequenzen trete die ultimative Katastrophe ein – das seien weiß nicht wie viele Frequenzen, die kämen überall durch.
Was heißt das denn? Heißt das, die Gewirke haben jede Schirmwirkung verloren? Oder diese ist nun gänzlich ungenügend? Auch da wären Meßwerte wesentlich. Außerdem gibt es die – in der Regel von einem vereidigten Sachverständigen gemessenen – Schirmkurven, die für alle relevanten Frequenzen die Schirmdichten erkennen lassen. (Auch wenn in der Praxis etwas niedrige Schirmdichten gemessen werden; das dürfte an schwer vermeidbaren Mängeln der Ausführung liegen.)
3) Gesagt wird, es komme nicht auf „Messungen“ an sondern auf das Befinden. Es gehe ja nicht um Physik sondern um Biologie.
Ein Meßgerätehersteller erklärt tatsächlich, es komme nicht auf die Mikrowatt pro Quadratmeter an sondern sein Gerät messe mit der "Empfindlichkeit unserer Nervenzellen". Schon das Wort „Messen“ erzeugt nicht selten Widerwillen. Verständlich (man hatte keinen Physikunterricht oder hat immer gefehlt) aber dennoch auf Missverständnis beruhend. Messen heißt schlicht, objektiv feststellen, ob und in welchem Maß an 1 Ort zu 1 Zeit ein bestimmtes Phänomen da ist. Ohne das geht’s nicht.
4) Man wisse ja selber, wie es einem gehe.
Wahr – aber nur die halbe Sache. Zwischen Befinden und EMF besteht keine 1:1–Zuordnung. Manchmal braucht der Organismus etliche Tage, um sich nach Wegfall der Strahlung zu regenerieren. Es soll sogar Erstverschlimmerungen nach dem Abschalten geben – als sei der Organismus sozusagen süchtig. Außerdem ist das Befinden stark abhängig vom sozialen Kontakt: Mitglieder derselben Gruppe stimmen häufig auffallend überein. Das nennt man Konformismus (weder Diffamierung noch Abwertung – schlicht ein Gruppenphänomen); seit Jahrzehnten bekannt. Also, wenn mehrere Menschen im selben Raum fast im selben Augenblick „dasselbe spüren“, wäre ich vorsichtig. Messgeräte urteilen nicht konform – vielleicht sind deswegen z.T. unbeliebt?
5) Eine verhängnisvolle Rolle scheint mir bei manchen der „Esmog Spion“ (Endotronics) zu spielen.
Ich habe mit dem Gerät nie gearbeitet; aus der Website ist schwer klug zu werden. Er scheint keine metrische Skala zu haben, sondern nur grobe auditive Schätzung der LFD zu ermöglichen. Und offenbar tönt er schon bedrohlich bei Feldstärken, bei denen andere Geräte nur noch Weißes Rauschen übermitteln. Klar, damit kann man sich leicht terrorisiert fühlen. Andererseits ist bekannt, dass es den meisten Elektrosensiblen gut geht bei < 0.1 McW / qm.
6) Sogar der Behauptung bin ich begegnet, manche Personen würden mehrere Dutzend unterschiedlicher Frequenzen wahrnehmen und unterscheiden.
Na gut, vielleicht gibt es das ja. Aber es wäre auch in der wohlgesonnenen Fachwelt wohl eine Sensation (an der Grenze zur außersinnlichen Wahrnehmung) – aber es verdiente doch wohl eine gründliche Nachprüfung. Doppelblind und mit Messgerät.
7) Erzählt wurde mir, selbst nichtmetallische Gegenstände würden „vibrieren“.
Unklar, mit welchem unserer fünf Sinne das gehen soll. (Erinnert an das Stühlerücken bei Geistererscheinungen?) Denkbar: über das Vibrationsempfinden. Aber dessen Bereich ist ja beschränkt – er dürfte kaum über den hörbaren Frequenzbereich hinausgehen. Außerdem sollten die Vibrationen durch Erdung wohl verschwinden. (Wenn man erst mal die Oberflächen leitend gemacht hat.)
8) Ein Schreckgespenst: Unter einem Baldachin sei es genau so schlimm wie draußen. Weil, so die Überlegung, durch einen Baldachin mit 50 db zwar nur 1/100.000 der Strahlung hereinkommt. Drinnen werde die aber unbegrenzt oft an dem Gewirke reflektiert.
Übersehen wird dabei, dass vermutlich ziemlich rasch Dämpfung wirksam wird. Und dass diese Katastrophe messbar wäre. Wenn man eben messen würde. (Klar: es kann Interferenzen geben: an manchen Stellen kommt es zu – relativen! - Verstärkungen, an anderen zu Abschwächungen. Auch diese sind aber messbar. Und halten sich m.W. im beherrschbaren Bereich.)
(Oft liegen Alternativinterpretationen nahe. Z.B. ist der Luftaustausch durch die Gewirke – auch wenn die durchsichtig sind - nicht perfekt. Reicht aber für die meisten, zumal die Baldachine geräumig sind. Außerdem kann es Materialunverträglichkeiten geben. Silbergewirke haben möglicherweise einen Abrieb, der eingeatmet wird. (Unter einem solchen habe ich monatelang sehr gut geschlafen – bis ich anfing, mich elend zu fühlen. Haarmineralanalyse ergab einen um’s 30-Fache erhöhten Silberwert im Kopfhaar, und immer noch 5-fache Erhöhung im Schamhaar. Silber ist halt nicht gesund. Ein Freund hat sich einen Baldachin aus adamantan003 – V2A-Stahl – gebastelt (war mühsam), und hatte nie Beschwerden.
Schließlich gibt es – leider aber häufig – das Phänomen, das echt leidende Menschen sich sozusagen identifizieren durch ihr Leid. (Auch: ihre sozialen Rollen z.T. daraus ableiten.) Freud sprach in diesem Zusammenhang von „sekundärem Krankheitsgewinn“. (Ein Gedanke, dessentwegen man heute noch gesteinigt werden kann.) Dann hat Heilung oft wenig Chancen. U.a. wird manchmal der Umstand beiseite gewischt, dass Besserung von Elektrosensitivität gefördert wird durch radikale Entfernung + Ausleitung von Zahnmetallen, Erhöhung der antinitrosativen und antioxydativen Kapazität, durch Gorilla-Diät, Elimination von Wohngiften usw.
Grundsätzlich: Menschliches Leiden halte ich immer für ernst, schwerwiegend und relevant. Unsere Interpretationen nicht so unbedingt. Und ich halte nicht alles für sooo aussichtslos.
Zu berücksichtigen ist auch, dass Meß- und Abschirmtechnik (und v.a. ihre physikalischen Grundlagen) nicht wirklich durchschaubar sind für unsereins. Auch bei großem Fleiß nur sehr eingeschränkt. Und es gibt so wenig sinnlich Wahrnehmbares. So ist es – ganz ohne Verschulden – ein Gebiet, indem Aberglaube prächtig gedeiht. (Vgl. alle die teuren Kristalle oder Chips, da da um’s Bett gelegt, auf die Handys geklebt werden. Am frivolsten und frechsten beworben m.W. die „MindLink“-Produkte, um die sich eine pompöse aber völlig haltlose „Theorie“ über „Skalarwellen“ rankt. Patentiert – das geht ja leicht – aber nie nach den Regeln der Kunst experimentell überprüft.)
Ich wünsch uns allen Zuversicht, rational gesteuertes Handeln und Erfolg.
Liebe Grüße
Windpferd