Menschen kennenlernen

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Mike hatte es vorgeschlagen, und ich finde das ein gutes Thema, das auch gut in diese Rubrik passt:

Menschen kennenlernen - was gehört dazu, was erleichtert es, was erschwert es?

Ich hatte ja schon etwas dazu geschrieben. Hier ist es noch einmal:
ich finde übrigens nicht, daß es mit zunehmendem Alter schwieriger ist, neue Leute kennenzulernen. Gut - man hat vielleicht nicht mehr so viele Möglichkeiten wie als junger Mensch, aber sonst fallen dafür einige Hemmschwellen weg (wenigstens erlebe ich das so). Es ist nicht mehr so wichtig, daß jemand mich nun ganz toll findet. Dafür fällt es mir um so leichter, jemand anderen interessant, witzig, gut informiert usw. zu finden, also "Einzelteile" von jemand gut zu finden und zu erforschen. Ich beziehe Bemerkungen nicht mehr sofort auf mich persönlich sondern schaue mir erst einmal an, warum diese Bemerkung gemacht wurde bzw. von welchem Hintergrund her sie kam. Das erleichtert vieles.

Was sagen die anderen dazu?

Gruss,
Uta
 
Die These, dass es mit zunehmendem Alter schwieriger ist, "neue" Menschen kennenzulernen, trifft bei mir nicht zu (es geht mir ähnlich wie Uta).
Im Gegenteil - ich habe heute weniger Hemmungen, auf Leute zuzugehen als früher. Warum das so ist - ich vermute, dass ich heute selbstbewusster bin und auch eine gewisse Lebenserfahrung habe. Ich habe oft feststellen können, dass mich niemand "frisst", bloss weil ich ihn oder sie unbekannterweise anspreche, ob das nun z. B. in einem Seminar, auf einer Veranstaltung oder einfach auf der Strasse ist. Oft ergibt sich sogar eine interessante Unterhaltung.

Es gehört Offenheit dazu, Menschen kennenzulernen - und auch ein wenig Mut.

Eine sehr gute "Übung", mit jemandem, den man (noch) nicht kennt, ins Gespräch zu kommen, ist z.B. ein Sprachkurs. Als Beispiel erwähne ich die Methode meiner früheren Italienisch-Lehrerin: Alle Teilnehmer mussten gleich in der ersten Stunde ihre Plätze verlassen, herumgehen und andere Teilnehmer in der fremden Sprache ansprechen (es war anfangs nur "Guten Tag, wie geht es Ihnen?" zu sagen). Dabei ist das Eis schnell gebrochen, und es war obendrein auch noch ganz lustig.
Auf diese Weise ging das Kennenlernen ganz einfach...

LG,

uma
 
neue leute kennenzulernen fällt mir auch nicht schwerer als früher. und das gilt nicht nur für flüchtige bekanntschaften sondern auch für solche, die zu wirklichen freunden werden. nur einen neuen potentielle partner zu finden wird immer schwieriger, oder auch nur jemanden in den ich mich verlieben könnte. aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich in einer eher kleinen stadt lebe, echt trostlos. :(
(wieso gibt's eigentlich keinen :traurig: smiley – oder bin ich wieder mal blind?)
 
Hallo Ihr Lieben,

ich war gerade 2 Monate in Kur und musste dort erst wieder lernen, Menschen kennenzulernen. Zuvor war ich durch die Vergiftung ein Jahr viel allein zu Hause und habe mich stark zurückgezogen. Meine Freunde hatte ich selektiert, denn ich merkte, dass ich viele "Ausgeh- Freunde" hatte, die sich für meine Krankheit nicht interessierten und sich im Laufe der Zeit zurückzogen.
Darüber war ich allerdings nicht traurig, da die Treffen sehr oberflächlichverliefen. Jetzt habe ich noch 3- 4 gute Freunde, mit denen ich tiefgründige Gespräche führen kann und die mich so akzeptieren, wie ich im Moment bin.

In der Kur wurde ich wieder ins pralle Leben geschmissen und es fiel mir schwer mit so vielen neuen Leuten zu kommunizieren und in Kontakt sein zu müssen. Ich nahm anfangs nur an den Pflichveranstaltungen teil und zog mich dann wieder in mein Zimmer zurück. Mit der Zeit ging es mir körperlich ein wenig besser und ich ließ mich auf Gespräche und Unternehmungen ein, die mir sehr gut taten. Zuletzt hatte ich ein Netzwerk von Bezugspersonen und jetzt zu hause fühle ich mich richtig einsam ohne sie...

Ich denke aber, die Kur hat mich wieder ein Stück ins Leben zurückgebracht
und mir neues Selbstbewusstsein gegeben.
Ich merke nur, dass ich wieder in alte Muster verfalle und wenig Sport mache und immer passiver werde, was mir garnicht gefällt! In der Kur ist eine Umschulung beantragt worden und jetzt sitze ich in Warteposition und kann keinen Job annehmen und plage mich mit den Ängsten herum, ob ich überhaupt schon fit genug dafür bin.
Ich fürchte, ich bin ziemlich vom Thema abgekommen :eek:), aber das sind so die Fragen, die mich momentan sehr beschäftigen und mit denen ich mich alleine fühle...

Lieben Gruß
Kerstin :wave:
 
hallo Kerstin,
da bist du gar nicht alleine! Ich kapsele mich seit Jahren immer mehr ab, weil mir soziale Kontakte zu anstrengend sind. Einige meiner Freunde kommen trotzdem ab und zu. Für mich der reinste Horror vorher und hinterher freue ich mich dann doch, weils schön war.
Manchmal denke ich, ich werde nie wieder so gesund, dass ich wie früher an vielen Sachen teilnehmen kann, aber wenns mal besser läuft ist das auch wieder vergessen ... bis zum nächsten Rückschlag.
Naja, jedenfalls merken wir, dass noch ein bißchen geht, wenn wir denn doch mal gefordert werden.
LG
ADo
 
Kann es sein, dass viele von Euch sehr zurückgezogen leben? Ihr seid oft hier im Forum. Das passt grundsätzlich zu Leuten, die auch mal lieber einen Kontakt genau in dem Moment haben, in welchem sie einen wollen ... aber nur genau so lange, wie sie wollen. Auf der einen Seite freut man sich über "richtige" Kontakte ... und doch ist man sehr zurückhaltend, einen einzugehen.
Wenn's nicht hier drin im "Nachdenken" stehen würde, dann müsste man fast bewusst sowas machen wie ... auf die anderen zugehen. Also auch einmal von sich aus bewusst den Kontakt zu bekannten Menschen wieder aufnehmen, als darauf zu warten, dass andere kommen. Irgendwann kommt dann ja vielleicht niemand mehr, weil es immer einfach zu einseitig war und weil die fehlende Initiative als fehlendes Interesse gedeutet wurde ... was ja eigentlich naheliegend ist.

Gruss, Marcel
 
Hallo Marcel,
da hast Du recht! Das hat mir in der Kur so gut gefallen, man konnte mal eben- genau dann, wenn man das Bedürfnis hatte- bei jemandem klopfen gehen, sich aber wieder zurückziehen, wenn man genug hatte. Das ist zu Hause schwieriger... dann muß man erst herumtelefonieren, sich verabreden, und die Gefahr besteht dann, dass es einem genau zu diesem Zeitpunkt schlecht geht.

So lebe ich auch erst, seit ich krank bin. Aber wie gesagt- mit 3-4 Leuten treffe ich mich regelmäßig und da ergreife auch ich oft die Initiative. Aber ich muß zugeben, das reicht mir im Moment auch. Ich arbeite wieder freiberuflich als Krankengymnastin und da muß ich auch auf andere zugehen und Kontakte aufbauen...also, ich steige wieder langsam ein... ;)

LG Kerstin
 
Hallo ADo,
so wie Dir gehts mir auch. Ich denke auch oft, ich werde nie mehr richtig gesund und werde einige Sachen nicht mehr machen können (z. B in Kneipen gehen, wegen dem Rauch,etc.). Aber ich versuche mich im moment über die Dinge zu freuen, die wieder gehen...z.B. ein kleiner Stadtbummel, ein Waldspaziergang, schwimmen gehen...ich merke, dass ich gaaanz langsam immer ein wenig mehr kann. Geduld ist wahrscheinlich das Allerwichtigste.

Was mich auch freut, ist, dass ich immer mehr essen kann. Meine HI ist nicht mehr so ausgeprägt und ich kann in Maßen fast alles essen :freu: .

LG Kerstin


Geduld, denn manches braucht seine Zeit
Beharrlichkeit, denn vieles braucht einen langen Atem
Gelassenheit, denn das Wichtigste im Leben lässt sich nicht erzwingen.
 
Menschen kennen lernen.

Hallo Ihr Lieben
Es gibt ja viele Arten von kennen lernen. Jemanden hier im Forum zu schreiben hat ja auch was von kennen lernen zu tun.

Ich lerne gerne Menschen kennen. Bis vor 2 Jahren ging das auch recht schnell. Nun bin ich mehr krank als gesund und da geht das eben nicht so.

LG Klaudia
 
Hallo,

Marcel hat es ganz gut beschrieben, im Net kann man den Kontakt haben wann man es will und sich zurückziehen, wenn man es will.
Da ich noch nie so richtig kontaktfreudig war, gefällt mir das ganz gut. Im Leben Kontakte zu knüpfen fällt mir sehr schwer, manchmal denke ich, ich möchte das auch nicht. Vielleicht Angst vor Enttäuschung, Ablehnung? Angst, gesellschaftliche Verpflichtungen nicht erfüllen zu können/wollen?
Andrerseits beneide ich manchmal die, die für alles jemanden in der Hinterhand haben, egal um was es geht. Aber dafür regelmäßig zum Stammtisch oder zum Vereinstreffen? Nee, das ist nichts für mich...

Leben ist schon manchmal ganz schön schwierig....oder macht man es sich selbst schwer?

samadhi
 
Hallo
Mir geht es wie Samadhi. Gelte sowieso als Spinner und zu anstrengend, was ich aber auch verstehen kann. Habe aufgehört, Freunde zu finden und hoffe, irgendwann in einer Welt zu leben, wo ich besser zurecht komme.
Ich erschaffe zwar meine Umwelt, es liegt am einem selbst, aber ich bemühe mich so sehr und irgendwie fruchtet es nicht so. Diese blöde Anst, die immer dazwischen funkt, werde ich einfach nicht los.Aber Liebe(einfach gesagt), Verständnis und Geduld sollen ja helfen.Am einfachsten geht es bei meinem Kind, dies um zu setzten und da funktioniert es. Sonst aber nicht.

Liebe Grüsse Sabrina
 
Hallo,

Ich habe auch Schwierigkeiten neue Leute kennen zu lernen, früher war es einfacher, da man noch zur Schule usw ging. Da habe ich ganz automatisch Freunde gefunden. Heute eine gut Freundin zu finden ist schwer, die meisten sind zu sehr mit ihrer Familie beschäftigt. Dadurch sind auch viele Freundschaften auseinander gegangen. Bei den Männern ist es irgendwie anders, da halten die Freundschaften meist trotz Familie, so jedenfalls meine Erfahrung.

Ich habe immer versucht die Freundschaften zu halten, aber da ich keine Kinder habe konnte ich irgendwie nicht mitreden und die Interessen gingen auseinander, kam mir vor wie ein Außenseiter.

Es gibt auch viele Leute die sich für etwas Besseres halten und auf mich herabschauen. Ich gebe eben nicht so viel darauf immer die neuste Mode zu tragen oder mir Haare anschweißen zu lassen. Mit solchen Leuten kann ich (und will ich) nichts anfangen.

Doch leider kommt man manchmal nicht drumrum.....und dann fühle ich mich sehr unwohl in deren Gesellschaft.
 
Iregdnwie ist bei mir der Alltag durch beruf, Kind und Haushalt so ausgefüllt, dass ich eigentlich kein weiteres Bedürfnis habe.

Es kommt natürlich auch darauf an, was für Kontakte man meint. Ich hab eine sehr gute Bekannte, die mir mehrmals in sehr schwierigen Situationen geholfen hat.(stundenlang zugehört als meine Oma mit 100 Jahren starb und kein Mensch Verständnis hatte, dass das für mich trotzdem ein Verlust ist..) Ja wir mögen uns sehr aber sie hat eine riesigen Bekanntenkreis. Ich würde nicht sagen wollen, dass ich ihre Freundin bin. Aber ich wusste immer, dass ich sie anrufen kann, wenn ich sie brauche und sie innerhalb von paar Tagen Zeit für mich finden würde. Und das war zeitweilig so wichtig. Vor 5 jahren zog sie ganz in meine Nähe, etwa zwei Minuten entfernt. Das hat mir so ein gutes Gefühl gegeben meine F. so in meiner Nähe zu haben. Wir haben uns auch öfters auf der Straße getroffen und festgestellt, dass wir uns mal besuchen müssten.... Letzten Montag, also nach 5 Jahren haben wir es wirklich gemacht. Ich hab sie das erste mal in der Wohnung besucht und es war ein wundervoller Abend. In drei Wochen ziehen wir allerdings selber aus und die Entfernung wird etwas größer aber auch nicht unüberwindbar.

Komisch, allein das Wissen, dass sie so nah ist, hat mir irgendwie geholfen, sie nicht zu brauchen in den letzten 5 Jahren.

Anne
 
Hallo zusammen,

ein gutes Thema und deshalb möchte ich es mal wieder hervorkramen. Mit meinen 37 Jahren muss ich sagen, dass ich mir Freundinnen, wie es vor 5-10 Jahren noch waren, nicht mehr vorstellen kann. Dinge, die ich früher zu Schulzeiten mit der besten Freundin bequatscht hätte, sind im heutigen Freundeskreis undenkbar. Kontaktscheu bin ich nicht, aber ich habe nicht mehr das Bedürfnis zu engen und intensiven Kontakten. Zu viele sind auseinandergegangen. Kaum haben Freundinnen geheiratet und Kinder bekommen, ist es nach und nach auseinandergegangen. Vor ein paar Jahren habe ich mir gewünscht, dass ich mich mit meinen Freundinnen und unseren Kindern treffen kann, wir uns austauschen können, uns gegenseitig unterstützen, aber irgendwie sollte es wohl nicht sein.

Mittlerweile reichen mir Bekanntschaften, weil ich mir diese Nähe nicht mehr vorstellen kann.

Liebe Grüße Manuela
 
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