Nein Bodo.
Ich finde diese Ansicht erinnert an die letzten Jahrhunderte und ist zudem völlig aus der Luft geholt.
Wenn häufiges Onanieren in der Pubertät krankhaft wäre, dann würden Bravo und wie sie alle heißen, alle Jugendlichen zum Arzt schicken.
Das machen sie aber nicht, sondern schreiben im Gegenteil, dass Onanieren auch 10x täglich noch im Normalbereich liegt.
Selbstbefriedigung bei Jungs - StarFlash.de
Ob das jemand so häufig machen will, ist dabei gar nicht die Frage, denn dabei geht es um einen Trieb und sexuelle Triebe sind bekanntlich hormongesteuert und unterliegen damit in gewisser Weise nur bedingt dem freien Willen. In der Pubertät hat ein Junge nur relativ wenig Kontrolle über diesen Trieb, was sich schon an den nächtlichen unwillkürlichen Samenergüssen zeigt.
Wenn ein Jugendlicher in einer freien und offenen Atmosphäre aufwächst, dann wird er sich vielleicht auch von seinen Trieben zuweilen überfallen fühlen.
Aber schlecht und dreckig? Nein. Das glaube ich nicht.
Anders ist das sicher in einer verpappten sexfeindlichen Umgebung.
Wir wollen nicht vergessen, was früher alles für ein Unsinn zum Onanieren erzählt wurde.
Die Behauptungen, dass Onanie Impotenz, geistige Rückbildung, Blindheit, Rückgratsverkrümmungen, Tuberkulose u.Ä. hervorrufen kann, entstammen übrigens alle einer Dissertation des französischen Arztes Samuel-Auguste Tissot (1728-1797) über die durch Selbstbefriedigung hervorgerufenen Erkrankungen im Jahr 1774. Alle diese Behauptungen sind schon längstens widerlegt, aber dennoch so lebendig, dass wir alle wahrscheinlich schonmal davon gehört haben.
Im 18. und 19. Jahrhundert fand als Fortsetzung der Ächtung der Onanie in ganz Europa geradezu ein „Feldzug gegen die Masturbation“ statt.
Es erschienen unzählige wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen, die die angeblichen Gefahren der Masturbation anprangerten und Methoden zu ihrer Verhinderung anboten.
Gleichsam als Bibel kann die ab 1760 in unzähligen Auflagen verbreitete Schrift L'Onanisme des Lausanner Arztes Simon-Auguste Tissot gelten.
Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass „Selbstbefleckung” die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindert und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führt.
Selbst Krebs, Wahnsinn oder Lepra sollten damals angeblich die Folge der Masturbation sein.
Und diese Ammenmärchen scheinen auch immer noch zu leben, denn warum sonst fragen Jungs im Internet des 21. Jahrhunderts immer noch Dinge wie
Selbstbefriedigung,gefährlich? - Yahoo! Clever
Und wer hier weiß, wie Gabriel aufwächst?
Um so ein Gefühl auszulösen, wie Gabriel äussert, reichen u.U. doch schon regelmäßige abwertende Bemerkungen zu den in der Pubertät vorkommenden unwillkürlichen nächtlichen Samenergüssen. Und wenn diese nur Ausdrucks des mütterlichen Frusts waren/sind, das Bett frisch beziehen zu müssen.
Nicht zu vergessen- In gewissen Gesellschaftskreisen wird die Onanie als Teufelswerk geächtet. Besonders zölibatäre Katholiken stehen bei der Ausübung der Onanie immer mit einem Bein in der Hölle.
Da die katholisch geprägte Sexualität im Allgemeinen nur existiert, um die Fortpflanzung der menschlichen Art zu gewährleisten und das Empfinden von Lust generell verwerflich ist, kann die Onanie nur frevelhaft und menschenunwürdig sein.
Auch in der islamischen Religion ist die Onanie verpönt. An einer Stelle im Koran heißt es: "Und diejenigen, die keine Gelegenheit zur Ehe finden, sollen sich keusch halten, bis Allah sie aus Seiner Fülle reich macht."
Wenn ein Muslim in der Zeit des Ramadan onaniert (unbeabsichtigte Ejakulationen bzw. Orgasmen im Schlaf sind davon nicht betroffen), wird das bis dahin geleistete Fasten ungültig und der unkeusche Muslim muss den Ramadan von vorne beginnen.
Aktuelle Studien jedenfalls zeigen, dass Onanieren gesund ist, das Immunsystem stärkt und gut für die Prostata ist.
Von daher kann man es Männern nur empfehlen.
Wer mir erzählen will, dass mit dem Jungen was nicht in Ordnung ist, weil er häufig onaniert, den kann ich nicht ernst nehmen.
Allerdings halte ich es für ziemlich sicher, dass seine direkte Umgebung, aus welchen Gründen auch immer, sein mentales Problem verursacht hat.