Themenstarter
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- 19.03.06
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Es ist schon ein paar Jahre her. Eine Arbeitskollegin und ich saßen mit einem jungen Erwachsenen, der im Rahmen der Mobilen Betreuung (Jugendhilfe) von meiner damaligen Einrichtung betreut wurde. Der junge Mann galt bis dahin als unauffällig, zurückhaltend, eher scheu und mit wenig Selbstwertgefühl gesegnet.
Wir waren gerade in einem ganz normalen Plaudergespräch, als der junge Mann in eine "Manische Phase" abglitt. Das heißt, er griff einen Teil der belanglosen Plauderei auf und begann dieses Thema zu einer weltbewegenden Frage hochzustilisieren und erklärte uns dann, dass er die Lösung für dieses und alle anderen Probleme hätte und dass er noch heute mit der Regierung sprechen müsse, damit denen das auch klar werde... usw.
Dabei war er kurze Zeit kaum ansprechbar sondern steigerte sich in seine tollen Ideen hinein.
Uns war furchtbar unheimlich zumute. Diese Phase ebbte aber hier nach kurzer Zeit wieder ab und er wurde zugänglicher.
Für den jungen Mann war das allerdings erst der Anfang. Er litt unter einer als "Manische Depression" diagnostizierten Störung. In den gelegentlich auftretenden manischen Phasen hatte er oft "Weltrettungphantasien", die er zum Beispiel den Passanten auf dem Bahnhofsvorplatz mitteilte, weil er meinte, das müsse jeder, jetzt und sofort wissen!
Außerhalb dieser Phasen zeigte er sich als "normal", schul- und ausbildungsfähig.
Herzliche Grüße von
Leòn
Wir waren gerade in einem ganz normalen Plaudergespräch, als der junge Mann in eine "Manische Phase" abglitt. Das heißt, er griff einen Teil der belanglosen Plauderei auf und begann dieses Thema zu einer weltbewegenden Frage hochzustilisieren und erklärte uns dann, dass er die Lösung für dieses und alle anderen Probleme hätte und dass er noch heute mit der Regierung sprechen müsse, damit denen das auch klar werde... usw.
Dabei war er kurze Zeit kaum ansprechbar sondern steigerte sich in seine tollen Ideen hinein.
Uns war furchtbar unheimlich zumute. Diese Phase ebbte aber hier nach kurzer Zeit wieder ab und er wurde zugänglicher.
Für den jungen Mann war das allerdings erst der Anfang. Er litt unter einer als "Manische Depression" diagnostizierten Störung. In den gelegentlich auftretenden manischen Phasen hatte er oft "Weltrettungphantasien", die er zum Beispiel den Passanten auf dem Bahnhofsvorplatz mitteilte, weil er meinte, das müsse jeder, jetzt und sofort wissen!
Außerhalb dieser Phasen zeigte er sich als "normal", schul- und ausbildungsfähig.
Manische DepressionManische Depression
Der Begriff Manische Depression ist veraltet und wird heute von dem Begriff Bipolare Störung ersetzt. Auf dieser Seite bleibe ich aber bei dem Namen Manische Depression, weil es viele Menschen gibt, die nur diesen Namen kennen.
Die Manische Depression ist eine Unterkategorie der affektiven Störungen. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß die Betroffenen sowohl wiederholt depressive Phasen (niedergedrückte Stimmung, verminderter Antrieb, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, fehlendes Selbstbewusstsein, Selbstvorwürfe, Selbstmordgedanken usw.) als auch -zu anderen Zeiten- manische Phasen (Hochstimmung, stark gehobener Antrieb, Aggression, Reizbarkeit, kein Bedürfnis zu schlafen, Rededrang, meist keine Krankheitseinsicht, meist hemmungsloses und unkritisches Verhalten, gesteigerte Impulsivität und Spontanität, erhöhtes Selbstbewusstsein usw.) entwickeln.
Häufig, aber nicht ausschließlich, treten solche Phasen nach äußeren Anlässen, wie z.B. Streß auf.
Man hat bis heute keine monokausale Ursache für die Manische Depression gefunden und schon gar nicht beweisen können. Zwillings- und Familienforschung deuten daraufhin, daß vielleicht eine kleine Komponente der Entstehung durch Vererbung erklärt werden könnte. Die Pharmaindustrie möchte natürlich glaubhaft machen, daß die Manische Depression zum überwiegenden Teil durch biologische Faktoren zustande kommt. Doch die vorgelegten Studien zeigen nicht unbedingt überwältigende Beweiskraft.
Die Manische Depression kann in jedem Alter entstehen (sich entwickeln). Die Häufigkeit und Dauer der einzelnen Phasen sind sehr unterschiedlich. Meist sind die manischen Phasen etwas kürzer als die depressiven. Mit fortschreitender Dauer werden die depressiven Phasen länger und die manischen kürzer.
Die Manische Depression wird oft allein mit Medikamenten, sogenannten Neuroleptika, Antidepressiva oder Antiepileptika behandelt. Darauf sollte sich so niemand einlassen. Wenn Medikamente eingesetzt werden, dann sollte auch immer Psychotherapie zum Zuge kommen, um die Manische Depression und ihre Ursachen zu behandeln.
Ca. 1% der Deutschen bekommen die Diagnose Manische Depression im Laufe ihres Lebens.
Herzliche Grüße von
Leòn