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Künstlerisch neurologische Musiktherapie: Im Gespräch mit Julia Alexa Kraft | Mal-alt-werden
Diese Form der Therapie und des Trainings ist sicher nicht nur bei schon beginnender Demenz sehr zu empfehlen sondern auch schon vorher oder eigentlich ein ganzes Leben lang. Das wäre doch ein Angebot, das Musikschulen machen könnten?!
Grüsse,
Oregano
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Was sind Inhalte und Ziele einer „Künstlerisch neurologischen Musiktherapie“?
In der „Künstlerisch neurologische Musiktherapie“ (KNMT) kommt neben dem sensomotorischen-, und Kognitionstraining auch eine starke emotionale Komponente zum Tragen.
Wie der Name schon sagt, verbindet dieses Therapiekonzept Methoden aus der trainingszentrierten, „Neurologischen Musiktherapie“ mit dem freien künstlerischen Ausdruck, der uns allen – beispielsweise in der Improvisation- gegeben ist und als ein Spiegel der Seele fungieren kann.
Das Instrumentalspiel steht im Mittelpunkt der Handlung: der Patient und ich musizieren gemeinsam, mit Noten, auswendig oder improvisierend. Unsere Kommunikation erfolgt in erster Linie durch die Begegnung in der Musik: es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“.
Oft musizieren wir zweistimmig, was nicht nur einen vertiefenden Dialog in der Musik ermöglicht, sondern auch einen größeren Trainingserfolg hat: u.a. werden verschiedene Formen der Aufmerksamkeit gleichzeitig trainiert.
Das Training ist ein zentrales Element des gesamten Therapiekonzeptes: es geht um Erhaltung und Förderung von Fähigkeiten, die dem Patienten ein Gefühl von Lebensfreude und Lebensmut vermitteln, ein Gefühl, von „ich kann etwas und das macht mir Freude “.
Die Musik erleichtert auch das Ausführen von Bewegungsabläufen, die sonst als schmerzhaft oder unangenehm erlebt werden.
Sie behandeln Menschen im Frühstadium einer Demenzerkrankung. Was kann die Musiktherapie erreichen, was wir in anderen Therapien nicht erreichen können?
Die Vorzüge der Musiktherapie liegen in der Möglichkeit, den Menschen unmittelbar emotional zu erreichen. „Musik geht uns ans Herz“- dieser Satz trifft es einfach. Hier liegen die größten Chancen aber auch die größten Herausforderungen.
Oft sind besondere Ereignisse im Leben eines Menschen mit speziellen Musikstücken gekoppelt, die entweder positiv oder negativ abgespeichert wurden: die Erinnerungen sind sofort wieder da, wenn die Musik erklingt, auch wenn die Ereignisse Jahrzehnte zurück liegen.
Um effektiv mit der KNMT arbeiten zu können, ist es wichtig, einen Einblick in die musikalische Biographie des Patienten zu erhalten, um die „richtige“ Musik auszuwählen. Nur wenn den Patienten die Musik „beflügelt“ und positiv stimmt, kann auch ein Therapieerfolg sichtbar werden.
Interessanterweise zeigt sich oft im Verlauf der Therapie, dass trotz schwächer werdender kognitiver Leistungen (wie Notenlesen) sich häufig die Klangqualität und der musikalische Ausdruck bei den Patienten verbessern.
Die Musiktherapie kann also erreichen, dass Körper, Geist und Seele –im wahrsten Sinne- in Einklang kommen.
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Diese Form der Therapie und des Trainings ist sicher nicht nur bei schon beginnender Demenz sehr zu empfehlen sondern auch schon vorher oder eigentlich ein ganzes Leben lang. Das wäre doch ein Angebot, das Musikschulen machen könnten?!
Grüsse,
Oregano