Interessenkonflikte in der Medizinforschung

Dora

in memoriam
Themenstarter
Beitritt
05.07.09
Beiträge
2.834
Mein Essen bezahle ich selbst!

Ein deutscher Mediziner berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Interessenkonflikten in der medizinischen Forschung sowie in seiner Tätigkeit als Arzt. Bei diesen kommen vertrackte psychologische Mechanismen zum Tragen. Wie lässt sich das Problem am besten angehen?

weiterlesen:

Interessenkonflikte in der Medizinforschung: Mein Essen bezahle ich selbst! - Spektrum.de


Diesen Zusammenschluss finde ich einfach genial!
 
Superartikel, danke.

Ich zitiere mal noch ein bisschen, um Lust zum Lesen des ganzen Artikels zu machen:


Da die Pharmaindustrie die Forschungsmethode bestimmt, besteht die Gefahr, dass nicht ein Studiendesign gewählt wird, das am besten den wahren Effekt eines Medikaments zeigt – denn daran hat die Firma kein primäres Interesse. Vielmehr legt sie häufig ein Studiendesign fest, das am wahrscheinlichsten eine Überlegenheit ihres Produkts gegenüber seinen Konkurrenten zeigt. Drittens: Die Datenhoheit liegt beim Auftraggeber. Zumindest bei Medikamentenprüfungen haben die durchführenden Kliniken keinen Zugriff auf die Daten und in der Regel auch keine Publikationsrechte. Dadurch könnten Daten unter den Tisch fallen, die nicht in die Marketingstrategie der Firma passen. Man bezeichnet das auch als "publication bias" – also das Nichtveröffentlichen negativ ausgefallener Studienresultate und eine überproportionale Publikation von positiven Ergebnissen. Diese Strategie vieler Firmen hat zu einer erheblichen Überschätzung der Effekte vieler Medikamente geführt und dadurch Patienten gefährdet.

In Deutschland gehören etwa 350 Ärzte der Ärzteinitiative MEZIS an. MEZIS steht für "Mein Essen zahl ich selbst" und ist der deutsche Ableger der internationalen "No free lunch"-Bewegung. Diese hat sich einer rationalen, rein evidenzbasierten Medizin verpflichtet und verzichtet auf alle Formen von Vergünstigungen durch die Pharmaindustrie. Der englische Slogan "There's no such thing as a free lunch" ist dabei noch viel treffender als die Eindeutschung "MEZIS", denn er steht nicht nur dafür, dass man sich nicht einladen lässt, sondern auch dafür, dass eine solche Einladung grundsätzlich nicht wirklich "for free" ist – es also so etwas wie ein kostenloses Essen mit der Industrie ohne Konsequenzen gar nicht gibt.

Meine Folgerung ist, dass wir Patienten noch viel, viel mehr darauf aus sein müssen, uns zu informieren - sei es vor einer empfohlenen Hüftop, sei es bei der Einnahme von medikamenten.

Kürzlich las ich, die Zahl der Dementen würde sich in den nächsten Jahren verdoppeln. Blutdruckmittel haben Demenz / neurologische Störungen als Nebenwirkungen, Menschen über 70 bekommen manchmal drei und mehr Blutdruckmittel, dazu Statine, Zuckermedikamente, nach einem Schlaganfall / Herzinfarkt auch noch Marcumar (Rattengift) - kein Wunder, dass die Zahl der Dementen steigt.

Hohen Blutdruck kann man durch konsequente Bewegung und Entspannung runterbekommen - jeden (der nicht durch ne Nierenkrankheit oder sowas hervorgerrufen wird), dahingehend wird aber wohlweislich keine nennenswerte Forschung gemacht, auch in den Blutdruckleitlinien und Gesellschaften kommt das nur am Rande vor.

Stünde da, jeder mit erhöhtem Blutdrcuk geht zur Bewegungs- und Entspannungsschulung, es gibt auf keinen Fall als erstes Medikamente, auch nicht, wenn der Patient das fordert, die Welt für Alte würde anders aussehen.

Hab mich gerade in Rage geschrieben, sorry.

Einen schönen Tag!
Datura
 
@Oregano danke, dass Du die Links zusammen geführt hast.
Es war ein Fehler von mir, nicht zuerst in der Suchmaschiene nachzuschauen.

Allgemein:

Nun zum Thema, mir imponieren Ärzte die sich auf Ihre Pflicht den Menschen zu helfen besinnen
und sich von diesem skrupellosen System los sagen.

Zuviel Elend wird in Deutschland durch deren Hände verrichtet.
Die Politik schaut seelenruhig zu schweigt und kassiert am Ende auch noch kräftig mit.

Ich habe mich immer gewundert, dass Seminare am schwarzen Meer veranstaltet wurden.

Oder wer am meisten bei der Pharma kauft, zu der Vip Lounge zählte.

Jede Medikamente haben heftige Nebenwirkungen und
doch gibt es leider immer noch zu viele Menschen,
die ein Schmerzmittel wie Bonbons einnehmen.

Was ist Demenz?

Es ist und bleibt eine schleichende Vergiftung.
Nur leider merkt das kaum jemand, oder möchte es gar nicht hören.

Dabei wäre es so wichtig, sich mit jeder Krankheit selbst auseinander zusetzen
und am Ende zu entscheiden, was man persönlich möchte oder nicht.

Ich hatte Gelbsucht, das Klinikum sollte Infusionen geben,
doch in den 14 Tagen wurde außer Untersuchungen nichts gemacht.

Keine Therapie!!! :bang:

Zu Hause angekommen wälzte ich meine Bücher und bin an Lachesis und Berberis hängen geblieben.
Ich fragte zur Sicherheit noch die Apothekerin und fing an selbst zu spritzen.

Dann fragte ich meinen HA auf dem Land und wir haben uns zusätzlich für Infusionen entschieden.

Wir haben gute Resonanzen.

Ich finde für alles ein Mittel und versuche zuerst einmal damit selbst klar zu kommen.


Ich bin Medizin geschädigt und versuche nur zu Leben.


lg Dora
 
Hallo,

das "publication bias" hat noch eine andere, häufigere Form: Die Herausgeber wählen die Artikel aus, die ihnen gefallen. Das ist ihr Recht. Nur: wenn Sie Artikel drucken lassen, die den Interessen der Konzerne zuwiderlaufen, kriegen sie eben keine Anzeigen mehr. Dann kenn eine Zeitschrift schnell am Ende sein. (In die "Deutsche Ärztezeitung" kriegt man z.B. absolut keinen amalgamkritischen Artikel rein.)

Allerdings: bei den führenden Zeitschriften werden die eingereichten Artikel "peer reviewed", d.h. sie werden anonymisiert und an einen oder mehrere "reviewer" (Gutachter) geschickt. Eine gute Idee, aaber: Der Herausgeber hat die Wahl, welchem Gutachter er welchen Artikel schickt. Und er kennt natürlich die Gutachter und kann abschätzen, wie die ungefähr urteilen werden. Und die Anonymisierung funktioniert auch nicht so doll. Denn die Gutachter kennen natürlich das Gebiet und die Forscher; sie wissen, wer was denkt / wer wir argumentiert . . . Mindestens können sie erraten, aus welchem Stall eine Studie kommt. Das heißt, der existenzbedrohende Druck auf den Herausgeber bleibt, vielleicht etwas vermindert.

Liebe Grüße
Windpferd
 
Oben