Themenstarter
- Beitritt
- 20.05.08
- Beiträge
- 7.144
Hallo,
angeregt durch die Informationen im Thread https://www.symptome.ch/threads/ueberlebt-infiziert-mit-dem-superkeim-mrsa.112158/ möchte ich hier eine Diskussion zu Patientenerfahrungen während einer längeren intensiv-medizinischen Behandlung anregen.
Ich selbst war im Jahr 2003 für 5 Wochen im künstlichen Koma auf einer Intensivstation und konnte das Krankenhaus erst nach fast einem halben Jahr verlassen. Die Zeit während des künstlichen Komas gehört bei mir zu den düstersten Kapiteln meines Lebens, obwohl die anschließende Zeit der Rehabilitation bis man selbst wieder Atmen, Schlucken, Sehen, Essen, Schmecken oder später sich Aufrichten, Sprechen, im Rollstuhl Bewegen, letztlich wieder Stehen, Verdauen und eine Toilette aufsuchen kann. Ein harter und langer Weg, der bei mir etwa 1 Jahr benötigte.
Kaum jemand ist bewusst was da abläuft und besonders während eines künstlichen Koma an Grenzerfahrungen vom Patienten erlebt wird. In den meisten Fällen (so wie bisher auch bei mir) schiebt man diese in den Bereich des Vergessens und unterdrückt jede Erinnerung. Deshalb gibt es bisher nur wenig Berichte, zumeist nur über Nahtoderfahrungen. Es wäre aber nicht nur für das medizinische Personal sondern auch für jeden von uns wichtig, dass man sich zumindest über die Zusammenhänge informiert.
Mein größtes Problem war, dass ich vieles während des künstlichen Koma hören konnte. So auch Gespräche der Ärzte, eine OP "live" erlebte, den Schichtwechsel und die Frage, ob ich morgen in den Keller geschoben werden kann, wie sich meine Familie auf Rat der Ärzte von mir "verabschiedete", weil ich vermutlich den nächsten Tag nicht mehr erleben würde....
Heute nehme ich an, dass die kalte Wut auf den "Fatzke" (so betitelte ich damals den Arzt in Gedanken - sprechen ging ja nicht- am Bett), der nicht über den Zeitpunkt meines Todes zu bestimmen hatte meine letzten Reserven mobilisierte und es kam nicht zu dem prognostizierten multiplen Organversagen. Einige Tage später wurde ich langsam zurück geholt, erstickte dann beinahe, weil die künstliche Beatmung abgestellt, der Tubus gezogen aber meine Atemmuskulatur kaum die Aufgabe erledigen konnte. Man befürchtet, dass man vor Erschöpfung einschlafen könnte und trotz Sauerstoffschlauch in der Nase erstickt.
Kaum jemand, der solche Erfahrungen nicht zu erleiden hatte kann sich vorstellen wie schnell sich nicht benutzte Muskeln abbauen und wie mühsam und langwierig die Reha sein wird. Ich bin leicht adipös mit 85 kg in die Klinik eingeliefert worden und hatte zum Zeitpunkt als ich schon den Rollstuhl benutzen konnte und zugenommen hatte 51 kg Körpergewicht, sodass ich weniger als 50 kg am Ende der Intensivbehandlung wog. Jetzt halte ich mein Gewicht bewusst konstant bei 65 kg.
Soweit erst mal für heute, ich hoffe, dass hier weitere Betroffene berichten.
angeregt durch die Informationen im Thread https://www.symptome.ch/threads/ueberlebt-infiziert-mit-dem-superkeim-mrsa.112158/ möchte ich hier eine Diskussion zu Patientenerfahrungen während einer längeren intensiv-medizinischen Behandlung anregen.
Ich selbst war im Jahr 2003 für 5 Wochen im künstlichen Koma auf einer Intensivstation und konnte das Krankenhaus erst nach fast einem halben Jahr verlassen. Die Zeit während des künstlichen Komas gehört bei mir zu den düstersten Kapiteln meines Lebens, obwohl die anschließende Zeit der Rehabilitation bis man selbst wieder Atmen, Schlucken, Sehen, Essen, Schmecken oder später sich Aufrichten, Sprechen, im Rollstuhl Bewegen, letztlich wieder Stehen, Verdauen und eine Toilette aufsuchen kann. Ein harter und langer Weg, der bei mir etwa 1 Jahr benötigte.
Kaum jemand ist bewusst was da abläuft und besonders während eines künstlichen Koma an Grenzerfahrungen vom Patienten erlebt wird. In den meisten Fällen (so wie bisher auch bei mir) schiebt man diese in den Bereich des Vergessens und unterdrückt jede Erinnerung. Deshalb gibt es bisher nur wenig Berichte, zumeist nur über Nahtoderfahrungen. Es wäre aber nicht nur für das medizinische Personal sondern auch für jeden von uns wichtig, dass man sich zumindest über die Zusammenhänge informiert.
Mein größtes Problem war, dass ich vieles während des künstlichen Koma hören konnte. So auch Gespräche der Ärzte, eine OP "live" erlebte, den Schichtwechsel und die Frage, ob ich morgen in den Keller geschoben werden kann, wie sich meine Familie auf Rat der Ärzte von mir "verabschiedete", weil ich vermutlich den nächsten Tag nicht mehr erleben würde....
Heute nehme ich an, dass die kalte Wut auf den "Fatzke" (so betitelte ich damals den Arzt in Gedanken - sprechen ging ja nicht- am Bett), der nicht über den Zeitpunkt meines Todes zu bestimmen hatte meine letzten Reserven mobilisierte und es kam nicht zu dem prognostizierten multiplen Organversagen. Einige Tage später wurde ich langsam zurück geholt, erstickte dann beinahe, weil die künstliche Beatmung abgestellt, der Tubus gezogen aber meine Atemmuskulatur kaum die Aufgabe erledigen konnte. Man befürchtet, dass man vor Erschöpfung einschlafen könnte und trotz Sauerstoffschlauch in der Nase erstickt.
Kaum jemand, der solche Erfahrungen nicht zu erleiden hatte kann sich vorstellen wie schnell sich nicht benutzte Muskeln abbauen und wie mühsam und langwierig die Reha sein wird. Ich bin leicht adipös mit 85 kg in die Klinik eingeliefert worden und hatte zum Zeitpunkt als ich schon den Rollstuhl benutzen konnte und zugenommen hatte 51 kg Körpergewicht, sodass ich weniger als 50 kg am Ende der Intensivbehandlung wog. Jetzt halte ich mein Gewicht bewusst konstant bei 65 kg.
Soweit erst mal für heute, ich hoffe, dass hier weitere Betroffene berichten.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: