Hallo Juliette, hallo Sternenstaub, hallo an alle,
ich muss gestehen, dass ich nicht den ganzen Thread gelesen habe, vielleicht habe ich also etwas verpasst.
Erst mal finde ich es eine gute Idee von Dir, lieber Sternenstaub, hier eine Geschichte zu erzählen!
Dann habe ich noch mal darüber nachgedacht, liebe Oregano, was ich unter Bewusstheit und unter Bewusstsein verstehe, ob ich da überhaupt trenne. Bewusstheit ist für mich, so glaube ich, das, was Du Juliette mit Hinwendung meinst, es beinhaltet schon eine bewusste Anstrengung, etwas, das ich mir ins Bewusstsein rufe, so dass ich es erleben, spüren und nachvollziehen kann. Bewusstsein ist in meinem Verständnis etwas, dass vorhanden ist, selbstverständlich, ohne dass ich immer wieder mir es bewusst machen muss.
Es ist eher selbstverständlich.
So wie z.B. die Gleichberechtigung von Mann und Frau oder von Menschen mit Handicap erst nachdem es lange im Grundgesetz schon verankert war, doch immer wieder eine bewusste Anstrengung benötigt, um sich im Bewusstsein fest zu verankern. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist zumindesten gedanklich für uns so eine Selbstverständlichkeit geworden, dass es uns sehr fremd vorkommt, wenn es in anderen (patriarchalischen) Kulturen noch anders verstanden wird. Komischerweise wird die eigene Geschichte dann ganz verdrängt. Auch in unserer westlichen Kultur bedurfte es einer langen Entwicklung, verbunden mit Auseinandersetzungen, Übertreibungen in die eine oder andere Richtung, bis wir uns auf das, was jetzt ist, eingependelt haben und immer noch ist es in vielen Bereichen der Gesellschaft noch nicht so, dass es ohne Reibung funktioniert.
Auch an diesem Beispiel ist erkennbar, wie schwer es uns fällt, Verschiedenheit und Gleichheit anzuerkennen, sowie Freiheit und gegenseitigen Abhängigkeit harmonisch zu leben. Dabei war natürlich das Bewusstsein über Gerechtigkeit, Solidarität, Fairness, Gleichwertigkeit schon immer (unterschwellig) vorhanden, denn sonst hätte es ja gar keine Entwicklung geben können, aber es dauert oft einfach sehr lange, bis sich etwas wirklich verändert und es ist anscheinend leider auch oft ein schmerzhafter Prozess.
So ist es auch mit der Menschheit. Selbstverständlich "wissen" wir, dass wir nicht so verschieden sind, wie wir annehmen oder uns vermittelt wird. Selbstverständlich schmerzt es uns, zu erleben, dass Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft diskriminiert werden. Als Kind erschien uns das doch allen völlig abwegig, bis wir in bestimmte Richtungen konditioniert wurden. Und selbstverständlich möchten wir keinem Lebewesen Leid zufügen, die Natur nicht vergiften oder zubetonnieren - bis uns das Leben anderes lehrte...
Dann muss erst wieder die Wissenschaft hinzukommen, die die Zusammenhänge entdeckt und belegt, bis wir uns wieder "erinnern". Und selbst, wenn dann die Beweise vorgelegt werden, dauert es lange, bis sich ein Um"denkungs"prozess in Gang gesetzt hat und bis es zur Selbstverständlichkeit geworden ist, noch viel länger.
Etwas zu erkennen und richtig zu finden, gedanklich nachvollziehen zu können, bedeutet ja auch beim einzelnen nicht, dass er es umsetzten kann. Ich denke nur mal an Suchtverhalten. Einsicht heißt nicht gleich konsequente Veränderung. Je mehr wir aber uns ernsthaft (oder auch spielerisch) mit einer Idee auseinandersetzen, je eher besteht die Chance, dass sie sich "materialisiert".
Deshalb finde ich es wichtig, sich die Zusammenhänge immer wieder bewusst zu machen, sie ins Bewusstsein zu holen.
Deshalb finde ich auch Deine Threads wichtig, Sternenstaub und auch viele andere Threads, die sich von verschieden Seiten her mit dem Thema auseinandersetzen.
Über die Funktion des Ich habe ich letztens etwas gelesen, was mir sehr eingeleuchtet hat. Es ging um die Frage, was den Mystiker vom Psychotiker unterscheidet. Beide landen im selben Ozean, während jedoch der Mystiker schwimmt, geht der Psychotiker darin unter. Wir benötigen unser Ich, um die Erfahrungen, die wir im "Einssein" machen, zu koordinieren und zu verarbeiten und in unserer alltäglichen Lebenswirklichkeit zu "übersetzen". Dem Psychotiker fehlt diese Möglichkeit, weil er keine stabile Ich-Struktur besitzt. So bleibt für ihn die Dualität auch bestehen, denn er kann sein Erleben nicht integrieren in die alltäglichen Anforderungen der Welt, in der wir nun mal hier und jetzt leben.
So genug für heut, ist schon wieder viel zu lang geworden.
Lieber Gruß
LieberTee