- Beitritt
- 10.01.04
- Beiträge
- 74.035
Hallo Thorsten,
die "Krebspersönlichkeit" sollte angeblich eine Persönlichkeitsstruktur haben, die vor allem psychische Übereinstimmungen der Erkrankten zeigten. Aber diese Diskussion ist doch vom Tisch...
Was bleibt, ist die Frage nach den Auslösern von Krebserkrankungen, und da könnte ich mir u.a. Neurostress, aber auch oxidativen und nitrosativen STress und noch viel mehr vorstellen.
Gruss,
Uta
die "Krebspersönlichkeit" sollte angeblich eine Persönlichkeitsstruktur haben, die vor allem psychische Übereinstimmungen der Erkrankten zeigten. Aber diese Diskussion ist doch vom Tisch...
www.pso-ag.de/menue_forschung6.htmLange Zeit wurde darüber spekuliert, ob Persönlichkeits- oder Charaktereigenschaften Krebserkrankungen auf direktem Wege verursachen könnten. Man ist sogar soweit gegangen, eine sogenannte "Krebspersönlichkeit" zu postulieren. Dabei soll es sich um unselbständige und überangepasste Menschen handeln, die antriebsgehemmt, defensiv und depressiv erscheinen, nicht in der Lage, ihre Gefühle angemessen auszudrücken und nicht zu befriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen fähig seien. Als lebensgeschichtliche Hintergründe wurden nicht bewältigte Verlusterlebnisse und unvollendete Trauerprozesse benannt. Die Brücke zwischen dem seelischem Empfinden und den körperlichen Auswirkungen wird im Immunsystem vermutet, das dann ebenfalls gehemmt und nicht hinreichend funktionstüchtig sein soll.
Wenn auch Theorie von der "Krebspersönlichkeit" z.T. plausibel kling, und scheinbar eine Lücke der naturwissenschaftlichen Erklärungsansätzen füllt, zwingt die persönliche, psychoonkologische Erfahrung in der Arbeit mit vielen Krebspatienten zu einer differenzierteren Einschätzung. Die Überzahl der Tumorkranken begegnen dem Betreuer wie Menschen, die sich in einer lebensbedrohlichen Lage befinden. Die Reaktionen sind in der überwiegenden Zahl der Fälle der Situation durchaus angemessen, und es besteht die Gefahr, Ursachen der Erkrankung mit ihren Folgen zu verwechseln. Veröffentlichungen zum Thema "Krebspersönlichkeit" sind deshalb genauer analysiert worden und ergänzende Forschungsbemühungen wurden unternommen. Die Literaturanalyse zeigte sich, dass letztlich nicht klar unterschieden wurde, ob das beschriebene seelische Befinden wirklich durch überdauernde, primäre Persönlichkeitseigenschaften oder nicht vielmehr durch die Krebserkrankung selber bestimmt war. Es sprachen viel mehr Hinweise zu dem Umkehrschluss, dass die vermuteten Merkmale der "Krebspersönlichkeit" nicht in den Ursachenzusammenhang der Krankheit gehören, sondern dass es sich um Folgen des bereits bestehenden Leidens, also um Reaktionen darauf handelte. Es erscheint auch unmittelbar verständlich, dass ein Mensch, der von seiner Krebsdiagnose erfährt, mit Verdrängung reagiert, sich mit seine aggressiven Gefühle zurückhält, eher depressiv erscheint und auch Phasen der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung durchlebt. Wenn er sich darüber hinaus als Krankenhauspatient noch in Abhängigkeit von Ärzten und Pflegepersonal fühlt, werden die meisten versuchen, wenig zu klagen, freundlich zu sein und sich an die Verhältnisse anzupassen, genauso, wie es bei der "Krebspersönlichkeit" beschrieben wird.
Es ist also unbedingt anzuraten, sich von dem eingängigen Stereotyp der "Krebspersönlichkeit" nicht gefangen nehmen zu lassen - um dem Leiden des einzelnen Kranken gegenüber nicht befangen zu sein.
......
Was bleibt, ist die Frage nach den Auslösern von Krebserkrankungen, und da könnte ich mir u.a. Neurostress, aber auch oxidativen und nitrosativen STress und noch viel mehr vorstellen.
Gruss,
Uta
Zuletzt bearbeitet: