Bis jetzt was ich von Betroffenen gehört habe sind bei vielen der Fälle wo eine Somatisierungstörung disgnostiziert wurde keine gründlichen Untersuchungen gemacht worden, sondern relativ schnell Medikamente verschrieben worden.
Gegen eine solche Vorgehensweise bin ich auch. Es sollten zunächst alle naheliegenden körperliche Ursachen ausgeschlossen werden.
Man kann nie sicher sagen das keine körperliche Ursache besteht ausser man macht viele (und auch teure Tests). Aus ökonomischen und aus Zeitgründen ist das derzeit kaum möglich im Gesundheitswesen.
Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass
alles untersucht werden muss.
Warum? Weil wie du schon schreibst
alles quasi unmöglich ist von zeitlichen und finanziellen Mitteln her. Alles was Sinn ergibt, wofür es Anzeichen gibt, alles was eine gewisse Wahrscheinlichkeit überschreitet. Und das ist dann immer noch eine Menge. Sollte all das ausgeschlossen sein ist die Überprüfung der Psyche meiner Meinung nach der nächste logische Schritt.
Ein Fall aus unserem Bekanntenkreis: Einer Frau wurde wegen div. Beschwerden ein psychisches Leiden diagnostiziert und über 10 Jahre ohne grosse Erfolge therapiert(SSRI ,ect). Nach 10 Jahren hat man endlich eine MRT gemacht und das Gehirn angesehen. Dann wurde ein Gehirntumor entdeckt der mittlerweile relativ gross geworden war. Durch die späte Diagnose und Operation ist die Frau heute halbseitig gelähmt.
Eine Routineuntersuchung kann leicht Krankheiten und Leiden übersehen. Psychosomatische Ausschlussdiagnosen sind deshalb nicht sehr zuverlässig.
Das kommt dann immer auf den Einzelfall an, wer sofort an einen Psychiater überwiesen wird ohne dass eine ausgiebige körperliche Untersuchung durchgeführt wurde darf zurecht empört sein. Nach zig Facharztbesuchen ohne klaren Befund kann man psychischen Erkrankungen aber ebenso wie allen anderen Krankheiten nachgehen.
Da sieht die Prioritätenliste für mich persönlich doch eher so aus:
1) Naheliegende körperliche Erkrankungen
2) Naheliegende psychische Erkrankungen
3) Umstrittene/kaum passende Erkrankungen
Und das rein von der Statistik her. Im Einzelfall kann das natürlich leider mächtig in die Hose gehen, für die Mehrzahl sollte so jedoch ein positives Ergebnis zu erwarten sein.
